Vermutlich einfach nur das Alter

Ich bin fix und fertig. Fühle mich, als hätte ich im Deutschland-Achter mitgerudert. Beine, Schultern, Arme. Alles tut weh. Vermutlich einfach nur das Alter, meinst du? Ja, sicher, aber in diesem Fall nicht unbedingt meins.

Was mich so fertig gemacht hat, war der Tierarzt-Termin mit Lucy heute Vormittag. Sie fährt immer noch gerne Auto, auch wenn man ihr beim Ein-und Aussteigen etwas helfen muss. Aber als sie merkte, wo sie wieder ausstieg, wäre sie am liebsten sofort wieder in den Kofferraum gehüpft. Es wird jedes Mal schwieriger, sie in die Praxis zu komplimentieren.

Den Röntgentisch kannte sie ja schon, wollte aber trotzdem nicht still liegen (auch wenn sie zuhause mitunter eine Stunde am Stück auf der Seite liegt). Also ist ein fester Griff gefragt, um das Röntgenbild hinzubekommen. Kurze Verschnaufpause. Neuer Raum: Herzultraschall. Auf dem Tisch steht eine gepolsterte Liege mit zwei Ausschnitten. Dort hinauf wird der Hund mit der Hilfe durch die Tierarzthelferin gewuppt. Hinter den Achseln kommt die Wolle runter, den Sound des Rasierers mag Madame auch nicht. Und dann: wieder auf die Seite legen (lassen). Meine Aufgabe: das unten liegende Bein und den Kopf fixieren. Zum Glück macht ihr zumindest der Maulkorb nichts aus, den brauchen wir, weil sie seit ein paar Monaten auch schonmal von der Seite schnappt, wenn sie sich bedroht fühlt. Aber sie ist so aufgeregt, dass ich den Tierarzt dafür bewundere, wie er bei diesem Herzrasen überhaupt etwas erkennen kann. Halbzeit, Hund auf die andere Seite drehen, damit auch die Herzklappen angeschaut werden können. Danach wieder eine Viertelstunde Pause, damit Lucy „runterkommt“, ein wenig in der Sonne sitzen und kraulen.

Nächster Punkt: EKG. Wieder auf den Tisch, aber stehen bleiben. Also ist meine neue Aufgabe, den Kopf zu halten und zusätzlich um den Körper herumzugreifen, damit sie sich nicht hinlegt. Was soll ich sagen, sie hat die ganze Zeit gejammert und gequietscht, als sollte sie bei lebendigem Leib gehäutet werden. Naja, wie soll man einem Hund auch erklären, was ein EKG ist… Für mich war es jedenfalls ein Kraftakt, denn diese Hündin entwickelt ziemliche Kräfte, wenn sie sich gegen etwas wehren will und besteht dann gefühlt nur aus zappelnden Gliedmaßen. Die Höhe, in der ich sie fixieren musste, tat meinen Beinen auch nicht wirklich gut.

Fazit dieses für Lucy traumatischen Morgens: Körperlich ist sie altersentsprechend gesund. Ihre schwere Atmung, das Jammern und die Unruhe, aber auch ihre Mitteilsamkeit, das unregelmäßige Fressen und alles andere, was uns in den letzten Monaten vermehrt auffällt, kann ebenso vom Kopf her kommen, sprich, auf eine Hundedemenz hindeuten. Immerhin, sie weiß noch, dass man vorher Bescheid sagt, wenn man draußen eine Verrichtung erledigen muss. Und sie freut sich wie Bolle, wenn jemand nach Hause kommt oder sich mit ihr beschäftigt (am liebsten kraulen). Der Preis ist das desorientierte In-der-Gegend-herumstehen und das gelegentliche Schnappen, wenn sie vor etwas Angst hat. Und dass Kalle öfter mal „erzogen“ wird, obwohl sie das vor fünf Jahren schon erledigt hatte. Er meistert das meistens mit Gelassenheit, manchmal zahlt er es ihr mit gleicher Münze heim.

