Leuchtturmsommer

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Die Entscheidung für den großen Schreiblehrgang ist gut und schön, spannend und herausfordernd. Ich schreibe und schreibe und schreibe – woher alle diese Impulse kommen, weiß ich manchmal gar nicht.
Aber ohne praktisches Anschauungsmaterial – andere würden vielleicht auch „willkommene Abwechslung“ dazu sagen, fehlt mir etwas. Man muss sich ja schließlich auch mal belohnen, also sah ich meinen kleinen literarischen Ostsee-Ausflug als Fleißbienchen🐝 der besonderen Art an:

Eva zieht nach einer gescheiterten Ehe und einer geplatzten beruflichen Existenz (das eine hat mit dem anderen zu tun) samt pubertierender Tochter an die Ostsee. Hier soll sie in Liebwitz, dem „Dorf der Liebe“ an einem zum Standesamt umfunktionierten Leuchtturm ein Café übernehmen. Dass sie sozusagen die Katze im Sack gekauft hat, stellt sie sehr schnell und ernüchtert fest.
Nach den ersten beiden ernüchternden Begegnungen mit Einheimischen macht sie aber glücklicherweise auch rasch Bekanntschaft mit sehr warmherzigen, hilfsbereiten und unkonventionellen Menschen, die ihr Unterstützung, Freundschaft und eine neue Heimat bieten.

Dass sie nebenher in Gefühlsturbulenzen gerät, war nicht geplant und ist außerdem auch kompliziert…
Weiter will ich an dieser Stelle nicht spoilern, denn selber lesen ist bekanntlich Trumpf.
Ich hatte direkt eine Handvoll Kundinnen im Blick, denen ich diese Geschichte sofort anbieten kann, da sie sich augenblicklich nach einer leichten, ablenkenden Lektüre sehnen, die einfach mal für ein paar Stunden die Realität in den Hintergrund schiebt, und das auf sehr unterhaltsame Weise.

Es war ein Kurzurlaub im Kopfkino, ohne den Koffer packen zu müssen und eine passende Zugverbindung zu benötigen, selbst das Kreischen der Möwen und das Rauschen der Wellen am Strand konnte ich mir mühelos vorstellen. Die kleine Alltagsflucht hat Spaß gemacht und meine Spannungen ein wenig gelöst. Was will ich mehr?

Bibliographische Angaben: Marie Merburg, Leuchtturmsommer, Bastei Lübbe Taschenbuch, ISBN 978-3-404-18838-3, € 12,-

Der kleine Strickladen in den Highlands

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Auf dem Foto fehlen nur noch die Thermoskanne und der bauchige, rot glasierte Tonbecher mit den weißen Tupfen und gemütlich dampfendem Früchtetee, aber die standen auf dem Sessel nicht sicher. Denkt sie euch also einfach dazu.

Was ihr hier seht, ist meine Winterflucht, um kleine Auszeiten von der manchmal sehr nervigen Realität zu genießen oder mit der Begründung „ich muss ein Leseexemplar lesen und rezensieren“ in die Wärme unter der kuscheligen Sofadecke zu schlüpfen (Es gibt Tage, da habe ich das Gefühl, überhaupt nicht warm zu werden, und das liegt nicht nur daran, dass wir Heizenergie sparen…)

Seit ich die netten Leute aus (dem fiktiven Ort) Callwell am Loch Lomond kennengelernt habe, freue ich mich immer wieder, wenn ich zumindest in meiner Phantasie (oder eher der von Susanne Oswald) dorthin reise, in die wilden schottischen Highlands, wo es auf einer Insel im See sogar eine Kolonie von Wallabys gibt, die in den 1940er Jahren von Hertfordshire in Südengland aus dorthin ausgewildert wurden. Das allein macht mich schon ziemlich neugierig.
Und natürlich der Strickladen von Maighread, in dem man mit ziemlicher Sicherheit immer wieder etwas Schönes findet.

Ich war deswegen ziemlich geflasht, als ich im neuesten Band Neubeginn im kleinen Strickladen vom Woolhouse in Vlotho gelesen habe. Vlotho ist ein schönes Städtchen ein paar Kilometer weseraufwärts von Porta Westfalica – und was macht man als strickbegeisterte Buchhändlerin sofort? Richtig, die hilfreiche Suchmaschine (bei mir ist es übrigens Ecosia) befragen und dann staunen: Das Woolhouse gibt es tatsächlich. Und dort gibt es die britische Wolle, die in den Büchern immer wieder eine Rolle spielt, zu kaufen.
Bei Interesse schaut mal hier: https://www.woolhouse.de (Der Ausflug, den ich mit Tochter dorthin geplant habe, muss noch etwas warten. Im Augenblick ist Klausurenphase und überhaupt sehr viel los hier)
Ansonsten bekommt Callwell in diesem Buch mal wieder Zuwachs. Dieses Mal zieht der beschauliche Ort Amely in seinen Bann, eine junge Färberin, die mit ihren Pflanzenfarben die schottische Schafwolle zum Leuchten bringt. Nebenher werden natürlich auch die Geschichten von Maighread und Joshua, Chloe und Scott sowie dem Granny-Kleeblatt weitererzählt. Ein kleines heimatliches Gefühl stellt sich ein, wenn ich das nächste Buch aufschlage und in die Gemeinschaft eintauche. Das macht Spaß und gibt mir entspannte Stunden, die ich einfach nur genießen kann. Und, was ich sehr mag: Mit den Büchern kann ich lachen, weinen und auf der ganzen Klaviatur der Gefühle spielen. Im Gespräch mit Kundinnen in der Buchhandlung stelle ich auch immer mal wieder fest, dass es mir nicht allein so geht, sondern dass es viele Frauen gibt, die sich augenblicklich ganz gezielt solche kleinen Auszeiten suchen.

Überaus passend dazu hat die Autorin der Bücher auch noch ein Buch mit Strickanleitungen zu den vielen schönen Accessoires herausgebracht.
Ich glaube, ich bin im Bücher- und Strickhimmel😍.

Susanne Oswald findet ihr übrigens hier mit allem, was sie in ihrem Tausendsassa-Leben so macht.

