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Seit ich das professionelle Schreiben studiere, mit allen Feinheiten, die es zu beachten gilt, wenn man bestimmte Emotionen wecken oder Effekte erzielen möchte, lese und rezensiere ich anders als vorher. Ich beobachte das jetzt seit einem guten Jahr und besonders fällt es mir bei dem Roman auf, der meine aktuelle Bettlektüre ist.
Ich lese vieles mit einer Art innerem Lektorat: Mir fallen Doppelungen in Formulierung und Satzbau auf, Schachtelsätze (vermutlich, weil ich auch so eine heimliche Meisterin darin bin🙄), Unstimmigkeiten in Szenenübergängen und andere Details.
Bei missverständlichen Sätzen überlege ich, wie es anders formuliert werden könnte, ich streiche in Gedanken langatmige Passagen, die Seiten füllen, aber die Handlung nicht voranbringen.
Wenn ich dann Buchvorstellungen schreibe, setze ich bestimmte Maßstäbe an: Die Besprechung soll ehrlich meine Meinung wiedergeben, aber weder ein Verriss noch Lobhudelei sein. Was macht ein Buch lesenswert, was stört meinen Lesegenuss, solche Fragen stelle ich mir und versuche sie fair zu beantworten. Bei Sachbüchern versuche ich die Seriosität im Stil (es soll nicht polemisch, sondern differenzierend sein) und den nachprüfbaren Informationsgehalt (Quellenverzeichnis gegenchecken) zu verifizieren.
Wichtig ist außerdem für mich, zu überlegen, für welche Art Leser das Buch interessant sein könnte, denn ich bin überzeugt, auch literarisch gibt es für jeden Topf den passenden Deckel.
Und dann ist natürlich auch die andere Sichtweise vorhanden: Autoren stecken Arbeit, Zeit, Herzblut, Phantasie und Überzeugung in ihre Werke. Wie würde ich mich als Autorin fühlen, wenn ich mit der Rezension konfrontiert würde?
Ein Buch zu besprechen heißt für mich, sachliche und wertschätzende, aber nicht weichgespülte Kritik anzubringen, in erster Linie nach Argumenten für das Buch zu suchen, nicht dagegen. Vor allem darf es meiner Meinung nach nicht bedeuten, über ein Buch, das mir nicht gefällt, den Autor persönlich anzugreifen oder zu diskreditieren. Daher mochte ich noch nie Formate wie das Literarische Quartett früher.
Halte ich ein Buch für wirklich grottig, dann teile ich das dem Verlag, der das Leseexemplar zur Verfügung stellt, sachlich mit und verzichte auf die Rezension.
Also genau so, wie ich es in der Buchhandlung auch handhabe. Was mir nicht gefällt, muss ich nicht anbieten. Werde ich explizit danach gefragt, gebe ich eine persönliche Einschätzung ab, die auch als solche erkennbar ist und das war es dann.
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Ja, ich finde das eine gute Herangehensweise. Sachbücher lese ich leider nur noch kaum, was damit zu tun hat, dass ich zu viele schlecht recherchierte, mit zu wenig Quellenverweise versehenen, einfach nur auf das Vertrauen des Publikums abzielende Scharlatanerien in den Händen gehalten habe. Aus deinen Gründen heraus nehme ich deshalb auch fast nie Rezensionsexemplare an. Ich würde mich schlechtfühlen, einem Geschenk widerborstig zu begegnen. Ich bin für so etwas nicht gemacht. 🙂 Viele Grüße!
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Sachbücher sind ein Gebiet, das ich als Jungbuchhändlerin zum Gähnen fand. Die habe ich erst in den letzten Jahren für mich entdeckt, vor allem mit gesellschaftspolitischen und ökologischen Themen. Wichtig ist mir, dass ich von der Seriosität der Autoren ausgehen kann, dann müssen sie auch nicht meiner persönlichen Meinung entsprechen. Sie sollen mich ja auch weiterbringen in meinem Versuch, die Welt oder zumindest Teile davon zu verstehen.
Ein weiteres Kriterium: komplexe Sachverhalte so erklären, dass es nicht nur für Akademiker verständlich ist, ohne dabei die Komplexität zu verleugnen. Maja Göpel kann das zum Beispiel sehr gut oder auch Harald Lesch und Dirk Steffens.
Diese Herausforderungen für meinen Grips brauche ich, um der grassierenden Vereinfachung etwas entgegenzusetzen.