Gut, dass wir nicht vorher wissen, was auf uns im Alter zukommt.

Gescheitert?

Ich hatte heute früh das komplette Essgeschirr aus dem Esszimmer in die Spülmaschine gepackt, weil am Wochenende Konfirmation ist und das Geschirr vom bloßen Nicht-Benutzen in den letzten Jahren total eingestaubt war. Wer braucht denn auch Suppentassen, die saublöd und sperrig in der Aufbewahrung sind? Beim Ausräumen am Mittag ging mir durch den Kopf, dass ich dieses Jahr mit einer Aufräum-Challenge begonnen hatte. Naja, ihr habt ja seit vielen Wochen nichts mehr darüber gelesen. Ist die Challenge also als gescheitert zu betrachten? Denn es geht nicht nur mir so, dass ich recht lange keine Gedanken mehr daran verschwendet habe, ich verrate wohl nicht zu viel, wenn ich euch sage, dass es meinen Mitstreiterinnen vermutlich ebenso geht. Oder? Trotzdem würde ich das stille Auslaufen der Aktion nicht unbedingt als Scheitern bezeichnen, denn es ist im Leben nun mal oft so, dass sich Prioritäten ändern oder dass uns die Realität eine lange Nase zeigt und einfach was anderes macht, als wir geplant haben.

Das kann so ein blöder Unfall sein, der in einem Sekundenbruchteil dafür sorgt, dass man für die nächsten Wochen relativ unbeweglich ist. Das kann ein Virus sein, der die gesamte Welt in Atem hält. Bei mir kam beides auch noch kurz nacheinander, und seien wir mal ganz ehrlich, wer von uns hätte denn Mitte März gedacht, dass wir auch kurz vor Oktober noch so davon betroffen sein könnten? Mit der Aussicht, dass dieser Zustand den nächsten Jahreswechsel auch noch ganz schön anders aussehen lässt? Als ich wieder soweit sitzen konnte, dass ich mich an die Nähmaschine begab, um für meinen Hausarzt „Behelfsmasken“ zu nähen, mit alten Hemden und Bettwäsche, da hätte ich mir im Traum nicht vorgestellt, dass ich kurze Zeit später auch Statement-Masken aus Motivstoffen nähen würde, und dass ich einige Monate später mit Herbst- und Weihnachtsmotiven immer noch weitermache.

Inzwischen hat sich mit Corona ein Alltag etabliert, der eine ganz andere Art Challenge darstellt: Müll! Freuten sich zu Beginn des Lockdowns die Leute noch über ruhige Straßen, bessere Luft, manche sogar über eine gewisse Art der Entschleunigung (während andere, berufstätige Eltern zum Beispiel, nicht wussten, was zuerst und zuletzt zu tun war…), so nervt es mich und bestimmt auch viele von euch zunehmend, dass an den Straßen und auf Parkplätzen immer wieder Einmalmasken wild entsorgt werden, dass in vielen Supermärkten das Mitbringen von eigenen Gefäßen für Fleisch und Käse nicht mehr erlaubt wurde, dass Coffee-to-go wieder im Ex-und-hopp-Becher über die Ladentheke wandert. Und beim Kirchenkaffee gibt es nicht mehr das überaus leckere Spritzgebäck aus dem Gastronomie-Großhandel, sondern einzeln verpackte Kekse, die eben nicht schmecken wie selbstgebacken.

Ach ja, und hier hatte ich versprochen, die Geschichte der Eheringe zu erzählen: Mit Julia und Jonas hatten wir im Frühjahr die alten Schmuckbestände unserer Mütter durchgesehen, denn eigentlich brauchten die beiden etwas Altgold, um sich Trauringe selbst zu schmieden. Dieser Plan wurde aber durch einen anderen ersetzt, nachdem sich herausgestellt hatte, dass ihnen die schlichten, schmalen Ringe meiner Eltern schon relativ gut passten (kleinere Anpassungen sind erledigt) und dass der Vorsteckring von Edgars Mutter, der auch sehr schlicht ist, gut dazu aussieht. Und deshalb sind diese drei Ringe seit gut zwei Wochen wieder in ihrer ursprünglichen Funktion im Einsatz💖.

