Oje – Erkenntnisgewinn

Die Heute-Show hat mich neugierig gemacht. Deswegen musste ich doch eben glatt mal nachsehen, was in der „Hart, aber fair“-Sendung am vergangenen Montag los war.

https://www.ardmediathek.de/video/hart-aber-fair/der-grosse-streiktag-gerecht-oder-gefahr-fuer-die-wirtschaft/das-erste/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLTkzMjM1MGEwLTI5ODUtNGY0MC1iMTg1LTM1MjExYzcxMTAzMA

(Ui, was für ein Bandwurmlink🙄)
Jetzt habe ich eine mögliche Antwort auf eine Frage, die ich mir insgeheim schon des Öfteren beim Ansehen von Talkshows gestellt habe:
Warum sind immer so wenig Frauen bei der Diskussion dabei?
Ein eventueller Grund schaukelt sich ab Minute 42 auf. Obwohl, wenn ich es mir so richtig überlege, machen das die Männer oft auch nicht wirklich besser. Nur in einer angenehmeren Tonlage.

Neunundvierzig Euro

Bahnhaltepunkt Oldenburg/Holstein, April 2022

Ab sofort kann man das heißersehnte Deutschlandticket erwerben. Bevorzugt (und dauerhaft irgendwann ausschließlich) allerdings digital (in einer Übergangszeit bekommt man es per Mail und darf es ausdrucken, also halbdigital), was langfristig die Menschen ausschließen wird, die kein Smartphone besitzen. Wenn es dabei bleibt. Egal, ob man also freiwillig (auch das gibt es immer noch), wegen prekärer finanzieller Situation oder aus elterlicher Einsichtslosigkeit, dass man mit X (hier beliebige Zahl zwischen 6 und 18 einsetzen😂) Jahren „so etwas“ noch nicht benötigt, auf die moderne Technologie verzichtet. Das ist schon mal der erste Stolperstein. Obwohl, vielleicht in ein paar Jahren nicht mehr, ich bin mir dabei nicht ganz sicher. Menschen sind so unberechenbar.

Dann muss man ein Abo abschließen. Das ist zwar sehr großzügig monatlich kündbar, aber ich vermute, es wird heimlich darauf spekuliert, dass man diese Kündigung ganz gern mal prokrastiniert, also bis zum Sankt Nimmerleinstag aufschiebt. Ich wurde vor ein paar Tagen darauf aufmerksam gemacht, dass durch dieses Modell ein großes Problem für Menschen mit negativer Schufa-Auskunft entstehen könnte. Denn gerade diesen Leuten, denen eine zuverlässige und preisgünstige Versorgung mit ÖPNV sehr helfen könnte, ihren Alltag zu bewältigen, könnte zumindest in einigen Bundesländern durch den Eintrag der Zugang verwehrt bleiben. Da das Ticket personalisiert wird, kann ich zurzeit nicht beurteilen, ob es die Möglichkeit gibt, es durch Angehörige oder Freunde zu bestellen.

Das dritte Manko liegt ausnahmsweise nicht in dem Bereich, auf den die Entwickler des Tickets Einfluss haben: wo sollen Busse, Bahnen und Fahrer herkommen? Bei uns in der Gegend gilt schon seit über einem Vierteljahr ein Notfahrplan für den Busverkehr, es fährt nur jeder zweite Bus der wichtigsten Linien. In anderen OWL-Bereichen schlagen die Busunternehmen inzwischen den Schulen vor, den Schulbeginn zeitlich zu staffeln, da sonst auf absehbare Zeit der Schülertransport crashen könnte. Die Bahnunternehmen klagen über Personalmangel. Bei der „Hardware“ (Busse, Züge, Stellwerke, Weichen …) sieht es auch nicht rosig aus.

