Die Würfel sind gefallen!

Naja, eher die Entscheidung ist gefallen. Würfel waren nicht im Spiel. Bis heute Mittag hatte ich mir eine Frist gesetzt, ausprobiert und Feuer gefangen. Und dann sagte ich zu meinem Angetrauten: „Ja, ich will.“ Und das, obwohl wir schon mehr als ein Vierteljahrhundert verheiratet sind. Ausnahmsweise handelte es sich aber heute nicht um die Verlängerung eines Eheversprechens, sondern um die Willensbekundung: Ich möchte dieses Fernstudium weitermachen. Und dann habe ich die erste Einsendeaufgabe, die schon ein paar Tage im Ordner gespeichert war, noch ein paar Male kritisch gelesen, mit den notwendigen Angaben versehen und abgeschickt.

Eine ganz und gar altmodische Kartei habe ich mir auch schon angelegt – für alle Notizen, die ich offline sammele. Ebenso ein Verzeichnis auf der Festplatte, wo alle möglichen und unmöglichen digitalen Schnipsel, Artikel und Fotos landen, die ich als Inspirationsquellen gebrauchen könnte. Im Konjunktiv. Ich weiß ja schließlich noch nicht, in welche Richtung der literarische Wind mich wehen wird.

Und weil ich schon dabei bin, das Abenteuer Schreiben so gründlich durchzuorganisieren, bekommt der Terminkalender auch noch eine wöchentliche Erinnerung verpasst, meine geschriebenen und gesprochenen Notizen von den diversen Medien (Handy und Notizheft) ordentlich zu archivieren, damit ich sie dann auch bei Bedarf wiederfinde.

Übrigens könnte ich das natürlich ganz heimlich im stillen Kämmerlein machen – und dann irgendwann: „TADAAA!“ – aber ich halte es eher wie beim Sport: Rede drüber, such dir Gleichgesinnte, triff Verabredungen, dann bleibst du besser dran ;-). Zumindest so lange, bis sich die Gewohnheit verfestigt hat.

Schreibübung

Schon witzig, worüber mir auf einmal Texte einfallen. Die gesamte Übung hat mich nicht mal eine Stunde Zeit gekostet. Und am Ende war ich überrascht, welche Gedanken mir zu diesem Satz eingefallen sind.

Ein willkürlich aus einer Zeitung gewählter Satz als Ausgangspunkt für einen Text

Und er fragte sich: „Was kannst du machen, um nicht mehr zur Arbeit zu müssen?“

Ach ja? Nun, vielleicht solltest du mir erstmal erzählen, warum du nicht mehr zur Arbeit gehen willst. Ist dein Job körperlich anstrengend? Vielleicht sogar in schmutziger und stinkender Umgebung? Stell dir mal vor, zu einer solchen Arbeit – sagen wir mal bei der Müllabfuhr – wäre überhaupt niemand mehr bereit! Würden wir im Unrat versinken, wie wir es von Berichten aus Neapel teilweise kennen?
Müssten wir dann alle unseren Müll selbst zur Deponie bringen oder würde die Landbevölkerung wieder damit beginnen, ihren Abfall im Garten zu vergraben, wie es bis in die 1950er Jahre üblich war?

Oder strengt deine Arbeit dich mental so sehr an, dass du es nicht mehr aushältst? Bist du pflegerisch oder pädagogisch für dir anvertraute Menschen verantwortlich, kämpfst gegen Mängel und Unzulänglichkeiten bei Material und Mitarbeitern?
Aber was würde passieren, wenn niemand mehr bereit wäre, sich um Kinder oder kranke/pflegebedürftige Menschen zu kümmern? Spielen dann wieder alle Kinder unbeaufsichtigt auf den Straßen, lägen die Kranken ungepflegt im Bett und irrten die Dementen hilflos durch die Gegend? Oder würden wir verlangen, dass alle Frauen wieder ausnahmslos an Küche, Kinder und Krankenbett gebunden sind?
Arbeitest du als Handwerker und fühlst dich übersehen und wenig wertgeschätzt?
Verständlich, aber wie würden wir leben, wenn wir eine Gesellschaft aus zum Beispiel Architekten und Bauingenieuren wären, aber niemand könnte die Brücken bauen, die Straßen teeren oder Toiletten und Heizungen in die wunderbar designten Häuser einbauen?

