Guten Morgen, neues Jahr!

Noch etwas verkatert von einem Glas Sekt. Ich bin es eben so gar nicht gewohnt, Alkohol anders als in Fingerhut-Mengen zu mir zu nehmen, wenn überhaupt. Die Hunde habe ich bis kurz nach sechs ignoriert, aber dann wurde mir das Gejammer doch zu laut. Zahnputzkaustangen für beide, Kaffeekochen und durchs Haus lüften.

Jetzt sitze ich schon seit mehr als einer Stunde in der Küche vor dem noch recht leeren neuen Kalender. Eigentlich ist doch seit gestern nur eine Nacht vergangen. Und doch starre ich ehrfürchtig auf die Seiten, die in den kommenden Tagen, Wochen und Monaten von mir gefüllt werden wollen.

Es erscheint mir, als hätte ich es bisher nie nötiger gehabt, ein neues Jahr mit positiven Gedanken und Vorhaben zu beginnen, gleichzeitig ist das Bangen da, dass es letztlich doch anders kommt. Trotzdem ist es „the same procedure as every year“. In zehn Jahren lache ich womöglich über die Ehrfurcht und Unsicherheit, mit der ich heute hier saß.

Unsere Kellerbewohnerin nervt. Das wird auf jeden Fall mein Januar-Projekt. Hier ist kein Platz für uns beide und ich beabsichtige zu bleiben. Leider wohnen wir auf dem Ratten-Highway zwischen dem Hühner-und Taubenstall des einen und dem Kartoffel- und Getreidespeicher des anderen Nachbarn. Paradiesische Zustände. Und wir haben noch einen gestampften Lehmboden im Keller. Für das florierende Tiefbauunternehmen der Firma Ratte und Co ein willkommener Zwischenstopp. Für mich Mietnomadentum.

Schon merkwürdig, aus der philosophischen Betrachtung des noch unbeschriebenen Jahres in die profanen Dinge der Schädlingsbekämpfung abzudriften.

Ich mache jetzt lieber mal etwas produktives und backe Brötchen aus dem Teig, den ich letztes Jahr noch angesetzt habe. Einen guten Start (aus irgendeinem Grund habe ich im Hinterkopf einen Ohrwurm von ABBAs „Happy new Year“🤭)

Veränderung – Change

„Ein Grund dafür, dass die Leute sich vor Veränderung fürchten, ist, weil sie sich auf das konzentrieren, was sie verlieren könnten, anstatt auf das, was sie dazugewinnen könnten.“ Rick Godwin

Veränderung ist etwas äußerst zwiespältiges für uns: Sie birgt große Chancen, etwas neues, vielleicht sogar bahnbrechendes zu gestalten. Aber sie macht uns auch Angst. Angst, den Halt zu verlieren. Beides ist menschlich und verständlich, doch es kommt zu einem großen Teil darauf an, wie wir uns den Veränderungen stellen, ob wir uns überrumpelt fühlen oder aktiv gestalten können und wollen. Wie stehst du zu Veränderung? Begreifst du sie als Chance (hier ist nur ein Buchstabe anders als bei „Change“!) oder als Bedrohung?

„Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“ Wer weiß, dass dieser Satz von Mahatma Gandhi stammt, kann sich auch denken, was hier gemeint ist. Die Chance ergreifen, nicht nur reden und darauf warten, dass irgendjemand schon vorangehen wird. Statt dessen selbst dieser Jemand sein, der oder die vorangeht. „Proaktiv“ (für etwas tätig sein) wird das genannt. Selbst gestalten, nicht darauf warten, dass man gestaltet wird. Im Endeffekt bedeutet das einen aufmerksamen Blick um uns herum, ein rechtzeitiges Bemerken, wenn etwas Liebgewonnenes in unserer Umgebung nicht mehr lange funktionieren kann. Es bedeutet, das Ende von etwas anzunehmen (natürlich darf das wehtun). Und dann rechtzeitig das Ruder herumreißen, neue Wege suchen und finden: „Wir können den Wind nicht ändern, aber wir können die Segel richtig setzen.“ sagte Aristoteles dazu.