Damit wir uns richtig verstehen, ich wünsche dem Ticket vollen Erfolg, aber bin momentan unsicher, ob das nicht ein vergifteter Wunsch ist.
Augenblicklich und bereits seit einigen Wochen grübele ich darüber, ob es sinnvoll sein könnte, meinen kleinen Cityflitzer zu verkaufen und es mit einem Auto zu schaffen. Ganz rational gesehen dürfte das eigentlich kein Problem darstellen. Aber die Fahrplanunsicherheiten, die Tatsache, dass nicht alle notwendigen Ärzte und anderen Einrichtungen, die man dann und wann benötigt, zu jeder Zeit und jedem Termin auch öffentlich erreichbar sind (wenn überhaupt), die sind nicht trivial. Meinen Rheumatologen zu erreichen, ist für mich mit dem Bus eine halbe Weltreise und dauert auch fast so lange. Das ginge mit Hängen und Würgen und nur an Tagen, an denen ich nicht arbeite. Die Therapeutin unserer Tochter ist für sie nach dem Ende des Schultages mit ÖPNV außerhalb jeglichem Rahmen. (Das spricht eindeutig dafür, Arztpraxen und Therapieeinrichtungen bevorzugt in gut erreichbaren Innenstädten anzusiedeln.) Und was ist, wenn sich nicht vermeiden lässt, dass zwei Familienmitglieder fast zeitgleich in unterschiedliche Richtungen müssen? Fragen über Fragen, die wie ein Berg vor mir stehen. Dabei könnte ich mit dem Ticket ungefähr die Hälfte meines jährlichen Mobilitätsbudgets einsparen, das ich für das Auto brauche.

Ich müsste nur bei jedem Arzttermin, den ich abmache, vorher den Bus-/Zugfahrplan (und teilweise auch noch den Stundenplan und die Klausurtermine der Tochter) im Kopf haben und hoffen, dass im veranschlagten Zeitraum auch noch Arzttermine verfügbar sind, dass kein anderer Termin die Aktion durchschlägt, dass ich benötigte Rezepte rechtzeitig bekomme und, und, und… Und das behagt mir überhaupt nicht, weil ich mich ja kenne. Diese vielen organisatorischen Vorgaben würden bei mir vermutlich permanent dazu führen, mich zu hinterfragen, was ich eventuell vergessen hätte.

Halt, Stopp! Moment mal, ich will doch nicht jammern und meckern über ein Angebot, das nicht nur angedacht ist, sondern auch tatsächlich das Zeug hat, Veränderungen in der Gesellschaft herbeizuführen – Veränderungen, die wir dringend brauchen. Das bloß leider das Pech hat, in einer sehr herausfordernden Situation geboren zu werden. (Andererseits war es auch eine herausfordernde Lage, die überhaupt zur Planung dieses Angebotes geführt hat.) Also schalte ich mal einen Gang zurück, atme durch und fange nochmal an.
Ich schätze, wir brauchen einen Familienrat, also zumindest wir drei, die in einem Haus wohnen. Mit ein bisschen – oder auch ein bisschen mehr – Organisation lässt sich das bestimmt bewältigen. Und Anlaufschwierigkeiten, naja, wo gibt es die nicht? Vermutlich alles Gewöhnungssache.
Für den Anfang besteht ja auch die Möglichkeit, zweigleisig zu fahren. Also das Auto als Backup erstmal zu behalten. Es ist ja auch noch ungewiss, wohin nächstes Jahr nach dem Abi die Reise unserer Jüngsten geht: Beginnt sie direkt ein Studium zum Beispiel in Bielefeld, kann sie prima Zug fahren. Macht sie eine Ausbildung, ist nicht garantiert, dass potenzielle Arbeitgeber mit dem Rad oder Bus erreichbar sind. Und da eine Mietwohnung erstens überhaupt gefunden und zweitens auch noch finanziert werden müsste, steht auch diese Möglichkeit ziemlich weit weg in anderen Galaxien. Ich denke mit etwas Nostalgie an die Werkswohnungen und -siedlungen des letzten Jahrhunderts zurück. Hatte auch was.

Schau’n wir mal. Es wird sich finden.