Bist du Arzt und hast die überbordenden Bereitschaftsdienste satt?
Und wenn nicht du, wer operiert dann nachts um drei Uhr den Unfallverletzten oder nimmt den durchgebrochenen Blinddarm am Sonntag raus?

Sortierst du im Einzelhandel für Mindestlohn Waren in die Regale oder sitzt an der Kasse und weißt im letzten Monatsdrittel nicht mehr, wovon du deine Familie durchbringen sollst? Ich kann das aus eigener Erfahrung nachvollziehen. Wirklich.
Aber wenn alle Einzelhändler die Arbeit verweigern würden, wie käme dann die gesamte Gesellschaft an Lebensmittel oder Kleidung?

Und was ist denn im Endeffekt die Alternative dazu, dass alle daran mitarbeiten, das Land am Laufen zu halten? Jede Arbeit hat Schattenseiten, kann herausfordern und mitunter auch überfordern. Selbst in Berufen, die wir lieben. Irgendwo gibt es immer etwas, das uns ärgert, nervt, anekelt, das wir unerträglich finden.
Würden alle in diesen Bereichen und Momenten die Arbeit verweigern, dann herrschte hier Chaos.
Wenn alle der Meinung wären, deswegen als Aussteiger, Lebenskünstler oder Auswanderer ihr Glück ohne bezahlte Arbeit zu suchen, wer würde dann dafür sorgen, dass wir alle etwas zu essen und anzuziehen haben, ein Dach über dem Kopf, Gesundheitsfürsorge und Bildung. Dass wir mehr oder weniger komfortabel von einem Ort zum anderen gelangen können, Hobbys nachgehen, miteinander auch über Entfernung kommunizieren und alles andere, was uns wichtig ist und unverzichtbar vorkommt…Ja, ja, du weißt das alles und natürlich willst du das auch nicht. Aber ganz im Ernst, das kann doch nicht der Grund dafür sein, kriminell zu werden und eine Firma mit Bombendrohungen zu erpressen!

Die Gedanken erstmal ganz frei fließen zu lassen, heißt zunächst, dass sie nicht linear in immer dieselbe Richtung fließen. Sie mäandern, sie widersprechen sich auch mal, sie machen also nicht immer das, was wir normalerweise von ihnen verlangen. Aber es ist spannend zu beobachten. Weil mancher Schreibimpuls auch sofort in mir drin Widerworte hervorruft und ich dann den Drang unterdrücken muss, mich selbst direkt zu korrigieren. Es sitzt doch manchmal so ein kleiner Zensor im Kopf und bewertet sofort, was ich da von mir gebe.
Augenblicklich bin ich ziemlich gespannt, was in den nächsten Wochen alles innerlich mit mir passiert, was da ins Rollen kommt und wohin mich das Ganze führt.

Bis dahin ein schönes Wochenende euch allen.

Vor allem möchte ich „Dichter“ werden

Dieser Satz stammt nicht von mir, sondern von Heinz Erhardt. Heute leihe ich mir den Satz und entreiße ihn auch komplett seinem natürlichen Zusammenhang. Aber er passt zur Geschichte, die ich als ABC-Etüde in der aktuellen Runde platziere. Zur Schreibeinladung von Christiane geht es hier. Das Bild ist wie gemacht für meine Gedanken. Vielen Dank an dieser Stelle auch an Werner, der die Wortspende zur Verfügung gestellt hat. Lieber Werner, es passt wie Faust aufs Auge!
Außerdem erkläre ich mit der Etüde auch gleich, warum es in den letzten Etüdenrunden so still bei mir war, ich hatte bereits mit dem Ausbrüten meiner neuen Idee begonnen und wenig Hirnkapazität übrig😊. So, genug gebrabbelt, los geht es:

Genügsam war ich lange genug.