Also, obwohl vieles anders gelaufen ist, auch was das Ausmisten angeht, ist nicht alles schlecht gewesen dieses 3/4 Jahr seit meinem Plan von Ende 2019. Manchmal muss man eben auch mental ausmisten, sich von Ideen verabschieden und sie entsorgen, manchmal auch von großen oder kleinen Plänen, die man ziehen lassen muss, ohne mitzugehen. Einiges davon wird meine nächste Challenge sein, denn heute früh meinte bei der jährlichen Hauptuntersuchung mein Rheumadoc zu mir, ich müsse so langsam lernen, meine körperlichen Grenzen anzuerkennen, diese Grenzen nicht mehr zu überschreiten, manche Vorhaben fallen zu lassen und andere wesentlich langsamer zu bewältigen. Ich sehe schon: Da wird eine Menge Gerümpel in meinem Kopf zu beseitigen sein. Und es wird in mancher Hinsicht ein schmerzhafter Prozess werden. Aber ich kann gehen, wo ich nicht laufen kann, und ich kann kriechen, wo ich nicht gehen kann. Manches werde ich mir anders organisieren können, zum Beispiel im Garten, anderes werde ich kompensieren, indem ich es mir beim Schreiben vorstelle, statt es selbst zu erleben. Wer weiß…

Und glücklicherweise sind meine Einschränkungen ja auch auf einem ziemlich niedrigen Niveau angesiedelt. Solange ich nicht irgendwann mal vor jemandem ernsthaft weglaufen muss, ist alles im grünen Bereich. Und was Heben und so angeht: da werde ich mir eben angewöhnen, kleinere Gewichte zu heben, sprich zwei Schaufeln voll Kompost, wo ich es früher mit einer gewuppt habe. Den Rest erledige ich mit der Kraft der Worte😉.

Zu einer anderen Zeitrechnung

Heute hat irgendjemand auf dem Blog diesen Beitrag aufgerufen. Ich wusste nicht mehr, wann ich ihn erstellt hatte oder wovon er handelt, deswegen habe ich mal nachgesehen. Ich hätte auf irgendwann letzten Herbst getippt und damit grandios falsch gelegen.

Erstaunt las ich, was ich am frühen Morgen des 1. Januar 2020 geschrieben habe, denn es kommt mir so weit weg vor. In einem anderen Leben? So krass eher nicht, aber es war eben in der Zeitrechnung „vor Corona“ – zumindest war Corona zu der Zeit noch etwas Exotisches, weit weg in China und es betraf uns nicht. Was müssen die auch so komische Sachen essen? Kann uns ja nicht passieren…

So schnell ändern sich Dinge, Situationen, Lebensentwürfe.

Aber darum geht es doch überhaupt nicht. Ein sorgenfreies Leben, immer auf der Sonnenseite, nie stolpern, nie fallen. Wie langweilig wäre das denn? Und wie sehr würde das Gute dadurch abgewertet, wenn es nie schwierig würde… Ich könnte das Schöne, was mir geschieht, nicht wertschätzen, wenn ich nicht auch die andere Seite kennen würde. 

Das habe ich „damals“ geschrieben. Und auch dieses:  Ich bin gespannt und neugierig auf dieses neue Jahr.

Ob ich mir wohl in meinen kühnsten Träumen ausgemalt hätte, was das Jahr 2020 so alles mit sich bringt? Und ob ich dann auch so enthusiastisch und voller Erwartung gewesen wäre? Ich vermute, beides eher nicht. Aber der Absatz davor, der stimmt meiner Meinung nach immer noch. Obwohl es im Moment immer mehr Menschen gibt, die nur das „Gute, Schöne, Einfache“ wollen, diverse Schwierigkeiten aber ganz gern in andere EU-Länder verlagern wollen (oder am besten ganz raus aus Europa), als Auswüchse einer „Diktatur“ sehen oder sie am besten ganz leugnen.

