Tag 8 – Muttertag

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Menschliche Abgründe sind ihr nicht fremd. Ob es sich um institutionalisierten Kindesmissbrauch handelt, um Altnazis, die weiterhin ihrem menschenverachtenden Weltbild anhängen oder radikale Umweltschützer. Nele Neuhaus beschreibt mit viel Lokalkolorit und noch mehr Spannung die Abgründe, die sich im Speckgürtel um Frankfurt, im anscheinend beschaulichen Taunus abspielen.

Ich liebe ihre Krimis sehr, sie gehören auch zu den wenigen ihres Genres, die ich mit einigen Jahren Abstand gern nochmal lese. Vermutlich, weil die schier unfassbaren Dinge, die sich in den Büchern abspielen (und die man in ähnlicher Form durchaus in den Kriminalstatistiken wiederfindet) mehr in den Bann ziehen als ihre Auflösung. Dabei erfährt man in jedem Buch etwas mehr über die Hintergründe der KriminalbeamtInnen, die im Gegensatz zu vielen anderen zwar auch Macken haben (wer nicht?), aber mir zumindest doch wohltuend durchschnittlich daherkommen.

Auch in „Muttertag“ schälen sich nach und nach ganz krankhafte Verwicklungen heraus, ich frage mich beim Schreiben gerade, was ich verraten könnte, ohne zu spoilern. Ach, ich denke mal, am besten lest ihr selbst.

Bibliografische Angaben: Nele Neuhaus, Muttertag, Ullstein, ISBN 978-3-548-06102-3, € 9,99 (Österreich 10,30)

Tag 39 – Ohne Schuld

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Fast riecht man noch die Druckerschwärze, das Buch ist erst seit Anfang November lieferbar und schon auf Platz 3 der Bestsellerliste. Okay, das allein muss nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal sein, aber in diesem Fall ist es so, dass die Fans von Charlotte Link sehnsüchtig auf den dritten Band mit der Ermittlerin Kate Linville gewartet haben.

Ich wundere mich zwar immer wieder, warum fast alle literarischen Kriminalbeamten irgendwelche Macken oder Zwangsneurosen haben, andererseits haben wir ja alle unsere kleinen oder größeren, manchmal sogar liebenswürdigen, Baustellen. Jedenfalls schafft die Autorin es, nach wenigen Seiten durch geschickte Andeutungen die LeserInnen anzufüttern, so dass man schnell in die Geschichten hineinkommt.

In diesem Fall ist anscheinend ein Rächer am Werk, der es auf Frauen abgesehen hat (hat ihm einmal eine Frau Unrecht getan???). Dabei legt er nicht unbedingt Wert darauf, „die Richtige“ mit seinem Rachefeldzug zu treffen…

Ach ja, vor dreißig Jahren wäre dieses Buch ein Kandidat gewesen, um abends ins Bett zu gehen und morgens hab‘ ich es durch. Diese Energie habe ich nicht mehr, daher habe ich es jetzt erstmal nur quergelesen und es landet auf dem großen Stapel „für später“.

Bibliografische Angaben: Charlotte Link, Ohne Schuld, Blanvalet Verlag, ISBN 978-3-7645-0738-1, € 24,- (Österreich €24,70)

Verstört – Verstörend

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Heute Mittag fragte mich Daniela, wann es auf dem Blog mal wieder etwas Neues zu lesen gibt, ob mir nichts mehr einfiele. Tja, ich weiß selbst, dass ich gerade eine ohrenbetäubende Sendepause hinlege. Das Problem ist aber nicht mangelnde Inspiration, sondern zu viel Input. Seit dem letzten Beitrag ist einfach so vieles losgewesen, in mir hatte sich eine Spannung aufgebaut, dass ich mich nicht getraut habe zu schreiben. Ich hatte die Befürchtung, es könnte einen digitalen Dammbruch geben, ich könnte mich in meinen Gedanken verheddern und Dinge schreiben, die ich so nicht veröffentlichen möchte.

Angefangen mit dem merkwürdigen Gefühl, das ich nicht erst seit dem 28. Oktober habe, wenn irgendwo auf der Welt ein Lockdown verkündet wird, der ab einem Zeitpunkt in der Zukunft liegt. Klar weiß ich, dass der Vorlauf für gewisse administrative Vorgänge benötigt wird. Allerdings passiert auch immer wieder, egal wo, folgendes: Ach, das gilt ab …, dann kann ich ja vorher noch …, ohne Konsequenzen zu befürchten. Ohne zu bedenken, dass dann eben doch Konsequenzen sein könnten, die Leib und Leben bedrohen können. Wenn auch nicht unbedingt meins, aber doch das von Menschen, mit denen ich möglicherweise beruflich in Kontakt kommen werde, so in ein bis zwei Wochen.

