
Wichtig finde ich das Motzen immer noch, schon allein, um Frust abzulassen: über gesellschaftliche Missstände; über unnötige Steine, die einer notwendigen Entwicklung in den Weg gelegt werden; über Einzelinteressen, die stärker gewichtet werden als Werte, die allen zugute kommen.
Aber ich habe in den letzten Wochen bereits bemerkt, dass nicht nur der bei mir gewünschte Effekt entstand, wenn ich regelmäßig jeden Montag meinem Unmut Luft machte. Ich hatte mir erhofft, wenn ich das so strukturiert tue, dann halte ich mir den Rest der Woche frei für schöne und konstruktive Gedanken. Soweit die Theorie.
Aber in der Praxis ist bekanntermaßen ja vieles ganz anders. Motzenswerte Dinge passieren nicht immer zeitlich passend zum Montag. Klar, viele Zustände dauern länger an und sind es auch noch ein oder zwei weitere Montage wert, darüber zu schreiben. Aber oft ist dann doch der Biss raus.
Viel stärker empfinde ich allerdings den Eindruck, dass die regelmäßige Montagsmotzerei bei mir im Kopf und im Herzen Energien bindet, die ich augenblicklich lieber für andere Sachen nutze: Mein Schreibstudium, für das ich die gedanklichen Fühler in so viele unterschiedliche Richtungen ausstrecke. Meine Familie, wo es genügend Themen gibt, um die ich mich „ganz in Echt“ kümmern möchte. Der Garten, der eindeutig mehr Aufmerksamkeit braucht, als er bekommt. (Wobei ich da zumindest meine körperlichen Kräfte immer noch sehr einteilen muss und das nach Aussage meines Lungenfacharztes noch eine ganze Weile andauern kann. Aber vorausdenken und planen geht!) Und auch meine „Z(w)eitfamilie“, die Gemeinde, in der absehbar ist, dass dem ehrenamtlichen Dienst in den kommenden Jahren immer mehr Bedeutung zukommt (Fachkräftemangel, Geldsorgen, alternde Gesellschaft …).
Und dann ist da noch dieses diffuse Gefühl, dass ich grundsätzlich lieber zuversichtlich an Herausforderungen herangehe, das Meckern übernehmen sowieso genügend andere Leute.
Ganz einstellen werde ich das Thema sicher nicht, aber auf ein für mich gesundes und erträglicheres Maß zurückstutzen. Das Experiment ist nicht gescheitert, aber das Konzept muss modifiziert werden. Wenn der Motz seltener, aber dann so richtig mit Schmackes und Herzblut kommt, erreiche ich – möglicherweise nicht nur für mich selbst, sondern auch für andere – mehr als durch ein kontinuierliches Grundgemurmel der Unzufriedenheit.
Wer sich aber aus irgendeinem Grund bemüßigt fühlt, montags aus seinem Herzen keine Mördergrube zu machen, kann das selbstverständlich auch weiterhin tun, allerdings beachtet bitte die Grundsätze, die ich aufgestellt hatte, wenn ihr euch des Mottos „Montagmotz“ bedient.
Zur Erinnerung:
https://annuschkasnorthernstar.blog/2023/01/21/motzen-mit-system/
Danke und habt eine schöne Woche.
Übrigens habe ich noch eine „frohe Botschaft“ zum Wochenbeginn:
Am Samstag habe ich auf einer Familienfeier getanzt. Zu AC/DC, den Ärzten, den Blues Brothers🤗 … Der aktuellen Verfassung meiner Lunge gehorchend immer nur einen Song und dann Pause, aber immerhin. Vor drei Jahren habe ich um diese Zeit mühselig wieder das Laufen gelernt. Es ist einfach so ein tolles Gefühl, das musste ich mal teilen!
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