Ich frage mich deshalb, war das Jahr bisher wirklich nur schlecht? Abseits von Beschränkungen (denen, die zum Infektionsschutz dienen ebenso wie meinen persönlichen durch den Unfall) gab es doch auch in diesem Jahr unheimlich viele schöne Begebenheiten. Situationen, die von Verständnis und Empathie getragen warten, Solidarität, unverhoffte Ruhepausen für die Umwelt, bei uns in der Familie auch noch eine Hochzeit, selbst die verschobene Konfirmation wird nun bald stattfinden. In meinem Garten ist trotz der phasenweisen Trockenheit vieles gewachsen, sogar mehr und anderes, als ich geplant hatte, aber immerhin, es ist gewachsen und nicht verdorrt.

Natürlich hat es auch Fehler gegeben, auf vielen unterschiedlichen Ebenen, wie immer, wenn Menschen Entscheidungen treffen. Einige Entscheidungen haben uns viel zusätzliche Arbeit beschert, während sie viel zu vielen (Künstlern und Selbständigen) die Arbeit komplett unmöglich gemacht haben. Andere treffen bis heute noch die schwächsten Gesellschaftsgruppen (Kinder, Alte, Kranke), wieder andere müssen regelmäßig auf den Prüfstand. Im Vergleich mit anderen Ländern sind wir in Deutschland aber bisher ordentlich durchgekommen. So hat sich die Menschheit seit Jahrtausenden entwickelt, wir erleben augenblicklich eine Art Evolutionsgeschehen im Schnelldurchlauf. Und allen technologischen Errungenschaften zum Trotz sind wir immer noch nicht in der Lage, mit der Geschwindigkeit der Entwicklung verstandesgemäß mitzuhalten.

Es hat ebenfalls ganz sicher unnötig viele traurige Momente für eine Menge Menschen weltweit gegeben, das Jahr hat zu hohe Verluste gebracht, auf persönlicher, auf zwischenmenschlicher, gesellschaftlicher und auf wirtschaftlicher Ebene. Doch nirgendwo steht geschrieben, dass wir immer und jederzeit ein Anrecht auf den geringsten Widerstand oder ein Leben im Schlaraffenland haben. Vielleicht sollten wir als menschliche Gesellschaft einen Paradigmenwechsel herbeiführen:

Natur statt Infrastruktur, Resilienz statt Selbstoptimierung, Gelassenheit statt ständig neue Hypes, Qualität statt Quantität, Freundschaft statt Konkurrenz.

Utopie statt Dystopie…

PS: Das Foto ist heute früh im lippischen Bergland entstanden, wo ich zu einer Einkaufstour bei Direktvermarktern war. Erst jetzt im Großformat habe ich das Bushaltestellenschild entdeckt, das war mir wegen des Gegenlichtes nicht aufgefallen. Aber ich finde, es ist ein schönes Detail: Einfach mal an der Haltestelle stehen bleiben und den Sonnenaufgang genießen!

Übergang

Morgen fängt kalendarisch der Herbst an. Und heute ist nochmal Spätsommer. In einem anderen Zusammenhang hab ich es vor ein paar Tagen schon geschrieben: Der Herbst ist eine meiner vier Lieblingsjahreszeiten. Ja, eigentlich mag ich jede Jahreszeit, vor allem, wenn sie gerade beginnt.

Aber der Herbst mit seinem warmen Farbenspiel, den reifen Düften, der Apfel- und Kartoffelernte, warmen Sonnenstrahlen und kühlem Morgennebel einerseits; den tropfnassen grauen Tagen und den Stürmen, die uns zeigen, dass wir Menschen nicht alles kontrollieren können andererseits, dieser Herbst ist doch immer wieder etwas Besonderes. Es ist Abschiedsschmerz vom prallen Leben des Sommers und Vorfreude auf den neuen Abschnitt, der im Jahreslauf vielleicht auch eine Ruhephase einläutet.

