Land(wirtschaft) I

Noch etwas habe ich beim Ausmisten meiner Favoritenliste gefunden:

Eine Dokumentation über die Probleme junger Landwirte, in Deutschland zu angemessenen Preisen Höfe erwerben zu können; über Auswege, unkonventionelle Lösungen, neue Ansätze.

Die musste ich mir dann sofort mal ansehen, und während ich damit noch beschäftigt war, fiel mir wieder ein, dass auch am Dienstag im ZDF eine Sendung über Bodenspekulation und andere Probleme der Landwirtschaft kam.
Ich frage mich auf der einen Seite natürlich, warum um alles in der Welt Investoren aus der Bau- und Immobilienbranche, der Möbelproduktion, Handelsketten und andere Branchenfremde ausgerechnet in Ackerland ihr Geld stecken. Die Frage ist rein rhetorisch: weil sie damit einen dicken Batzen Geld verdienen können. Und der deutsche Fiskus ihnen dabei auch noch sehr großzügig entgegenkommt😠. Was machen die eigentlich mit den hohen Subventionssummen, die um ein vielfaches höher sind als beim Durchschnittslandwirt um die Ecke? Die kaufen ja mit Sicherheit keine Mähdrescher oder andere Landmaschinen davon. (Ja, ja, auch diese Frage ist rhetorisch…)

Aber das ist ja nur eine Seite der Medaille, wenn man es richtig überlegt: denn auch wir Verbraucher sind nicht unschuldig an der Entwicklung. Im Gegensatz zu allen Nachbarländern rundum möchten wir anscheinend vor allem viel und billig essen. Wer einmal in Frankreich oder in den skandinavischen Ländern unterwegs war, den wundert das Preisniveau unserer Lebensmittel nur noch.

Vermutlich werden wir es mit unseren Lebensgewohnheiten nicht schaffen, von heute auf morgen nur noch saisonal und regional zu leben, wer möchte schon den ganzen Winter über Kohlgerichte, eingelegte Bohnen und Einkellerungskartoffeln essen. Aber ich persönlich freue mich, in einer Gegend zu leben, wo ich einiges aus der Direktvermarktung kaufen kann. Kartoffeln kaufe ich beim Nachbarn, der im Übrigen auch das Getreide anbaut, aus dem im Nachbardorf in der Mühle das Mehl produziert wird, das ich dort im Mühlenladen kaufe. In einem anderen Nachbardorf kann ich Schweinefleisch, Wurstwaren und Stippgrütze von Tieren kaufen, die ihre Ringelschwänze behalten dürfen und in geräumigen Laufställen mit viel Stroh leben, ehe sie in einer nahe gelegenen kleinen Landschlachterei geschlachtet werden. In 15 Kilometer Umkreis kann ich auch Biorindfleisch und antibiotikafreies Geflügel kaufen und bei Eiern habe ich sowieso die freie Auswahl, da die Hühnerhaltung schwer im Trend liegt.

Es gibt einen Anbieter von Ziegenkäse, der so guten Käse produziert, dass er bis nach Berlin ins Adlon verkauft. Es gibt gleich mehrere Galloway-Halter im Landkreis, die ihr Fleisch selbst vermarkten und noch einiges andere. Bekannte von uns imkern und verkaufen leckeren Honig. Und in Minden gibt es einen landwirtschaftlichen Kleinbetrieb, wo mit dem Pferd gepflügt wird, ehe das Gemüse angebaut wird.

Aber alles das ist ein Tropfen auf den heißen Stein, solange es keine strikten Regeln gibt, wie – und zwar nicht nur in Deutschland – mit landwirtschaftlichen Flächen und Erzeugnissen umgegangen wird. Wahllose Flächenversiegelung für Straßenbau, Energiegewinnung und Industrieflächen gehört genauestens reglementiert. Bodenspekulation zur Gewinnmaximierung oder als Abschreibungsmodell zwecks Steueroptimierung gehört ebenso geächtet wie Zinswetten auf kommende Getreideernten, ausfallende Kakaoernten oder ähnlich abartige Modelle.
Und die Subventionen müssen endlich danach verteilt werden, wie nachhaltig und emissionsarm Betriebe arbeiten, an die kleinen landwirtschaftlichen Betriebe wie die oben beschriebenen bei uns im Mühlenkreis, statt „Der Teufel sch…t auf den dicksten Haufen“, wie Annette Frier im Beitrag so schön treffend sagte.