Vorlesewettbewerb

Werkzeug für die Jury

Gestern durfte ich beim Vorlesewettbewerb unserer Stadt als Jurorin dabei sein. Die letzten beiden Jahre sind ausgefallen, 2020 war er gerade noch vor dem ersten Lockdown gelaufen.
Bei uns findet der Wettbewerb immer für die dritten Klassen der Grundschule statt, also waren dieses Jahr die Kinder dran, die 2020 einen denkbar blöden Schulstart hatten. Gestern ging es um die Stadtausscheidung, alle Klassensiegerinnen und -sieger kamen in der Stadtbücherei zusammen. Organisiert wird das Ganze von zwei Schulleiterinnen, unterstützt von der Bücherei und der örtlichen Buchhandlung, die Preise werden von den lokalen Geldinstituten gestiftet. In der Jury saßen eine Bankvertreterin für die Sponsoren, eine Schulleiterin im Ruhestand (die vor über 20 Jahren die Aktion ins Leben gerufen hatte), die Büchereichefin und ich für den Bereich Buchhandel.

Als erstes durften die Kinder (erstaunlicherweise waren es in diesem Jahr mehr Jungs als Mädchen, meist ist es umgekehrt) einen Abschnitt aus einem Buch ihrer Wahl vorlesen, also einen Text, den sie kannten, mochten und gut lesen konnten. Und alle anderen Kinder hörten auch zu. Das klappte bei allen sehr gut, obwohl es Abstufungen gab, die zum großen Teil sicher auf Aufregung (ganz und gar unbekannte Leute in nicht so gut bekannter Umgebung hören zu) zurückzuführen war. Gewertet wurde mit den Schildern oben auf dem Foto, eine sehr wertschätzende Weise, finde ich. Davon könnte Heidi Klum sich sicher mehr als eine Scheibe abschneiden, oder? Jedenfalls war das Feld nach der ersten Runde ziemlich nah beieinander.

Dann wurde es deutlich kniffliger: In einer zweiten Leserunde mussten die Kinder einen Sachtext, den sie vorher nicht kannten, vorlesen. Ein Mal durften sie ihn vorab lesen, mehr nicht. Und dann wurden sie einzeln aufgerufen, ohne dass die anderen mithören konnten. Es handelte sich um einen Text über die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg und es galt nicht nur, den Text möglichst flüssig und gut betont zu lesen, sondern auch sinnentnehmend. Das wurde durch einen Fragebogen getestet, den die Kinder im Anschluss ans Vorlesen beantworten sollten.
Hatten die Kinder mit Wörtern wie Pergament oder Holzstock* zu kämpfen, von denen sie vermutlich nicht mal wirklich eine Vorstellung hatten, kämpften wir Jurorinnen mit der Aufmerksamkeit. Sich immer wieder dieselben Sätze anzuhören und mit der Konzentration nicht nachzulassen, weil es einem an den Ohren wieder rauskommt, ist ebenfalls anspruchsvoll🙄.

Am Ende hatten wir teilweise erstaunliche Ergebnisse: Kinder, die mit ihrem vorbereiteten Text glänzten, lebendig lasen und toll betonten, hatten deutlich Schwierigkeiten beim Sachtext. Andere schafften auch diesen so mühelos, dass es schien, sie hätten die Wörter quasi mit der Muttermilch schon mitbekommen.
Aber alle waren gut gelaunt, als wir statt drei sogar vier Gesamtsieger (Punktgleichheit) hatten, und außerdem durfte sich jedes teilnehmende Kind ein Buch aus einer vielfältigen Auswahl an Kinderromanen und Sachbüchern aussuchen. Die vier Erstplatzierten bekamen außerdem je einen Buchgutschein. Die werde ich also vermutlich bald mal in der Buchhandlung wiedersehen.