Rezensionsexemplare gehören zu meinem Berufsbild, früher nur auf Papier, in den letzten Jahren durch Netgalley vor allem digital. Beides hat Vor- und Nachteile. Im Urlaub begleitet mich fast nur noch das Tablet mit den eBooks drauf, denn ins Gepäck muss mein eigenes Schreibzeug, das auch Platz benötigt.
Ganz grundsätzlich ist es toll, dass wir alle die Möglichkeit haben, unsere Nischen zu besetzen und dort zu wirken. Alles andere wäre todlangweilig.
Ein schönes Wochenende dir.
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Du schreibst wie gedruckt. Deine Wortwahl, der Satzbau – zum reinlegen. Ein Fest! (Nur bei „Netgalley“ denk ich jedes Mal, du hättest ein r vergessen 😆😆😆)
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Na hömma! Das angelegte Geld muss sich doch bezahlt machen😂. So ein Fernstudium ist eine Investition.
Nein, im Ernst, vielen Dank. Das Jonglieren mit Wörtern und Sätzen hat mir schon immer irre Spaß gemacht, seit ich lesen und schreiben kann. Und schon seit der Schulzeit schleppe ich immer und überall eine Kladde mit mir rum, um Wörter, Sätze oder ganze Szenen zu notieren, sobald sie mir einfallen.
Dazu kommt, dass ich so gut wie keinen Blogbeitrag spontan verfasse, sondern mich selbst mindestens zwei- bis dreimal lektoriere und korrigiere. Da bin ich durchaus anspruchsvoll mit mir selbst.
Außerdem hast du mich neugierig gemacht. An welcher Stelle würdest du denn bei Netgalley ein r einbauen?
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NetgalleRy
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Vermutlich weil ich schon das eine oder andere Stück Papier mit Farbe verziert habe…
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Ah! jetzt macht es Klick.
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Du wiederum machst in meinen Augen eine hervorragende Werbung für deine Schreibschule, wenn ich das auch mal sagen darf 😉
Schönes Wochenende!
Morgenkaffeegrüße ☀️🌳🎶☕🍪
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Natürlich darfst du das sagen. Bisher bin ich ja auch überzeugt davon. Sollte sich das einmal ändern, werde ich auch das mit der gebührenden Sachlichkeit thematisieren.
Morgenkaffeegrüße zurück🙋♀️
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Haha, hier hätte die Lektorin sicher das doppelte „auch“ korrigiert
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Bestimmt. Wenn sie den Kommentar vor dem Abschicken noch einmal gelesen hätte😉
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Seinse nich so kritisch mit Sie, junge Frau
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Was du über Sachbücher schreibst, trifft für mich seit einiger Zeit auf Spielfilme zu. (Neenee: ich rezensiere sie nicht, ich gucke bloß zum eischnen Forgnieschn, mein Job bei Tittelbachs ist ein anderer.) Die müssen mich auf meinem Wissensstand abholen, sonst schalte ich ab (oder rege mich erst wortgewaltig und farbenfroh auf, bevor ich abschalte). Spielfilme sind grundsätzlich gut, weil sie mal was anderes bieten als das inflationäre Mord&Totschlag, das seit einigen Jahren auf högschd unterschiedlichem Niveau die Fernsehlandschaft flutet.
— Ich bin absoluter Lesch-Fan.
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Mein TV-Konsum bewegt sich deswegen immer mehr in Richtung Nordstory, Wunderschön, Mare TV. Und ins Kino gehe ich, wenn ein neuer Marvel rauskommt. Oder an Neujahr mit Tochter, dann sucht sie den Film aus. Ist seit 12 Jahren Tradition bei uns.
Lesch-Fan ist ein Qualitätssiegel in meiner Welt.
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Marvel!!! This is marvellous 😆
Hast du etwa auch die drei Theile Thor mit Sahneschnittchen Hemsworth gefeiert? Kann sie mir immer wieder angucken (der 4. war eher lahm)
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Oh, ich bin entzückt! Du benutzt auch das schöne Wort Sahneschnittchen. Meine Töchter ziehen mich damit immer auf. Na klar!
Im Augenblick stehen allerdings die Guardians höher in meinen Charts, das liegt an der Musik und an Groot. Und ein bisschen auch an Rocket.
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Wir sollten uns mal treffen. Das Bergische ist ja, Verallgemeinerungen hin, Pauschalisierungen her, gar nicht so weit wech von OWL
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