Ein paar bibliographische Angaben:
Der aktuelle Band ist
Susanne Oswald, Neubeginn im kleinen Strickladen in den Highlands, Verlag Harper Collins, ISBN 978-3-365-00096-0, € 12,-
Das Strickbuch
Susanne Oswald, Maighreads Strickbuch, Frech Verlag,
ISBN 978-3-7358-7032-2, € 24,-

Und zum Schluss die (ich gebe gern zu, nicht ganz uneigennützige) Bitte: Wenn ihr die Bücher kaufen oder bestellen möchtet, geht vor Ort in eure inhabergeführte Lieblingsbuchhandlung. Und wenn ihr keine habt, schaut in den Städten ringsum. Denkt immer daran: Wenn ich will, dass es den Laden im Ort nächstes Jahr noch gibt, dann sollte ich dort auch einkaufen😉.

Winterzauber in den Dünen

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Kleine Auszeit gefällig? Etwas Winterromantik? Aber bitte nicht die x-te Liebesgeschichte mit jungem, knackigen Personal?

Ja, das geht. Anja (witzig, den eigenen Namen ständig im Buch zu lesen) ist seit zwei Jahren Witwe, trauert noch immer und stößt deswegen auf Unverständnis. Als es nicht klappt, sich durch immer mehr Arbeit abzulenken, sondern sie im Gegenteil in eine tiefe Krise gerät, nimmt sie sich über Weihnachten eine Auszeit , und dann auch noch auf Juist, wo sie als Abiturientin ihre erste Liebe erlebte.
Im Gästebuch des Hotels findet sie einen Eintrag, der ihr verrät, dass Thomas, der Gegenstand dieser Liebe, vor kurzem ebenfalls dort im Urlaub war. Kurzerhand sucht und findet sie seine Kontaktdaten und schreibt ihm. Daraus entwickelt sich eine rege Korrespondenz, denn auch Thomas lebt allein, nachdem einige Jahre vorher seine Ehe gescheitert ist und die Söhne erwachsen wurden.

Keiner von beiden ist sich sicher, was sich hier entwickelt. Schmetterlinge im Bauch mit Ende 50? Kann und darf man sich in diesem Alter noch einmal verlieben? Und wie soll das funktionieren, mit Falten, Zipperlein und dem einen oder anderen Kilo zu viel auf den Rippen? Fragen über Fragen. Kein Wunder, dass es bei den Mails zu Missverständnissen kommt, zumal Anja durch ihr Engagement für ein kleines Mädchen und dessen Tante mit Beschlag belegt wird und Thomas‘ Exfrau plötzlich auf ein Liebescomeback hofft…

Mir hat das Buch gefallen, es bietet ostfriesisches Inselflair, vorweihnachtliches Wetter und eiert auch nicht um die Fragen herum, die man sich im etwas fortgeschrittenen Alter bezüglich seiner Attraktivität und Anziehungskraft durchaus mal stellt. Abwechselnd Selbstzweifel und Überschwang der Gefühle sind eben keine Privilegien der Jugend. Und irgendwann ist Frau einfach damit durch, sich Gedanken über Kinderwunsch, die Alternativen Liebe oder Karriere und andere Themen zu machen, die mit Mitte/Ende 20 tatsächlich noch wichtig sind. Aber es bietet eine willkommene Ablenkung von allem, was unser Leben augenblicklich so unübersichtlich macht, und das ist in diesen Tagen manchmal einfach notwendig.

Bibliographische Angaben: Felicitas Kind, Winterzauber in den Dünen, Piper Taschenbuch, ISBN 978-3-492-31750-4, € 12,-

Einsame Entscheidung – Lost in Fuseta

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Warum nicht mal Portugal? Klingt nach einem Sommerurlaubsersatzkrimi, so ähnlich dachte ich es mir, als ich bei Netgalley auf das Buch stieß. Außerdem haben wir in der Buchhandlung eine kleine, aber feine und wachsende Fangemeinde für die Reihe. Und es machte mich neugierig, dass hier ein Kriminaler ermittelt, der Asperger-Autist ist. Auch wenn es gerade im TV inzwischen einige Serien gibt, bei denen ASS*-betroffene Menschen gespielt werden, sind es dort doch meist die Analysten im Innendienst, die auf Inselbegabungen zurückgreifen können. Oder Annette Frier als „Ella Schön“.

Ein bisschen Mühe hatte ich, hineinzukommen in die Geschichte, weil „Einsame Entscheidung“ mein erster Versuch mit der Reihe „Lost in Fuseta“ ist. Mea culpa. Aber nachdem ich die Personen erstmal kennengelernt hatte und auch die Story immer mehr Fahrt aufnahm, konnte ich nicht mehr aufhören.
Was mir sehr gut gefallen hat, ist die Verstrickung mit dem „Gewächshaus Europas“ in Spanien und den menschenverachtenden Methoden der Profiteure. Intensiv genug, um eine gewisse Aktualität und Spannung zu bringen, aber nicht so ausführlich, dass die Leser sich erzogen fühlen.
Insgesamt eine fintenreiche Geschichte mit vielen Haken, außerdem sehr facettenreiche Hauptakteure. So muss das sein.

Bibliographische Angaben: Gil Ribeiro, Einsame Entscheidung, Kiepenheuer & Witsch, ISBN 978-3-462-00102-0, € 17,-

*ASS – Autismus-Spektrum-Störung

Sommer in Himmelblau

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Dieses Buch habe ich nicht als Leseexemplar bekommen, sondern, man höre und staune, ganz konventionell gekauft. Weil ich auf Instagram über den Piper-Verlag auf die Autorin und den Titel aufmerksam wurde. Und weil mir gefiel, was ich las, weil es sich nach Entspannung anhörte und mich an unseren letzten Campingurlaub in Bayern vor vier Jahren erinnerte.

Aus dem weltoffenen Hamburg, aus dem Big Business des Marketing ins tiefste Bayern auf einen alten, wunderschön gelegenen, aber heruntergewirtschafteten Campingplatz. Diesen „Kulturschock“ erleidet Milena, Karrierefrau mit klarem Ziel, als sie von ihrer Großtante deren Campingplatz am Walchensee erbt. Neben dem schlechten Gewissen, dass sie ihren Job immer als wichtiger empfand als einen Besuch bei dieser Tante, obwohl sie wunderbare Sommer als Kind bei ihr verbracht hatte, führt aber auch ein beruflicher Tiefschlag dazu, dass sie sich ihr Erbe zumindest ansehen will und eine Auszeit nimmt.

