Montags-Motz

Motiv: Pixabay
bearbeitet von Annuschka

Montag Vormittag und die Woche nimmt kein Ende…

Solche Sprüche waren nie so meins, und eigentlich wünsche ich mir das auch nicht für die Zukunft. Andererseits, so eine kleine Motz-Runde am Montag könnte vielleicht den Rest der Woche frei von Mecker-Tendenzen halten?

In sehr vielen Bereichen haben wir anscheinend nur noch die Wahl zwischen Pest und Cholera, nicht zwischen Paradies und Hölle. Manches Mal habe ich das Gefühl, die Lücke zwischen den realen Gegebenheiten einerseits, dem Anspruchsdenken andererseits und dann noch den Sehnsüchten nach einer vermeintlich übersichtlichen Traum- und Wunschidylle klafft immer weiter auseinander. Obwohl es sehr wahrscheinlich niemals in der langen Menschheitsgeschichte anders war.

Es ist auf jeden Fall zurzeit mental sehr anstrengend, einigermaßen optimistisch durch das Leben zu marschieren. Heute früh hatte ich bereits bei der Zeitungslektüre den ersten akuten Anfall von schlechter Laune, als ich einen Leser-Kommentar las. Ein lokaler Fanboy des blaubraunes Sumpfes bezeichnete alle SPD-Wähler als „IQler unterhalb der Zimmertemperatur“, brüstete sich aber als „IQ 142. Amtlich bestätigt.“ Na Glückwunsch. Mein mir Angetrauter meinte dazu nur lakonisch: „Die Grenzen zwischen Genie und Wahnsinn sind halt fließend“ und ich feiere ihn dafür. Ganz davon abgesehen, dass dieser Typ trotz seines amtlich bestätigten (?) IQs anscheinend den Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität nicht kennt.

Vermutlich war es in unserer Welt noch nie gerecht, ausschließlich in Schwarz und Weiß zu malen, wo uns doch so unendlich viele Farben und Schattierungen zur Verfügung stehen. Aber in einer immer schneller und komplexer werdenden Realität sind die vermeintlichen Sicherheiten, mit denen manche Menschen so schlafwandlerisch sicher durchs Leben ziehen, einfach überhaupt nicht vertretbar. Und ich frage mich, warum es scheinbar immer mehr Leuten schwerfällt, zu gestehen: „Ich bin in der Sache xy einfach ratlos. Ich kann es mit meinen Kenntnissen nicht beurteilen, was besser ist.“ Und warum es im Gegenzug immer mehr Menschen zu geben scheint, die erstmal aus Prinzip dagegen sind. Welches Thema, ist vollkommen Banane, nach dem Motto: „Egal wofür, ich bin dagegen!“ Gefolgt von „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“ Vielleicht ist es eine um sich greifende Hilflosigkeit, wenn man mit einem normal breit gefächerten Allgemeinwissen in immer mehr Bereichen erkennen muss: Ich habe hierzu zwar eine Meinung, aber keine Expertise. Und dann wird dieses Manko eben durch mehr und lautstark vertretene Meinung ersetzt.

Ich bin allerdings überzeugt davon, dass es mehr Mut und mehr Selbstreflexion erfordert, seine persönlichen Grenzen anzuerkennen, als auf etwas zu beharren, was sich als Irrweg herausstellen könnte.
Zum Beispiel, was aktuell das Thema Lützerath angeht. Meine Sympathien sind ziemlich eindeutig auf der Seite derer, die den Ort erhalten möchten. Da gibt es Menschen, die persönliche Risiken eingehen, die Gesundheitsgefahren, Jobverlust, Lücken im Lebenslauf, wirtschaftliche Nachteile und nicht zuletzt viel Komfortverlust in Kauf nehmen für den Erhalt von Natur und Kulturlandschaft. Die aber auch anerkennen, wenn sie am Ende ihres Protestes angekommen sind. Vor diesen habe ich Hochachtung. Es gibt auch andere, vor denen ich Hochachtung habe: Politiker und Polizeikräfte, die vom Bauchgefühl lieber an einer anderen Stelle ständen, als sie es nun mal wegen ihres Berufes tun. Und die mit persönlichem Unbehagen etwas vertreten (müssen), von dem sie in Abwägungsprozessen zu dem Schluss gekommen sind, die Gesellschaft als Ganzes sei mit dem eingeschlagenen Weg einigermaßen gut beraten.
Und es gibt die anderen, die Profikrawallisten und Hardliner auf allen beteiligten Seiten. Die gibt es, auch wenn sie zum Glück zahlenmäßig unterlegen sind.
In dieser Gemengelage muss ich gestehen: Ich für meinen Teil bin mir alles andere als sicher, welcher Weg der richtige ist. Natürlich möchte ich nicht, dass der Braunkohletagbau sich wie ein Krebsgeschwür noch weiter in die Landschaft frisst und Bausubstanz, fruchtbaren Ackerboden, Kulturgüter und Heimatgefilde zerstört. Auf der anderen Seite sehe ich aber auch, dass ohne den Kohlekompromiss noch weitere Orte gefährdet werden, Orte, die noch bewohnt sind. Und ich sehe leider auch, dass die Bereitschaft vieler Menschen unabhängig von Alter, Gesellschaftsschicht und Bildungsniveau, zugunsten der Natur und nachfolgender Generationen auf Teile ihres (zum Teil nicht mal selbst) erworbenen Wohlstandes zu verzichten, äußerst gering ist.