Ein guter erster Satz oder eher so mittelmäßig? Macht dieser Satz neugierig? Welche Botschaft transportiert er? Was genügt mir denn nicht mehr? Fragen über Fragen. Ich übe den Beruf aus, den ich immer als einen der schönsten Berufe der Welt gesehen habe. Und das tue ich immer noch. Ich liebe es, Menschen Bücher nahe zu bringen. Nicht irgendwelche Bücher, sondern die richtigen, die Bücher, die den konkreten Menschen vor mir weiterbringen. Meisten jedenfalls. Denn es gibt auch die Kunden, die sich oder andere mit Büchern schmücken möchten, die „man haben muss“.

Mein Großvater und mein Vater waren Buchbinder, und auch mein Bruder hat diesen Beruf erlernt. Der Duft von Papier und Buchbinderleim hat uns alle begeistert. Auch ich genieße es, ein Buchpaket zu öffnen und den Geruch einzuatmen. Aber ich ging einen Schritt weiter. Nicht nur das schöne Aussehen von Büchern liebte ich von dem Augenblick an, in dem ich lesen lernte. Auch die vielfältigen Inhalte, die faszinierenden Geschichten aus anderen Zeiten und fernen Ländern konnte ich regelrecht inhalieren. Und diese ganzen Informationen, die zwischen zwei Buchdeckeln Platz finden, seien es Naturwissenschaften, humanistische Bildung oder auch nur schnöde Rechtschreib- oder Grammatikregeln, ganze Welten tun sich auf: mikroskopisch klein oder in den unendlichen Weltraum blickend.

Deswegen ist für mich jetzt eine neue Zeit angebrochen, ein nächster, vielleicht zwingender Schritt auf meinem Weg: Ich werde zumindest versuchen, das Leben einer Buchhändlerin mit dem Dasein einer Autorin zu verkuppeln. Wer weiß, was sich da entwickeln wird? Ich packe meinen Koffer mit den bereits gemachten Erfahrungen eines halben Lebens und füge hier und da großzügig die Zutaten meiner Phantasie hinzu. Es wird ein längerer Weg, er wird steinig sein und bergauf gehen. Ich werde mir Blasen schreiben und wer weiß, am Ende lade ich euch vielleicht zur Dichterlesung ein?

300 Wörter. Punktlandung.
Ja, nun. Dichterlesung wird es eher nicht, denn mit „Dichter“ bringe ich Goethe, Schiller, Brentano und andere in Verbindung. Aber ich freue mich jedenfalls auf die Zeit, die vor mir liegt. Augenblicklich ist Biographiearbeit angesagt, was man an der Etüde natürlich nur ganz am Rande bemerkt😂.

Probieren geht über Studieren – oder anders herum?

Ich war mutig. Oder übermütig, so genau weiß ich das noch nicht. Innerhalb der nächsten vier Wochen muss ich das herausfinden. Denn am 13. April endet meine Widerspruchsfrist.
Was ich genau weiß: in meinem Kopf sprudeln Szenen, Geschichten, Gedanken, die ans Licht wollen.
Was ich zurzeit noch nicht auf die Kette kriege: wie das sinnvoll passieren soll. Immerhin übe ich in der pointierten Kurzform hier auf WP jetzt schon seit fünf Jahren herum.
Und deswegen habe ich beschlossen, der Professionalisierung eine Chance zu geben und einen umfassenden Schreiblehrgang zu buchen. Allerdings mit Netz und doppeltem Boden, denn so ein Lehrgang bindet nicht nur Zeit, sondern auch Geld. (Von wegen, über Geld spricht man nicht. Das gilt vielleicht, wenn man ziemlich viel davon hat, ansonsten ist es durchaus ein wichtiges Thema.) Tapfer bestellte ich mir das Paket und habe nun einen Monat, um festzustellen, ob es funktioniert und auch, um eine Art Businessplan dafür aufzustellen. Die Unsicherheit ist groß. Mir wuselten sogar schon Gedanken an Fundraising durch den Kopf. Aber wer unterstützt schon freiwillig noch eine Schreiberin???

