Es geht voran und mein Kopf brummt mal wieder

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EvH geht der Frage nach dem Wert eines Vogels ebenso nach wie der Überlegung, was wir denn überhaupt noch frühstücken könnten, wenn es keine Bienen (wilde und Honig-) mehr gäbe. Die Antwort ist verstörend, denn da bleibt kaum etwas außer Wasser übrig. Es ist also dringend geboten, sich außer mit Hitzewellen, Starkregenereignissen, brennenden Wäldern und Tornados über Ostfriesland auch mit dem Artensterben zu beschäftigen.

Aber auch mit dem Artensterben in unseren Körpern, wenn wir jede Erkältung mit Antibiotika behandeln. Und mit der Unsitte, ohne Not (aber leider auch ohne ausreichenden Platz im Stall oder Auslauf) vor allem Geflügel, aber auch andere Nutztiere, routinemäßig mit Reserve-Antibiotika zu füttern, die dann für den Menschen im Ernstfall nicht mehr als Reserve zur Verfügung stehen. Merken wir das eigentlich wirklich nicht, dass wir vor allem uns selbst schaden? Oder sind wir Lemminge, die unaufhaltsam dem Abgrund entgegentaumeln? (Wobei ich letztens gelesen habe, dass dieses Klischee auf die armen Tierchen eigentlich überhaupt nicht zutrifft.)

Als ob die Konsequenzen nicht schon heftig genug wären, geht es uns tierliebenden Deutschen an den Kragen. Unsere Art, mit unseren Haustieren (im Gegensatz zu den Nutztieren) umzugehen, ist schon ziemlich gewöhnungsbedürftig und nicht gerade ressourcenschonend. Ich will hier gar nicht so sehr ins Detail gehen, aber es ist tatsächlich ein bisschen abartig, wenn wir unsere Hunde und Katzen mit bestem Bio-Muskelfleisch vom Rind oder Truthahn füttern, obwohl bei diesen Rassen wildlebende Tiere alles fressen, was ihnen vor die Zähne kommt. Und zwar, wenn es vorher lebendig war, samt Innereien und Darminhalt (Kunststück, sie haben ja auch nicht die teuren Nahrungsergänzungen zur Verfügung, die wir für teures Geld dazukaufen, damit die lieben Fellnasen alle Mikronährstoffe bekommen). Und Rind, Känguruh oder Strauß dürfte bei verwilderten mitteleuropäischen Hunden sowieso eher nicht auf der Speisekarte stehen. Auch Thunfische liegen eher selten überfahren auf unseren Landstraßen.

Wer hätte das gedacht: Mücken und Menschen sind die gefährlichsten Lebewesen überhaupt! An Würmer denkt eigentlich kaum jemand, selbst unsere Hunde sind gefährlicher als Haie oder Wölfe. Und jetzt ratet mal, wen die Menschen am liebsten weg haben würden?

Am Ende des Kapitels geht es um das Moor, Schauplatz vieler schaurig-schöner Geschichten quer durch die Weltliteratur. Doch nicht nur den Bücherwürmern wird zukünftig vieles fehlen, wenn die Moore nicht in großem Stil wiedervernässt werden. Mit Schaudern denke ich an die 70er Jahre zurück, als meine Mutter Torf in großen Säcken kaufte… Sie wusste zumindest so viel: Torf hält das Wasser sehr gut. Nur sollte er das im Moor tun und nicht in Gärten.

Weiter geht es, immer neue Aspekte geben mir zu denken. Zum Beispiel der Zusammenhang von intakter Natur und seelischer Gesundheit. Mir fällt ein, wie viele Menschen letztes Jahr während der Lockdowns den Waldspaziergang für sich entdeckt haben. Oder das Baum-Umarmen. Davon sang schon das ehemalige Ekel Kakmann im Bibi-und-Tina-Film. Auch Kinder- und Jugendfilme können für Umweltbildung sorgen. Ob die erholsame Wirkung aber noch so stark ist, wenn wir zwischen trockenen und öden Baumskeletten, abgebrannten Stümpfen und käferzerfressenen Fichtenleichen herumstapfen, wage ich zu bezweifeln.

Je weiter ich im Buch komme, desto mehr merke ich, dass bisher jeder angesprochene Aspekt auch mein Leben berührt. Manche mehr, manche weniger, aber auch beim Schreiben stelle ich fest, dass ich immer weniger über das Buch referiere als vielmehr eigene Erlebnisse reflektiere, die mir beim Lesen ins Gedächtnis kommen. Ich bin fasziniert von dem Ausdruck „Solastalgie“, der ein bestimmtes Gefühl wiedergibt: „Wie bei der Nostalgie kommt zum Unbehagen an der Gegenwart und der unbestimmten Sehnsucht nach einer vergangenen, heileren Welt noch etwas anderes: das Bewusstsein, dass es diese heile Welt in Zukunft nicht mehr geben wird, weder räumlich noch zeitlich. Unwiederbringlich dahin. Irreversibel.“ (S: 393) Man bedenke, dass dieses Buch vor der letzten Hochwasserkatastrophe geschrieben wurde. Ich schlucke, als ich überlege, wie die Menschen an der Ahr, der Erft und in den anderen Flutgebieten diese Sätze empfinden mögen. Oder diejenigen, die am Rande des Braunkohletagebaus stehen und die Heimat ihrer Kindheit nicht mehr wiedererkennen. Oder die Australier, Kalifornier und andere, die unter Rauch und Asche die Überreste ihrer Existenzen ansehen müssen.

Und all dieses, was die Betroffenen um Hab und Gut, um das Leben ihrer Angehörigen, um ihre persönliche Geschichte bringt, das zerstört nicht nur die Umwelt, sondern es macht auch krank. An Körper und Seele. Und alle von uns, die aus der relativen Sicherheit ihrer Wohnzimmer davon lesen, ohne selbst betroffen zu sein, können einfach nur sehr dankbar und sehr demütig sein.

Immer mehr stelle ich fest, dass ein „Weiter so“ in keinerlei Hinsicht eine Option ist. Und dass eine Hoffnung auf die Lösung unserer Probleme auf keinen Fall „Technologie und Wachstum“ heißt. Diese Hoffnung ist Augenwischerei und der größte Rebound-Effekt aller Zeiten. So ende ich also mit dem heutigen Beitrag mal wieder ein bisschen ratlos, aber hoffentlich nicht mutlos und verweise alle Neueinsteiger auf den Beginn des Lesetagebuches.

Ausflug nach Italien

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Ich hatte es ja versprochen, von meinem literarischen Ausflug zu erzählen. Es war einfach notwendig, mich zwischendurch abzulenken von all dem, was wir als Gesamtheit, mal mehr und zum Glück auch mal weniger, verbocken. Aber mit dem Lesetagebuch geht es auch noch weiter.

So machte ich mich auf, um Amalfi und die dazugehörige Küste zu entdecken. Ganz gemütlich vom heimischen Lesesessel aus. Ich schätze, es ist unnötig zu sagen, dass mich schon das Cover in Urlaubsstimmung versetzt hat. Die Geschichte selbst dreht sich zu großen Teilen um Eis, Gelato (schon das Wort zergeht auf der Zunge…), in den schönsten Geschmacksrichtungen und mit unheimlich viel Liebe. Ansonsten werden abwechselnd zwei Erzählstränge gleichermaßen umeinander verwoben und aufgedröselt. Es geht um die Eismacherin Livia und den Autoverkäufer Mario, sie lebt und arbeitet in Amalfi, er stammt vom Comer See und ist als Tourist dort.

Diese beiden Menschen prallen mit elementarer Wucht und gleichzeitig ganz zart aufeinander. Diese scheinbaren Gegensätze faszinierten mich das ganze Buch über und die Art und Weise, wie die Geschichten der beiden aufeinander zulaufen, ist irgendwie ganz anders als ich es bisher irgendwo gelesen habe, auch wenn die Grundzutaten ganz ähnlich sind wie in zahlreichen anderen Beziehungsromanen auch. Am Anfang wunderte ich mich, wie bei einer solchen Erzählung noch so viele Seiten „übrig sein“ konnten, aber diese Seiten waren gut gefüllt. Ich glaube, ich muss nicht extra erwähnen, dass ich manche Eissorte am liebsten direkt beim Lesen probiert hätte. Vermutlich ist es aber figurfreundlicher, sich auf die Phantasie beschränken zu müssen…

Ganz am Ende musste ich über mich selbst lachen, denn da ich so schnell ganz sicher nicht nach Italien und an die Amalfiküste reisen werde, bemühte ich Google Earth und Wikipedia, um mir mindestens einen kleinen Überblick über das Setting zu verschaffen. Reisen bildet eben auch, selbst virtuelles Reisen.

Das einzige, was mich gestört hat: Mal wieder das Wörtchen „kleine“ im Titel.

Bibliographische Angaben:

Roberta Gregorio, Die kleine Eismanufaktur in Amalfi, Ullstein TB, ISBN 978-3-548-06445-1, € 9,99 (auch als eBook erhältlich)

Und jetzt gehe ich in die Küche, Brötchen backen. Früh am Sonntagmorgen sind die genauso lecker wie Gelato. Immerhin backe ich seit drei Monaten das erste Mal wieder selbst Dinkelbrötchen…

Briefwahl

Edgar und ich haben unsere Briefwahlunterlagen bekommen. Ich werde am 26. September auf einem Yoga-Intensivseminar sein, Edgar könnte das Pech haben, an diesem Tag in Quarantäne zu sitzen, obwohl geimpft, man weiß ja nie.

Nachdem ich den dicken Umschlag geöffnet und hineingeschaut habe, konnte ich ein kleines bisschen aufatmen. „Nur“ 27 Parteien in NRW, und sogar nur ZEHN in meinem Wahlkreis. Das ist ja direkt übersichtlich! Ich wurde neugierig und schaute mal nach, wie denn überhaupt so die Eckdaten zur Bundestagswahl aussehen. Viele Informationen findet man auf der Homepage des Bundeswahlleiters:

So gibt es circa 60,4 Millionen Wahlberechtigte, davon 2,8 Millionen (4,6%) Erstwähler. Auf der anderen Seite sind allerdings mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten 50 Jahre oder älter.

Insgesamt nehmen 47 Parteien an der BTW21 teil, aber nicht alle treten in allen Bundesländern an. Extrembeispiele: Die Grünen fehlen im Saarland und die CSU tritt nur in Bayern an. Dafür kann man dort die CDU nicht wählen. Außer der CSU gibt es noch zehn weitere Parteien, die nur in einem Bundesland antreten. Diese haben es also sowieso schon einmal schwer, über die 5%-Hürde zu kommen (also außer die CSU in Bayern…).

