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Und, welches Wasser bevorzugst du zum Essen? Gletscherwasser aus Island oder dem Himalaya, die Edelquelle aus Italien, mineralstoffreiches Tiefenwasser aus der Auvergne? Eifel, Rhön oder Bielefelder Ursprung?
Oder vielleicht ein exquisites „Eau du robinet“? Kennst du nicht? Obwohl ich rudimentär des Französischen mächtig bin, kannte ich den Ausdruck bis gestern auch noch nicht. „Leitungswasser“ klingt da wesentlich bekannter. Obwohl bei uns im Keller auch eine Kiste gekauftes Mineralwasser (in Glasmehrwegflaschen) herumdümpelt, für kurzfristig höheren Bedarf, im Allgemeinen kommt bei uns Kranenburger Entenwein auf den Tisch. Entweder direkt oder mit dem Umweg über den Aufsprudler, je nach Vorliebe. Seit Jahren schont das den Kofferraum meines Kleinwagens, meine Schultermuskulatur und nebenbei auch den Geldbeutel. Und es schmeckt uns auch, ostwestfälisches Wasser stößt auf ostwestfälische Menschen. Passt!
Nächste unangenehme Frage: Magst du Rosen? Und freust dich so richtig, wenn du einen dicken Strauß davon geschenkt bekommst? Wenn ja, steck bitte deine Nase nicht zu tief rein zum Schnuppern. Nicht nur, weil Edelrosen kaum duften. Die meisten Rosen (und Schnittblumen überhaupt) kommen nicht von den schönen Feldern, an denen selbstgebastelte Schilder zum Selberpflücken auffordern mit der Goodwill-Kasse nebendran. Nicht mal aus niederländischen Gewächshäusern. Die allermeisten kommen aus Ländern wie Kenia, Tansania oder Chile und werden auf großen Plantagen an Seen gezüchtet. Diese Seen liefern das massenhaft gebrauchte Wasser dafür, das aber im Gegenzug der örtlichen Bevölkerung nicht zur Verfügung steht. Naja, immerhin „dürfen“ die Leute auf den Plantagen arbeiten, bis zur Erschöpfung und bis ihnen die Allergien von den Pestiziden und anderen Chemikalien das Arbeiten unmöglich machen. Meist wissen sie nicht einmal, was sie dort alles so verspritzen und holen Trinkwasser in denselben Eimern, in denen sie die Pampe angerührt haben. So genau wusste ich das bislang auch noch nicht und ich bin irre froh, dass ich schon seit Jahren keine Schnittblumen zum Hochzeitstag bekomme (ich erzählte ja bereits, dass wir in stillschweigender Übereinkunft mitunter unseren Hochzeitstag vergessen😂).
Und dann, wenn man sich durch diesen Schrott schon durchgelesen hat, dann wird es richtig unappetitlich. Nein, nicht, was ihr jetzt möglicherweise gerade denkt. Es geht um Mikroplastik, um die Überreste unserer Plastiksucht, die überall auf der Welt im Wasser herumschwimmen und damit logischerweise auch in unserer Nahrungskette ankommen. Allen gelben Tonnen und grünen Punkten zum Trotz wird immer noch nur ein Bruchteil allen Kunststoffes recycelt, und der meiste Müll landet mal wieder dort, wo am wenigsten davon benutzt wird.
Das Kapitel lässt mich ein wenig desillusioniert und ratlos, aber auch etwas kämpferisch zurück. Hirschhausen regt am Ende an, auch ordnungspolitisch stärker tätig zu werden, und dieser Satz ließ mich nachdenklich am Küchentisch zurück. Gerade im aktuellen Wahlkampf wird von einigen Parteien alles, was zu sehr nach „Ordnung“ im Sinne von verbindlichen Regeln klingt, vehement zugunsten eines diffusen „Marktes“ an den Rand gedrängt. Und ich frage mich, warum in aller Welt der Markt etwas besser regeln soll als ein gemeinsames Regelwerk, eine Übereinkunft, wie wir alle, Produzenten und Verbraucher, das Leben miteinander gestalten werden. Denn „der Markt regelt das“ bedeutet, die Gestaltung einseitig vor allem der Wirtschaft zu überlassen. Wer das verlangt, hat meines Erachtens auch die Leistung des sog. „Wirtschaftswunders“ nicht verstanden, das ohne ordnungspolitischen Rahmen ganz anders ausgesehen hätte.
Und hier wie immer der Hinweis auf den Beginn des Lesetagebuches…
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