Egal. Heute hat für mich erst einmal der Praxistest begonnen: Komme ich mit dem Lehrgangsmaterial klar (sieht im Augenblick gut aus), welche Zeitfenster brauche ich (wird sich in den nächsten Tagen rausstellen, ich werde mal „Buch führen“), kann ich das überhaupt in meinen bereits ziemlich getakteten Tagesablauf einbauen (Wo ein Wille ist, ist auch ein Zeitfenster? Da wird es schon kniffeliger…)? Und wie gehe ich damit um, dass ich ungeduldig bin und Fragen, die ich am liebsten ganz schnell beantwortet hätte, erst im dritten Semester drankommen?

Aber dieser Abschnitt ganz zu Beginn des ersten Studienheftes hat mich ja doch ziemlich geflasht. Und nun? Ist mein Rucksack gepackt und genug Proviant an Bord? Werde ich mein Abenteuer starten? Wir werden sehen, und ich werde euch auf dem Laufenden halten. Schreiben tu‘ ich so oder so, eventuell wird sich mein Pensum ändern, der Horizont hoffentlich noch mal deutlich weiten und wenn es sein soll, entdecke ich neue Welten. Ich hoffe nur, dass ich nicht wie Kolumbus in die falsche Richtung reise, aber wenn ich es mir recht überlege, hat er ja trotzdem etwas überaus Wichtiges entdeckt.

Die allerersten Schritte sind gemacht. Das Abenteuer kann beginnen. Ob es ein Mikro-Abenteuer wird oder eine weite Reise, ich lasse mich überraschen.

Zweifel einer Schreiberin

So. Doch geschafft. Selbst ausgetrickst habe ich mich.
Danke an Christiane für die Einladung zu dieser Runde der abc.etüden und ebenfalls danke an Katha für die Wortspende. Und Glückwünsche für die Auszeichnung, sie ist hochverdient, finde ich.

Einen ganzen Roman zu schreiben traue ich mir echt nicht zu. Dabei ist das doch der Traum eines jeden Buchhändlerwesens, gefühlt zumindest. So viel Erzählstoff, dass es für rund 500 Seiten reicht? Niemals schaffe ich es, so lange bei einem Thema zu bleiben. Dafür habe ich viel zu viele ganz unterschiedliche Ideen. Manchmal sind mir ja schon die dreihundert Wörter für die abc.etüden zu viel.
Bei den ganzen Sachen, die rundum passieren, muss ich mich des Öfteren mehr als nur sanft daran erinnern und aufraffen, dass ich dabeibleiben will; dass ich es möglichst schaffen möchte, keine zu verpassen. Dann braucht es schon einen gedachten Tritt in den Allerwertesten. Und manchmal fällt mir auch zu den Wörtern einfach nichts ein. Schwarzes Loch im Hirn. Tilt!
Ich denke dann an die Zeit meiner Gemeindepädagogik-Ausbildung zurück, als wir eine kleine Challenge hatten: Reihum musste jeder von uns eine Andacht halten. Zu einem zugelosten Bibelspruch. Als ob das allein nicht schon herausfordernd genug wäre, dachten sich die anderen im Kurs jeweils drei Wörter aus, die dann in der Andacht untergebracht werden mussten. So kam es dann vor, dass eine Andacht zum Thema „Fischzug des Petrus“ gehalten wurde, bei der Sauerkraut, ein Pinguin und Flipflops eine Rolle spielten. Da sollte es doch kein Problem darstellen, zu drei zufällig ausgesuchten Wörtern eine vollkommen frei ausdenkbare Geschichte zu erfinden, oder?