Ganz persönlich kennen wir das sicher alle, aber schwierig wird es, wenn sich in unserem Umfeld ohne unser eigenes Zutun und scheinbar ohne unsere Einflussmöglichkeit Dinge ändern. Vor allem Dinge, die uns viel bedeuten und die uns Sicherheit geben. Hier neigen wir leider oft dazu, den Kopf in den Sand zu stecken und zu hoffen, dass alles nicht so schlimm oder sogar wieder richtig gut wird.

Albert Einstein brachte das so ganz knapp auf den Punkt: Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu belassen und zu hoffen, dass sich etwas ändert.“

Manchmal brauchen wir einen Tritt in den Hintern, um uns in Bewegung zu setzen. Und auch Zeit, um angemessen um das zu trauern, was wir nicht mehr halten können. Zeit, zu bedenken, dass wir nicht dort wären, wo wir gerade sind, wenn unsere Vorfahren nie etwas aktiv geändert hätten oder einfach von Veränderung überrannt worden wären. Manchmal braucht es den Schock, um zu begreifen, dass „Weiter so“ nicht die Option ist, die gerade dran ist.

„Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde: Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit; töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit; abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit; weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit; Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat seine Zeit; herzen hat seine Zeit, aufhören zu herzen hat seine Zeit; suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit; behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit; zerreißen hat seine Zeit, zunähen hat seine Zeit; schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit; lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit.“ (Prediger 3, 1-8)

Wenn wir verinnerlicht haben, dass nichts von Bestand ist und auch das Ende und der Neuanfang elementar wichtig sind, dann brauchen wir eine Vision, die uns Mut gibt, dazu einen Plan und Menschen, die den neuen Weg mitgehen:

„Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“ (Antoine de Saint-Exupéry)

2020 war und ist noch ein Jahr, in dem wir über bisher selbstverständliche Gewohnheiten und Möglichkeiten die Kontrolle verloren haben, uns fremdbestimmt fühlen. Uns fehlt es an so vielen Stellen: Die Möglichkeit, zu reisen, jederzeit und überall hin. Die Freiheit, uns mit Freunden, Bekannten oder Familie zu treffen, ohne vorher Berechnungen anzustellen. Selbst dann, wenn wir die letzten Jahre von diesen ganzen Optionen nur wenig Gebrauch gemacht haben. An verschiedenen Stellen geht das Geld aus, müssen Freizeit- und Kultureinrichtungen schließen und vermutlich werden sich einige davon nicht erholen. Uns allen werden zukünftig Dinge fehlen, ob nun Restaurants, Fitnessstudios oder Sportvereine, Museen, Theater, Kirchen, Hotels oder ganz profan Geschäfte in der Innenstadt.

Die Frage ist, was wir daraus machen? Suhlen wir uns dann in unserem Unglück oder packen wir an und schaffen uns neue Werte, neue Wege und neue Inspirationen?

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…

Dieser oft bemühte Satz ist eine Zeile aus dem Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse. Zum Neubeginn, sogar auf Geburtsanzeigen habe ich den Satz schon häufig gelesen. Was gern unterschlagen wird, ist der Zusammenhang des Gedichtes. Dort geht es nämlich nicht nur um Anfänge, sondern auch um das Loslassen, das Beenden, den Wandel. Vom Anfang bis zum „Good bye“, alles gehört zu einem Lebenszyklus.

In der Bibel heißt es etwas anders: „Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde“ und auch dort folgen ganz gegensätzliche Begriffe, die das Werden und Vergehen repräsentieren.