Heute Abend war ich nach langer Zeit das erste Mal wieder mit beiden Hunden an der Leine im Feld, ich bin mit ihnen Kathrin entgegengegangen, die mit dem Fahrrad aus dem Nachbardorf kam. Als kleines Highlight konnte ich einen Heißluftballon beobachten, wie er langsam über dem Wald tiefer ging, sich aber dann noch mehrere hundert Meter weiter bis auf eine große Wiese „retten“ konnte und dort dann landete.

Auch wenn durch das starke Heranzoomen (ich war leider zu weit weg) das Bild nicht die beste Qualität hat, der Augenblick mit dem LKW im Hintergrund war einfach zu gut…
Schon merklich schlanker geworden ohne Hitzezufuhr
Selbst am Boden liegend noch imposant, vor allem, wenn man die kleinen Menschen daneben sieht.

Kathrin und ich hatten ein nicht alltägliches Erlebnis, die Hunde haben nach mehreren Monaten ihre „Hausstrecke“ neu erschnüffelt und ich spüre meine Oberschenkel brennen. So ungeduldig ich bin, es wird wohl leider immer noch eine Weile dauern, bis die Beine wieder so richtig fit sind. Aber es wird, das hoffe ich fest.

Das ist mein…

…Land, meine Stadt, mein Zuhause, mein Anspruch. Kennen wir glaube ich, alle. Leider, muss man sagen, in einer Zeit, in der Deutschland ein ziemlich wohlhabendes Land mit ordentlichen Sozialleistungen ist und auch bisher glimpflich durch die Pandemie kam. Ich fange jetzt gar nicht erst mit Moria an, dann geht es mit mir durch und wird heftig.

Eine tolle Geschichte für Kinder und ihre Vorlesenden ist zu diesem Thema aktuell im Gerstenberg Verlag erschienen. Schon das Titelbild macht neugierig mit diesem Eichhörnchen, das einen Stock verschluckt haben könnte, beim Rasenmähen rings um „seinen“ Baum. Im Buch erfahren wir, dass es den Baum als sein Eigentum ansieht, ebenso wie die Zapfen von diesem Baum, die besonders gut schmecken und natürlich auch exklusiv für das Eichhörnchen zur Verfügung stehen sollen.

Klar, das Eichhörnchen möchte seinen „Anspruch“ verteidigen, und da kommt ihm eine geniale (?) Idee (woher es die wohl hat???): Es beschließt, eine Mauer zu bauen. Diese muss lang sein und hoch, und sie darf keine Lücken haben. Ehe es sich versieht, ist das Eichhörnchen von einem wahren Monstrum von Mauer umgeben, viel höher als der Baum, und es ist ganz allein innerhalb seines kleinen Reiches, das inzwischen eher einem Gefängnis gleicht.

Irgendwann fragt es sich, was denn außerhalb der Mauer liegen könnte, denn es sieht ja nichts mehr… Und der Neid, der es die Mauer bauen ließ, zerfrisst es weiter, denn, wir wissen es ja: auf der anderen Seite könnte das Gras viel grüner sein, die Bäume viel größer und die Zapfen ebenso! Also holt es eine lange Leiter, klettert hinauf und stellt dann verdutzt fest, dass auf der anderen Seite ein Wald ist.

Ein ganz normaler Wald, mit ganz normalen Bäumen, ganz normalen Zapfen und ganz normalen Eichhörnchen.

So. Jetzt habe ich mächtig gespoilert, denn ihr kennt jetzt den Inhalt des gesamten Buches. Aber jenseits des Inhaltes punktet es vor allem mit wunderbaren Illustrationen, die sehr gut die Gefühlswelt des Eichhörnchens darstellen. Und mit einigen Einzelheiten, die ich hier nicht beschrieben habe. Es lohnt sich auf jeden Fall, diesem Buch mehr Blicke zu gönnen.