Aber dann gibt es auch wieder diese Wortkombis, die etwas in mir vibrieren lassen, fast schon wie ein elektrischer Impuls. Wörter, bei denen der Text nur so aus mir herausfließt. Möglicherweise könnte es klappen, wenn ich mir für die Kapitel auch solche Stichwörter per Zufallsgenerator aussuche und die dann einbauen muss? Diese Spur werde ich auf jeden Fall weiterverfolgen. Jetzt gerade bin ich jedenfalls sehr froh, dass diese Überlegungen genau für dreihundert Wörter Inspiration boten. Mission accomplished!

Merci beaucoup. Wenn ich dann mit dem „großen deutschen Gesellschaftsroman“ auf Lesereise gehe, bekommt ihr Etüdenfans alle Freikarten und Autogramme. Wird nur nie passieren, aber träumen darf man ja mal😂

Neujahr

Ein ganzes Jahr liegt wieder vor uns. Noch als unbeschriebenes Blatt, obwohl vermutlich die meisten zumindest ein Storyboard entworfen haben. Eckdaten wie Geburtstage, Ferientermine, geplanter Urlaub, Jubiläen. Zugleich ist da aber das Wissen darum, dass sich die Geschichte dieses Jahres früher oder später verselbständigen wird, ungeahnte Plot-Twists werden durch einige Rechnungen dicke Striche machen und wenn wir es gut treffen, wendet sich an manchen Stellen die Handlung zum Positiven, vielleicht sogar zum Happy End?

Wird dieses Jahr ein spannender Roman, verwirklicht sich eine Utopie aus dem Bereich der Sci Fi, ist es eher Krimi oder Unterhaltung? Oder wird es sich als pragmatischer Ratgeber erweisen, für Achtsamkeit, Resilienz, Gesundheit oder Sport? Schreiben wir ein gesellschaftspolitisches Sachbuch oder kreieren wir einen Reise- oder Naturbildband in den schönsten Farben? Illustrieren wir unser eigenes Bilderbuch oder wandeln auf den Spuren von Pippi Langstrumpf und Emil Tischbein?

Was auch immer 2022 für uns bereithält, wie auch immer die Parameter aussehen werden, auf die wir keinen Einfluss haben: ein Stück weit haben wir es in der Hand, unser Buch des Jahres selbst zu lektorieren. Ich wünsche euch ein schönes Schreibjahr (Mal- und Zeichenjahr, Fotojahr, Werkeljahr…)

Achtung, Schreiben könnte explosiv sein!

Zuerst die guten Nachrichten:

Erstens: Schreiben klappt auch zuhause! Bei mir bevorzugt zu Zeiten, wo Lucy mich nicht mehr schlafen lässt (zurzeit jeden Morgen ein bisschen früher als am Tag zuvor, wir sind gerade bei viertel vor fünf🥱 angekommen…), aber der Kaffee schon fertig ist. Wobei: ich versuche sie ja immer noch ein bisschen zu vertrösten, aber sie ist genauso stur wie ich.

Zweitens: ich muss das Schreiben gar nicht mehr lernen! Ich schreibe ja bereits. Nicht nur hier auf dem Blog, ich habe auch etliche gefüllte Notizbücher, die ich mal wieder ausgraben sollte. Notizen und Beobachtungen von langen Bahnfahrten zum Beispiel. Wann immer ich in den letzten Jahren nach Köln, Berlin, Bremen, Würzburg oder sogar nach Lörrach musste, hatte ich Schreibzeug dabei und ich gestehe, Bahnfahrten lösen in mir eine voyeuristische Ader aus. Ich liebe es, Mitreisende zu beobachten; durch die Zunahme von Smartphones und Tablets ist es ja leider nicht mehr so einfach, mit dem Sitznachbarn ins Gespräch zu kommen.