Aber für heute bleibe ich beim Anfang. Ab heute bin ich offiziell und angemeldet eine Gewerbetreibende. Nicht komplett unbekannt für mich, denn ich war bereits fünf Jahre selbständig. Aber heute ist es anders, denn ich habe keinen wirtschaftlichen Druck, sondern ich möchte ganz einfach das tun, was ich gern tue, nämlich nähen, fotografieren, gestalten, vielleicht auch kochen. Damit ich das aber immer weiter tun kann, muss ich irgendwo hin mit meinen „Erzeugnissen“. Und was liegt näher, als sie nicht nur selbst zu verschenken, sondern auch anderen zu verkaufen, die selbst ganz andere Talente haben als ich, aber zufällig das mögen, was ich im Überfluss angefertigt habe. So in etwa war mein Gedankengang.

Außerdem ist mir in den letzten Jahren der Nachhaltigkeitsgedanke immer wichtiger geworden, und so nähe ich nicht nur mit neuen wunderschönen Patchworkstoffen, die eigens für dieses Hobby hergestellt werden, sondern auch mit alten, gebrauchten Stoffen, die schon eine Geschichte hinter sich haben. Das Kissen, welches mein Logo darstellt, besteht demzufolge aus zwei ehemaligen Lieblingshemden meines Mannes, die Rückseite ist Teil eines gefärbten Bettlakens, das vor einigen Jahren für ein Karnevalskostüm eingefärbt wurde und zuvor vermutlich lange Jahre meinen Großeltern kühle Sommernächte gesichert hat.

Ich gebe mir jetzt erstmal ein Jahr Zeit. Entweder es klappt, oder ich bin mal wieder um eine Erfahrung reicher und die Gebühren für eine Gewerbeanmeldung ärmer. Ich werde nicht ständig so viel Aufmerksamkeit in diese Idee stecken können, wie sie es verdient hätte, denn ich habe ja alle anderen Sachen, die ich so mache, deswegen nicht aufgegeben. Aber es nicht zu versuchen, hätte nicht nur ich als vertane Chance angesehen, sondern auch Julia und Daniela, die mich sanft in die richtige Richtung geschubst haben und Edgar, der gesagt hat: Wenn du glaubst, es ist das Richtige, dann tu es. Danke euch allen, die mich ermutigt habt und es auch weiter tut.

Ein folgenschwerer Tag…

Ich hatte es angekündigt. Angedroht? Nein, eher versprochen. Und heute habe ich nach mehreren Tagen Recherche, einem Telefonat mit unserem Steuerberater und einem weiteren mit der IHK dann Nägel mit Köpfen gemacht.

Und um auch hier zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, mache ich gleich noch eine abc-Etüde aus meiner Ankündigung. Hier der Link zur Schreibeinladung:

https://365tageasatzaday.wordpress.com/2020/05/17/schreibeinladung-fuer-die-textwochen-21-22-20-wortspende-von-kopf-und-gestalt/

Heute habe ich die Gewerbeanmeldung bei unserer Stadtverwaltung abgegeben. Ein kleiner Nebenerwerb, damit ich mein Hobby weiter betreiben und hoffentlich auch ein wenig finanzieren kann. Denn ich nähe schon seit einigen Jahren sehr gern. Seit dem doppelten Sehnenriss diesen Frühjahr sitze ich so gut wie jeden Tag an der neuen Maschine. Wer näht, kennt das Dilemma: Wo man auch ist, das nächste Stoffgeschäft wird aufgesucht. Als Mitbringsel muss wenigstens ein schönes Muster gekauft werden. Alte Bettwäsche und Herrenhemden werden gehamstert wie bei manch anderem das Klopapier.

Und wenn man dann alle seine Schätze verarbeitet, dann ist schnell das Haus mit Patchworkarbeiten aller Art dekoriert. Das geht so nicht, nicht auf die Dauer. Ich habe allerdings festgestellt, dass es Interesse gibt, so liebevoll in Handarbeit zusammengestückelte Teile zu erwerben, gern auch als individuelles Geschenk. Also probiere ich es – fallen kann ich dabei eigentlich nicht. Einen festen Zeitplan habe ich nicht dabei, ich sehe, wie es sich ergibt. Und wenn sich irgendwann herausstellt, dass es doch nicht klappt, ist es auch nicht schlimm. Dann bin ich mal wieder um eine Erfahrung reicher und habe immerhin viel Zeit verbracht mit Dingen, die mir nicht nur Spaß machen, sondern auch gut tun. Und schon das ist ein Wert an sich.