Einmal mehr habe ich gestern live und in Farbe gehört und gesehen, wie sehr es einen Unterschied macht, ob in Familien Bücher zum täglichen Leben dazugehören: Als Bilderbücher, von fester Pappe mit wenig Text bis hin zu umfangreichen Lesebilderbüchern. Als Vorlesegeschichten, als Erstleselektüren und immer weiter…

Es ist doch wunderbar, wenn Kinder ihr Selbstbewusstsein mit Pippi Langstrumpf und dem Sams trainieren können, mit Jim Knopf oder der Schule der magischen Tiere phantasievolle Abenteuer erleben, mit den ??? oder auch Pünktchen und Anton Detektiv spielen, wenn sie erfahren „WIESO-WESHALB-WARUM“ Sachen auf bestimmte Weise funktionieren und mit WAS IST WAS in die Welt der Wissenschaften eintauchen.

Mein erstes Lieblings-Selbstlesebuch, das ich immer noch hüte und das ebenso zerlesen aussieht wie meine dreibändige grüne Herr der Ringe-Ausgabe, war übrigens Urmel aus dem Eis von Max Kruse. Klächzen (kein Schreibfehler, sondern Schuschs Sprachmacke) wie Schusch oder Mupfeln finden wie Ping, mit Seelefant trauröge Löder söngen oder mit Wawas philosophischen Reden („Die Sonne geht auf und unter und tschieht über uns hinweg…“) Tscheit verbringen, das machte mir großen Spaß. Öff, öff! (Um es mit einem Zitat von Wutz zu bekräftigen.)

Welches war/ist dein liebstes Kinderbuch?

(*Holzstock ist in diesem Zusammenhang nämlich gar kein Stock, sondern ein massiver Block, ähnlich wie ein Ziegel)

PS: Ein bisschen doof war es, dass die Lokalpresse niemanden übrig hatte, der die Aktion verfolgte. Das hätte den Kindern nochmal eine ganz andere Wertschätzung gezeigt. Immerhin sollen sie ja in zwanzig Jahren nach Möglichkeit auch die Zeitung lesen🤔.

Sechste Fastenwoche

Nachtaufnahme Osterurlaub 2014: Useriner See

Durch die Nacht ist die Überschrift über der gestern angebrochenen Fastenwoche. Es ist schon ein Auf und Ab, welches uns der Kalender zumutet. Es geht mal wieder ans „Eingemachte“, an die Substanz und Essenz menschlichen Leidens. Deswegen habe ich auch länger gebraucht, meine Gedanken dazu zu ordnen.

Am Mittag wurde es plötzlich im ganzen Land dunkel. Diese Finsternis dauerte drei Stunden. Gegen drei Uhr schrie Jesus laut: »Eli, Eli, lema sabachtani?« Das heißt: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?«

Matthäus 27, 45-46 HfA

Nicht nur zur Zeit seiner Geburt war Jesus wahrer Mensch. Auch zum Zeitpunkt seines tiefsten Leids steht er nicht als glänzender Held oben drüber. Selbst die Gottverlassenheit, die Menschen in solchen Augenblicken empfinden können, lernt er kennen und durchleidet sie. Obwohl er ja mit Sicherheit vom Verstand her wusste, dass sein Tod am Kreuz nicht das Ende bedeutet.
Verstand und Gefühl, die zwei Eckpunkte unserer Wahrnehmung, sind eben nicht deckungsgleich. Ich schätze mal, jeder von uns kennt es, wenn man „objektiv gesehen“ relativ ungefährdet sein könnte – aber das Gefühl, unsere Angst, Unsicherheit und Ohnmacht uns einen dicken Strich durch die Rechnung machen.

Dass Jesus von diesen Empfindungen nicht verschont bleibt, zeigt mir ganz deutlich, dass wahre Stärke auch im Zulassen vermeintlicher Schwäche liegen kann. Dass sein Mitgefühl alle Facetten unseres Daseins umfasst, dass er bereit war, alles zu durchleiden, was einen Menschen zerbrechen kann, gibt mir (meist) Kraft. Mehr kann ich dazu gar nicht sagen, denn es sprengt mein Vorstellungsvermögen und ich bin zutiefst dankbar, dass ich in solch existenziellen Nöten noch nie war. Ich habe die vage Ahnung, dass es relativ wahrscheinlich ist, zu meinem Lebensende hin die Erfahrungen diesbezüglich zu erweitern. Und ich hoffe, mir wird die Zusicherung, dass ich niemals tiefer falle als in Gottes Hand, dann ein starker Trost sein.

