Wanderung am Morgen

Bisschen krakelig, aber so ungefähr bin ich gelaufen, im Nachhinein konnte ich es rekonstruieren.

Nachdem gestern früh ein leichter Hochnebel über unserer Gegend lag, beschloss ich, heute früh ins Hiller Moor zu fahren. Und zwar auf die mir bisher unbekannte Westseite. Von dort, vom Aussichtsturm, wollte ich den Sonnenaufgang über dem Moor fotografieren, so stellte ich es mir vor, eben mit diesem wunderschönen, zarten, herbstlichen Hochnebelschleier. Richtig schön kitschig-romantisch. Dachte ich zumindest.

Heute um kurz nach Sechs fuhr ich los, mit zwei Kameras im Gepäck, weil ich sie mal vergleichend nutzen wollte. Meine altbewährte Sony Alpha 37 mit Alltagsweitwinkelobjektiv, dazu die (für mich immer noch) neue Canon 250D mit einem „kleinen“ 270er Teleobjektiv, das ich gerade zum Ausprobieren habe. Das große Tele für die Sony kann ich überhaupt nicht benutzen, das krieg ich im Augenblick nicht mal angehoben. Und für wackelfreie Fotos brauche ich dann sowieso das Stativ. Außerdem hatte ich mich mit Kaffee in meinem Thermobecher bewaffnet.

Es dauerte nicht lange, festzustellen, dass der leichte Hochnebel von gestern heute früh seinen sehr großen Bruder, den Hulk unter den Frühnebeln, geschickt hatte. Und dass es nicht sehr günstig ist, in einer solchen Pampe eine Strecke zu fahren, die man zumindest im letzten Drittel noch nie gefahren ist… Aber ich bin tatsächlich angekommen, an meinem Ausgangspunkt, dem NABU Besucherzentrum Moorhus zwischen Gehlenbeck und Frotheim. Habe mir dort die „Lauschtour“-App aufs Handy geladen und GPS eingeschaltet, weil es so neblig war, dass ich kaum 50 Meter Sicht hatte. Die vielen Tautropfen, die ich im Nebel überlaut von den Bäumen tropfen hörte, machten aber wunderbare, filigrane Bauwerke sichtbar:

Auf dem dritten Foto erkennt man in der Mitte diagonal einen einzelnen Spinnfaden, der sich wie eine Seilbahn von einem hohen Baum links des Weges zu einem Brombeergebüsch auf der rechten Seite schwang. Da muss jemand mit viel Anlauf Tarzan gespielt haben. Natürlich habe ich mich darunter durch geduckt, ich mochte dieses Werk nicht zerstören. Auf dem Rückweg war es immer noch heile, obwohl mir inzwischen mehrere Menschen mit Hunden entgegengekommen waren. Schön, dass die auch so vorsichtig waren.

Auf dieser Seite des Moores, so erzählte mir die App, herrscht Niedermoor und Bruchwald vor. Früher wurde hier Torf abgebaut, vor allem für die ostwestfälischen „Bauernbäder“, so genannt, weil es keine mondänen Kurorte waren wie Bad Oeynhausen oder Bad Pyrmont, sondern es waren kleine Kurbäder auf den Dörfern rundum, wo auch die Landwirte auf kurzem Weg ihre Zipperlein kurieren lassen konnten. Die Heilkraft des Moores, hier häufig auch mit Schwefel angereichert (natürlich), ist schon lange bekannt. An zwei Stellen nahm ich auch deutlichen Schwefelgeruch wahr.

Ein Stück weiter bleibe ich stehen, mitten im Bruchwald, atme tief ein. Und wünsche mir Geruchsfotografie. Ein sehr würziger, holziger und nasser Geruch hängt in der Luft. Nicht zu vergleichen mit dem Giftcocktail, den ich gestern auf dem Fahrrad an der Bundesstraße einatmen musste. Kühl, feucht, ruhig ist dieser Morgen, der Nebel dämpft die Geräusche von den Straßen rund ums Moor, wo langsam der Berufsverkehr beginnt. Irgendwo fliegt laut rufend ein Fasan auf. Eine Gang Eichelhäher mischt mit lautem Gekrächze die Ruhe auf.

Vom Westturm aus sehe ich … nicht den erwarteten Sonnenaufgang, sondern Nebel, nichts als Nebel. Naja, ein bisschen Landschaft im Vordergrund. Als ich wieder runterkomme vom Turm, entdecke ich (weil ich mich auf die unmittelbare Nähe konzentrieren muss) Schnecken beim Frühstück.

An einer Kreuzung sagt die App, dass ich links abbiegen soll. Links ist erstens der Weg mit einem Schlagbaum abgesperrt und wird zweitens auch immer morastiger. Ich denke mir, dass es seinen Grund hat, wenn im Naturschutzgebiet Wege gesperrt sind, und gehe nach rechts. Mal sehen, wo ich rauskomme. Zur Not kann ich immer noch denselben Weg zurücklaufen.

Verwunschen. Hier tanzen bestimmt Wassermänner und Nixen…

Im Nebel trügen auch Geräusche. Leise wollte ich mich an einen Fasan heranschleichen, den ich in einem Brombeergestrüpp vermutete. Es war eine Henne, und als ich sie gerade bemerkte, flog sie auch schon weg – von ihrem Ausguck auf einem hohen Ast. Sie hatte mich eher gesehen als umgekehrt. Inzwischen bin ich auf einem Fahrdamm für die Landwirtschaft unterwegs. Es gibt eine Moorschäferei und auch Galloways beweiden extensiv Teile des Moores, damit sich nicht zu viele Bäume im Hochmoor breitmachen.