Der Unfall (der eigentlich ja gar keiner war) und Corona dienten mir offensichtlich als Katalysator für diesen kleinen Traum. Wie ich eben bei Alice gelesen habe, bin ich da wohl nicht die Einzige… Bin gespannt, was mit dem nächsten Träumchen passiert (wie vermutlich jede Buchhändlerin würde ich gern mal als Autorin groß rauskommen 😅)

(261 Wörter)

Mit den eigenen Händen etwas schaffen

Mein Projekt „Ich möchte wieder einen Gemüsegarten haben“ spukt schon seit einigen Jahren in meinem Kopf herum. Ehrlich gesagt, ist das auch ganz gut so, denn in diesen Jahren habe ich ihn im Kopf auch schon mehrfach umgestaltet. Aber jetzt, in diesem Frühjahr, hab ich ihn in Angriff genommen. Nachdem ich meine Physiotherapie hinter mir habe und es sich meist wieder so anfühlt, als ob die Bandscheibe da sitzt, wo sie hingehört, konnte mich nichts mehr halten. Gartenarbeit ist doch das beste Training für Rücken- und Bauchmuskulatur…

Von unseren Außenarbeiten vor ein paar Jahren liegt ein Riesenberg Pflasterklinker auf einer Palette im Garten, die verarbeite ich peu à peu zu Beetumrandungen. Der schon im letzten Herbst vorbereitete Boden (mit Motorhacke durchgepflügt und dann Bienenfreund gesät) ist jetzt gut zu beackern. Für den großen „Rest“, der noch Wiese ist, habe ich aber beschlossen, in Handarbeit vorzugehen. Daher werde ich alles, was noch kein Acker ist, das Jahr über mit reichlich Grasschnitt mulchen und im Spätherbst umgraben. Das dauert zwar lange, aber erstens bin ich mit dem kleinen Stück die nächsten Tage noch gut beschäftigt, habe ja auch noch weitere knapp 2500 qm Grundstück, die zwischendurch mal Aufmerksamkeit brauchen. Und zweitens ist das ruhige und langsamere Arbeiten für mich augenblicklich regelrecht meditativ. Es kommt dann sogar vor, dass ich mit den Regenwürmern spreche (die geben nämlich keine Widerworte 😉 ). Ich lasse die Erde durch die Finger rieseln, um Steine und Krautreste, die ich nicht im Gemüse wiederfinden möchte, zu finden.

Meine Familie wundert sich garantiert, was für merkwürdige Dinge ich teilweise mache. Ich türme Grassoden neben dem Komposthaufen. Ich sammele Reisighaufen und schichte sie scheinbar willkürlich irgendwo auf. Beim Rasenmähen lasse ich Inseln stehen. Dort sprießen nämlich jetzt Margeriten. Die müssen erstmal blühen und dann auch in Ruhe wieder einziehen können, damit sie nächstes Jahr wiederkommen. Und überhaupt wird das erste Mal gemäht, wenn der Sauerampfer geblüht hat und das Wiesenschaumkraut auch.

Steine schleppe ich von überall her an. Aus dem Wald, aus dem Vorgarten unserer ältesten Tochter, aus jedem Urlaub kommt mindestens ein Stein in den Garten, selbst die kaputten Dachziegel vom Sturmschaden finden Verwendung. Und auch daraus schichte ich hier und da kleine oder größere Hügel auf. Gern in der Sonne, und dann hoffe ich, dass sich irgendwann Zauneidechsen bei uns wohlfühlen.