Da bleibt mir die Spucke weg

Ich bin bei den Jahresrückblicken des ZDF inzwischen bei 1975 angekommen. Dazu ist bemerkenswert, dass der offizielle, zeitgenössische Jahresrückblick-Film offensichtlich verlorengegangen ist, was sich meiner Meinung nach aber als hilfreich erweist.
Denn statt eines relativ zahmen Rückblicks aus der Sichtweise der Journalisten von Ende 1975 gibt es für das Jahr der Frau (!?) einen aus heutiger Perspektive kuratierten Beitrag, der sich sicher kritischer mit der damaligen herr-lichen Dominanz und den reichlich sexistischen Ansichten zu diesem Jahresmotto auseinandersetzt. Ohne weitere Worte…😤

Es lohnt sich also, hier einmal genauer hinzusehen:

https://www.zdf.de/dokumentation/zeitreise-bilder-aus-60-jahren/1975-zre-100.html#autoplay=true

Nach müde kommt doof

Nur mal so zwischendurch. Es ist Montagmittag. Gerade habe ich mal bei „Tagesschau“ nachgesehen, die Ampel hockt immer noch im Kanzleramt zusammen. Und das auch noch, nachdem die Nacht zuvor ebenfalls um eine Stunde gekürzt wurde. Ich frage mich, ob das so sinnvoll ist, so etwas wichtiges wie eine Koalitionsgruppentherapiesitzung an einem Sonntag spätnachmittags zu starten.
Mir fällt die Terra X-Sendung von gestern Abend ein. Mai Thi Nguyen-Kim berichtete über Erkenntnisse aus unserer Schaltzentrale, dem Hirn, unter anderem was bei Schlafentzug passiert.

Den Satz, den ich als Überschrift gewählt habe, sagte ein Proband bei einer klinischen Studie zur Leistungsfähigkeit bzw. Leistungseinbuße bei Schlafmangel. Eigene Erfahrungen (zum Beispiel bei Kinderfreizeiten, wo wir als Betreuer eine Woche mit wenig Schlaf auskommen mussten) tun ihr übriges. Und wenn dann in Minute 40:47 Mai Thi sagt: „Wichtige Entscheidungen sollten wir niemals fällen, wenn wir übermüdet sind. Auch nicht mit einer Extradosis Koffein.“, gefolgt von: „Besser ist, bei komplizierten Fragen erstmal ’ne Nacht drüber schlafen.“, dann habe ich Fragen.

Hm🤔. Oje, mir schwant dunkles…

Wo soll investiert werden?

Mein heutiger Montagsmotz schließt thematisch fast an die letzte Woche an. Nein, keine Bange, es geht nicht schon wieder um kindliche Kriminalität. Aber ich hatte unter anderem auf den politisch verordneten Sparkurs bei den Themen Familie, Kinder, Bildung hingewiesen.

Und dann überschlugen sich die Ereignisse, denn kaum hatte ich den Text geschrieben, las ich in der Presse folgendes:
„Es fehlt an Unterkünften, funktionierenden Toiletten, sauberen
Duschen, Spinde, Hallen, Sportanlagen, Truppenküchen,
Betreuungseinrichtungen, Munitionslagern und
Waffenkammern und nicht zuletzt auch WLAN.“

Mindener Tageblatt vom 15.3.2023

Okay, ihr habt vermutlich alle schon gemerkt, dass es nicht um Internate oder andere Schulen geht, sondern um die Ausstattung der Bundeswehrkasernen. Aber im Grunde genommen setzt sich hier für die jungen Leute, die das Wagnis eingehen und zur Bundeswehr gehen, nahtlos fort, was sie aus den Schulen kennen. Um einen Beruf zu erlernen, der gesellschaftlich ebenso wichtig wie wenig anerkannt ist. Einen Beruf, der sie im Ernstfall das Leben kosten könnte, um unsere Leben zu schützen. Ob man nun der Meinung ist, dass es so etwas wie Armeen überhaupt nicht geben sollte, ist hier zweitrangig, denn Fakt ist, dass die Realität einfach nichts anderes zulässt.