Das letzte Mal war auf der Heimfahrt aus Köln, und den Kunden, bei dem ich damals war, gibt es schon seit acht Jahren nicht mehr. Damals saß neben mir eine junge Frau, die aus Ostafrika heimkehrte. Es war Herbst, zwischen Wuppertal und Hagen hatten sich renitente nasse Blätter auf den Gleisen niedergelassen. Der Zug vor uns kam nicht mehr den Hügel hoch, so dass wir in Wuppertal-Barmen eine halbe Stunde festhingen. (Hieß es in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts noch „Die Bahn kommt“ mit einem feschen kleinen Bruder des ‚Greaseball‘ aus Starlight Express auf dem Plakat, so gibt es zunehmend vier Feinde der Bahn: Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter. Ich weiß, der hat ’nen langen Bart…)

Diese junge Frau damals erzählte mir, dass sie durch halb Äthiopien mit einem alten, klapperigen Bus, der eine Nylonstrumpfhose als Keilriemenersatz hatte, ohne größere Probleme gereist sei, mit einer ostafrikanischen Airline, die nicht für ihre übergroße Zuverlässigkeit bekannt war, nach Köln-Bonn geflogen sei, ohne dass es Katastrophenalarm gab, nur um jetzt in einem hochmodernen deutschen Technikwunder festzusitzen. Naja, sie war etwas fassungslos…, so kurz vor der elterlichen Heimat.

Ich bin abgeschweift, und schon daran kann man sehen, wie schnell man doch ins Schreiben kommt, ins schriftliche Erzählen dessen, was einem zum Beispiel beim Reisen so vor die Füße fällt. Jedenfalls bin ich vom Bahnfahren extrem fasziniert, weil sich dort die wunderlichsten Beobachtungen machen lassen, seien es frühmorgendliche Felder mit Hundespaziergängern, die Rückseiten von Schrebergärten, die merkwürdigerweise so gern an Bahnstrecken zu finden sind oder halbverfallene Industrieruinen, wo ich dann am liebsten immer aus dem Zug springen würde, um sie zu fotografieren.

Aber, und nun kommt das Gefährliche am Schreiben: es schleicht sich unweigerlich etwas ganz intimes ein. Etwas von mir. Etwas, von dem ich oft bis zum Niederschreiben nicht wusste, dass ich es so empfinde. Und von dem ich erst recht nicht weiß, ob ich es in die große, weite Welt entlassen will.

Andererseits ist aber gerade dieses höchstpersönliche Etwas genau das, was der ausgedachten Szene erst Leben einhaucht, sie aus der grauen Theorie holt, sie zu etwas macht, das Leser nachempfinden können. Heute früh habe ich gedacht, so als kleine Schreibübung könnte ich mal den Nebelspaziergang, den ich vor einigen Wochen hier auf dem Blog beschrieben habe, mit Worten nachzeichnen. Ehe ich mich versah, bekam diese kleine Übung ein Eigenleben, das mich selbst erstaunte und ein bisschen auch erschreckte, denn ich wusste nicht, dass diese Gefühle, die ich niederschrieb, in mir wohnten. Ich weiß auch nicht, in wie weit es meine eigenen Gefühle sind oder solche, die ich jemand anderem ins Tagebuch schrieb.