Und ihr glaubt nicht, was ich beim Buddeln in unserem Garten so finde. Auf dem Dorf war es bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts üblich, dass man sich Gruben im Garten machte, wo nicht nur der Mist des Schweins und der Hühner landete, sondern auch kaputte Dinge und Hausmüll. Und so freut sich mein kleines (verhindertes Archäologen-) Herz über Funde wie Flaschenhälse, Teile von Tonkrügen, einen alten Spaten, Ofenschlacke…

Heute haben wir eine alte Gartenbank unter die Tanne neben meinem neuen Gemüsegärtchen geschleppt. Diese Bank hatte mein Opa zu seinem Ruhestand geschenkt bekommen, was laaange her ist. Es gehörten auch noch zwei Sessel und ein Tisch dazu, die nicht mehr existieren, aber die Bank ist halt noch da und wird genutzt und gepflegt. Und ich kann zukünftig bei der Arbeit im Garten ein Päuschen auf der Bank machen und mich an den kleinen Fortschritten freuen, die ich erziele.

Nur eines wird garantiert nicht passieren: Ein aufgeräumter und wildkräuterfreier Garten. Die vielen kleinen und größeren Tiere sollen sich auch weiterhin bei uns herzlich willkommen fühlen. Von Schwebfliege und Solitärbiene über Fledermäuse bis hin zu Igel und Eichhörnchen. Selbst der Maulwurf findet seinen Platz.

Liebes 2018, was ich dir gern noch sagen möchte…

…ehe du bald Geschichte bist. War nett, dich kennengelernt zu haben. Aber ehrlich gesagt, bin ich auch ein bisschen erleichtert, dass du vorbei bist.

Du hast mir einiges an neuen ungeahnten Erfahrungen gezeigt. Neben schönen Erlebnissen hast du mir auch Dinge gezeigt, auf die ich gern verzichtet hätte.

Arbeitslosigkeit zum Beispiel. Nach 30 Jahren Berufsleben auf einmal ohne eine sinnvolle und auch bezahlte Tätigkeit dazustehen, das fordert. Ist ja nicht so, dass ich tatsächlich nichts zu tun gehabt hätte, aber für seine Arbeit bezahlt zu werden, das hebt die Selbstachtung eben enorm.

Und dann die Erkenntnis, dass selbst der erlernte und immer noch geliebte Beruf als Buchhändlerin nicht die Erfüllung bringt, sondern grenzenlose Frustration, wenn man ihn nicht so ausüben darf, wie man ihn versteht. Dazu eine Bezahlung, die zwar höher ist als das Arbeitslosengeld, aber niedriger als das Gehalt einer Putzfrau im Seniorenheim, selbst wenn sie angelernt ist.

Versteh mich nicht falsch, ich achte jede Putzfrau hoch, die diese Arbeit macht, denn sie ist in mehrerer Hinsicht wichtig,  aber Wertschätzung von erfahrenen Fachleuten und ihren Qualifikationen sieht anders aus.

Rums. Aus, dann lieber gar nicht. Weder bezahlte Arbeit, noch Meldung beim Arbeitsamt. Ich konzentriere mich jetzt aufs Ehrenamt. Beim besten aller Ehemänner im Büro und bei der Gemeinde, wo auch immer ich gebraucht werde. Und die zweite Ausbildung wieder ernst nehmen, die in meinem Kuddelmuddel auch gelitten hat.

Und feststellen, dass auch das gelernt sein will: das einfach nur da sein. Aber es klappt immer besser. Und weißt du was, 2018? Das nehme ich auf jeden Fall von dir mit: Die Erkenntnis, dass auch ich nicht ganz unanfällig war für eine Mini-Midlife-Crisis, aber dass ich alles überstehen und daran wachsen  kann. Mit einer verlässlichen Familie, guten Freundinnen, einer Gemeinde, die mich gebrauchen kann und mit dem festen Vertrauen, dass ich nicht tiefer falle als in Gottes Hand, wo auch immer die gerade ist.

Und ja, du hast vollkommen recht, ich kann jetzt noch nicht wissen, was dein Nachfolger 2019 so alles parat hat, um mich in Atem zu halten. Trotzdem bin ich neugierig und freue mich!