Weiter mit der diffusen Gewissheit, dass Weihnachten trotz aller Bemühungen in diesem Jahr ganz anders sein wird. Ich frage mich außerdem, warum gerade in diesem Jahr Weihnachten unbedingt „traditionell im Kreis der Familie“ gefeiert werden soll, wenn es seit Jahren oder Jahrzehnten so ist, dass das heimelige christliche Zugehörigkeitsgefühl in vielen Familien nur für den Heiligabend aus der Mottenkiste geholt wird, wo es die restlichen 364 Tage des Jahres vor sich hin schlummert. Möglicherweise, weil man sich in unsicheren Zeiten gern auf Traditionen besinnt, denn die geben Halt in haltlosen Tagen. Trotzdem sieht es doch in der Realität sehr vieler so aus, dass nach den Feiertagen ein Teil der Familie mit einem anderen Teil nicht mehr spricht oder gar die Scheidungsanwälte bemüht werden. Weihnachten 2020 kann doch auch einen Punkt in unserem Leben markieren, wo wir uns auf die ursprüngliche Bedeutung von Weihnachten besinnen, wo wir daran denken, dass die Familie Jesu nicht willkommen war, entwurzelt, an den Rand gedrängt. Alleingelassen von der Gesellschaft der „besseren“ Leute. Die Geburt Jesu wurde bezeugt von den Außenseitern der damaligen Zeit, von Hirten, die nicht nur körperlich draußen lebten, sondern auch im menschlichen Miteinander an den Rand gedrängt waren. Es war keine feierliche Stimmung mit Kerzen, Krippenspiel und Weihnachtsoratorium – es war lausig kalt, es war kein Platz, es war ein Stall.

Wir Menschen sind so erfinderisch, wir erobern das Weltall, wir spalten Atomkerne, wir senden Nachrichten digital, so sehr im Verborgenen, dass wir nicht sehen können, wie die Übermittlung passiert. Und da soll es uns nicht möglich sein, den Mitmenschen, die tatsächlich allein sind, auf irgendeinem ungefährlichen Weg zu signalisieren: Du bist nicht allein auf der Welt, auch wenn ich dich gerade nicht besuchen darf. Wir sind doch werbegestählt von den ganzen Süßkramherstellern, von Floristikdiensten und Pinterest. Auf der Seite „evangelisch.de“ war heute das Morgengebet: „Gott, gib uns Mut, damit wir uns den Veränderungen stellen können, die vor uns liegen. Sie kommen sowieso! Lass uns etwas aus ihnen machen!“ Direkt danach kam im Feed von Instagram eine Fotobuch-Werbung. Mein erster Gedanke dazu: Wer lässt denn ausgerechnet für 2020 ein Fotobuch erstellen??? Aber dann dachte ich: Eigentlich cool. Denn selbst dieses Jahr hat doch für die meisten von uns nicht nur schweres und unerträgliches gebracht, sondern auch seine Highlights gehabt. Und vielleicht ist es gerade in diesem Jahr notwendig, sich diese Augenblicke ganz bewusst ins Gedächtnis zu rufen. Insgesamt: Ein anderes Weihnachten, mit Nähe im Herzen statt auf dem Sofa, mit dem bewussten Erleben des Geschenks, welches Gemeinschaft sein kann, gerade dann, wenn sie fehlt. Alles nicht für selbstverständlich nehmen.

Ach ja, und dann das große, weltumspannende Thema, das Rennen um das Weiße Haus. Alle schauen mehr oder weniger gebannt in die USA, ich schätze mal, die Oscar-Verleihungen oder der Super-Bowl sehen dagegen ganz schön alt aus. Für mich persönlich ein bisschen die Faszination des Grauens. Es ist mir einfach fremd, wie so viele Menschen ihre Hoffnungen in einen Typen setzen, der erbärmlich verächtlich mit weiten Teilen seiner Bevölkerung umgeht, ob es Frauen, People of Color, Angehörige der LGBTQ-Community oder irgendwelcher anderer Gruppierungen sind. Wie gerade solche, die sich bibeltreue Christen nennen, jemanden teilweise fanatisch supporten, der sich einen Fliegendreck um christliche Werte wie die zehn Gebote kümmert. Und diese Leute tun das teilweise mit Waffen in den Händen. Die Youtube-Aufnahme der Wohlstandsevangeliums-Predigerin , die versuchte, Gott zu beschwören, nun doch bitte mal das zu tun, was sie von ihm wollte, toppte das Ganze: Es gruselte mich! Dann die Erleichterung, dass es vermutlich anders kommt, so ganz wage ich es noch nicht zu glauben. Obwohl sicher auch Nummer 46 kein Kuscheltier ist, wenn es um Themen geht, die den USA am Herzen liegen, zum Beispiel die NATO-Thematik. Aber allein die Aussicht darauf, dass ein menschlicherer Umgangston herrschen wird, dass die Kriegsrhetorik zurückgefahren wird, ist schon wohltuend und gibt Hoffnung.

Zuletzt die „Corona-Demonstrationen“. Ehrlich, dazu fällt mir nichts ein, was ich hier schreiben könnte, ohne ausfallend zu werden. Jedem Gastronom oder jeder Künstlerin muss es gestern doch regelrecht körperlich wehgetan haben, die Bilder aus Leipzig zu sehen. Leute, die monatelang Hygienekonzepte ausgetüftelt haben und trotzdem nicht arbeiten dürfen, werden verhöhnt von einer Masse, die keinen Respekt aufbringt, weder für ihre Mitmenschen noch für Polizei und andere staatliche Stellen. Dafür aber für sich selbst diesen Respekt einfordern. Als Einbahnstraße. Kein weiterer Kommentar…

So. Nun bin ich doch in meine eigene Falle getappt. Ich hatte mir vorgenommen, in diesem Lockdown-November nur „Good News“ aufzuschreiben. Sorry, ging nicht. Zu viel Druck im Kessel! Ich gelobe Besserung, nicht wissend, ob ich das auch einhalten kann. Doppelpunkt. To be continued…

PS: Der Beitrag gibt meine persönliche Sichtweise wieder. Für mich funktioniert menschliche Gesellschaft nur miteinander, nicht gegen einander. Dinge sind in den seltensten Fällen schwarz oder weiß, sie sind kunterbunt oder auch in allen Grauschattierungen. Und auch Farben werden nicht von allen gleich wahrgenommen.

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