Ein Problem, das mir persönlich zu schaffen macht (aus der langjährigen Erfahrung des Ehrenamts): Viele der kleinen Parteien haben neben einer immensen Arbeitsbelastung durch relativ wenig Man/Woman-Power und eine miserable Finanzierung auch häufig eine Konzentration auf wenige thematische Schwerpunkte. Das muss in der Sache nicht mal ein Nachteil sein, weil die Expertise und das Verantwortungsgefühl dadurch in diesen Bereichen steigt, aber ob es ausreicht, sich für eine Gesamtgesellschaft zuständig zu fühlen, da bin ich mir nicht sicher. Ich habe eine monothematische Partei gefunden, die in ihrem Programm den Passus enthält: „…und alle ihre Mitglieder haben verstanden, dass andere Themen nicht Gegenstand dieser Partei sind. Dem einzelnen Mitglied steht es frei, sich bei anderen Themen in anderen demokratischen Parteien zu engagieren.“ Klingt ja gut, allerdings dürfen diese Mitglieder zumindest dann nicht für den Bundestag kandidieren, da dieses im Bundeswahlgesetz (§ 21) ausgeschlossen wird. Spätestens hier liegt die Krux: ohne „andere Themen“ (egal, was das Thema sein soll) kann man ein Land nicht regieren. Uns liegen so viele brandaktuelle Themen vor den Füßen, die alle dringlich sind, wo keines davon ausgeklammert werden darf, das geht einfach nicht. Allerdings habe ich mir mehrere Wahlprogramme angesehen und war doch überrascht, wie ausdifferenziert (wenn auch manchmal utopisch) manche Programme sind.

In der großen Vielfalt der Themen, um die Politik sich kümmern muss, bräuchte es meiner Meinung nach also eine große Bandbreite von Partikularinteressen, um in allen gesellschaftlichen Bereichen ausreichend informiert und handlungsfähig zu sein. So etwas nennt man, wenn es zustande kommt, eine „Expertenregierung“. Wenn ich mich gerade nicht sehr irre, hatte unter anderem Italien schon solche Regierungsmodelle (Anke, falls du das hier liest, stimmt das?) und sie waren nicht wirklich belastbar. Schwierig erweist sich hierbei unter anderem die Konsensbildung. Ein weiteres Problem bei der Vielfalt ist die 5%-Hürde. Von der ist meines Wissens nur der Südschleswigsche Wählerverband befreit, weil er eine offizielle Minderheitenvertretung darstellt. Die „romantische“* Vorstellung einer Allparteien-Koalition, die ich einige Jahre lang übrigens auch sehr charmant fand, habe ich für mich begraben.

So oder so, ich weiß vor allem, wen ich unter keinen Umständen wählen werde. Und halte es allen Unzulänglichkeiten zum Trotz immer noch für vertretbar, eine Partei aus dem Spektrum der jetzt schon im Parlament vertretenen zu wählen und dann eben nicht mit meiner demokratischen Beteiligung wieder vier Jahre zu warten und die Hände in den Schoß zu legen, sondern den Parlamentariern auch mal auf den Zahn zu fühlen. Es ist definitiv nicht alles gut, und manches verursacht mir mehr als beiläufiges Unbehagen, aber vieles hängt eben auch an unser aller Beteiligung. Nicht am Rummotzen auf Instagram.

*“romantisch“ meine ich hier analog zur literarischen Epoche. Der Wunsch nach der Verwirklichung eines Ideals, heute würde man vielleicht mit Mrs. Undercover „Weltfrieden“ sagen…

Wer sich bemüßigt fühlt, diesen Beitrag zu kommentieren, der möge das bitte mit Respekt und Achtung tun. Aber ich bin sicher, wir wissen alle, wie das funktioniert😉.

Das Kapitel mit dem Lastenfahrrad

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Aber auch der SUV kommt vor (und nicht sehr gut weg, das kann ich schon verraten). Der Traktor und das Flugzeug finden auch noch Platz, aber das Kapitel beginnt zu Fuß. Also, die Bewegung steigert sich langsam bis zum bitteren Ende.

Vielleicht ahnt ihr es, einfach wird es nicht, denn die meisten von uns haben mindestens ein Auto vor der Tür stehen. Und schon aus rein statistischen Gründen ist es bei vielen ein SUV. Die können ja auch wirklich vorteilhaft sein, wenn man einen größeren Wohnwagen zu ziehen hat oder irgendwo in der Pampa wohnt. Ich persönlich mag auch gern Pickups, aber ich brauche so ein Teil eben nicht, im Gegensatz zu unserem Nachbarn, aber der ist auch Landwirt und transportiert Saatgutsäcke, Kartoffeln und alles mögliche andere. Wenn ich dagegen manchen dicken Pseudogeländewagen namhafter deutscher Hersteller sehe und feststelle, dass da auch nicht viel mehr in den Kofferraum passt als in meinem Fiat 500 (mit dem ich sogar mal die Lebensmittel für eine 40-Personen-Kinderfreizeit transportiert habe!) und man keine zwei Australian Shepherds darin bequem mitnehmen kann, dann freue ich mich, dass ich wenigstens in jede Parklücke passe, vorausgesetzt, die Leute links und rechts von mir haben ordentlich eingeparkt.

Ein Lastenfahrrad hätte ich noch lieber. Das, was ich mir in den Kopf gesetzt habe, ist allerdings für dieses Jahr ausverkauft, ich muss auf 2022 warten. Auch ohne finanzielle Förderung verkaufen sich die Teile wie geschnitten Brot. Und da macht sich auch keiner Gedanken, wo die denn parken sollen…

Aber eigentlich wollte ich erzählen, dass dieses Kapitel gerade in der ersten Hälfte trotz des ernsten Themas richtig Spaß beim Lesen macht. Das liegt auch daran, dass es ziemlich viele schräge und lustige Wortspiele rund um die (Fort-)Bewegung gibt. Nebenbei regen Sätze wie dieser zum Nachdenken an: „Wenn es eine feste Zeit im Hin und Her braucht, dann fahre ich nach der Arbeit doch lieber mit dem Rad nach Hause und hab mich bewegt, als erst mal mit dem Auto ins Fitnessstudio, wo ich mich dann auf ein Laufband stelle, das verhindert, dass ich von der Stelle komme.“ Immerhin spart das auch Zeit und Geld.

Was ist der Unterschied zwischen Berlin und Utrecht? 127,30 Euro pro Person und Jahr. Soviel mehr gibt Utrecht für Fahrradinfrastruktur aus:

Abschließend geht es den Flugzeugen auch noch an den Kragen. Aber da ich überhaupt keine Flugerfahrung habe außer einem Rundflug über die Porta Westfalica in einer kleinen zweimotorigen Maschine, vor knapp 40 Jahren als Schülerin gewonnen, klinke ich mich dabei aus und frage mich, ob ich vielleicht noch eine Flasche Tomatensaft im Schrank habe. Bis bald!

Hier geht es zum Anfang dieses Lesetagebuches und zu den bibliographischen Angaben.

Nachdenklich und etwas beschämt…

… schreibe ich meinen 401. Artikel hier. Und wieder ist es

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denn ich habe nach ein paar Tagen, an denen ich mich mit anderen Themen beschäftigt habe (das musste einfach mal sein, es wurde zu viel), die Lektüre an „Mensch, Erde“ wieder aufgenommen.

Puh, es ist teilweise heftig. Am Anfang dachte ich noch, da sind wir fein raus, denn wir halten alle nicht viel von „Fast Fashion“, selbst unsere Töchter trugen von Klein auf ihre Klamotten oft, bis ich sie ihnen wegnehmen musste. Nicht weil sie kaputt waren, sondern damit die Leute nicht meinten, wir könnten uns keine passende Kleidung für unsere Kinder leisten. Lieber fünf Lieblingsteile, die man unendlich waschen und anziehen kann als zehn Billigshirts, bei denen nach zwei Wäschen die Nähte auf Bauch und Rücken sitzen und sich nach weiteren drei Waschmaschinenrunden dieselben komplett auflösen.

Heftig schlucken musste ich aber, als es um das Thema Daten, Digitalisierung und vor allem Streaming ging. Denn ich muss gestehen: ich höre wahnsinnig gern Podcasts. Naja, dafür habe ich kein Netflix, aber ich blogge und ich lese andere Blogs. Alle diese Aktivitäten verbrauchen Unmengen an Strom, direkt für den Datenverkehr und indirekt für den Betrieb der immer größeren Serverfarmen, die alles verwalten müssen, was uns so wichtig erscheint. Ich war lange nicht so froh darüber, wenigstens meine zahlreichen Lieblingsfilme immer noch auf DVDs zu sammeln, die muss ich nicht immer wieder übers Netz liefern lassen. (Auf der anderen Seite hamstere ich dadurch natürlich auch wieder Dinge, die irgendwann einmal entsorgt werden müssen, wenn nicht von mir selbst, aber spätestens von meinen Erben…)

Coffee to go wenigstens vermeide ich und jedes Familienmitglied hat bereits seit langem sowohl eine Wasserflasche als auch einen Thermosbecher aus Edelstahl, wenn sich das Mitnehmen von Heiß- und Kaltgetränken als sinnvoll erweist. Und wir wohnen in einem (Teil-)Fachwerkhaus, einem alten Bauernkotten, der seit über 200 Jahren bei jedem Wind vor sich hin knarzt, immer noch viel Lehm und Stroh, Sandsteine und grobe Eichenbalken enthält (und wo das allein irgendwann nicht mehr hielt, schmierte meine Mutter bevorzugt Gips hin😅), Beton findet man hier nicht. Aber für alle ist das ja eher nicht die Lösung, so viele alte Katen gibt es nun mal nicht. Und nicht jeder kommt mit dem Geknarze zurecht (ich dagegen brauche es, es zeigt mir, dass unser Haus gewissermaßen „lebt“).

Das war’s für heute. Im Ausblick auf das nächste Kapitel fällt mein Blick auf das Stichwort „Lastenfahrrad“ und ich bin gespannt, ob Eckart von Hirschhausen dabei das „Rote Tuch“ in den Medien der letzten Tage schon vorhergesehen hat…

Und natürlich auch hier wieder der Hinweis, wie dieses Lesetagebuch begonnen hat.

Ideologie

Es gibt Parteien, die haben Angst davor, dass nach der Bundestagswahl Deutschland den Bach runtergeht. Begründung unter anderem: Wenn es in der Gesellschaft einen Linksruck gibt, wird Deutschland künftig von Ideologen regiert. Wir würden quasi am 27. September nicht mehr in einer Demokratie, sondern in einer Ideologie aufwachen.

So grob gehört die Definition des Wortes wohl zur Allgemeinbildung, aber zur Vorsicht schaue ich noch einmal nach:

„[franz.] Allg.: I. ist (im neutralen Sinne) die Lehre von den Ideen, d. h. der wissenschaftliche Versuch, die unterschiedlichen Vorstellungen über Sinn und Zweck des Lebens, die Bedingungen und Ziele des Zusammenlebens etc. zu ordnen. Aus diesen Bemühungen entstanden historisch unterschiedliche Denkschulen.