Bibliographische Angaben:

Olivier Tallec, Das ist mein Baum; Gerstenberg Verlag, 2020, 13 € ISBN 978-3-8369-6069-4

Zu bekommen in eurer lokalen, gut sortierten Buchhandlung😃

Ein Herzensprojekt ist abgeschlossen

Julia hatte sich schon vor längerer Zeit von uns einen Quilt zur Hochzeit gewünscht. Eine Tagesdecke sollte es sein. Wie gewünscht, so in Angriff genommen.

Bei den traditionellen amerikanischen Hochzeitsquilts werden meist ziemlich komplexe Blöcke gefertigt, die in der einen oder anderen Weise entweder etwas mit dem Brautpaar oder mit der Institution „Ehe“ zu tun haben. Oft sitzt der gesamte weibliche Teil der Verwandtschaft dabei gemeinsam an der Arbeit, jede gestaltet einen oder mehrere Blöcke, und wer die Zeit hat, quiltet natürlich dann mit Hand, nicht mit der Maschine. Wie häufig das heute in der Praxis noch so gemacht wird, weiß ich nicht, aber der Film „Ein amerikanischer Quilt“ erzählt in sehr schönen Bildern, wie so etwas (natürlich für den Film mit gehöriger Portion Drama) aussehen kann. Ich konnte aus verschiedenen Gründen nicht so detailreich vorgehen, versuchte aber zumindest, Stoffe aufzutreiben, die in irgendeiner Weise die Persönlichkeiten, Erlebnisse oder Hobbies der beiden Brautleute widerspiegeln. Das war teilweise einfach, denn beide lieben die Natur und das Reisen, sie lesen beide gern und Julia ist in verschiedenen Kunsthandwerken kreativ. Kreativ ist auch Jonas, aber in anderer Weise, denn er programmiert gern. Dafür konnte ich beim besten Willen und auch mit dreimal um die Ecke denken keinen passenden Stoff auftreiben. Schwierig war es auch mit der von beiden bevorzugten Art des Reisens: Sie machen Roadtrips im PKW oder im ausgebauten Boxer von Jonas‘ Brüdern. Ich hätte liebend gern so einen schönen Stoff mit dem T1-Bulli genommen, aber der war leider nur als Jersey (T-Shirt-Stoff) zu bekommen. Überhaupt war es teilweise schwierig, Stoffe zu bekommen, weil für das Maskennähen so viel bestellt wurde, dass sich teilweise die Lieferzeiten dehnten wie ein alter Kaugummi…

Nun mussten Oldtimer als Symbol für den automobilen Bereich herhalten, ferner findet man Brot und Brötchen (Julia backt gern Brot, außerdem wünschen wir den beiden natürlich stets das tägliche Brot), Polaroidfotos, den Bücherstoff von Paloma Picasso, Rehe, Igel und Füchse, Schmetterlinge, einen Blätterwald, roten Stoff mit Polkadots, Anker (für Halt und Hoffnung), ein Seglermotiv für den Segeltörn im vergangenen Juli, Sterne, aber auch relativ schlichte gelbe Blöcke (für Gold=Wohlstand, denn sie sollen ja auch immer ihr Auskommen haben), es gibt Gänseblümchen, Tulpen und Rosen (ihr solltet mal sehen, wie sie in diesem Corona-Frühjahr ihren Balkon in ein Blumen- und Gemüseparadies verwandelt haben) sowie Bastelkram. Katzen nicht zu vergessen! Die beiden Stubentiger, deren Dosenöffner und Kampfpartner Julia und Jonas sind, werden sich vermutlich auch des Öfteren auf der Decke niederlassen…

Und nun ist der Tag vorbei, an dem der Quilt seine Bestimmung bekommen hat, ich denke, sie haben sich gefreut und wir haben noch einen Sohn dazubekommen.

PS: Wenn dich interessiert, wie so ein Quilt entsteht, dann schau doch auch mal in den Menüpunkt „Northern Star by Annuschka“.

Vorgerücktes Alter

Lucy wird eine alte Dame. Man merkt es daran, dass sie behäbiger wird, nicht mehr so gut hört, wenn man etwas weiter weg ist, zum aufstehen braucht sie deutlich mehr Zeit als früher. Ausnahme: Die Hündin von nebenan bellt. Die Damen sind sich nicht grün und so gibt es immer einen kurzen Adrenalinstoß, der sie ihr Alter und ihre Zipperlein vergessen lässt.