Wenn ich diese ganzen Dinge lese, dann habe ich bereits Kommentare im Hinterkopf, die reflexartig vor allem aus einer bestimmten Richtung kommen: „Anderen Ländern und Re(li)gionen schieben wir das Geld in den Hintern, aber für unsere eigenen Leute bleibt nichts übrig!“ und ich kann nur den Kopf schütteln. Denn ohne Investitionen in Entwicklungsarbeit stünden die Probleme anderer Länder irgendwann auch vermehrt an unseren Grenzen.

Aber tatsächlich gibt es einige wichtige Überlegungen, wofür denn Geld ausgegeben werden sollte. Und vor allem, wofür nicht:
Steuergeschenke an große internationale Konzerne, die ihre Waren und Dienstleistungen nicht dort versteuern, wo sie stattfinden, sondern dort, wo der Konzern seinen Sitz hat – aus Gründen der Steuervermeidung und Gewinnoptimierung.
Die „Rettung“ von großen Firmen und Banken, die als too big to fail eingestuft wurden. Aus Angst vor wirtschaftlichen Verwerfungen werden Institutionen mit viel Steuergeld gestützt und gehen danach doch pleite. Beispiele: Der Baukonzern Holzmann im Jahr 1999 und neun Jahre später die Bankenrettungen, an vorderster Front die Hypo Real Estate. Hat alles nichts genützt. Aktuell lässt die neue Mega-Monster-Bank in der Schweiz schaudern…
Subventionen, nicht nur im Agrarbereich, werden bisher nach dem Gießkannenprinzip ausgebracht statt passgenau und mit klugen Bedingungen. Noch dazu ist das Hauptkriterium die reine Betriebsgröße, nicht etwa nachhaltiges Wirtschaften.

Ebenso macht mich das Ringen um Karstadt Galeria Kaufhof (der Name allein verdeutlicht schon, was hier schon alles veranstaltet wurde) sehr nachdenklich. Ja, ich kenne auch noch Zeiten, da gab es beim Karstadt in Minden im Untergeschoss Lebensmittel und darüber kam dann etagenweise alles andere, was die Menschen im Leben gebrauchen konnten. Karstadt in Minden ist schon lange Geschichte.
Aber als ich Kind war, da konnte man im größten Kaufhaus Mindens auch noch Rasenmäher, Kinderschaukeln und was man sonst noch im Garten benötigte, im Keller kaufen, darüber ging es weiter mit Büchern auf Wühltischen, Haushaltswaren von ganz einfach bis Bleikristall und Damasttischdecken und an Kleidung kaufte man dort vom Schürzenkittel bis zum Smoking einfach alles ein. Dieses Kaufhaus gibt es immer noch. Aber als reines Modehaus.
Die Bücher haben immer noch einen Ort dort, werden aber von einer Buchhandelskette als Shop-in-Shop verkauft. Es gibt Smoothies, exzellenten Kaffee und Cocktails an verschiedenen Stellen im Haus und vor allem eine Auswahl an Kleidung und Accessoires, die man normalerweise in Düsseldorf auf der Kö vermuten würde. – Aber auch qualitativ gute, günstige Basics für den „normalen“ Geldbeutel. Und: sehr gute Beratung.
Eine Folge davon: Wohnmobilisten aus ganz Deutschland verbringen ihre Wochenenden auf dem Stellplatz Kanzlers Weide, um am Samstag ein schönes Shopping-Erlebnis zu haben. (Übrigens loben viele dieser Leute Minden mehr als die Einwohner. Die fahren dann eher nach Hannover. Verrückt, oder?)