Pol.: Im politischen Sinne dienen I. zur Begründung und Rechtfertigung politischen Handelns. I. sind daher immer eine Kombination von a) bestimmten Weltanschauungen (KommunismusKonservatismusLiberalismusSozialismus), die jeweils eine spezifische Art des Denkens und des Wertsetzens bedingen, und b) eine Kombination von bestimmten Interessen und Absichten, die i. d. R. eigenen (selten: uneigennützigen) Zielen dienen, d. h. neben der Idee und Weltanschauung auch den Wunsch (und die Kraft) zur konkreten politischen und sozialen Umsetzung ausdrücken. I. sind wesentlicher Teil politischer Orientierung; sie sind sowohl Notwendigkeit als auch Begrenzung politischen Handelns. (Quelle: https://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/politiklexikon/17618/ideologie)

Ach, sieh mal einer an. Auch Konservativismus und Liberalismus gehören zu den Ideologien. „Der Vorwurf einer durch Ideologie bestimmten Argumentation findet sich häufig im politischen Diskurs. Damit wird unterstellt, dass ein Standpunkt deswegen nicht stichhaltig sei, weil er auf einer politischen Ideologie basiere. Der eigene Standpunkt wird demgegenüber implizit oder explizit so dargestellt, dass er auf einer nüchternen Analyse der Wahrheit, dem gesunden Menschenverstand oder auf einer nicht in Frage zu stellende Ethik beruhen würde. Dies könnte indes die jeweilige Gegenseite in vielen Fällen mit dem gleichen Recht für sich in Anspruch nehmen.“ (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Ideologie) Merkt ihr selber, nicht?

Ich bin zutiefst angenervt von dem, was sich dieses Jahr „Wahlkampf“ nennt. Die Parteien, die sich zumindest teilweise mit konkreten Vorschlägen statt mit Nebelkerzen um die WählerInnen bemühen, sind zurzeit einfach die eher links verorteten. Ob und wie sie sich verwirklichen lassen würden, steht noch auf einem anderen Blatt. Von Liberalen und Konservativen höre und lese ich dagegen eher irgendwelche Schlagworte, die alles oder nichts bedeuten können.

In den letzten Jahrzehnten gab es in Deutschland eigentlich immer eine Konstante: Wer auch immer eine Wahl gewann, man konnte mit Abstrichen in die eine oder andere Richtung davon ausgehen, dass im Großen und Ganzen eine relativ solide Regierung zustande kam. Mal bekam die eine Klientel mehr geboten, mal die andere. Für den größten Teil der Bevölkerung war aber ein einigermaßen gutes Leben möglich.

Aber in diesem Jahr wird munter drauf los gebasht, vor allem von den Werte-Bewahrern, dagegen vermisse ich schmerzlich die gute alte Diskussionskultur. Denn wenn wir ehrlich miteinander sind, hat doch niemand persönlich und auch keine einzelne Partei die Weisheit für sich gepachtet, gute oder schlechte Ideen findet man bei allen. Ich wünschte mir so sehr, dass diese Ideen und auch die vielen konstruktiven Vorschläge aus den Kommentarspalten (ja, die gibt es, nicht jeder kotzt sich dort nur aus) in einem deutschlandweiten Brainstorming zusammengetragen und gewichtet würden. Ich frage mich, warum ein solches basisdemokratisches Instrument wie „Die 49“ von einer überregionalen Wochenzeitung veranstaltet wird und nicht von einer politischen Institution und möglicherweise sogar in größerem Maßstab.

Ich weiß gerade nicht mal, wie ich die Kurve kriegen und diesen Beitrag zu einem tendenziell optimistischen Ende bringen soll🤷‍♀️. Ich lasse es…

In kleinen Schritten wieder neu starten

Schnelles Projekt: aus alten Frotteehandtüchern und Geschirrtüchern, die nicht mehr ganz in Ordnung sind, nähe ich mir Spültücher. Es nervt mich total, dass man überall nur noch Mikrofaser- oder Schwammtücher bekommt, denn egal ob durch den Abwasch oder die Reinigung in der Waschmaschine, sie verlieren ständig Mikroplastik. Die selbst genähten Tücher haben eine grobe und eine feine Seite, bestehen aus reinem Baumwollstoff und benötigen keine neuen Rohstoffe.

Genau das Richtige, um nach fast drei Monaten wieder ins Nähen einzusteigen und mal ganz gemütlich zu testen, ob der Umgang mit dem Rollschneider schon wieder gelingt oder die Schulter noch überfordert…

PS: Nach demselben Prinzip, nur etwas kleiner, kann man auch wunderbare Abschminkpads nähen. Für die weiche Seite dann einfach alte T-Shirts oder Jersey-Bettlaken benutzen.

Der Strom kommt aus der Steckdose oder: No Atomstrom in my Wohnhome

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Das Kapitel heißt „Aufwärmen und abkühlen“ und beides braucht Strom. Viel Strom. Meine Heimatstadt scheint davon zu viel zu besitzen, denn auch, wenn es heute früh um kurz vor halb Acht etwas verhangen und regnerisch ist, die Straßenlaternen müssten eigentlich nicht eingeschaltet sein, so dunkel ist es nun auch wieder nicht. Und ich glaube kaum, dass am Sonntagmorgen die Laternen auf Funktionsfähigkeit geprüft werden.

Aber der Reihe nach. Es gibt kein Fieberthermometer, das über 42 Grad geht, denn 42 ist nicht nur die Antwort auf alles, sondern auch die Höchsttemperatur für menschliches Leben. Zu Beginn des Kapitels erfahren wir, dass Schwitzen gut ist, Klimaanlagen schlecht fürs Klima sind und Wind ist Luft, die es eilig hat. Wusstet ihr schon? Geschenkt.

Etwas nachdenklicher macht vielleicht, dass Bauten, die heutzutage gebaut werden, energetisch oft lange hinterherhinken, weil sie schon vor Jahren geplant wurden. Der Städtebau hinkt deswegen (lange Genehmigungsverfahren etc.) meist Jahrzehnte hinter aktuellen Bedürfnissen zurück.

Was noch wichtiger ist: effektiver Klimaschutz sorgt auch für mehr soziale Gerechtigkeit, denn wenn jeder Mensch und jede Familie selbst zusehen muss, wie sie den Sommer bei erträglichen Temperaturen verbringen, dann gilt: kühle Kellerräume in ausreichender Größe und Wohnlichkeit oder Pools im eigenen Garten oder Klimaanlagen (die aber bei genauem Hinsehen eh nur für weiteres Aufheizen draußen sorgen, Kühlschrankprinzip) können sich nur die Wohlhabenderen leisten.

Hier noch ein Abschnitt zum Nachdenken: Es geht um den Kohleausstieg, bitte nicht vor 2038, denn da hängen Arbeitsplätze dran. Auch schon gehört, oder? „Während Deutschland 2009 noch führend bei der Produktion von Solarmodulen war, stammen heute so gut wie alle aus Asien, weil dort mehr, schneller und billiger produziert wird. Deutschland hat nach einem fulminanten Start in der Photovoltaik durch die Verschlechterung der politischen Rahmenbedingungen nach 2012 rund 80.000 Arbeitsplätze in einer Branche vernichtet, in der in China im selben Zeitraum mehr als eine Million Arbeitsplätze entstanden. Aus meiner Sicht verlieren bei diesen Dimensionen die 20.000 Arbeitsplätze in der Kohleindustrie an argumentativem Gewicht.“ (S. 278f.)

Erstaunt war ich, dass anscheinend in der Umgebung der Asse, zu der Zeit als dort Atommüllfässer eingelagert wurden, Kindergeburtstage als Event veranstaltet wurden. Sollte hier jemand mitlesen, der dabei war, bitte melden. Inzwischen werden die Fässer dort wieder rausgeholt, weil es sich als doch nicht so sicher erwiesen hat… (An dieser Stelle haue ich noch einen Spontispruch der 80er raus: „Kein Atommüll auf den Mars, denn Mars bringt verbrauchte Energie sofort zurück.“ Kleine Denkanregung, falls einer der Herren Branson, Bezos oder Musk auf diese Idee kommen sollte.)

Die Grafik über die Todesursachen von Wildvögeln dient auch noch dazu, Dimensionen zurecht zu rücken. Nachdenklich überlasse ich euch jetzt dem Sonntag. Beim Bäcker heute früh gab mir die Verkäuferin auf den Weg: „Einen schönen Sonntag -trotz des Regens.“ Ich antwortete: „Naja, Regen ist halt Regen, so what?“ Eine andere guckte mich erstaunt an: „Aber es soll den ganzen Tag regnen!!!“ (Einfach nur regnen. Ohne Gewitter, ohne Starkregen, ohne Tornado. Zumindest in unserer Gegend.) Und ich: „Na okay, dann nähe ich halt.“ Vielleicht lese ich auch weiter…

Ach ja, und hier wie immer zum Beginn dieser Lesereise.

Pause

Der Sommer legt eine Pause ein. Das ist weder besonders gut noch besonders schlecht, es ist einfach so. Unterschiedlich sind nur unsere Sichtweisen darauf.

Ein Landwirt, der noch mit der Getreideernte beschäftigt ist, kann zurzeit keinen Regen gebrauchen.

Eine Wandergruppe verzichtet wegen der Laune der TeilnehmerInnen vermutlich auch lieber darauf, stundenlang im Nassen unterwegs zu sein.

Jemand, der auf Hitze und Sonne gesundheitlich angeschlagen reagiert, freut sich dagegen über Wetter zum Durchatmen.

Die Geschäftsführerin der Stadtwerke, die den Überblick über die Trinkwasservorräte in ihrem Zuständigkeitsgebiet behalten muss, sehnt den Regen möglicherweise geradezu herbei.

Einunddasselbe Wetter bestätigt für manche Menschen die Auswirkungen des Klimawandels, während es anderen die Gewissheit gibt, dass es einfach nur Wetter ist, das es schon immer mal gegeben hat.

Und selbst in mir ruft die Wetterlage widerstreitende Gefühle hervor. Wenn ich morgens um halb sechs aufstehe und die Hunde rauslasse, ist es noch so dunkel, dass ich mit dem Auffüllen des Vogelfutterhauses lieber warte, bis ich besser sehen kann. Und eine kühle Luft streicht um meine Beine. Ich mag diese Morgenstimmung, sie ruft auch in mir drin ein Gefühl der Ruhe wach. Aber sie kündet auch von der Vergänglichkeit, vom Ende des Sommers, vom sich immer drehenden Rad der Jahreszeiten. Und gibt damit auch der Melancholie Raum.

Der Frauenmantel wartet auf den Friseur, während der Borretsch unverdrossen blüht und die Bienen ernährt. Das Springkraut springt munter vor sich hin und erobert mit den Brennsesseln gemeinsam die Kiesfläche (die eigentlich eine kleine Sitzmöglichkeit beherbergen sollte).

So wie auf dem Foto streiten das Bedürfnis nach einer gewissen Ordnung und die kindliche Freude am Chaos in mir. Und wie auch auf den folgenden Bildern, die ich recht schnell und nebenbei heute früh aufgenommen habe, finde ich überall den Kontrast und auch die Notwendigkeit von Werden und Vergehen.