Dort angekommen, stellt sich heraus, dass es Bedingungen für das Erbe gibt, und Investitionen gehören dazu. Milena lässt sich auf das Abenteuer ein und stellt fest, dass auch alternative Lebensentwürfe ebenso wertvoll sind wie eine stringent verfolgte Karriere.
Natürlich gibt es einen fiesen Antihelden in der Geschichte, der ein bisschen Schärfe hineinbringt und es der geneigten Leserin sehr leicht macht, ihn nicht zu mögen.
Auch wenn die Story an manchen Stellen etwas vorhersehbar ist, tut das dem Lesevergnügen keinen Abbruch, wozu vor allem die sympathischen Personen und das Lokalkolorit beitragen. Außerdem habe ich die spürbar langsamer tickenden Uhren in der bayerischen Provinz tatsächlich als wohltuende Entschleunigung empfunden und immer wieder auch Kopfkino im Hintergrund gehabt, weil wir auf einem Tagesausflug während des oben angesprochenen Urlaubs auch den Walchensee von oben (vom Herzogstand aus) genießen konnten. Das Farbspiel des Sees, das im Buch immer wieder beschrieben wird, ist auch in der Realität so grandios, da das klare Wasser in Verbindung mit dem kalkigen Untergrund je nach Sonnenstand auch gern mal an die Karibik erinnert.
Leider habe ich kein Foto davon gemacht, vermutlich, weil es an dem Tag so voll auf dem Herzogstand war, dass ich ständig fremde Köpfe im Bild gehabt hätte.

Das Buch habe ich jedenfalls sehr genossen und es hat auch ein kleines bisschen Sehnsucht nach den Bergen in mir geweckt, obwohl mein Herz natürlich weiter für die Küste schlägt. Abwechslung muss mal sein. Wenn auch „nur“ literarisch.

Bibliographische Angaben: Lorena Schäfer, Ein Sommer in Himmelblau, Piper Taschenbuch, ISBN 978-3-492-50614-4, € 15,-

Countdown -Teil 7

Am Sonntagmorgen habe ich mir die Ruhe und die Laune vermiest, indem ich weitergelesen habe. Es ging im gelesenen Kapitel vor allem um globale (Klima-)Gerechtigkeit. Denn das Klima wirkt global, Emissionen machen nicht an politischen Grenzen halt und es ist auch ganz klar, dass am meisten unter den Klimafolgen bisher die Länder leiden, die am wenigsten zu den Problemen beigetragen haben. Allerdings sind es autokratisch regierte Nationen wie China und Russland, die am meisten auf der Bremse stehen, wenn es zum Beispiel um den Meeresschutz in der Antarktis geht (Stichwort: Bodenschätze). Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es ziemlich mittelmäßig ist, dass wir immer wieder mit dem Finger auf China zeigen, wenn die Produkte, die dort unter klimaschädlichen Voraussetzungen hergestellt werden, in Mitteleuropa konsumiert werden.

Wir verharren im „Wird schon nicht so schlimm werden“, wenn es um das globale Klima geht, das eindeutig aus dem Ruder gelaufen ist. Warum eigentlich? Wenig Sichtbarkeit (außer bei konkreten Ereignissen, wo dann aber trotzdem beschwichtigt wird), wenig Vertrauen der Staaten untereinander, die Einstellung „Ich bewege mich erst, wenn die anderen das auch tun“ (die dazu führt, dass sich keiner bewegt) und dann kommt ein großartiger Satz, der einem aber das ganze Dilemma vor Augen führt:
„Der deutsche Neurowissenschaftler Henning Beck, der sich auch mit dem Klimawandel beschäftigt hat, argumentiert damit, dass man die Zukunft nicht spüren kann, und deswegen sei sie den Menschen egal. (S. 162/287 eBook)
Besser kann man das Trauerspiel nicht in einem Satz ausdrücken.

Latif fährt fort:
„Die Zukunft würde im Gehirn einer Art „Downgrade“ unterliegen, so Beck, es sei denn, man kann die Zukunft im Gehirn real werden lassen. Meine eigene Erfahrung sagt mir, dass die Zukunft zum Beispiel durch Kunst in den Köpfen erzeugt werden kann, etwa durch Musik, Theater, Malerei oder auch Bildhauerei. Oder durch spannende Filme und Erzählungen, die eine positive Zukunftsvision transportieren. Das funktioniert. Man erreicht zwar nur vergleichsweise wenige Menschen und oftmals gerade diejenigen, die man gar nicht mehr davon überzeugen muss, dass das Prinzip der Nachhaltigkeit das Leben der Menschen bestimmen sollte. Trotzdem sind diese Dinge wichtig, weil die, die man erreicht, wichtige Multiplikatoren sind.“ (S. 163/287)

Bei diesen Sätzen geht meine Erinnerung mal wieder spazieren. Ich sehe eine deutliche Parallele zu Büchern und Filmen aus den Genres Fantasy und Science Fiction, gerade aus den 80er und 90er Jahren des 20. Jahrhunderts: viele dieser Geschichten spielen in der Zukunft, wobei die Welt durch eine große Katastrophe lange unbewohnbar war. Der Aufbau neuer Zivilisationen, meist mit mittelalterlichem Standard oder auch das auf ganz niedrigem zivilisatorischen Niveau stattfindende Überleben vereinzelter Menschen trägt Filme wie „Waterworld“, „Mad Max“ oder „The Day after“, Buchreihen wie „Shannara“, „Die Drachenreiter von Pern“ und viele andere. Der Entstehungsepoche geschuldet wird meist eine Atomkatastrophe vorausgesetzt, aber im Endeffekt spielt dieses Detail die kleinste Rolle.


