Ich kann kaum an das Thema Wasser denken, ohne unpassenderweise die Liedzeile „Es ist nur Wasser überall…“ von Santiano im Hinterkopf zu haben. Und ich überlege mir, dass die Herren der Band nun wahrlich nicht das meinten, was für die Zukunft mehr als eine Option sein könnte.

Eigentlich ist Wasser ein Sehnsuchtsort, eine Oase der Ruhe und Entspannung im Bewusstsein vieler Menschen. Wenn wir Urlaub machen, selbst in den Bergen, freuen wir uns, wenn Wasser dabei ist. Ob nun weite Strände und dramatische Steilküsten, plätschernde Waldbäche, tiefgrüne Bergseen, tosende Wildflüsse, unterirdische Seen in Höhlensystemen – mit Wasser verbinden wir oft behagliche oder spannende Momente. Selbst in Großstädten stehen auf den Promenaden an Flüssen zahlreiche Sitzmöglichkeiten, um aufs Wasser zu schauen. Wasser ist eine Grundbedingung für das Leben.

Aber Wasser kann auch existenzbedrohend, ja lebensbedrohlich sein. Ob der Tsunami in Thailand Weihnachten 2004, die Sturmflut von Hamburg 1962, die Elbehochwässer 2002 und 2003, die Flutkatastrophe von 2021, die vor allem im Ahrtal, aber auch im bergischen Land riesige Schäden und großes Leid verursachte, die historische große Mandränke, das langsame Absaufen von Südseestaaten oder tiefliegenden Gebieten wie Bangladesh und unzählige andere Ereignisse.

Auf der anderen Seite wird zunehmend Wasser fehlen. Zur Zeit der Schneeschmelze in den Bergen (und damit auch in den Gebieten, wohin die Bergbäche fließen) mangels Schnee; in Gegenden, in denen sich ohne Regenfälle Dürre und Steppenbildung ausbreitet; durch sinkenden Grundwasserspiegel, weil wir Menschen zu oft die Bedürfnisse der Natur, der Pflanzen- und Tierwelt vergessen, wenn wir berechnen, wieviel Wasser wir fördern wollen und dürfen.

Wir versuchen, das Wasser zu bändigen, einzuhegen, dorthin zu lenken, wo es unserer Meinung nach hingehört. Durch Dämme, Deiche, Flussbegradigungen, Drainagen, verrohrte Bäche…

Gerade der letzte Aspekt bringt mir augenblicklich ein wenig Unruhe, weil in den letzten drei Wochen bei Starkregenereignissen zweimal ein und dasselbe Haus und Grundstück in unserer Stadt geflutet wurde. Ja, es steht vielleicht ein wenig ungünstig. Aber der Hauptgrund scheint zu sein, dass ein Bachlauf unterirdisch durch ein Rohr geleitet wird und an Stellen, wo es nicht hätte sein dürfen, viel Erde aufgeschüttet wurde.
Es rumorte in mir, aber ich kam nicht so recht darauf, weshalb. Bis gestern. Da habe ich mich auf die Suche in amtlichen Karten gemacht. Denn bei uns im Ort kommt auch ein Bach vom Jakobsberg, der in der Nachbarschaft an der Straße im Rohr verschwindet. Seit gestern weiß ich, dass der Lauf des Baches unter unserem Grundstück zu verlaufen scheint. Wenn die Karte stimmt, laufen möglicherweise Rohre unter mindestens 10 Grundstücken her, ehe der Bach wieder hervortritt und in einen anderen mündet. Seit wann genau, weiß ich nicht. Muss sehr lange her sein. Gut, es gibt auch Wasserläufe, die aus geologischen Gründen freiwillig streckenweise unterirdisch verlaufen.
Ich werde mich wohl mal ins Kommunalarchiv begeben oder eine Handvoll Verwaltungsbeamte mit vielen Fragen von ihrer Arbeit abhalten müssen, wenn ich dem Rätsel weiter auf den Grund gehen will.

Und ich brauche Literatur über Wasser. Gut, dass der Mindener Zweig der Fachhochschule auch Wasserbauingenieure ausbildet. Vielleicht gibt es dort Menschen, die mir weiterhelfen können.
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