Die Brombeeren wachsen einfach überall, sie sind wie ungebetene Gedanken, die sich mitten in der Planung für ein Projekt ausbreiten und auch vor bereits abgetöteten Vorhaben nicht Halt machen.

Kürbisse sind faszinierend, sie wachsen besonders gut auf Abfällen, auf Kompost oder Mist. Farbenfroh, schön anzusehen und auch noch gleichermaßen lecker und gesund. Vielleicht sollten wir öfter mal Kürbisse zum Vorbild nehmen und überlegen, was wir aus dem Mist unseres Lebens machen können?

Die Hagebutten werden mal wieder nicht alle gleichzeitig reif. Die wilde Rose, an der sie wachsen, ist aus einem Wurzelüberrest einer zartlila Edelrose entstanden, die meine Mutter vor ungefähr 40 Jahren gepflanzt hatte, die aber nie so richtig was wurde, weil Rosen nun mal nur mit viel Zwang dazu gebracht werden können, hell-lila zu blühen. Irgendwann hatte ich die Faxen dicke mit diesem Kümmerling und buddelte sie aus. Nach einigen Jahren und mit viel Überlebenswillen erblickte dann dieser wilde Abkömmling das Tageslicht und darf seither dort wachsen. Vereinzelte radikale Kurzhaarschnitte nimmt sie mir bis heute nicht übel. Und nun stehe ich wie jedes Jahr davor und überlege, ob es für Marmelade reicht, ob ich die Früchte für Tee trockne oder ob sie einfach Powerfood für die winterliche Ernährung der Spatzen und Meisen bleiben, die nebenan im Wacholder wohnen.

Noch nicht fertig ist der Holunder. Ich freue mich, wenn ich ihn bald ernten und zu Gelee und Saft verarbeiten kann. Denn zumindest die Marmeladenkocherei kann ich in Maßen wieder bewältigen. Andere Arbeiten haben immer noch Pause, große Pause sozusagen. Den kleinen Rasenmäher bekomme ich nicht in Gang , denn den Zug kann ich noch lange nicht betätigen. Beim Trecker kann ich den Fangkorb nicht ausleeren, dazu benötigt man auch die volle Kraft des rechten Arms, denn an der rechten Seite befindet sich der Hebel dafür.

Ich schneide Rosen, Brombeeren und ähnliches, aber spätestens nach einer halben Stunde ist Schluss, dann schmerzt der Arm und der Nacken, die Muskulatur ist eben zu Wackelpudding geworden (aber daran arbeite ich jetzt ja schon wieder). Alle Arbeiten, die viel Kraft oder Schwung oder vollen Aktionsradius erfordern, müssen noch ein paar Wochen warten.

Warten muss heute auch das Buch „Mensch Erde“, denn nach dem atemberaubenden Kapitel von gestern brauche ich eine Atempause, muss den Kopf freibekommen. Daher schreibe ich dieses und gehe gleich mal ein wenig Hausputz machen. Da auch das in den letzten Wochen eher in homöopathischen Dosen erfolgte, wegen wenig Beweglichkeit und Kraft, kann ich da wenigstens sicher sein, dass das Ergebnis sichtbar ist, im Gegensatz zu manchen „Klimaschutzmaßnahmen“.

Aber jeder Spitzenpolitiker, jede Anwärterin auf einen Posten in der zukünftigen Regierung, sollte ein Buchpaket als Pflichtlektüre bekommen. Und anschließend abgefragt werden, was denn so hängengeblieben ist vom Inhalt.

Googelst du noch oder hilfst du schon Bäume pflanzen?

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Was ist denn das für eine Frage? Naja, wo suchst du denn, wenn du etwas in den Tiefen des Internets finden willst? Ist dir bewusst, dass es eine Suchmaschine gibt, die ihre Werbeeinnahmen nicht dafür verwendet, ihr Geschäftsmodell durch unsere sämtlichen Lebensbereiche hindurch auszuweiten, sondern Bäume zu pflanzen? Obwohl ich diese selbst verwende (Ecosia.org), stutzte ich, als ich den Abschnitt las. Außerdem ging mir so durch den Kopf, wie häufig ich in der letzten Zeit Wälder gesehen habe, die stellenweise nur aus struppigen, trockenen Baumstämmen bestanden oder sogar bereits abgeholzt waren:

An den Nammer Klippen. Hier ist sogar schon wieder etwas zaghaftes Grün im Kommen. Das Foto ist vom 13. Mai 2021

Ich war überrascht, als ich eben las, dass Pollen in Verbindung mit Asthma und Gewitter echt wandelnde Bomben sind: durch die elektrostatische Aufladung der Luft platzen sie und ihre Bruchstücke gelangen besonders tief in die Lunge, wo sie viel mehr Schaden anrichten als oben auf den Bronchien. Das wusste ich noch nicht, obwohl ich seit vielen Jahren allergisches Asthma habe.

Eigentlich muss sich auch niemand wundern, wenn Allergien, Asthma, Heuschnupfen und Co immer weiter zunehmen, beispielsweise weil sich die Ambrosia-Pflanze, eines der stärksten Allergene, immer weiter ausbreitet und das besonders gern dort, wo die Luft schlecht ist. Klimaschutz ist hier auch eindeutig Gesundheitsschutz. Als ich weiterlese, bekomme ich prophylaktisches Mitleid mit allen Berlinern, Münchenern oder allen anderen Großstadtbewohnern. Das ist schon echt Hardcore, was die unbewusst ihrer Gesundheit mit jedem Atemzug antun. Aber lest selbst, dann wirkt es stärker…

Und während ich immer mal wieder wahlweise die Luft anhalte oder Schnappatmung bekomme, gelange ich beim Lesen zu diesem Punkt: „Was nix kostet, is auch nix. Leider stimmt dieser Satz nicht beim CO2. Es ist was, zwar durchsichtig, aber schwergewichtig. Deshalb wird es ja auch in Tonnen gemessen. Man kann Unmengen davon herstellen und in der Luft verteilen, und das kostet erst mal nix. Kohle zu verbrennen und daraus Strom herzustellen, gilt als >>billig<<. Das beschert den Konzernen Milliardengewinne und Subventionen, aber auf den ganzen Folgekosten bleibt die Allgemeinheit hocken.“ (S. 233)

Mein Gedanke dazu: Wenn dann die Konzerne gezwungen werden sollen, auf Dreckschleudern zu verzichten, bekommen sie auch noch Entschädigungen. Nochmal auf Kosten der Allgemeinheit! Da werden wir Verbraucher doppelt und dreifach zur Kasse gebeten und verar…t, aber alles gut, Hauptsache kein Windrad in der Nachbarschaft. Und falls noch jemand denkt: Aber die CO2-Steuer ist ungerecht, und das wird nie funktionieren; den Zahn bekommen wir auch noch gezogen, denn E.v.H. weist darauf hin, dass es in vielen Ländern rund um uns herum längst so gemacht wird. Surprise, surprise: Die leben alle noch und die Wirtschaft ist auch nicht zusammengebrochen.

Ganz zum Schluss des Kapitels wird noch die größte Freiluftmülldeponie der Welt behandelt: Die Billionen weltweit in die Natur geschnipsten Zigarettenkippen, die unter anderem dazu führen, dass Rauchen nicht nur für die Raucher hochproblematisch ist, sondern für alle Menschen.

Dieses Kapitel lässt mich zwar nicht atemlos, aber sehr müde zurück. Vor allem, weil sich beim Lesen des Buches immer mehr Querverbindungen zwischen allen möglichen Lebensbereichen darstellen, weil es glasklar wird, dass bei systemischen Fehlentwicklungen nicht nur an einer Schraube gedreht werden kann, und schon läuft es wieder gut. Und wenn ich dann zwischendurch auf Instagram die zahlreicher werdenden Beiträge der Parteien lese, vor allem der etwas kleineren, welche die Farbe Gelb zu Markte trägt, dann befürchte ich, auch Politiker und Werbestrategen haben das Ausmaß der Krise immer noch nicht begriffen oder es ist ihnen schlichtweg wurscht. Ach Leute…!

Hier geht es nochmal vom Anfang des Projektes Lesetagebuch 2.0 los, für alle, die ihn verpasst haben.

Sag, wie hältst du’s mit dem Wasser? (Frei nach Goethes „Faust“)

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Und, welches Wasser bevorzugst du zum Essen? Gletscherwasser aus Island oder dem Himalaya, die Edelquelle aus Italien, mineralstoffreiches Tiefenwasser aus der Auvergne? Eifel, Rhön oder Bielefelder Ursprung?

Oder vielleicht ein exquisites „Eau du robinet“? Kennst du nicht? Obwohl ich rudimentär des Französischen mächtig bin, kannte ich den Ausdruck bis gestern auch noch nicht. „Leitungswasser“ klingt da wesentlich bekannter. Obwohl bei uns im Keller auch eine Kiste gekauftes Mineralwasser (in Glasmehrwegflaschen) herumdümpelt, für kurzfristig höheren Bedarf, im Allgemeinen kommt bei uns Kranenburger Entenwein auf den Tisch. Entweder direkt oder mit dem Umweg über den Aufsprudler, je nach Vorliebe. Seit Jahren schont das den Kofferraum meines Kleinwagens, meine Schultermuskulatur und nebenbei auch den Geldbeutel. Und es schmeckt uns auch, ostwestfälisches Wasser stößt auf ostwestfälische Menschen. Passt!

Nächste unangenehme Frage: Magst du Rosen? Und freust dich so richtig, wenn du einen dicken Strauß davon geschenkt bekommst? Wenn ja, steck bitte deine Nase nicht zu tief rein zum Schnuppern. Nicht nur, weil Edelrosen kaum duften. Die meisten Rosen (und Schnittblumen überhaupt) kommen nicht von den schönen Feldern, an denen selbstgebastelte Schilder zum Selberpflücken auffordern mit der Goodwill-Kasse nebendran. Nicht mal aus niederländischen Gewächshäusern. Die allermeisten kommen aus Ländern wie Kenia, Tansania oder Chile und werden auf großen Plantagen an Seen gezüchtet. Diese Seen liefern das massenhaft gebrauchte Wasser dafür, das aber im Gegenzug der örtlichen Bevölkerung nicht zur Verfügung steht. Naja, immerhin „dürfen“ die Leute auf den Plantagen arbeiten, bis zur Erschöpfung und bis ihnen die Allergien von den Pestiziden und anderen Chemikalien das Arbeiten unmöglich machen. Meist wissen sie nicht einmal, was sie dort alles so verspritzen und holen Trinkwasser in denselben Eimern, in denen sie die Pampe angerührt haben. So genau wusste ich das bislang auch noch nicht und ich bin irre froh, dass ich schon seit Jahren keine Schnittblumen zum Hochzeitstag bekomme (ich erzählte ja bereits, dass wir in stillschweigender Übereinkunft mitunter unseren Hochzeitstag vergessen😂).