„Umgekehrt scheint es verhängnisvollerweise einfacher zu sein. Der ehemalige Präsident der USA, Donald Trump, hat es geschafft, mit Lügengeschichten Massen gegen den Klimaschutz zu mobilisieren. Wie also können wir breite Schichten der Bevölkerung dafür gewinnen, für einen Klimaschutz zu sein, der seinen Namen verdient? Beim Impfen hat bei einigen die Aussicht auf eine Bratwurst geholfen. Was aber ist das Pendant zur Bratwurst bei der Bewältigung der Klimakrise? Hierauf haben wir keine Antwort, zumindest keine, die bisher in der Praxis funktioniert hätte. Eines scheint mir jedoch glasklar zu sein: Wenn wir nicht die allermeisten Menschen für die Überwindung der Klimakrise gewinnen, indem sie merken, dass sie selbst oder die Gesellschaft von den notwendigen Veränderungen profitieren, werden wir das Problem nicht in den Griff bekommen. Ohne eine breite gesellschaftliche Akzeptanz für Klimaschutzmaßnahmen werden wir nicht weit kommen.“ (S. 163/287)

Warum fehlt die breite Akzeptanz, und ich möchte hinzufügen, nicht unbedingt in der Bevölkerung, sondern zunächst mal in konventioneller Politik und Ökonomie? Es wird vor allem darauf geschaut, was es heute kostet, etwas zu tun. Dass es viel teurer wird, und zwar in jeglicher Hinsicht, wenn das „Tun“ ständig verschoben wird, das stört viele vermutlich vor allem deswegen nicht, weil sie mit den Folgen nicht mehr (lange) leben müssen. Und weil den Menschen, die sich heute schon einschränken müssen bei der gesellschaftlichen Teilhabe, immer nur vorgerechnet wird, was alles nicht mehr gehen wird, und das ist perfide und unredliche Bauernfängerei noch dazu.

Mit diesen niederschmetternden Gedanken werde ich jetzt erstmal dieses Lesetagebuch beenden. Ich habe lange darüber nachgedacht, ich werde auch das Buch weiterlesen, aber ich brauche jetzt eine große Pause davon. Ich habe in den letzten Tagen und Wochen gemerkt, dass die ganze Dringlichkeit, die in der Thematik steckt, gemeinsam mit dem Unverständnis, wie man so dermaßen den Kopf in den Sand stecken kann und allem anderen, was mich sowieso auch noch beschäftigt hält, mich einfach zu sehr runterzieht. Ich brauche Tapetenwechsel.

Neues Lesetagebuch: Countdown

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Am 23. Juni 2022 – also heute – habe ich ein neues Buch begonnen. Während ich das hier schreibe, zeigt meine Wetterstation 28 Grad im Schatten auf der Nordseite unseres Hauses an. Für morgen sind schwere Gewitter angekündigt.
Die ersten schweren Waldbrände sind unter Kontrolle gebracht, insgesamt gab es noch nie so früh im Jahr so hohe Waldbrandgefahr.

Alles das veranlasst mich, wieder einmal ein Lesetagebuch auf dem Blog zu führen. Es geht um „Countdown“. Kein Thriller, auch wenn sich der Titel danach anhört, sondern das neueste Buch von Mojib Latif. – Hm. Vielleicht doch ein Thriller, aber real?

Hier ein paar Auszüge aus dem Vorwort:
Mit Die Grenzen des Wachstums hatte der Club of Rome den Menschen die Augen geöffnet. Der Bericht machte klar, dass ein „Weiter so wie bisher“ keine Option sei, dass man die Erde also nicht beliebig ausbeuten könne. Doch nach Erscheinen des Berichts hatten die Menschen ihre Augen gleich wieder geschlossen, um in diesem Bild zu bleiben. Denn die Trends haben nicht nur angehalten, sie haben sich sogar noch beschleunigt. Wir haben die planetare Geisterfahrt fortgesetzt, vor der der Club of Rome schon vor einem halben Jahrhundert gewarnt hat. Heute sind sich die allermeisten Expertinnen und Experten darin einig, dass der Club of Rome mit seiner Warnung recht gehabt hatte. 50 Jahre später nähern wir uns tatsächlich den Wachstumsgrenzen, und einige haben wir längst überschritten. Das ist überall auf der Welt spürbar, vor allem, aber nicht ausschließlich, an den dramatischen Auswirkungen der sich beschleunigenden und erwiesenermaßen von der Menschheit verursachten globalen Erwärmung, im Folgenden auch Klimawandel genannt. Die globale Erwärmung und ihre Auswirkungen stehen im Vordergrund dieses Buches. Infolge der steigenden Temperaturen häufen und intensivieren sich Wetterextreme rund um den Globus, unter denen Jahr für Jahr mehr Menschen zu leiden haben. Die Begrenzung des Klimawandels ist eine riesengroße Herausforderung für die Menschheit, und das in jeder Hinsicht: technologisch, finanziell und kulturell. […] Warum kommen wir nicht vom Wissen zum Handeln? Was läuft schief, und warum kommen wir so gut wie nicht voran, wenn es um die Begrenzung des Klimawandels geht und um andere globale Probleme, vor denen die Menschen stehen? Niemand bestreitet doch den Mangel an Nachhaltigkeit und dass unsere Lebensweise nicht zukunftsfähig ist. […]
Sollten wir als Gesellschaft nicht die Offenheit haben, uns nicht allein auf das zu konzentrieren, was wir wissen, sondern auch danach zu fragen, was wir nicht wissen? Was haben wir zur Herbeiführung des Wandels übersehen? Viele Jahre lang glaubten wir – auch in Teilen der Wissenschaft, und ich will mich hier nicht ausnehmen –, dass Wissen allein zum Handeln führe. Zum Beispiel, dass wissenschaftliche Daten, wie die in der Abbildung 1 gezeigten, eine starke Geschichte erzählen und ein Umdenken in der Klimapolitik bewirken würden.

Wie wir inzwischen hinlänglich wissen, führt das Wissen nicht zum Handeln, und wenn, dann viel zu zögerlich. Deswegen möchte ich hier gern ein paar Denkanstöße des Autors anführen und meine Gedanken dazu teilen.
Wusstet Ihr eigentlich, dass ziemlich genau vor 30 Jahren schon einmal ein junges Mädchen den Mächtigen der Welt kräftig die Leviten gelesen hat?

Übrigens war sie 2012 auch wieder dabei und zog eine teilweise katastrophale Bilanz. Zu einem Zeitpunkt, als Greta noch lange nicht ans Streiken dachte.