Ich denke beim Laufen darüber nach, dass dieses nicht die Wanderung geworden ist, die ich geplant hatte. Nicht mal mein Kaffee hält, was er verspricht, denn er schmeckt intensiv nach Pfefferminztee. Ich hatte ganz vergessen, dass ich vor der OP immer Kräutertee mit zur Arbeit genommen hatte. Bäh! Oh, ich bin wieder in einem Terrain angekommen, wo die App etwas zu sagen hat: Ich soll mal wieder links abbiegen (dieses Mal ist da tatsächlich ein Weg, der den Namen verdient) und dem Weg folgen. Na gut.

So grob weiß ich, dass ich mich wieder Richtung Ausgangspunkt bewege, immerhin etwas.

Zwischendurch entdecke ich Formationen im Nebel, die mich verstehen lassen, wieso die Menschen früher bei Nebel im Moor Ängste ausstanden. Bei genauerem Hinsehen handelt es sich übrigens um einige dürre Sträucher, die sich in der Hauptwindrichtung ducken:

Mit etwas Phantasie kann man ein galoppierendes Pferd oder einen heulenden Wolf erkennen, je nachdem, wovor man sich mehr gruselt…

Von der offenen Landschaft bin ich inzwischen wieder im Wald. Und ich staune und freue mich, dass mein Weg so anders geworden ist als ich es geplant hatte. Denn diese alte Allee der Kopfweiden hätte ich sonst nie entdeckt. Was für Bäume!

Außerdem bemerke ich, dass ein Blick zurück auf den bereits gegangenen Weg häufig lohnt, um Dinge aus einer ganz anderen Perspektive zu betrachten. Denn das letzte Stück des Weges gehe ich wieder so zurück, wie ich gekommen bin. Und die Moorteiche bieten einen total anderen Anblick als auf dem Hinweg.

Was ich bei dieser Wanderung erfahren habe:

  • Nimm nie Kaffee mit in einem Becher, der vorher für Kräutertee benutzt wurde. Er erweist sich dann als unnötiger und geschmackloser Ballast.
  • Man geht nicht immer die Wege, die man geplant hat, aber wenn man sich mit ihnen anfreundet, lohnen sie sich oft.
  • Wenn wir eingefahrene Wege und Denkmuster verlassen, lernen wir viele neue Dinge und erweitern unseren Horizont
  • Wie schwer zwei Kameras um den Hals sind, merkt man erst, wenn man sie abnimmt.
  • Daraus folgt: manchmal muss man sich entscheiden, worauf man sich fokussieren will.
  • Nasse Füsse beim Wandern sind okay, beim Autofahren kann ich auch gut darauf verzichten>>>Ersatzschuhe im Kofferraum und ein Handtuch sind praktisch.
  • Nicht alles finden wir dort, wo wir es vermuten.
  • Ein Kompass (oder GPS) kann hilfreich sein.
  • Rot und Grün kann man auch dann verwechseln, wenn man keine Rot-Grün-Schwäche hat🤣 (Es gab einen roten und einen grünen Weg. Ich habe erst zum Schluss bemerkt, dass ich mich da vertan hatte.)
  • Etwas mehr Übung beim Fotografieren tut mir mal wieder gut.
  • Manchmal ist der Weg eben doch das Ziel!

Übrigens war immer noch dicker Nebel, als ich um 9:30 Uhr wieder zuhause war. Jetzt ist blauer Himmel, herrlicher Sonnenschein und ein wunderbarer Spätsommertag. C’est la vie!

Aufbruch im Nebel

Alle Fotos, die oben als Collage zu sehen sind, stammen von heute früh, ca. viertel nach Acht. Von der Terrasse aus in verschiedene Richtungen aufgenommen. Eigentlich total passend zum neuen Jahr, denn das liegt ja auch noch im Nebel und wir wissen nicht, was uns erwartet.

Ich habe den Tag gestartet mit einem Kaffee und der Bibel. Mal wieder unternehme ich den Versuch, jeden Tag mit einer Mini-Andacht und einem Bibeltext zu starten. Bin mal gespannt, wie lange ich durchhalte, denn an vielen Tagen ist ein solcher Start durch Alltäglichkeiten zum Scheitern verurteilt.

Heute habe ich mich allerdings total gefreut, als ich mich zum Start mit dem Psalm 121 beschäftigen durfte. Seit Beginn meiner Malche-Ausbildung im Spätsommer 2016 begleitet mich dieser Psalm. Immer wieder stolpere ich darüber, dass er mir vor die Füße gelegt wird oder vor die Nase gehalten. Und so ist er zu „meinem“ Psalm geworden:

Ja, ich kenne die Bedenken: Aber so ist es doch nicht. Du hast doch kein stolperfreies Leben, du kennst nicht nur Höhen, sondern auch Tiefen, Krankheit und Trauer, Bosheiten und Unglück. Und wo ist dann dein Gott?

Aber darum geht es doch überhaupt nicht. Ein sorgenfreies Leben, immer auf der Sonnenseite, nie stolpern, nie fallen. Wie langweilig wäre das denn? Und wie sehr würde das Gute dadurch abgewertet, wenn es nie schwierig würde… Ich könnte das Schöne, was mir geschieht, nicht wertschätzen, wenn ich nicht auch die andere Seite kennen würde. Und wer weiß, was mir außer den kleineren Nickeligkeiten, die mir manchmal den Tag versauen, zustoßen würde, hätte ich nicht die Hoffnung und den Glauben an meiner Seite. Wenn ich nur daran denke, wie oft man im Tagesverlauf unachtsam wird, beim Autofahren, bei der Arbeit, und wie oft gerade so eben nichts passiert…

Heute hat sich der Nebel gelichtet. Es ist ein schöner, sonniger Tag. Ich bin gespannt und neugierig auf dieses neue Jahr.

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