Und dann, wenn man sich durch diesen Schrott schon durchgelesen hat, dann wird es richtig unappetitlich. Nein, nicht, was ihr jetzt möglicherweise gerade denkt. Es geht um Mikroplastik, um die Überreste unserer Plastiksucht, die überall auf der Welt im Wasser herumschwimmen und damit logischerweise auch in unserer Nahrungskette ankommen. Allen gelben Tonnen und grünen Punkten zum Trotz wird immer noch nur ein Bruchteil allen Kunststoffes recycelt, und der meiste Müll landet mal wieder dort, wo am wenigsten davon benutzt wird.

Das Kapitel lässt mich ein wenig desillusioniert und ratlos, aber auch etwas kämpferisch zurück. Hirschhausen regt am Ende an, auch ordnungspolitisch stärker tätig zu werden, und dieser Satz ließ mich nachdenklich am Küchentisch zurück. Gerade im aktuellen Wahlkampf wird von einigen Parteien alles, was zu sehr nach „Ordnung“ im Sinne von verbindlichen Regeln klingt, vehement zugunsten eines diffusen „Marktes“ an den Rand gedrängt. Und ich frage mich, warum in aller Welt der Markt etwas besser regeln soll als ein gemeinsames Regelwerk, eine Übereinkunft, wie wir alle, Produzenten und Verbraucher, das Leben miteinander gestalten werden. Denn „der Markt regelt das“ bedeutet, die Gestaltung einseitig vor allem der Wirtschaft zu überlassen. Wer das verlangt, hat meines Erachtens auch die Leistung des sog. „Wirtschaftswunders“ nicht verstanden, das ohne ordnungspolitischen Rahmen ganz anders ausgesehen hätte.

Und hier wie immer der Hinweis auf den Beginn des Lesetagebuches…

Was haben Avocado, Chia und Rindfleisch gemeinsam?

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In diesem Kapitel, „Essen & Verdauen“ geht es nicht nur um Rindfleisch, Soja und Methan. Auch nicht um den völligen Fleischverzicht. Es geht vor allem um Bewusstsein. Bewusster Konsum ebenso wie bewusster Verzicht. Das bewusst werden, dass wir mit jedem Kilogramm Fleisch eigentlich einen 20-Liter-Eimer Gülle mitkaufen müssten. Das Wissen darum, dass im Fleischpreis die Umweltfolgen der Produktion nicht im Geringsten berücksichtigt sind.

Warum essen so viele Menschen Fast Food, das bis auf die Kalorien und den Fettgehalt so ziemlich aller Nährstoffe beraubt ist, und meinen dann, sie müssten den Mangel mit teuren Vitamin-Präparaten ausgleichen? E.v.H. äußert die Vermutung, dass gesundes Essen viel erfolgreicher wäre, wenn man es in Pillen pressen und einblistern würde. Ich schätze, so ganz schief liegt er nicht damit.

Noch ein Unterschied: Walnüsse wachsen bei mir im Garten, Avocados nicht…

Warum meinen wir, überteuerte „Superfoods“ aus weit entfernten Ländern zu benötigen, deren Produktion (fast ausschließlich für den Export) dort beispielsweise zu Wasserknappheit für die eigene Lebensmittelproduktion führt? Weil Chia besser klingt als Leinsamen? Oder Goji einen exotischen Touch hat, anders als Heidelbeeren?

Das sind nur einige wenige Denkanstöße aus diesem Kapitel. Weil das Thema Essen fast so viel Konfliktpotenzial bildet wie Religion oder Politik, ende ich hier und lasse euch allein grübeln, ob eine abwechslungsreiche, gleichermaßen gut schmeckende und gesunde Ernährung nicht auch ohne diesen Schnickschnack auskommt.

Zum Anfang dieses Lesetagebuches geht es hier, für alle, die den Einstieg verpasst haben.

Ein unordentliches Gefühl?

Laut eines Buchtitels von Richard David Precht ist das eine Definition von Liebe. Howard Jones besang im Jahr 1983 die Frage nach der Liebe „What is love?“ und Pat Benatar gab postwendend die Antwort „Love is a battlefield“. Eurythmics waren da schon einen Schritt voraus, denn „Love is a stranger“ erschien bereits 1982. Unvergessen aus dem Liebesfilm schlechthin, Pretty Woman, ist auch das vermeintliche Ende einer großen Love Story: „It must have been love“ von Roxette. Wesentlich früher schon sang Connie Francis im Jahr 1961 „Die Liebe ist ein seltsames Spiel“. Ich schätze, es gibt kaum etwas, das über die Liebe nicht schon geschrieben oder gesungen wurde. Ganz davon abgesehen wäre Hollywood vermutlich fast pleite, wenn es die Irrungen und Wirrungen nicht gäbe. Nur von Superhelden, Serienmördern und Geschwindigkeitsjunkies kann Kino und TV nicht leben.

Selbst die Bibel, von manchem als strenges Sittengesetz angesehen, schwärmt in einem ganzen Buch über die Freuden der Liebe (Das Hohelied) und auch Paulus erkennt „Nun bleiben aber Glaube, Liebe, Hoffnung, diese drei, aber die Liebe ist die größte“ (1. Korinther 13,13).

Die alten Griechen unterschieden zwischen erotischer und platonischer Liebe. Vielleicht verschwimmen diese Grenzen auch ab und zu einmal. Kommt sicher vor, wie in Klaus Lages „1001 Nacht“. Oder es gibt in einer Ehe/langjährigen Beziehung zwischendurch Phasen, in denen man eher kameradschaftlich verbunden als leidenschaftlich entbrannt ist. Hauptsache ist doch, es fühlt sich für die Beteiligten gut an.

Liebe lässt uns himmelhoch jauchzen und alles in rosarot getaucht sehen. Liebe lässt uns aber auch in die tiefsten Abgründe stürzen und zieht sämtliche Farbe aus unserem Leben. Sie lässt die größte Freude zu und die stärkste Verzweiflung. Lachen, weinen, ärgern, alles das gehört dazu, das gibt es nur im Gesamtpaket.

Übrigens finde ich „Trauung“ eigentlich viel passender als „Hochzeit“. Wenn man getraut wird, traut man sich selbst und dem Gegenüber zu, das Leben in jeder Situation miteinander zu teilen. Geht man davon aus, dass die Hochzeit im wörtlichen Sinn der „schönste Tag des Lebens“ ist, kann es ja danach eigentlich nur noch bergab gehen. Vor allem verkennt diese Definition die Tatsache, dass Liebe und eine gelingende Beziehung nicht nur Gefühlsduselei ist, sondern auch Arbeit. Und eine immer wieder neu zu treffende Entscheidung für den geliebten Menschen.

Man kann jemanden wie den Frosch aus dem Märchen an die Wand klatschen wollen und trotzdem an der Liebe festhalten. Nicht umsonst heißt es „in guten wie in schlechten Zeiten“.

Das alles schreibe ich jetzt aus der Perspektive eines Menschen, bei dem nicht immer alles Zucker war, mit der Dankbarkeit, dass mein Partner zu mir gehalten hat, als ich vor fast 20 Jahren meine Existenz gegen die Wand gefahren hatte, aus der Perspektive eines Paares, das noch immer die Kurve gekriegt hat bei allen Zitronen, die uns auf die eine oder andere Weise im Weg lagen. Dann gab es Zitronenkuchen, Zitronenlimonade, manchmal ein paar Tage Diät, Zitronensouflée… und immer wieder die Erkenntnis, dass wir im Team vieles schaffen, was uns allein vor riesengroße Hindernisse stellen würde. Dass wir nach 29 Jahren Ehe immer noch gemeinsame Träume in Angriff nehmen können, auch wenn wir den einen oder anderen Traum schon (z. B. aus gesundheitlichen Gründen) begraben mussten. Aufhören zu träumen? Keine Alternative!

Falls ihr euch jetzt fragt, warum ich heute so sentimental bin: Ich musste das dringend mal loswerden😊. Immer nur Klimakrise schlägt sonst noch aufs Gemüt.

Kapitel 2 – Kommen und Gehen

Kennst du den Film „Das Beste kommt zum Schluss“ mit Jack Nicholson und Morgan Freeman? Wenn nicht, ändere das doch bitte. Nicht nur, weil der Film und seine Thematik in diesem Kapitel eine wichtige Rolle spielt, sondern weil es einfach ein sauguter Film ist.

E.v.H. wartet jedenfalls nicht bis zum Schluss, sondern bringt das Thema Zeit, Endlichkeit und Vergänglichkeit relativ zu Beginn seines Buches. Dann wissen wir jedenfalls schon mal, worauf am Ende alles hinausläuft. Das Kapitel beginnt er mit der philosophischen Weisheit, dass wir Menschen die einzigen Lebewesen sind, die ein Bewusstsein für die Zukunft und die Endlichkeit des Lebens haben. Ich frage mich, warum wir uns dann so oft benehmen, als wenn es sie nicht gäbe? Mir geht durch den Kopf, dass wir viel zu oft „Entschuldigung“ sagen, und zwar zu häufig gedankenlos. Wir möchten Wiedergutmachung leisten für etwas, was wir verbockt haben, egal ob wissentlich oder aus Versehen. Aber beim Klima, bei aussterbenden Lebensformen und bei absaufenden Inselstaaten bringt das überhaupt nichts. Nichts kann so ungeschehen gemacht werden.

Ach ja, die Zeit. Verläuft sie linear oder als Kreislauf? Beides hat seine Berechtigung, das erläutert er im Kapitel. Ich schreibe das jetzt nicht auf, das ist etwas zum selber lesen und selber Gedanken machen. Meine Gedanken dazu gehen in diese Richtung: Warum haben wir eigentlich immer weniger Zeit, obwohl wir immer mehr technische Helferlein haben, die uns Dinge in einem Bruchteil der irgendwann dafür veranschlagten Zeit erledigen lassen? Was packen wir alles rein in unsere Zeit?

Btw, habe ich eigentlich schon erzählt, dass ich seit letztem Jahr eine Sense besitze? Eine ganz altmodische, ohne Motor, dafür mit einem echten Sensenblatt, nicht mit so einem ollen Nylonfaden! Ich brauche jetzt noch einen Dengelamboss und etwas Übung (am besten vermutlich einen Wochenendkurs zum Sensenmähen). Das langsame, bedächtige Arbeiten mit der Sense habe ich vor der OP ausprobiert und es fühlte sich gut an. Ich weiß, was ich da tue, ich sehe den Fortschritt, den ich als einzelner Mensch erzielen kann.

Ich schweife ab. Ich habe das Kapitel fast in einem Rutsch gelesen (mit einem Besuch beim Möbelschweden zwischendurch, wo Tochter und ich in rekordverdächtiger Geschwindigkeit und mit Scheuklappen durchgefegt sind, wir haben es bis auf zwei Tafeln Schokolade und eine Kiste Haferkekse auch geschafft, nur das zu kaufen, was gebraucht wurde!). Aber ich habe Schwierigkeiten, es in Highlights für euch zusammenzufassen, denn es ist ein sehr dichtes Kapitel mit sehr vielen Impulsen, denen es nachzufühlen lohnt.