Seit einem halben Jahr hat sie aber leider immer deutlicher Probleme mit der Atmung. Es fing mit exzessivem Schnarchen an, das hat jetzt nachgelassen, dafür japst sie immer ziemlich, als ob wir gerade von einer langen Wanderung an einem heißen Tag zurückgekommen sind. Dabei könnte ich so richtig ausgiebige Spaziergänge selbst noch nicht durchhalten. Dazu kommt eine allgemeine Unruhe, statt entspannt bei uns in der Küche zu liegen, steht sie alle paar Minuten auf und sucht sich einen neuen Platz. Sie reißt selbst im Schlaf manchmal laut nach Luft und auch wenn es nicht nett klingt, sie ist ein richtiger Jammerlappen geworden, wenn etwas nicht so richtig ist für sie. Der Appetit ist ebenfalls sehr wechselhaft.

Ende August waren wir zum Röntgen beim Tierarzt, aber der Befund ist nicht ganz klar. Das Herz ist nicht vergrößert, sie hat auch keine Tumore in der Lunge oder so, „nur“ etwas verkalkte Bronchien. Das Blutbild ist altersgemäß in Ordnung, es ist also auch nicht die Schilddrüse. Es stand die Vermutung im Raum, dass es eventuell Asthma sein könnte, aber eine Woche Kortison brachte keine Besserung. Also weitersuchen. Heute wieder ein Termin in der Praxis, in die wir sie inzwischen nur noch mit einer Mischung aus gut zureden und sanftem Zwang hineinbekommen. Um eine versteckte bakterielle Entzündung auszuschließen, gibt es jetzt eine Woche lang Antibiotika, wenn sich dann immer noch nichts tut, wird ein Herz-Ultraschall gemacht. Ist das auch unauffällig, ist ein CT die letzte diagnostische Lösung (unter Vollnarkose).

Ich frage mich inzwischen, was ist eigentlich der größere Stress und die höhere Belastung für sie? Die Unruhe und Luftnot oder die immer neuen Behandlungen? Die spürbare Angst, wenn wir ihr in den Kofferraum helfen, wo sie auch nicht mehr allein hineinspringen kann.

Ja, sie wird auch langsam ein bisschen tüddelig, manchmal steht sie in der Gegend und weiß anscheinend nicht mehr, warum sie jetzt irgendwo hin gegangen ist. Sie seufzt und jammert, aber die reinen Körperfunktionen sind noch da, sie freut sich nach wie vor in einer Weise, als ob sie einen Propeller im Po hätte, sie genießt es, einfach bei uns zu sein.

Gibt es auch Palliativbehandlung für Hunde? Wenn wir einfach für sie da sind, ihr nur ihre Angst und Unruhe nehmen statt intensive und anstrengende medizinische Behandlungen durchzuführen, kann sie doch hoffentlich noch eine schöne Zeit bei uns haben. Ich weiß es nicht. Es ist das erste Mal, dass wir vor so einer Situation stehen. Unsere erste Katze hat irgendwann Reißaus genommen, als sie zum zigsten Mal wegen einer chronischen Erkrankung in die Klinik sollte und sich zum Sterben irgendwo verkrochen. Die anderen hatten leider tödliche Begegnungen auf der Straße.

Ich bin ratlos und das gefällt mir nicht. Edgar und Kathrin geht es ähnlich.

Nur mal so

Nur, weil ich etwas „im Internet“ gelesen oder sogar selbst geschrieben habe, ist es noch lange nicht „die reine Wahrheit“. Ich kann bewusst gelogen haben, ich kann aber auch schlicht meine persönliche WahrNEHMUNG niedergeschrieben oder beim Lesen bestätigt gefunden haben. Ist schon etwas schwierig, das auseinanderzuhalten… für manche Menschen zumindest🤷‍♀️

Systemrelevant

Gestern waren wir mehrere Stunden im Auto unterwegs. Eine Familienangelegenheit in Köln lag an. Wann hört man schon mal so ausgiebig Radio wie auf dem Weg über Deutschlands gefühlt längste Baustelle? Jedenfalls fuhren wir vormittags nach Köln und nachmittags zurück nach OWL.