Tschüss, 2018, mach et jot!

„…das Leben ist Veränderung…“

…ist eine Liedzeile von Mark Forster. Recht hat er. Aber warum tun sich gerade Kirchengemeinden, die doch eigentlich das Leben schlechthin repräsentieren soll(t)en, so schwer damit?

Warum steht vor allem das Bewahren im Vordergrund, und jede Veränderung wird misstrauisch beäugt? Beides hat seine Berechtigung, sowohl die Tradition als auch der Wandel. Tradition hat ihre Berechtigung, solange sie mit Leben gefüllt ist und mit Sinn.

In einem anderen tollen Buch (Mein Jahr als biblische Frau von Rachel Held Evans) steht eine hilfreiche Anekdote, was Tradition eben NICHT sein sollte:

Eine junge Frau (Altmennonitin), frisch verheiratet, bereitet einen Sonntagsbraten zu. Ihr Mann sieht dabei zu und beobachtet, wie sie den Braten taxiert, eine kleine Ecke abschneidet und beiseite legt. Neugierig fragt er, warum sie das mache. Antwort: „Das habe ich so von meiner Mutter gelernt.“ Thema ad acta. Aber irgendwann nagt es an ihr, sie fragt ihre Mutter nach dem Grund. Kannst du dir die Antwort denken? – Richtig: „Das habe ich so von meiner Mutter gelernt.“ Nun werden diese beiden neugierig und gehen zur Großmutter, um sie zu befragen. Diese fängt an zu lachen und sagt: „aber das habe ich doch nur getan, weil mein Bratentopf so klein war. Und ihr macht das immer noch so?“

Platt gesagt, die Tradition sollte eben kein Sonntagsbraten sein, der irgendwann einmal nicht in den Topf passte. Oder differenzierter: Wenn zu einem Zeitpunkt X etwas begonnen wurde, das zu der Zeit einen bestimmten Sinn hatte, dann ist es unsere Pflicht, regelmäßig zu prüfen, ob der Sinn auch noch da ist. Sonst verschwenden wir irgendwann unverantwortlich Teile der Ressourcen (ob Rindfleisch oder was auch immer, Mitarbeiter zum Beispiel).

Und so komme ich zum Buch oben. Es beschreibt einen Zustand, der über viele Kirchengemeinden hereinbricht, und dieser Zustand ist international und überkonfessionell: „Die Jungen“ wollen alles anders haben, andere Musik, andere Formen des Gottesdienstes und der Anbetung etc. Und „die Alten“ sehen ihre Felle davonschwimmen. Die Musik ist zu laut und zu seicht, die Art moderner Gottesdienste, die mitunter eher an Rockkonzerte erinnern, das alles ist viel zu wenig gehaltvoll, es kommt zu wenig Bibel, zu wenig Lehre, ach eigentlich zu wenig von allem vor!

In diesem Buch erzählt Gordon MacDonald, selbst Pastor der fortgeschrittenen Generation, dass „der Wandel“ viel eher begonnen hat, dass daher ein einfaches „Weiter-so-wie-immer“ keine Lösung sein kann, dass es wichtig ist, die Generationen zusammenzubringen, damit Verständnis wächst für „die Anderen“. Besonders beeindruckt hat mich der Part über die Kirchenmusik, wo er darlegt, dass die Komponisten der Choräle, die meist von den Älteren geschätzt werden, auch mal junge Rebellen waren. Rebellen, deren Musik heute nicht mehr in Frage gestellt wird, die aber nie geschrieben worden wäre, hätten Ältere ihnen nicht die Chance dazu gegeben.

Die Gedanken in diesem Buch sollten Grundlagenlektüre sein für jede Gemeinde, die sich irgendwie im Umbruch befindet. Nicht als Rezept oder Allheilmittel, sondern als Denkanstoß, auch innerhalb einer Gemeinde vom jeweils anderen her zu denken.

 

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