„Weil ich es kann“ oder „Aber nicht hier“ sind ebenso überstrapazierte wie gesellschaftsschädliche Floskeln.
Und: Es gibt immer noch zu viele – sorry – Männer (es sind meist Männer), die ihr Selbstwertgefühl und ihre Wichtigkeit aus Statussymbolen ziehen: Das beginnt in der Kreisklasse beim doppelten (oder sogar zwei doppelten😱) Auspuffrohr* und endet in der Champions League der toxischen Männlichkeit inzwischen nicht mehr bei der Superyacht inklusive Skipper und Crew, sondern bei der Weltraumrakete (ebenfalls samt Personal). Und auch zu viele Frauen (auch hier hat das Stereotyp eine gewisse Berechtigung), die dekorativ am Arm und Geldbeutel solcher Typen hängen und einen aufgespritzten Schmollflunsch ziehen. (Ich nehme gern Gegenbeispiele an, bei denen eine strotzende Selfmadefrau ein Luxusmänneken hinter sich herzieht, für die ausgleichende Gerechtigkeit. Mir fällt da kein konkretes Pärchen ein.)

Vielleicht wache ich auch gleich auf, schweißgebadet und verwirrt und stelle fest, dass dieser ganze blöde Montagvormittag glücklicherweise ganz anders abläuft und ich nur einen dystopischen und surrealen Alptraum hatte…

*früher gab es den „schönen“ Witz: Was ist ein Opel Manta mit einem Strohballen auf dem Dach? – Extended Memory.
(Der musste jetzt sein, für die kleine Katharsis am Ende des bedrückenden Beitrages.)

Aller Anfang ist unsicher

Alles ist noch nicht hochgeladen, ich fange langsam an. Irgendwie traue ich weder mir noch dem Medium so ganz. Aber was soll’s, mehr als ein paar Euronen kann ich dabei nicht aufs Spiel setzen.

Heute habe ich die nächsten Artikel auf Etsy veröffentlicht. Ein paar Dinge für den Esstisch und ein paar Kleinigkeiten. Bei den großen Quilts zögere ich immer noch. Vielleicht sinkt die Hemmschwelle, wenn es bei den Kleinteilen funktioniert? Ich weiß echt nicht, warum ich auf einmal solche Hemmungen habe. Lieber würde ich ja eine Ausstellung machen, aber dafür brauche ich noch ein paar zusätzliche Sachen.

Ein Problem ist sicher, dass ich das Gefühl habe, die – ja was eigentlich, Objekte, Dinge, Teile, da fängt es schon an – nicht gut genug beschreiben zu können. Was hat mich motiviert, welche Absicht hatte ich beim Nähen? Jedenfalls oft noch nicht die Absicht, den Sternenquilt beispielsweise zu verkaufen. Den habe ich schon vor einiger Zeit genäht, allein an Material steckt über 100 € drin, dazu ungefähr 40 Stunden Arbeit. Wie kalkuliere ich das so, dass ich nicht das Gefühl habe, jemanden über den Tisch zu ziehen, aber trotzdem die Wertschätzung der handwerklichen Arbeit, des Einzelstückstatus gewährleistet ist? Immerhin ist es ja nicht die Massenware des Bettenhändlers aus unserem skandinavischen Nachbarland, das ich anbiete.

Bücher verkaufen fällt mir zurzeit einfach noch viel leichter🤔.

Und was, wenn die Zweifel kommen?

„Es war tief in der Nacht, kurz vor Morgengrauen. Wir waren nach einem langen, ereignisreichen Tag auf dem See unterwegs, in einem unserer Boote. Auf einmal kam ein stürmischer Wind auf. Merkwürdig, denn um diese Zeit schlief eigentlich auch die Natur. Sofort waren wir alle wach und auf dem Posten.