Dieser Themenblock ist so umfangreich, dass ein zweiter Beitrag folgen wird. Am Ende dieses Beitrages halte ich erstmal fest: Der größte Teil der Landwirte, ob konventionell oder Bio, möchte nichts weiter als gute Arbeit leisten, um unsere Ernährung sicherzustellen. Aber leicht gemacht wird ihnen das nicht, und zwar von allen Seiten. Dazu gehören leider auch wir Verbraucher, die sich auch gern mal hinstellen und den Bauern ihre Arbeit erklären wollen.

Nochmal Klimawandel…

Ich muss euch das einfach noch einmal zumuten. Inzwischen bin ich beim Kapitel über die Landwirtschaft angekommen, das heißt, die Stromversorgung, den Tourismus und die Sicherheit habe ich noch nicht einmal erreicht. Aber gerade bei den Themen Verkehr und Wirtschaft wurde es mir so richtig mulmig. Denn das sind die klassischen Themen, an die wir Deutschen (und wahrscheinlich sind wir damit nicht allein) nicht so wirklich ran wollen. Und vor allem ein großer Teil der Politik wehrt sich hier gegen regulierende Eingriffe. Könnte ja Wählerstimmen oder Arbeitsplätze kosten. Nur nicht zu viel auf einmal zumuten…

Nun, das Gegenteil wird dann zwangsläufig eintreten und uns noch mehr zumuten. Und dabei ist es auch vollkommen wurscht, ob jemand „daran glaubt“, dass der Klimawandel menschengemacht ist oder ob das alles natürlich ist. Das ist dem Klimawandel aber auch sowas von egal, er steht nämlich nicht vor der Tür und klopft höflich an, er hat sich bereits ungebeten ins Wohnzimmer gedrängelt und wird bleiben. Schlimmer als die schlimmste Schwiegermutter! (Sorry an alle Schwiegermütter)

Reagieren müssen wir also, so oder so. Entweder wir lassen alles weiterlaufen, weil wir zu viel Angst vor Veränderung haben. Dann hat sich die Zivilisation, wie wir sie heute noch kennen, in spätestens einem halben Jahrhundert erledigt. Es wird gekämpft, um immer knapper werdenden Lebensraum, weniger Lebensmittel und sauberes Wasser zu immer höheren Preisen, weniger Ressourcen für Bau, Handel und alles andere Lebensnotwendige. Es wird Massenfluchten geben und bürgerkriegsartige Zustände. Ausbaden werden es vor allem diejenigen, die auch jetzt schon wenig haben, während sich bis dahin Milliardäre vielleicht schon endgültig in den Weltraum absetzen können. Vielleicht werden wir auch die modernen Dinosaurier und rotten uns einfach aus.

Oder wir erkennen an, was seit Jahren bekannt ist, dass sich vieles ändern muss, dass große Industrieanlagen an Flüssen vielleicht nicht mehr die beste Idee sind, weil das Risiko, entweder zu wenig Wasser (keine Kühlung, aufgeheiztes Flusswasser, Schiffsverkehr unmöglich, Fischsterben) oder aber viel zu viel Wasser (Überflutung von kritischer Infrastruktur oder Chemikalientanks, beides unkalkulierbare Risiken und verseuchen zudem das Grund-/Trinkwasser!) unberechenbar wird. Wer bedenkt im Alltag, dass viele Arbeiten (Bau, Straßenbau…) in heißen Sommern nicht mehr möglich sein werden? Wer bedenkt, dass sich mit dem veränderten Wetter und Klima die Palette der landwirtschaftlichen Produkte verringern und verändern wird? Wer denkt darüber nach, dass auch unsere Transportwege angreifbar sind? Diese ganzen Facetten müssen immer und überall mit bedacht werden, ob bei Stadtplanungen, Infrastrukturprojekten, ökonomischen Prognosen, Umbau der Landwirtschaft oder der Entwicklung des Arbeitsmarktes. Diese Bereiche können nicht unabhängig voneinander oder nach Partikularinteressen sortiert betrachtet werden, sie sind Puzzleteile des Großen und Ganzen.

Deshalb an dieser Stelle nochmal eine deutliche Leseempfehlung für das Buch aus dem vorherigen Beitrag.