Ein Thema des Tages waren die Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst, zitiert wurde neben der Forderung von 4,8% mehr Gehalt auch ein Vertreter der kommunalen Arbeitgeber, der sinngemäß meinte, das sei zurzeit wegen der Einbrüche im Steueraufkommen nicht darstellbar. Beleuchtet wurde die Thematik von verschiedenen Standpunkten und mir ist durchaus bewusst, dass die Städte und Gemeinden keinen Goldesel im Garten haben. Mir ist aber ein ganz bestimmter Aspekt im Gedächtnis geblieben, da auch ein Sozialethiker interviewt wurde. Den Namen habe ich leider nicht mitbekommen, vermute aber, dass es sich um Stefan Heuser handelte.

Er regte ein Gedankenexperiment an: Was würde gesellschaftlich schief laufen, wenn Fußballprofis oder Formel-1-Fahrer sagen würden „Nö, mache ich nicht mehr!“ Ja, ich weiß, viele Männer hätten dann am Wochenende deutlich mehr Langeweile (manche Frauen auch). Aber vom gesamtgesellschaftlichen Standpunkt her würde halt nichts essentielles fehlen. Nun kommt die Gegenprobe: Was ist die Folge, wenn Pflegepersonal, Müllwerker oder ErzieherInnen im größeren Stil den Dienst quittieren/verweigern würden? Keine Alten- und Krankenpflege, wir würden in unserem Wohlstandsmüll ersticken, hätten niemanden für die Kinderbetreuung. Mit welchem Recht also wird einfach so hingenommen, dass Sportprofis exorbitante Summen verdienen, es unanständig hohe Ablösesummen gibt, aber die wirklich wichtigen Berufsgruppen mit Applaus abgespeist werden?

Den Grund dafür sieht der Sozialethiker unter anderem darin, dass die Fürsorgearbeiten beispielsweise früher meist im Verborgenen stattgefunden haben, nebenbei „ehrenamtlich“ (nein, eigentlich eher „selbstverständlich“) von den Hausfrauen mit erledigt wurden. Die Männer des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts gingen zur Arbeit aus dem Haus, wurden öffentlich wahrgenommen. Was nicht sichtbar ist, wird auch weniger wertgeschätzt. (Wie die frisch geputzten Fenster😉.) Im Gegensatz zu dem Investmentbanker oder Betriebsberater (mehrheitlich handelt es sich auch heute noch um Männer), der mit der Luxuslimousine durch die Stadt kurvt und auf allen wichtigen Veranstaltungen auftaucht, möchten viele andere Menschen einfach nur in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen können, ohne irgendwo im Mittelpunkt zu stehen.

Müssen daher jetzt zwingend alle Angehörigen der klassischen Fürsorgeberufe zu Rampensäuen werden? Oder müssen Gesellschaft und Politik vielleicht „einfach“ mal lernen, genauer hinzuschauen, nicht immer nur die lauten Stimmen wahrnehmen?

Auf die leisen Stimmen hören, von den Ruhigen lernen, das gilt im Übrigen in so vielen Bereichen. Aber den Krakeelern, den (narzisstischen) Selbstdarstellern wird Aufmerksamkeit gewidmet. Dazu zählen auch die Darsteller des Stürmchens in Berlin letztes Wochenende. Mir ist gestern Abend zwar auch echt übel geworden, als ich die Bilder vor dem Reichstagsgebäude sah, ich kapiere das einfach nicht, wie man so einen Schmarren von sich geben und glauben kann, aber ihnen ist eindeutig zu viel breite Aufmerksamkeit zuteil worden. Sie haben ihr Ziel erreicht. Leider.

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