Merkwürdig ist auf jeden Fall unser Umgang mit der Zeit, die wir zur Verfügung haben (wobei wir im Allgemeinen ja vorher nicht mal wissen, wieviel Zeit wir haben). Wir haben uns in den letzten Jahren und Jahrzehnten so sehr daran gewöhnt, uns über unsere vollen Terminkalender zu definieren (ich auch), dabei haben wir aus den Augen verloren, dass wir uns nur zu oft zu Sklaven ebendieser Kalender gemacht haben. Erinnert ihr euch noch an die Tage nach dem 17. März 2020, was viele von uns hier auf WP, aber auch auf Instagram, Twitter oder Facebook geschrieben haben? Wie wir durchgeatmet und uns über die Ruhe und Stille gefreut haben?

Und, welcher dieser Sprüche wird auf deinem Grabstein stehen? Jemand sagte einmal, auf meinem werde später stehen: „Geh still und leis‘ vorüber, sonst steht sie auf und jabbelt (redet) wieder.“

Tja, auch das längste Leben hat einmal ein Ende, und auch da gibt es Möglichkeiten, den letzten Weg mehr oder weniger klimafreundlich zu gestalten. Samt teilweise ulkiger Bestattungsrituale (Was haben Stripperinnen auf Beerdigungen zu suchen? Die Antwort könnt ihr nachlesen…). Ich kann euch aber versichern, dass ihr am Ende des Kapitels herzhaft lachen könnt. Wenn auch auf Kosten einiger Alpha-Männchen der menschlichen Spezies (selbst schuld, wem dieser Schuh passt).

Morgen geht es weiter mit dem Thema, dem an Wochenenden am Grill oder mit dem Dreigang-Menü gern viel Zeit gewidmet wird: Essen & Verdauen. Mahlzeit!

Und hier der obligatorische Spruch: Für alle Neu-LeserInnen gibt es hier die bibliographischen Angaben und den Startbeitrag.

And I think to myself: What a wonderful world…

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Das Singen kann einem im Hals stecken bleiben, wenn man sich mit der Klimakrise beschäftigt. Aber da es dadurch nicht weniger bedrohlich wird, geht mit Musik vielleicht doch alles besser? Wir werden sehen.

Zwischen die ganzen Sachinformationen und Denkanstöße hat E.v.H. einige Seiten eingeschoben, auf denen er sehr anschaulich anhand eines medizinischen Beispiels von der Intensivstation die gesamt lebensbedrohliche Lage darstellt und einige Klimafakten hinzufügt. Die müsst ihr aber unbedingt selbst lesen, das kann und will ich nicht alles abschreiben. Ich kann euch auf jeden Fall versprechen, es lohnt sich für den Blick über den eigenen Tellerrand hinaus.

Eltern und ErzieherInnen kennen das folgende Beispiel: „Wenn wir etwas in Unordnung gebracht haben, müssen wir dafür geradestehen und das Ganze wieder aufräumen, das lernen wir bereits im Kindergarten. Wir machen allerdings auch die Erfahrung, dass in der Regel jemand kommt und unseren Dreck wegräumt, wenn wir ihn nur lange genug liegen lassen. Nun ist die Welt in Unordnung – und wer räumt auf? Mir kommt es so vor, als warte die nationale wie internationale Klimapolitik auf die Erzieher:innen und ducke sich mit der Begründung weg, man habe das Chaos ja nicht alleine verursacht.“ (S. 78)

In den ärmsten Ländern der Welt gab es in den letzten Jahrzehnten häufig positive Entwicklungen, was Gesundheit, Wirtschaft und Ernährung betraf. Durch den Klimawandel (und auch die Pandemie) sind diese Fortschritte massiv gefährdet. Die Länder sind oft sehr landwirtschaftlich geprägt, vor allem durch Selbstversorger. Durch die Ausbreitung von Dürregebieten oder auch Überschwemmungskatastrophen werden im kommenden Jahrzehnt viele, sehr viele Menschen dort zur Flucht gezwungen sein.

Und diejenigen, die „Deutschland den Deutschen“ rufen, sollten sich endlich mal darüber klar werden, dass diese Menschen zu einem großen Teil in unsere Richtung kommen werden. Was auch nur logisch und folgerichtig ist, denn unser Lebensstil trägt maßgeblich dazu bei, ihnen die Lebensgrundlage zu nehmen. Und auch innerhalb der EU gibt es ein Nord-Süd-Gefälle der Emissionsungerechtigkeit.

„In der EU verursachen die einkommensstärksten zehn Prozent der Haushalte über ein Viertel der gesamten CO2-Last. Das ist mehr als der Beitrag der gesamten unteren Hälfte. Noch krasser wird die Diskrepanz, wenn man sich das oberste Prozent anschaut: Die Haushalte mit dem größten Wohlstand haben einen jährlichen Pro-Kopf-Ausstoß von fünfundfünfzig Tonnen CO2. Der Durchschnittswert in Europa liegt mit rund acht Tonnen etwas siebenmal niedriger. Dauerhaft verkraften kann die Erde pro Mensch etwa 1 bis 1,5 Tonnen.“ (S. 81) Wer jetzt denkt: Puh, davongekommen, ich mit meinem Durchschnittseinkommen gehöre nicht zu den Dreckschleudern, dem sei die Information von S. 78 dazu gegeben: „Denn zu diesem fiesen Club ( zu den 10 Prozent der reichsten Erdenbewohner) gehört bereits jeder mit einem Jahreseinkommen von rund zwölftausend Euro, also tausend Euro im Monat.“

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass mir vieles hiervon bis heute früh nicht bewusst war. Anlass, sich in Grund und Boden zu schämen? Ich glaube nicht. Wir leben in einer Welt, die sich gefühlt immer schneller dreht und entwickelt, es ist einfach unmöglich, in jedem Bereich jederzeit auf dem Laufenden zu sein. Aber wenn ich diese Informationen einmal bekommen habe, dann kann ich doch nicht einfach so tun, als ob das nicht meine Baustelle wäre. Ich kann mir nicht jeden Schuh anziehen, aber ich kann mit offenen Augen, Ohren und mit offenem Herzen durch diese Zeit gehen, ich kann mir andere Perspektiven ansehen und zuhören, wenn Menschen aus wesentlich weniger privilegierten Gegenden der Welt von ihren Nöten erzählen. Und dann muss ich das tun, was mir möglich ist. Sorgsam mit Lebensmitteln, Trinkwasser, Energie und anderen Ressourcen umgehen. Das Auto öfter stehen lassen. – Ich bin seit 9 Wochen Fußgängerin, wenn auch aus medizinischen Gründen. Und stelle fest, dass ich immer schneller ans Ziel komme und dabei auch noch Ordnung in meine Gedanken bekomme. Und wenn ich dann so zu Fuß unterwegs bin, dann sehe ich nicht nur die Großbaustelle bei uns im Dorf, wo ein Logistikzentrum gebaut wird (und letztes Jahr noch der Klatschmohn blühte). Nicht nur die Schottergärten des Grauens, wo ich vor 45 Jahren noch beim Rübenhacken „half“.

Ich sehe Menschen (die mir aber fast immer im Auto entgegenkommen), ich sehe Greifvögel über dem Ort kreisen, Löwenzahn in Gehwegfugen seinen Weg suchen, und auch liebevoll gestaltete Kleingärten, die auf ihrem begrenzten Platz Obstbäumchen und Himbeersträucher enthalten, sowie Spatzen, die sich um vom Wagen gefallenes Getreide am Straßenrand zanken. Und dann kommt auch mir dieses Lied mitunter in den Sinn:

Ein Klassiker, immer wieder schön. Und hoffnungsvoll…

Ich musste länger suchen. In einem Beitrag vom3. Mai 2019 habe ich das Video schon einmal verlinkt…

Musik hilft doch. Nicht immer unbedingt, alles besser zu machen, aber den Blick zu weiten und die Hoffnung zu bewahren.

So ihr Lieben, das erste Kapitel haben wir geschafft. Morgen geht es weiter. Bis dann. Und wer hier neu mitliest: Hier gibt es den Auftakt und die bibliographischen Angaben.

PS: Meine Buchbesprechungen bekommen einen eigenen Hashtag, mit denen ihr sie hier und auf Instagram finden könnt: #lesenmitannuschka. Vielen herzlichen Dank an meine Tochter Julia für diesen genialen Einfall!

„Klima ist wie Bier – warm ist scheiße!“ *

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Früher war alles besser – so pauschal kann man das nicht sagen.
Aber es kommt doch gerade so manches zurück, was unsere Großeltern schon wussten und praktizierten.

„Was werden zukünftige Geolog:innen an Überresten aus unserer Epoche in Museen ausstellen? Nespresso-Kaffee-Kapseln? Autokarosserien anstelle von Saurierskeletten? Jede Menge Knochen von immer derselben Sorte Nutztieren wird die Forscherinnen und Forscher rätseln lassen, welchem Fleischkult wir unsere Zukunft geopfert haben. […]“ (S. 59)

„Der Mensch hat keine >natürlichen Feinde< mehr – außer sich selber.“ (S. 61)

Unter der Überschrift „Kann man als Arzt unpolitisch sein?“ kommt Hirschhausen auf die freitäglichen Schulstreiks des Jahres 2019 zu sprechen (während ich das schreibe, kommt es mir vor wie in einem anderen Leben), und auf Christian Lindners Ansicht, die Schülerimmen und Schüler mögen doch bitte nach Schulschluss streiken. (In dieser Logik weitergedacht hätten Bahnkunden dieser Tage keine Probleme, denn die Lokführer würden alle erst nach ihrem jeweiligen Dienstschluss streiken. Merkste selbst, Herr Lindner, oder?)

Das nächste Eigentor schoss sich die Politik mit der Forderung, die Jugendlichen sollten die Bewertung dieser Problematik den „Fachleuten“ überlassen. Besagte Fachleute fackelten nicht lange (das war vermutlich ihr Stichwort), innerhalb einiger Tage kamen rund 26.000 „Scientists for Future“ zusammen.

Als Buchhändlerin hege ich übrigens öfter den Verdacht, dass gerade konservative und liberale Politiker nicht oft als Stammkunden in Buchhandlungen kommen. Allein der Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome, erschienen bereits 1972 (!) verkaufte sich in meinem ersten Ausbildungsjahr (Herbst 1987) immer noch regelmäßig. Mit allen Publikationen, die seither zu dem Themenkomplex erschienen sind, könnte man eine Buchhandlung füllen.

Eckart hatte in anderer Rolle (Arzt, Wissenschaftsjournalist, Komiker) offensichtlich ähnliche Erkenntnisse, denn für ihn war das Ganze ein Initialzünder, er bekam eine neue Rolle als Klimaaktivist dazu. Ich kann seine Zerrissenheit gut nachfühlen, denn in einem viel kleineren Maßstab geht es mir gerade ähnlich. Meine Reichweite ist begrenzt, meine Netzwerke sind kleiner, aber ich kann nicht mehr anders, ich will und muss sie nutzen.