Was ich damit sagen will: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.
Vor einigen Jahren las ich für meine Wirtschaftsethik-Facharbeit das Buch Arcandors Absturz. Wie man einen Milliardenkonzern ruiniert
von Hagen Seidel. Lesenswert, aber man kommt aus dem Kopfschütteln teilweise nicht heraus. Der Fisch stinkt vom Kopf her, hier zeigt es sich mal wieder.
Die diversen Chefetagen dieses Konzerns – der immer wieder neu sortiert wurde, mit wechselnden Partnern und Allianzen, im Lauf der Jahrzehnte immer wieder von neuen Investoren, vor allem aber auch mit Steuergeld gestützt wurde – verpennten aber ebenso regelmäßig die Anpassung an Rahmenbedingungen der gesellschaftlichen Entwicklung, es ist ein Trauerspiel. Die sind anscheinend nicht nur zu groß, um zu versagen, sondern vor allem zu groß (oder zu unfähig), um adäquat zu reagieren. Und am Ende sind diejenigen, die in die Röhre schauen, die Arbeitnehmer (vor allem in den unteren Lohnklassen, während das Management weiterzieht) sowie unsere Gesellschaft als Ganzes, weil das Steuergeld futsch ist und nichts gerettet hat…

Manchmal frage ich mich wirklich, was wir aus den ganzen kleinen und großen Verwerfungen und Katastrophen der letzten Jahrzehnte überhaupt gelernt haben.

Es gibt viel zu tun…

A) … lassen wir es liegen
B) … fangt schon mal an
C) … packen wir’s an
D) … schieben wir es auf

Die Millionen-Euro-Frage. By the way: Die Joker sind schon alle verbraucht.

60 Jahre Zeitgeschichte

Kommenden Samstag hat das ZDF Geburtstag, es wird 60 Jahre alt.

Motiv: ZDF Werbefernsehen

Grund für mich, einmal in die letzten 60 Jahre einzutauchen, in eine Zeit, von der ich die ersten Jahre gar nicht, die nächsten auch noch nicht wirklich und dann immer ein bisschen mehr erlebt habe. Ich bin noch ganz am Anfang, im Jahr 1964 und höre gerade den Imperial March aus Star Wars als Untermalung für Bilder einer Militärparade in China. Humor haben sie ja beim ZDF.

https://www.zdf.de/dokumentation/zeitreise-bilder-aus-60-jahren/1964-zre-102.html#autoplay=true

Spannend, die virtuelle Reise in all das, was die Welt in dieser Zeit erlitten, ertragen, erreicht, gehofft und ersehnt hat. Auch hilft mir dieser Blick in die nähere Vergangenheit der Weltgeschichte, die aktuelle Situation ein wenig besser einzuordnen.
Vor allem für Jüngere kann ich nur empfehlen, sich diese Dokumentationen anzuschauen. Allein, wie oft wir schon kurz vor einem Atomschlag standen während des kalten Krieges…

Aber auch Naturkatastrophen, wissenschaftliche Durchbrüche, Diskriminierungserfahrungen, bahnbrechende Erfindungen, Starkult für Musiker, gesellschaftliche Entwicklungen, Traumhochzeiten, Gerechtigkeitsdebatten, fürchterliche Kriege, Revolutionen, Streiks, Hollywood-Glamour. Kurz: alles, was uns auch heute beschäftigt, gab es schon mal.
Erst in Schwarz-Weiß, später dann in Farbe. Herrlich. Und sehenswert.

Der Plan

Wenn es mir „aus der Feder fließt“, dann aber richtig. Deswegen gibt es heute eine zweite Etüde zur aktuellen Runde. Danke nochmal an Christiane und Werner für die Inspiration in Wort und Bild😄.