Deutsche Befindlichkeiten – Teil 2

Auch kein sehr gutes Bild gibt es ab, dass sich in letzter Zeit jeder für ziemlich alles als Experte fühlt. Und sei es durch das Anschauen von Youtube DIY-Videos. Ich mag die auch ziemlich gern, aber ich traue, wenn es ans Eingemachte geht, auch sehr gern den Menschen, die einen bestimmten Job gelernt haben oder sich zumindest durch langes Lernen und Ausführen Fähigkeiten ordentlich angeeignet haben. Umgekehrt erwarte ich das ja auch. Hier geht es heute unter anderem um das Thema Baumfällungen. Ehrlich gesagt, die Mitarbeiter in städtischen Betrieben, die sich um Landschaftspflege zu kümmern haben, die sind nicht zu beneiden. Ich finde es natürlich auch schöner, wenn beispielsweise in den Parkanlagen viele grüne Bäume stehen, auch urige, alte mit langer Lebensgeschichte. Aber ich traue mir nicht zu, vom Ansehen und Bewundern der Bäume auf deren Gesundheit zu schließen. Selbst in meinem Garten schaue ich mir Bäume an und überlege, ob sich den einen oder anderen mal ein Experte ansehen müsste. Lässt die Stadt Bäume stehen und es bricht doch mal ein dicker Ast ab und verletzt einen Schüler auf dem Heimweg, ist das Geschrei nämlich auch groß. Also lieber mal einen Schritt zurücktreten, sich etwas aus mehreren Perspektiven ansehen und dem Gegenüber auch mal zutrauen, dass er weiß, was er tut.

Ähnlich sieht es mit der Landwirtschaft aus: Wer hat nicht im Kopf das Bild vom bunten Bauernhofleben der Kindheit, wo die Hühner im Garten scharren, die Kühe von Hand gemolken werden und die glücklichen Schweine im Schlamm suhlen. Ich kenne es (zum Teil) noch, habe beim Bauern gegenüber als Kind auf dem Feld mitgemacht, mit den Ferkeln im Ferkelauslauf getobt und Eier gesammelt. Genauso fasziniert habe ich dabei zugesehen, wie Hühner geschlachtet und ausgenommen wurden. Allerdings kann von dieser Idylle kein Landwirt mehr überleben. Zum Teil verdanken wir das EU-Bestimmungen, über die man trefflich streiten kann und auch muss. Aber ein unbequemer Teil der Wahrheit ist auch: Weil wir Verbraucher immer mehr Lebensmittel zu immer billigeren Preisen haben wollen. Fleisch kommt nicht mehr nur sonntags auf den Tisch, schließlich wollten unsere Eltern ja in den 70ern, dass es ihren Kindern einmal besser geht! Weil sich die Wertschätzung für regional erzeugte, saisonal verfügbare und verantwortungsvoll angebaute Nahrungsmittel drastisch verringert hat. Weil wir vom Rind nur noch das Filet, Vom Schwein das Kotelett und vom Huhn die Brust haben wollen. Weil wir „Superfoods“ aus Übersee als Heilsbringer kaufen (und damit gleich auch noch für ökologische und ökonomische Verschlechterungen in den Herstellerländern sorgen), die alle unsere Gesundheitsprobleme gleich beim Essen lösen sollen. Vor allem in den Städten, aber teilweise auch auf dem Land, ist der Wissensstand über Ackerbau und Viehzucht so geschrumpft, aber wir bilden uns ein, den Landwirten ihren Beruf erklären zu müssen. Wir sind nicht nur überheblich, wir haben uns von unseren Lebensgrundlagen, von der „Scholle“, dem Acker sehr weit entfernt.

Dafür gibt es wieder mehr Anhänger von „Blut und Boden“-Theorien. Die wissen ihrer Meinung nach ganz genau, was „Deutsch“ und was „Fremd“ ist. Gestern habe ich mich eine halbe Stunde auf Instagram mit den hanebüchenen Kommentaren so eines, ich kann ihn nicht anders als „Rotzlöffel“ bezeichnen, herumgeplagt. 23 Jahre, aus dem Ruhrgebiet nach seinem Profil. Ich war einfach neugierig, denn viele User bemühten sich, diesem Bengel mit Argumenten beizukommen und ihm auf diese Weise vielleicht auch einmal einen argumentativen Ansatz zu entlocken. Natürlich kam da nichts. Wenn er offensichtlich keine Ahnung von etwas hatte (und das war erschreckend viel), verlegte er sich darauf, die Leute als „Hund“ zu bezeichnen.

Auch jetzt folgt noch eine Fortsetzung…

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