Rund um meinen Geburtsjahrgang gibt es doch so viele, die Anfang der 1980er Jahre in der Anti-Atom-Bewegung waren, die wie E. v. H. in Wackersdorf demonstriert haben, sich irgendwo an Gleise ketteten oder betend auf den Kirchentagen für eine bessere, nachhaltigere Welt eintraten. Wir hatten Tschernobyl! (Diese Katastrophe passierte genau am 20. Geburtstag meines damaligen Freundes, werde ich nie vergessen…) Jahrelang fragten wir uns, ob die Milch verseucht sei, wir aßen weder Wild noch Wildpilze. Wann zum Henker sind wir so arriviert geworden?

Ihr seht, die Lektüre des Buches bringt in mir viele Saiten zum Klingen, ich hoffe, bei euch auch. Wichtig ist noch dieser Denkanstoß, den ich für heute als Schlussbemerkung und Ansporn setze. Es ist Zeit, einige der kernigen Thesen der „Weiter so -Wachstum über alles“- Verfechter vom Kopf auf die Füße zu stellen:
„Wir brauchen einen stärkeren Fokus auf den Zugewinn an Lebensqualität statt Diskussionen über angebliche Verluste und Verbote.“ (S. 69)

Hier findet ihr die bibliographischen Angaben.

* S. 70, einer der Sprüche von FFF

Los geht’s!

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Ich beginne mal ganz sachte, mit ein paar Statements aus dem Vorwort und dem ersten Kapitel des Buches. Achtet bitte trotzdem darauf, dass ihr gut und fest irgendwo sitzt, denn auch dieser Einstieg hat es in sich!

„Was hinterlassen wir, die Kinder von Wirtschaftswunder, Wachstumsglaube, Freiheit und Frieden, den nächsten Generationen? Wie viele Ressourcen darf jeder von uns verbrauchen? Stimmt es, dass wir in den letzten fünfzig Jahren so viele fossile Brennstoffe in die Luft gejagt haben wie noch nie zuvor in der Menschheitsgeschichte, dass so viele Arten ausgerottet wurden wie seit den Dinosauriern nicht mehr und wir vor einem Kollaps unserer Zivilisation stehen, den wir uns selber eingebrockt haben? Und wenn das so ist: Warum regt das nur so wenige wirklich auf? Haben wir das Thema gezielt ausgeblendet oder falsch kommuniziert?“ (S. 16)

Regt es tatsächlich nur wenige auf oder haben wir resigniert? Aus dem Gefühl heraus, dass wir selbst doch viel zu klein und unbedeutend sind, um einen Unterschied zu machen? Hat es vielleicht auch, gerade in Deutschland, mit unserer Neigung, wenn wir etwas anpacken, dann aber bitte perfekt – und im Gegensatz dazu der Erkenntnis, dass wir „perfekt“ einfach nicht hinbekommen, zu tun? Das sind Fragen, die mir dazu durch den Kopf gehen.

„Ständig stieß ich auf Probleme, von deren Existenz ich vorher noch nicht einmal wusste, geschweige denn, wie sehr wir gerade auf dem Holzweg sind. Da konnte auch einem Berufskomiker das Lachen vergehen. Aber vielleicht fehlte ja auch gerade der Humor, der Perspektivwechsel, das Um-die-Ecke-Denken, um zu verstehen, wie tief wir in der Tinte sitzen?“ (S. 18)

Hm. Mit Humor geht alles besser. Auch wenn es manchmal Galgenhumor ist. Humor befreit, hoffentlich auch das Denken. Auf jeden Fall kann es helfen, auch bei so schwerer Kost mal herzhaft zu lachen. Danke dafür.

Im ersten Kapitel schreibt Eckart von Hirschhausen von einigen Begegnungen mit Menschen, die sich schon sehr lange mit verschiedenen Facetten von Natur, Naturschutz und deren Problemen auseinandersetzten. Zum Beispiel hat er sich mit Jane Goodall unterhalten, der berühmten Schimpansenforscherin, die im hohen Alter immer noch all ihre Energie aufbringt, um für das zu kämpfen, was sie als wichtig und richtig erkannt hat. Sie stellt die Frage: „Wie kann es sein, dass die intellektuellste Kreatur, die jemals auf diesem Planeten gewandelt ist, dabei ist, ihr eigenes Zuhause zu zerstören?“ (S. 30) Außerdem finde ich in ihren Aussagen wenigstens eine mögliche Antwort auf meine Fragen von oben: „Vielleicht erscheint es als ein kaum spürbarer Unterschied bei jedem Einzelnen, aber es ist ein großer, wenn eine Milliarde Menschen ethisch bessere Entscheidungen treffen.“ (S. 32)

Zoologie ist vielleicht nicht so deine Wissenschaft? Bitte, auch ein Physiker gibt Anregungen. Im Gespräch mit Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker, der zum Beispiel Präsident des Wuppertal Instituts war und auch dem Club of Rome verbunden ist. Sein Ansatz ist entsprechend ganzheitlich physikalisch und da zitiert er Herman Daly (langjähriger führender Ökonom bei der Weltbank) : „Alle Religionen und auch ökonomischen Leitgedanken sind in einer leeren Welt entstanden. Die Menschen lebten verstreut, die Ozeane und die Urwälder blieben stets intakt. Der Anspruch >Macht euch die Erde untertan< war gar nicht anstößig, denn die Natur war unermesslich groß und die Menschheit sehr klein. […]“ (S. 35) Das Zitat geht noch weiter und bietet einen spannenden Einblick, aber ich will ja hier nicht nur spoilern…

Einen hab ich noch, denn dieser Gedanke, den Hirschhausen aufwirft, ist uns in den letzten Monaten und insbesondere Wochen schmerzlich bewusst geworden und er ist immens wichtig, damit wir den Hintern hoch bekommen und zu handeln beginnen:

Wenn wir von>globalen Entwicklungen< sprechen, meinen wir immer: irgendwo anders, Hauptsache nicht hier bei uns. Es ist ein großer Sprung für uns, aus unserem Wohnzimmer, über unserern Stamm, unsere >hood<, unser >Veedel<, unseren >Kiez< hinauszudenken. Global ist nicht irgendwo, sondern überall und damit eben auch hier. (S. 43)

So, einige Denkanreize aus dem Beginn des Buches habe ich euch für heute „aufgegeben“. Ich bin inzwischen schon einige Seiten weiter, es geht ans Eingemachte, aber: mit einer guten Prise Humor und vor allem sehr anschaulichen Beispielen, die schwierige Zusammenhänge begreifbar machen.

Ich erspare mir die bibliographischen Angaben an dieser Stelle, schaut einfach hier nach.

Lesetagebuch 2.0

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Sommer adé? Nicht unbedingt, aber nach so viel leichter Lektüre (und dem ersten persönlichen Autorinnenfeedback zu einer Besprechung, ich war ganz geflasht…) muss ich doch mal wieder dem Ernst der Situation auf den Zahn fühlen.

Gestern wurde der aktuelle Bericht des IPCC veröffentlicht, heute ist die Presse – gedruckt, online und via Podcasts – voll davon. Unsere Tageszeitung hat die Weseranrainer-Kommunen befragt, wie deren Pläne für Hochwasser oder Starkregen-Szenarien so aussehen, die Ergebnisse lassen teilweise ratlos zurück. Frust macht sich breit. Innerhalb der Familie, des Bekanntenkreises, gesellschaftlich.

Während die Einen einen Zickzackkurs schlingern, vor drei Wochen nicht wegen eines Wetterereignisses die Politik ändern wollten und heute früh bei Insta schon wieder den starken Klimaschützer heraushängen lassen, werden die nächsten nicht müde, zu betonen, dass das alles aber nur mit Technologie zu machen sei, nicht mit Verhaltensänderung. Eine weitere Fraktion steckt den Kopf in den Sand: Siehst du mich nicht, seh‘ ich dich auch nicht. Und Schuld sind wir Menschen sowieso nicht.

In der Zeit tingelt eine nimmermüde Truppe durch Deutschland und versucht, die Menschen aufzurütteln, dass eben doch noch etwas machbar ist, wenn wir uns alle etwas am Riemen reißen und die ehemals große alte Tante der Parteienlandschaft ist immer noch merkwürdig ausgeblichen unterwegs. Von den Dunkelroten höre ich ziemlich wenig.

Die Splitterparteienlandschaft scheint noch in irgendeinem Koma zu liegen, oder sie sind auf anderen Kanälen aktiv als ich. Wo auch immer. Vielleicht sollte ich „Die Grauen Panther“ oder wie sie jetzt heißen, die ÖDP, die Tierschutzpartei und all die anderen mal auf TikTok suchen😅?

Weil mir das alles mächtig auf den Keks geht, mache ich also wieder ein Lesetagebuch auf. Es ist mir (fast) egal, welcher Partei ihr vertraut, aber ich möchte euch teilhaben lassen an den Inhalten des Buches, denn eines geht 2021 überhaupt nicht mehr: Sich keinen Kopf machen über das, was mit uns passiert. Richtig, mit UNS, denn die Erde kommt auch ohne uns Menschen aus. Nur umgekehrt wird das nix. Und die meisten von uns werden noch leben, wenn die Kipppunkte erreicht sind. Es ist übrigens auch vollkommen Wumpe, ob der Klimawandel menschengemacht ist oder nicht. Das ändert nicht das Geringste an den Auswirkungen.

Wenn ich an die dystopischen Filme der 1980er und 90er Jahre denke, wie „Mad Max“ 1-3, „Waterworld“ oder „The day after tomorrow“, dann merke ich, dass diese Dystopien nicht so weit hergeholt waren wie man vermutet.

Also, ich lade euch ein, mit mir das Buch „Mensch, Erde“ zu entdecken, und ich lade euch ein, es euch auch selbst zu kaufen. Nicht nur, weil ich Buchhändlerin bin und etwas verkaufen möchte. Sondern auch, weil wir die komplexen Gedankengänge nicht allein entwirrt bekommen. (Ich habe mir das Buch auch gekauft, es gab kein Leseexemplar davon…)

Bibliographische Angaben:

Dr. Eckart von Hirschhausen: Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben, dtv, ISBN 978-3-423-28276-5, € 24,- (auch als Hörbuch erhältlich)

Liebe, lavendelblau

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Als ich das Buch vor einer Stunde durchgelesen (man könnte auch „gehechelt“ sagen) hatte, musste ich erstmal eine kleine Runde bügeln, um wieder im profanen Hier und Jetzt anzukommen, so zauberhaft hat mich diese leichte und doch auch irgendwie gehaltvolle Sommergeschichte berührt.

Leicht, weil sie ganz flüssig zu lesen ist und die typischen Provence-Klischees und die Träume von Lavendel, Oliven, ockerfarbener Erde und warmer Sonne auf der Haut bedient. Kostprobe gefällig?