Fürs erste lasse ich euch heute mit diesen Infos allein, und für alle, die mitlesen möchten, hier die bibliographischen Angaben:
Mojib Latif, Countdown, Herder Verlag, ISBN 978-3-451-39271-9, € 22,–
Erhältlich in der örtlichen Buchhandlung☺

Café Meerblick

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Wenn ich gerade nicht zum Meer fahren kann, hole ich es mir eben ins Haus. Zumindest zum Lesen. Wie heißt es so schön, auch in dem Buch „man sitzt insgesamt viel zu wenig am Meer“. Da ist definitiv was dran. Denn der Blick auf die Weite des Meeres, die Beobachtung der Wellen, die Regelmäßigkeit der Gezeiten, nicht zuletzt der Duft nach Salz, Jod, Algen und Frische weitet und beruhigt auch das Gemüt.

Daher gönne ich mir gern mal kleine literarische Auszeiten an Nord- und Ostsee. Auch leichte Sommerliebesgeschichten wie diese haben ihre Zeit und ihre Berechtigung. Ein kleines Schmankerl ist es für mich, dass der Schauplatz Norderney ist, wo ich zwar erst einmal war, nämlich 2009 mit Kathrin, die dort zur Kur war, es mir aber sehr gut gefallen hat.

Mona fährt spontan dorthin, um mit der Trauer um ihre Freundin fertig zu werden. Denn auf Norderney haben sie ihre schönsten gemeinsamen Urlaube verbracht. Sie lernt Leute von der Insel kennen und sie findet ihren Sehnsuchtsort, ein Café, das einen neuen Besitzer sucht. Natürlich gibt es auch amouröse Verwicklungen und Missverständnisse.

Das Buch lässt sich gut lesen, hat teilweise etwas melancholische Zwischentöne, aber eine fröhliche Grundstimmung. Für mich zumindest war es das richtige Buch zur richtigen Zeit, um mich von der nicht so unbedingt von Optimismus geprägten Weltlage für ein paar Stunden gelungen abzulenken.

Bibliographische Angaben: Christin-Marie Below, Café Meerblick, Ullstein Taschenbuch, ISBN 978-3-548-06366-9, € 10,99

Autokorrektur

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Es ist schon ungefähr zwei Wochen her, dass ich das Buch durchgelesen hatte, aber ich konnte nicht eher etwas dazu schreiben, einerseits, weil so viel in der Welt passiert ist, naja, wisst ihr selber alle, und andererseits aber auch, weil einige Aspekte aus dem Buch immer noch in mir arbeiten.

Vorweg schreibe ich noch einmal zur Erinnerung, worauf es mir beim Lesen von Sachbüchern ankommt – und worauf nicht. Logischerweise muss mich das Thema interessieren. Oder wenigstens einige Aspekte des Themenkomplexes. Es gibt eine Menge Bücher, die werde ich nie lesen, weil ich beispielsweise mit Quantenphysik nichts anfangen kann (da fehlt mir zu viel Vorwissen und es gibt einfach Themen, die ich spannender finde) oder weil mich die Theorien von Däniken überhaupt kein bisschen interessieren. Oder, oder , oder… Ich lese, um bestimmten Themen stärker auf den Grund zu gehen, da nehme ich dann auch mal Bücher mit unterschiedlichen Ansichten zur Hand, um für mich abwägen zu können, was mir schlüssiger erscheint. Andererseits heißt das aber auch nicht, dass ich jede Einzel-Exoten-Meinung als gleichwertig zum allgemeinen Konsens (der sich häufig dadurch bildet, dass viele Menschen weltweit völlig unabhängig voneinander zu ähnlichen Ergebnissen kommen) ansehe. Natürlich spielt auch mein ganz persönlicher Erfahrungsschatz eine Rolle. Ich lese solche Bücher aber nicht, um vom Vorwort bis zur Quellenangabe mit dem Kopf zu nicken und mich in einer Tour bestätigt zu fühlen. Es darf gern kontrovers in meinem Hirn zugehen. Da dieser Punkt nun geklärt ist, lege ich los:

Manche Thesen, die im Buch aufgestellt werden, kann ich sofort nachvollziehen, teilweise auch aus praktischer Erfahrung. Zum Beispiel ärgere ich mich auch immer wieder darüber, dass der Platz in Städten, aber auch in der offenen Landschaft ziemlich einseitig auf die Bedürfnisse von Autofahrern zugeschnitten ist. Dass Autos teilweise mehr „Rechte“ und mehr Platz haben als Kinder, alte Menschen, Fußgänger, mobilitätseingeschränkte Menschen, als Menschen überhaupt. Zuletzt habe ich mich sogar bei uns hier im Dorf darüber geärgert, dass Autos auf kurviger Straße komplett auf dem Fußweg geparkt wurden, damit die FahrerInnen bequem einen Kunsthandwerkermarkt besuchen konnten, der in unserer Nachbarschaft stattfand. Es wäre nicht mal ein Kleinkind mit Laufrad mehr daran vorbeigekommen, geschweige denn jemand mit Rollator oder Kinderwagen. Dabei war im Vorfeld der Veranstaltung sogar in der Zeitung bekannt gegeben worden, dass in der Nähe ein Schulparkplatz zur Verfügung steht, der am Wochenende genug Möglichkeiten bot!

Andere Probleme, zum Beispiel von Minderheiten, für die der öffentliche Raum auch immer ein „Angstraum“ ist, also Frauen, Menschen mit Behinderung, Trans-Menschen, People of Color… (dabei ist es schon fast ironisch, dass alle diese Gruppen zusammen überhaupt keine Minderheit sind), leuchteten mir auf Anhieb weniger ein, aber ich muss gestehen, dass das vor allem daran liegen könnte, dass ich diese Erfahrungen nie machen musste. Weil ich erstens schon als sehr junge Frau relativ unerschrocken unterwegs war, keine schlechten Erfahrungen gemacht habe und auch als weiße, gesunde und relativ unauffällige Person gelesen werde. Aber nur weil ich eine potentiell gefährliche Situation nie als solche wahrgenommen habe, heißt das ja nicht, dass es für andere Menschen diese Gefahren auch nicht gibt.