Doch was war das? Eine Bewegung auf dem Wasser, etwas kam auf uns zu! Wie ein wehender Mantel, eine gespenstische Erscheinung! Wir waren alle miteinander entsetzt, so etwas hatten wir noch nie gesehen. Die Furcht war ansteckend, ich glaube, wir schrieen ziemlich durcheinander. Doch da sprach die Erscheinung zu uns: ‚Habt keine Angst. Ich bin es. Es ist alles gut!‘

Mir fiel ein Stein vom Herzen. Und doch konnte ich es nicht so ganz glauben, deswegen rief ich ‚Herr, bist du es? Wenn du es wirklich bist, lass mich auf dem Wasser zu dir kommen!‘ ‚Dann komm!‘ antwortete er. Ohne nachzudenken setzte ich erst den einen, dann den anderen Fuß über die Bordwand. Ich hatte ihn fest im Blick, ich ging auf ihn zu. Aber dann bemerkte ich die hohen Wellen rings umher. Was tat ich hier? Das war doch unmöglich …

Prompt begann ich zu sinken, der brodelnde See würde mich gleich verschlucken. Da griff eine Hand nach meiner und hielt mich fest. Er fragte mich: ‚Warum hast du so wenig Vertrauen zu mir?‘ Diese Frage beschäftigte und beschämte mich noch lange danach. Gemeinsam bestiegen wir das Boot und gleichzeitig legte sich der Sturm. Wir alle knieten nieder und waren voller Ehrfurcht vor Ihm. So vieles hatten wir schon mit ihm erlebt und doch waren wir immer aufs Neue überwältigt. Er konnte nur der ersehnte Messias sein!“

(Nach Matthäus 14, 22-33)

Na, ich schätze, du kennst den Erzähler dieser Begebenheit. Es ist natürlich Petrus. Petrus, der immer treu zu Jesus stehen wollte. Petrus, der gern ein bisschen großspurig daherkam und seinen eigenen Anforderungen nicht so recht genügen konnte. Petrus, der Jesus schließlich verleugnete, als es für ihn selbst brenzlig wurde. Aber eben auch Petrus, dem Jesus so viel zugetraut hatte. Petrus, mit dem Jesus immer liebevoll und geduldig umgegangen war. Petrus, dem Jesus ganz direkt die Gemeinde anvertraut hatte, ehe er zum Himmel auffuhr.

Petrus ist eigentlich ein Mensch, den wir gut verstehen können. Denn in wohl jedem von uns steckt mehr oder weniger von seinem Charakter drin. Wir sind möglicherweise einmal wie Petrus von Jesus angesprochen worden: „Folge mir nach.“ Und wir sind gefolgt. Vielleicht zunächst aus Neugierde, dann mit wachsender Faszination für diesen so anderen Weg, den wir mit Jesus gehen dürfen. Auch wenn wir nicht immer verstanden haben, was Jesus eigentlich von uns und für uns will, wir haben gebrannt für Jesus, wollten ihm immer nahe sein.

Und doch, es gibt auch immer mal wieder Zeiten, da wissen wir nicht, ob es vielleicht doch ein Irrweg ist, ob es sich lohnt, gegen den Strom zu schwimmen. Da kommen Fragen und Zweifel. Und dann?

In den Tagen und Wochen jetzt, mit der Ungewissheit, was mit der Menschheit passiert, wie die Welt nach Corona (oder mit Corona auf Dauer) aussehen wird, da sind wir möglicherweise besonders anfällig, uns zu überlegen, wohin uns der Weg mit Jesus führt.

Zweifel kommen gern dann, wenn wir den Blick von Jesus lösen, wenn wir die Stürme des Lebens um uns herum verstärkt wahrnehmen, wenn wir vor allem bemerken, was alles gerade schief läuft. Dann fehlt uns das Vertrauen. Alle Sicherheiten, die wir uns aufgebaut haben, stehen auf dem Prüfstand und manches hält der Prüfung nicht stand.

In meiner westfälischen Heimat haben die Gemeinden, die in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen zusammengeschlossen sind, ein allgemeines Glockenläuten jeden Abend um 19:30 Uhr beschlossen. Und ein Gebet verfasst, das zu dieser Zeit alle mitsprechen können. Dabei auch eine Kerze anzünden und ins Fenster stellen, als Zeichen der Hoffnung und Verbundenheit. Und auch als eine Art der Selbstvergewisserung, auf wen wir letztlich unser Vertrauen setzen. Das Vertrauen, das über den Zweifel die Oberhand behält oder erhält.

Mir fehlt für diesen Impuls gerade der zündende Schlusssatz. Ich schätze mal, das liegt daran, dass den Schluss oder die Schlussfolgerung, jede*r einzelne von uns für sich finden muss. Das geht nicht auf dem Verordnungsweg. Es kann auch das Gegenteil von Schluss sein, nämlich ein persönlicher Anfang, der Beginn eines Weges. Eines Weges mit Berg- und Taletappen, mit Stolpersteinen und Bänken zum Ausruhen am Wegesrand. Mit Sturzregen, Sturm, lauen Frühlingslüftchen, heißen und trockenen Tagen und manchmal auch grandiosen Ausblicken.

Habt einen schönen Sonntag und bleibt gesund. Und vor allem zuhause!

PS: Wenn du den Text des Gebetes haben möchtest, schreib mich über das Kontaktformular an.

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