„Zuerst fällt mir ein Tisch mit verschieden eingelegten grünen und schwarzen Oliven auf. Von ihnen möchte ich mir nachher welche abfüllen lassen. Die Düfte, die mich umschweben, sind in ihrer Vielfalt geradezu berauschend. Ich rieche Thymian und Rosmarin, Knoblauch und Käse, und ein Stand mit Salamiwürsten verströmt einen Hauch von Trüffelaroma und Walnuss. Es gibt auch Kleidung und Kosmetik, Seifen in verschiedensten Farb- und Duftrichtungen, einen wunderschönen Blumenstand mit Hortensien. Außerdem Hüte und Tischdecken, die kunstvoll mit Ornamenten und Blütenmotiven bestickt sind. Und ich sehe jede Menge farbenfrohe Basttaschen, von denen ich eine in Knallpink mit Verzierungen in die Höhe hebe. Ich stelle sie zurück. Wie von selbst gleitet meine Hand über ein sommerliches Blumenkleid in provenzalischem Stil. In Hamburg würde kaum jemand so eines tragen, doch hier sehe ich viele Frauen, die sich mit beneidenswert natürlicher Eleganz darin bewegen. Vor einem Spiegel dreht sich gerade eine Französin. Die Händlerin berührt das Kleid und macht ihr irgendein Kompliment. Wie sie darin aufblüht, diese Frau, ich kann den Blick kaum von ihr abwenden und möchte ihr am liebsten zurufen: Kauf es!“ (aus Kapitel 11)

Gehaltvoll, weil die Geschichte auch die schwierigen Passagen einfühlsam erzählt. Eine Trennung ist nicht mal so einfach nebenbei, ebenso wenig, wie man aus einer Urlaubslaune heraus sein bisheriges Leben auf den Kopf stellt, zack – jetzt ist alles anders. Ausnahmen bestätigen die Regel, klar, aber im Allgemeinen setzt man sich mit diesen Dingen auseinander.

„Wenn es dein Wunsch ist – fang damit an, und zwar noch heute!“ Oje, dieser Spruch arbeitet in mir. Eine Binsenweisheit? Vielleicht, aber manchmal braucht man einen Anstupser von außen. Ich habe drei Wünsche (wie von der berühmten Fee…) , aber das Anfangen ist aus unterschiedlichen Gründen eine ganz andere Sache. Meinen Garten endlich so hinzubekommen wie ich es vor meinem inneren Auge habe, ist die letzten eineinhalb Jahre an den blöden Sehnenrissen gescheitert, also immerhin noch im Bereich des Möglichen, wenn ich wieder komplett einsatzfähig bin. Meine kleine Nähmanufaktur etwas mehr zu professionalisieren, ist schon kniffeliger. Dazu muss ich nicht nur Herrin meiner Arme sein, sondern ich brauche auch mehr Zeit dazu, denn immer zwischendurch wieder aufhören, weil das Telefon klingelt und irgendjemand meine Hilfe braucht, ist nervig. Und einen Roman zu schreiben, dafür würde ich mich am liebsten erstmal zwei Wochen irgendwo einigeln und komplett aus dem Verkehr ziehen. Eine Idee schlummert im Hinterkopf, aber die Ruhe fehlt, sie ordentlich auszuarbeiten. Also bleibt es für den Moment beim fragmentarischen Bloggen und dem Rezensieren von anderen Büchern…

Genug geschwafelt, zurück zum aktuellen Exemplar. Die Geschichte hat mich in ihren Bann gezogen, ich habe nicht einmal ein ganzes Wochenende gebraucht, um sie durchzulesen. Hatte Kopfkino von provenzalischen Wochenmärkten inklusive Dufthalluzinationen, ich konnte mir das unglaublich türkisblaue Wasser des Lac de Sainte-Croix bildlich vorstellen, obwohl ich bisher nur aus Reiseführern von seiner Existenz wusste, ich verspürte die deutliche Sehnsucht, wieder einmal nach Südfrankreich zu fahren. Auch wenn es nur für einen Urlaub wäre.

Dazu kommt, dass der Roman eine einfühlsame und manchmal fast poetische Sprache hat, die Stimmungen leise und eindrücklich wiedergibt. Es hat mir einfach sehr viel Spaß gemacht, Sarahs Geschichte zu lesen. Daumen hoch!

Bibliographische Angaben:

Hannah Juli: Liebe, lavendelblau; Ullstein Taschenbuch, ISBN 978-3-548-06440-6, € 10,99

Krimi-Urlaub in Frankreich

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Früher waren es lange Zeit die englischen Krimis, die mich begeisterten, zwischendurch machte ich den unvermeidlichen kriminalistischen Ausflug nach Venedig. Die winterlangen skandinavischen Abgründe des Menschlichen konnten mich nie so richtig überzeugen, die sind mir meist zu düster. Und nach langer Abstinenz von allem, was mit Mord und Totschlag zu tun hatte, zog mich Frankreich an. Zunächst das Perigord, dann die Bretagne und seit einigen Monaten mache ich jetzt mit Commissaire Duval die Côte d’Azur unsicher.

Auf die Bücher gestoßen bin ich über einen Umweg, denn zunächst hatte ich von der Autorin etwas ganz anderes gelesen und bin dabei auch auf ihre Krimis neugierig geworden. Diese spielen in Cannes, wo Christine Cazon auch wohnt. Die Stadt kannte ich bisher nur von den Filmfestspielen, nun lerne ich sie auch von einer ganz anderen, weniger glitzernden Seite kennen, aber gleich der erste Fall für den Commissaire findet immerhin im Dunstkreis des Festivals statt.

Außer dem Lokalkolorit (Ähm, ich habe da eine ganz neue Eigenart entwickelt, ich schaue mir die Orte per Google Earth von oben an. Gilt das schon als neurotisch oder ist das noch ein Spleen?) gefällt mir die Person des Commissaires, er ist ein ziemlich normaler Mensch für einen Krimiprotagonisten. Klar, er trägt seine kleinen Baustellen mit sich herum, aber alles im Rahmen. Und sie nehmen nicht zu viel Raum ein in der Handlung.

Bemerkenswert finde ich es, dass in französischen Krimis das Zelebrieren der Mittagspause mit qualitativ unterschiedlichem Essen, einem Vin du table und dem Kaffee danach mindestens genauso wichtig ist wie die Lösung des Falles. Man muss Prioritäten setzen und es ist ja auch ganz logisch, dass der Verstand nur dann gut arbeiten kann, wenn der Körper ordentlich gefüttert wurde.

Im Laufe der letzten Wochen habe ich mich also durch die ersten drei Duval-Bände gelesen und dabei etwas über die südfranzösische Mentalität gelernt, erfahren, dass Cannes eher eine kleinere Stadt ist (Irgendwie hatte ich immer die gesamte Stadt für so glamourös gehalten wie das Festival. Denkste!) und auch über die Probleme, die Menschen in Südfrankreich beschäftigen. Denn die Konflikte, die auftreten, wenn großer Reichtum auf bittere Armut trifft, konservatives Hinterwäldlertum auf liberale Weltoffenheit und europäische auf nordafrikanische Mentalität, sie werden immer mal wieder ganz beiläufig thematisiert.

Die drei Bücher, die ich bisher kenne, haben mich auf mehr neugierig gemacht und auch mal wieder das Fernweh angeheizt. Ist lange her, dass wir zuletzt in Südfrankreich waren. Die kleinen Dörfer, wilden Bergbäche, die Märkte mit den vielen Düften, Geschmäckern und der Farbexplosion, das würde mich schon mal wieder reizen…

Christine Cazon: Mörderische Côte d’Azur (ISBN 978-3-462-04642-7, €11,-), Intrigen an der Côte d’Azur (ISBN 978-3-462-04751-6, € 9,99), Stürmische Côte d’Azur (ISBN 978-3-462-04883-4, € 9,99), alle Kiepenheuer & Witsch

Steinhuder Meer

Die Tochter macht einen Wochenend-Segelkurs, um den Segel-Grundschein zu erwerben. Sie darf dann auf dem Steinhuder Meer eine Jolle chartern (wenn sie es sich leisten kann). Los ging es am Freitag Nachmittag um 16 Uhr, aber wegen der Arbeit kamen wir erst mit ungefähr 10 Minuten Verspätung los. Wie sich unterwegs in Bad Rehburg herausstellte, hat uns das möglicherweise davor bewahrt, in einen sehr schweren Autounfall verwickelt zu werden. Als Ausgleich dafür mussten wir den Umweg über Mardorf und Neustadt a. Rübenberge nehmen, also einmal ganz um den See herumfahren. Nicht weiter schlimm, dauerte halt länger.

Die Zeit in Steinhude verbrachten der Mann und ich dann auf der Badeinsel, saßen dort direkt am Ufer im Bistro-Außenbereich und genossen einfach den späten Nachmittag.

Später an der Segelschule hatte ich noch die Gelegenheit, einige tierische Schönheiten mit der Kamera einzufangen. Mit der „Neuen“ übe ich immer noch. Der Mensch ist doch ein ganz schönes Gewohnheitstier…

Bitte mal ganz links in der Bildmitte schauen. Dort sitzt ganz unauffällig der Grund, weshalb die Enten nicht ans Ufer gingen, auf der Lauer…

Am Samstag war das Wetter sehr launisch, es gab heftigen Wind, in Böen stürmisch, da fühlten sich auf dem Wasser nur Surfer und Kite-Surfer wohl. Und die Gänse natürlich. Für den Segelkurs war Theorie angesagt. Dafür haben wir Eltern in Steinhude die Leinenfabrik entdeckt. Ich sag nur: Portemonnaie festhalten! Wunderschöne Gebrauchswäsche aus Leinen, Halbleinen und Baumwolle, Tischwäsche, Geschirr- und Handtücher, Kissenhüllen und sogar Stofftaschentücher! Das alles wird dort vor Ort gewebt, teilweise mit wunderbaren uralten Maschinen. Dazu ein Café, das in die Fabrik integriert ist und ein kleines Museum. Einfach schön. Ich habe jetzt einige neue Geschirrtücher und kann im Gegenzug ein paar kaputte mit alten Handtüchern zusammen zu neuen Spültüchern verarbeiten. Win-Win-Situation!

Heute ist wieder Segelwetter, frühes Anfangen war angesagt. Warten, bis (fast) alle am Hafen sind und schnell noch ein paar Bienchen beim Frühstück am Wasser beobachtet…

Und eine Regatta war auch schon unterwegs, beobachtet von den Gänsen:

Zwischendurch habe ich jetzt zuhause das erste Mal nach der OP wieder selber die Betten bezogen und ich feier‘ es. Noch die Küche aufgeräumt, nun hat der Arm und die Schulter die verdiente Pause. In einer Stunde juckeln wir wieder los, abholen und den Tag gemeinsam beschließen.

Kaum zu glauben, sieben Monate sind schon wieder vorbei.

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