Die nächste Ungerechtigkeit ist die Ausrichtung auf das Auto vor allem für alle Menschen, die kein Auto oder keinen Führerschein haben. Und das sind viele: zu jung, zu alt, kein Geld, gesundheitliche Einschränkungen, die keine Autonutzung zulassen, Hindernisse gibt es da viele. Bisher haben diese Leute eben Pech. Pech, weil sie in den Städten weniger Platz und auf dem Land weniger ÖPNV haben.

Mir war auch bisher nicht so sehr bewusst, wie benachteiligt in Puncto Mobilität man ist, wenn man körperliche Einschränkungen hat, auf Rollstuhl etc. angewiesen ist. Einfach mal ein Zugticket kaufen und ab nach Hamburg? Geht nicht. Da gibt es umfangreiche Hürden, ganz praktische in Form von fehlenden Aufzügen und Rampen bis hin zu den eher unsichtbaren: Ist im Zug die Behindertentoilette kaputt, werden Menschen, die auf sie angewiesen wären, erst gar nicht mitgenommen.

Beispiele dafür, warum unsere Fokussierung auf das Auto ungesund, ungerecht und ungleichmachend ist, gibt es also viele. Aber das Buch bleibt nicht dabei stehen, genüsslich den Finger in der Wunde herumzudrehen, es werden auch Möglichkeiten aufgezeigt, wie man etwas daran ändern kann. Wenn man denn will. Allerdings kann ich „man“ hier auch getrost groß und mit zwei „n“ schreiben, denn in der Stadtplanung sitzen auch im Jahr 2022 noch zu viele gesunde, gut verdienende, weiße (nicht mehr ganz junge) Männer, die Autos als externen Körperteil immer im Hintergrund (oder eher Vordergrund) mitdenken.

Einen Ausschnitt, der mich sehr zum Nachdenken gebracht hat, zitiere ich hier mal:
„Es heißt »Verkehrsunfall« – das klingt wie ein unausweichlicher Schicksalsschlag. Ist er wirklich unvermeidbar? Oder darin begründet, dass Infrastruktur und Recht auf das Auto ausgerichtet sind? Jährlich sterben Tausende Menschen im Straßenverkehr, täglich werden an die acht Leben in Deutschland genommen, jeder einzelne Tod traumatisch für über hundert Personen, von Ersthelfer:innen über Klinikpersonal hin zu Angehörigen und Freund:innen. Unser Wertesystem, das ansonsten ganz gut funktioniert, setzt beim Auto aus. Die tödlichen und anderen belastenden Folgen dieser Verkehrsform werden hingenommen – wenn wir das nicht täten, müssten wir viel zu viel ändern. Wir müssten die Gleichberechtigung auf der Straße wiederherstellen – und das ginge zu Lasten der umfassenden Privilegien des Autos. Menschen fahren Menschen tot, aber wir schreiben lieber Sätze wie: »Beim Linksabbiegen übersah der Lkw die Radfahrerin.« Wussten Sie, dass Menschen, die 30 Tage nach einem Verkehrsunfall sterben, nicht mehr als Verkehrsopfer gelistet werden? Bereits ein toter Mensch durch falsch justierte Kühlschränke erhielte wohl mehr Aufmerksamkeit als all diese vielen ausgelöschten Leben.
Wir legen lieber Wert auf eine frühe Verkehrserziehung von Kindern (mal über das Wort nachgedacht?), damit diese sich möglichst lückenlos und entgegen ihrem eigenen Bewegungsdrang in das System Auto einfügen. Natürlich machen wir das nicht, weil wir das gut finden, sondern weil es uns sinnvoll erscheint. Die Dominanz des Autos über Kinder beginnt sehr früh, sehr weit vor einem eigenen Führerschein.“ (Ich weiß nicht genau, welche Seite, bei meinem e-Reader ist es Seite 29/30 von 349)

Oder auch dieses interessante Detail: „Ob Sie es glauben oder nicht: Es sind immer nur zehn Prozent aller Autos gleichzeitig unterwegs. Wenn Sie im Stau stehen und nicht vorankommen, wenn Sie vor und hinter sich nur das Blech auf der Straße sehen, dann denken Sie daran: Es sind nur zehn Prozent, die vorwärts kommen wollen. Die anderen 90 Prozent stehen gerade irgendwo herum.“ (Seite 34 von 349)

Mein Fazit: Das Buch müsste man jeder frischgewählten Person (nicht nur) in der Lokalpolitik schenken. Oder zumindest als Pflichtlektüre für Stadtplaner, Verkehrsminister und Menschen in ähnlichen Positionen. Hm. NRW wählt im Mai. Wen könnte ich denn dann mit diesem Buch beglücken?
Und natürlich muss ich mir dringend überlegen, ob ich meinen kleinen Fiat-Stadt- und- Landflitzer wirklich brauche. Wäre ja zu blöd, wenn ich nur von „den anderen“ eine Änderung verlangen würde, oder?

Bibliographische Angaben: Katja Diehl, Autokorrektur, S. Fischer Verlag, ISBN 978-3-10-397142-2, € 18,-

23. Dezember – Buch-Adventskalender

Schon das Cover ist genial. Kopf auf, Wissen rein… Wenn es doch nur so einfach wäre! Dabei ist bei genauerem Hinsehen der Kopf gar nicht geöffnet, das sieht nur beim flüchtigen Blick so aus. Im Vordergrund sind allerdings die vielen unterschiedlichen Sachen, die sich vor allem Kinder ab dem Grundschulalter aneignen wollen/sollen/müssen. Das kann schon mal unübersichtlich werden.

Gut also, dass es Bücher wie dieses gibt, denn der Verlag Dorling Kindersley ist bekannt für seine wunderbaren Illustrationen, die mit dem umgebenden Text zusammen eine sehr anschauliche Aufmachung für die Vermittlung von Wissen bieten. Das Buch ist super, wenn die Fragen der Kinder beginnen, den eigenen Horizont der Eltern zu erreichen oder wenn die Kunst des Zeichnens nicht ausreicht, um Zusammenhänge zu veranschaulichen. Es ist aber noch mehr als das, es eignet sich auch ganz hervorragend, im Familienkreis oder zumindest im trauten Sofa-Zweiergespräch gemeinsam die Welt des Wissens zu entdecken oder in neue Bereiche vorzustoßen. Prädikat: Sehr wertvoll.