Auf jeden Fall war ich nach einigen Minuten mit dem Nebel, dem Moor und der Person so im Fluss, dass ich quasi aus dem Stand einen Dialog schrieb, der ganze zehn Seiten in meiner Kladde benötigte. Vor meinem Auge formte sich eine Szene, die ich mir mit Bild, Geruch und Gefühl vorstellte, und die ich leider dann unterbrechen musste, weil wir zum Gottesdienst fahren wollten. Und das geniale ist, ich bin mir ganz sicher, dass ich diese Szene wiederbeleben kann, um sie fortzuschreiben. Dann muss ich mir nur noch überlegen, ob ich sie mit vielen anderen Szenen und einem Schauplatz, den ich mir auch für mich selbst und meine Familie wünsche, aber aus ganz vielen Puzzleteilen von verschiedenen Orten zusammenbastele, auf die Menschheit loslasse. Oder ob es mein eigener, kleiner, privater Traum bleibt. Nur noch. Klingt auch leichter, als es vermutlich sein wird. Mal sehen…

Schreiben in Cafés

Das Buch habe ich mir bestellt, nachdem ich das Foto von dem Buch beim Aufräumen der Handyfotos wiedergefunden habe. Ich freue mich schon sehr darauf, es zu lesen, hoffe ich doch unter anderem auf Inspiration und vielleicht auch ein klitzekleines bisschen Handwerkszeug.

Es heißt ja, dass es ohne Cafés keinen Harry Potter geben würde, weil J.K. Rowling dort ihr erstes Manuskript auf Servietten schrieb. Ok, das stelle ich mir sehr unkomfortabel vor, schon wegen der Papierqualität… Schreibpapier kann ich also ohne Weiteres selber mitbringen.

Schwieriger finde ich die Tatsache, dass die Café-Dichte ständig abnimmt. Nicht nur durch Corona, in Minden habe ich es vorher schon erlebt, dass Cafés geschlossen wurden, und wenn denn in den Räumen wieder Gastronomie einzog, dann oft als Burgerladen oder Tapas-Bar. Und das empfinde ich als Problem. Warum, willst du wissen?

Eine üppige Sahnetorte oder auch gedeckten Apfelkuchen, eine Waffel mit heißen Kirschen oder Käsekuchen isst man im Allgemeinen gepflegt mit der Gabel, trinkt ab und zu ein Schlückchen Kaffee, Tee oder heiße Schokolade und beobachtet ansonsten interessiert die Umgebung. Das bietet sowohl Inspiration als auch saubere Hände zum Schreiben.

Aber seit 53 Jahren schaffe ich es nicht, einen Burger ohne Zuhilfenahme der Finger zu essen, ehrlich gesagt benutze ich dafür auch nur äußerst ungern Messer und Gabel. Denn wenn ich mir mal einen bestelle, dann reicht nicht die labberige Mekkes-Basisvariante, höchstens 1,5 cm dick und mit nichts als einer Gummibulette belegt, sondern er muss schon üppig gefüllt sein, egal ob fleischig oder vegetarisch. Mit Käse, Tomaten, Gurken, gern auch Aubergine, frischen oder gerösteten Zwiebeln und reichlich Soße plus Senf. Da bräuchte ich statt der Gabel ja schon mindestens eine Mistforke! Und als Messerersatz eine Motorsäge. Also quetsche ich mir die Dinger halt zwischen die Pfoten, da besteht wenigstens die reale Chance, dass er nicht komplett auseinanderrutscht, weil ich alle Finger zum Käfig um den Burger forme. Dazu Pommes, die ich ebenso immer noch am liebsten infantil mit den Fingern in den Ketchup tunke. Wie soll ich denn dabei schreiben oder erst recht Leute beobachten, ob die sich beim Essen genauso doof anstellen wie ich?

Also, ich werde als erstes mal die Eiscafés auf ihre Tauglichkeit als Schreibstuben testen, ehe die Spezies der italienischen Eisverkäufer zum Überwintern in den Süden zieht (Ich kann sie gut verstehen, schließlich hatten sie ja außer viel Arbeit vor allem mitunter über alles meckernde Deutsche im Sommer.) Mit dem Buch, einer Kladde und einem flüssig schreibenden Stift. Mal schauen was dabei herauskommt, ich berichte dann später…

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