Bibliographische Angaben: WISSEN – Das große Lexikon in spektakulären Bildern, Dorling Kindersley, ISBN 978-3-8310-3920-3, € 24,95

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22. Dezember – Buch-Adventskalender

Beim heutigen Buchtipp stimmt alles: Schon allein das Cover zieht die Leute magisch an. Es verspricht Ruhe und Entspannung, die Farben ebenso wie das Motiv. Es ist auch nicht ganz klar, ob es sich um einen Roman oder ein Sachbuch handelt, der Verlag bezeichnet es als „literarisches Sachbuch“.

Von der Thematik passt es genau in die Zeit, obwohl nicht die durch die Pandemie erzwungene Entschleunigung des Lebens Thema ist. Es können ganz unterschiedliche Gründe sein, die das Leben um uns herum anscheinend anhalten: natürlich der Tod, der große Separator, der oft ungefragt und unerwartet in unser Leben tritt. Es können Abbrüche in der Karriere sein, Unfälle, aber auch schöne Ereignisse, die uns unvermittelt in eine Situation katapultieren, in der wir uns fühlen wie außerhalb des Raum-Zeit-Kontinuums. In irgendeinem Marvel-Film gab es eine Sequenz, da bewegten sich die Charaktere auf einmal wie durch Wachs, alles war zähflüssig und irre langsam, so stelle ich mir das in diesem Augenblick vor.

Das Paradoxe ist: Wie oft wünschen wir uns, entschleunigt zu werden, und wie oft ist die Entschleunigung, wenn sie eintritt, ganz anders als unser Wunsch. Das gilt übrigens auch für die Pandemie, wenn ich daran zurückdenke, wie wir, auch hier in Bloggershausen, darüber philosophiert haben, wie schön doch (zumindest der Teil, der nicht mit Home Office und Home Schooling zu tun hatte) die langsame und ruhige Zeit des ersten Lockdowns war. Auch an mir selbst stelle ich fest, dass mir so ein kleiner Totalabriss des schon wieder sehr schnell gewordenen Lebens gerade mal wieder sehr passend erschiene. Nicht, weil ich den Lockdown an sich so toll finde, sondern weil der Wunsch nach Ruhe und Übersichtlichkeit überhand nimmt.

Aber zurück zum Buch: Wunderbar ist nicht nur, was Katherine May schreibt, sondern auch vor allem, wie sie es schreibt. In einem langsamen, poetischen Stil. Und die Botschaft, die lautet: „Wir können uns unsere Winter nicht aussuchen. Aber wie wir überwintern, schon. Ein wunderbares Buch über die heilsame Kraft des Innehaltens.“ (von der Verlagshomepage)
Ein ganz besonderes Stück Literatur, wie gemacht für dieses Weihnachten 2021.

Bibliographische Angaben: Katherine May, Überwintern. Wenn das Leben innehält, Insel Verlag, ISBN 978-3-458-17958-0, € 22,-

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21. Dezember -Buch-Adventskalender

Dreißig Jahre ist es her, dass Freddie Mercury starb, aber die Legende und die Band leben weiter. Die Songs, von „We are the Champions“ , „We will rock you“ bis „Bohemian Rhapsody“ können wir mitsingen. Die Stimme, die Schauer den Rücken herunterlaufen ließ, war aber auch wunderbar im Crossover mit einer der brillantesten Opernsängerinnen der Zeit, Montserrat Caballé, die Melodien klingen in jeder Interpretation super, besonders aber auch als symphonische Version.

Alle Songs in chronologischer Reihenfolge, tolles Fotomaterial und spannende Anekdoten rund um die Band der Bands sind in diesem umfangreichen Text- und Bildband versammelt. Ich glaube, mehr muss ich dazu gar nicht schreiben.

Bibliographische Angaben: Benoît Clerc/Melanie Köpp, Queen -Alle Songs, Delius Klasing, ISBN 978-3-667-12188-2, € 59,90

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20. Dezember – Buch-Adventskalender

Von „Stutenbissigkeit“ haben wir vermutlich alle schon gehört, und es ist ja auch was dran: Wenn Frauen sich gegenseitig fertigmachen, bleibt kein Stein auf dem anderen.

Aber glücklicherweise gibt es auch das Gegenteil: Frauen, die von anderen Frauen inspiriert werden, die Kraft aus dem Vorbild schöpfen, die lernen, ihren eigenen Weg zu gehen.

Das Buch, um das es heute geht, habe ich für die Besprechung erstmal quergelesen, aber an manchem Beitrag bin ich schon hängengeblieben, weil ich tief berührt wurde. Auf jeden Fall werde ich es über Weihnachten (das wieder recht ruhig wird) ganz genüsslich und mit Muße nochmal zur Hand nehmen. Ganz unterschiedliche Frauen schreiben über ihre weiblichen Vorbilder, Frauen mit diversem gesellschaftlichem und kulturellen Hintergrund, junge Frauen ebenso wie solche mit reichlich Lebenserfahrung. Gleich der erste Beitrag von Minh-Khai Phan-Thi hat mich beeindruckt, denn sie bringt mit ihrem familiären Hintergrund auch gleich das Leben in zwei diametral unterschiedlichen Kulturkreisen mit. Ich kann es schwer beschreiben, man muss es einfach selbst lesen.

Was mich beeindruckt und mir Mut gibt: viele Frauen haben weibliche Vorbilder innerhalb der eigenen Familie und oft ist es die Mutter oder Großmutter. Warum das für mich ein Grund für Mut ist? Vielleicht, weil man als Frau doch noch sehr oft damit konfrontiert wird oder sich dafür rechtfertigen muss, wie man es mit seinen Kindern auf die Reihe bekommt/bekommen hat. Weil es immer irgendwie und irgendwo Restzweifel gibt.

Ich überdenke mein Verhältnis zu meiner eigenen Mutter, von der ich vieles gelernt habe (vor allem viel lebenspraktisches), die auch hier im Dorf früher aneckte, weil sie mit Lippenstift in den Garten ging und mit Nagellack auf den Fingernägeln ihrer Freundin bei der Feldarbeit half. Auch eine Art von Emanzipation. Und in manchem sicher auch Vorbild. Aber mir sind eben auch die anderen Augenblicke in Erinnerung: dass ich als Mädchen nicht Fußball spielen durfte, weil das ein „unweiblicher“ Sport sei (Handball wäre ok gewesen, das hat sie in ihrer Jugend gespielt. Wo das weiblicher sein sollte, hat sich mir nie erschlossen, Handball hab‘ ich einfach als brutal empfunden…) Und später, als ich verheiratet und zweifache Mutter war, immer auch gearbeitet habe und mal mehr, mal weniger erfolgreich alles unter einen Hut bekam, da bekam ich mitunter zu hören, dass diese oder jene Frau das alles aber noch viel besser meistere, dass sie früh um fünf Uhr den Haushalt mache, damit sie danach putzen ging, um nachmittags für die Kinder da zu sein… Ziemlich ambivalente Sache. Logischerweise frage ich mich als Folge dieser Überlegung auch, wie meine Töchter mich wahrnehmen. Als die Frau, die versucht, ihre Werte und Überzeugungen im alltäglichen Leben unterzubringen oder als das verhuschte, situationsüberforderte, chronisch kranke Muttertier, das ich zweifelsohne auch von Zeit zu Zeit bin?

Auf jeden Fall, auch wenn dieses Buch das gefährliche Potenzial hat, Gedanken in Fluss zu bringen, so ist es auf jeden Fall vor allem eins: Eine Inspirationsquelle, denn es wird von so vielen faszinierenden Frauen erzählt, dass der Lesestoff, die Playlists oder die Liste der noch anzuschauenden Filme immer länger wird.

Liebe Männer, die das hier lesen: Es lohnt sich durchaus, euren Frauen/Lebensgefährtinnen/Freundinnen das Buch zu schenken, und es lohnt sich, auch mal selbst reinzulesen. Das erstere gilt natürlich nicht für mein Exemplar von Ehemann, denn ich habe es ja schon😄.

Bibliographische Angaben: Anne Ameri-Siemens, Die Frauen meines Lebens, Rowohlt Berlin, ISBN 978-3-7371-0127-1, € 20,-

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19. Dezember – Buch-Adventskalender

Die transsibirische Eisenbahn. Mehr muss ich doch eigentlich gar nicht sagen, oder? Ich erinnere mich an eine mehrteilige Reportage, früher, in den Zeiten, wo um Weihnachten herum noch ganze Familien vor dem Fernseher saßen und nicht nur die Weihnachtsserien im ZDF schauten, sondern auch die Dokus, die zwischen Weihnachten und Neujahr liefen. Da gab es eine über die Transsib, ich glaube sie war von Gerd Ruge, und ein Begleitbuch gab es auch.

Dieses Bilderbuch ist anders. Ein bisschen Wimmelbilderbuch, ein bisschen Reiseführer mit praktischen Tipps für eine Fahrt mit der legendären Eisenbahn. Und ganz viel Spaß und Situationskomik. Anschaulich wird unter anderem, dass man vor vielen Kontakten mit anderen Menschen nicht bange sein sollte, wenn man diese Reise unternimmt. Ebenso sollte nach Möglichkeit die Nase nicht allzu empfindlich sein😂, da es nicht ausbleibt, dass man auch olfaktorisch die Angewohnheiten der Mitreisenden mitbekommt. Wie gut, dass es zwischendurch auch Stopps gibt, bei denen man aussteigen, sich die Beine am Bahnhof vertreten und etwas neuen Proviant erwerben kann.

Anti-Langeweile-Tipps für Kinder, wissenswertes für Reisende mit Haustieren und andere Spezialhacks runden das sehr interessante Buch ab. Allerdings eignet sich das Format nicht wirklich für unterwegs, es sollte also eher zur Vorbereitung (oder einfach nur zum Genießen) genutzt werden.

Bibliographische Angaben: Alexandra Litwina/Anna Desnitskaya, Von Moskau nach Wladiwostok, Gerstenberg Verlag, ISBN 978-3-8369-6129-5; € 26;-

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18. Dezember – Buch-Adventskalender

Der Untertitel des Buches lautet „Die glänzenden und die dunklen Jahre der Physik (1895-1945)“ und es behandelt die Epoche der großen, bahnbrechenden Entdeckungen der Physik, die unser Leben bis heute beeinflussen und die damals geradezu revolutionär waren. In diesem halben Jahrhundert erreichte die Wissenschaft ungeahnte Erfolge, wie die Entdeckung der Radioaktivität.

Anhand dieses konkreten Beispiels kann man sehr deutlich die beiden Seiten der Medaille sehen: Um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert galt das von dem Ehepaar Curie entdeckte Radium als Mittel für und gegen einfach alles: Es sollte (auch auf sexuellem Gebiet) leistungssteigernd wirken, die Alterung verzögern und vieles andere, es gab einen regelrechten Hype. Der sich allerdings nicht nur auf die beiden Entdecker, sondern auch auf die Konsumenten gesundheitlich äußerst übel auswirkte: Marie Curie starb an der Strahlenkrankheit, manch einer, der auf die Wunderkraft des Radiums vertraute, verreckte an Krebserkrankungen.

Auch sonst stellte sich im Laufe der Zeit heraus, dass Radioaktivität nicht nur die relativ saubere Energieerzeugung ermöglicht (jedenfalls, solange man die Endlagerung ausklammert), sondern eine Waffe mit gewaltigem Zerstörungsausmaß für Mensch und Umwelt darstellt.

Im Buch geht es natürlich um die großen Pioniere der Physik, Einstein, Bohr, Planck, Heisenberg, Schrödinger, die Curies… Sie prägten ihre Zeit, sie befruchteten sich gegenseitig in ihren Forschungen, sie waren Rivalen, sie feierten Erfolge und sie erlebten Scheitern. Und liefen sich persönlich oder zumindest bildlich gesehen immer mal wieder über den Weg. Und mitunter kamen ihre Erkenntnisse politischen Agitatoren für ihre Kriegstreiberei gerade recht, darin wohnt eine gewisse Tragik.

Ein spannendes Buch, nicht nur für physikbegeisterte Menschen.

Bibliographische Angaben: Tobias Hürter, Das Zeitalter der Unschärfe, Klett-Cotta, ISBN 978-3-608-98372-2, € 25,-

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