Heureka! Genau das war es! Während einer wirklich hochklassigen Dichterlesung musste es stattfinden. Er wäre so beglückt, fasziniert und abgelenkt, dass er nicht auf die Idee käme, seine beste Freundin könne etwas im Schilde führen. Im Alltag war er immer genügsam und bescheiden. Er war bisher nicht davon zu überzeugen gewesen, dass in seinem Leben die eine großartige Sache fehlte, die es vollkommen machen würde.
Manche Leute musste man eben zu ihrem Glück zwingen. Ob sie wollten oder nicht. Und nun hatte sie das richtige Mittel gefunden, um mit viel Nachdruck und List ihren perfiden Plan in die Tat umzusetzen.
Es hatte sie einigermaßen viel Überredungskunst gekostet, ihre schüchterne Nachbarin aus dem Haus zu locken und dorthin mitzunehmen, wo sie zur Tat schreiten wollte. Noch mehr Energie hatte sie aufgewendet, um sie zu überreden, vorher zum Friseur zu gehen und sich ein schickes Kleid zu kaufen.
Am meisten aber hatte sie sich anstrengen müssen, ihn aus seinen Routinen zu reißen. Ihn, für den nichts erfüllender zu sein schien, als seinen Alltag komplett durchzutakten und als Einsiedler sein Dasein zu fristen.  
Da konnte sie nicht länger tatenlos zusehen. Der richtige Ort für das konspirative Treffen war schnell gefunden. Ein bekannter und sehr intellektueller Schriftsteller hatte sich für eine Lesung angekündigt, die Karten waren ruckzuck ausverkauft. Sie hatte sich beeilen müssen, noch drei Stück zu bekommen. Billig waren sie auch nicht, aber der Zweck heiligte die Mittel. Die hochklassige Veranstaltung war so harmlos, die perfekte unverdächtige Umgebung für ihr Vorhaben. Viele Menschen würden sich dort aufhalten. Weder er noch die Nachbarin hätten Grund, Verdacht zu schöpfen, ehe es zu spät und die Falle zugeschnappt war. Ein wohliger Schauer der Vorfreude durchrieselte sie von oben bis unten.
Heute war es soweit: Sie würde ihre schüchterne Nachbarin mit ihrem nerdigen besten Freund gnadenlos verkuppeln!

Schreibübung

Schon witzig, worüber mir auf einmal Texte einfallen. Die gesamte Übung hat mich nicht mal eine Stunde Zeit gekostet. Und am Ende war ich überrascht, welche Gedanken mir zu diesem Satz eingefallen sind.

Ein willkürlich aus einer Zeitung gewählter Satz als Ausgangspunkt für einen Text

Und er fragte sich: „Was kannst du machen, um nicht mehr zur Arbeit zu müssen?“

Ach ja? Nun, vielleicht solltest du mir erstmal erzählen, warum du nicht mehr zur Arbeit gehen willst. Ist dein Job körperlich anstrengend? Vielleicht sogar in schmutziger und stinkender Umgebung? Stell dir mal vor, zu einer solchen Arbeit – sagen wir mal bei der Müllabfuhr – wäre überhaupt niemand mehr bereit! Würden wir im Unrat versinken, wie wir es von Berichten aus Neapel teilweise kennen?
Müssten wir dann alle unseren Müll selbst zur Deponie bringen oder würde die Landbevölkerung wieder damit beginnen, ihren Abfall im Garten zu vergraben, wie es bis in die 1950er Jahre üblich war?

Oder strengt deine Arbeit dich mental so sehr an, dass du es nicht mehr aushältst? Bist du pflegerisch oder pädagogisch für dir anvertraute Menschen verantwortlich, kämpfst gegen Mängel und Unzulänglichkeiten bei Material und Mitarbeitern?
Aber was würde passieren, wenn niemand mehr bereit wäre, sich um Kinder oder kranke/pflegebedürftige Menschen zu kümmern? Spielen dann wieder alle Kinder unbeaufsichtigt auf den Straßen, lägen die Kranken ungepflegt im Bett und irrten die Dementen hilflos durch die Gegend? Oder würden wir verlangen, dass alle Frauen wieder ausnahmslos an Küche, Kinder und Krankenbett gebunden sind?
Arbeitest du als Handwerker und fühlst dich übersehen und wenig wertgeschätzt?
Verständlich, aber wie würden wir leben, wenn wir eine Gesellschaft aus zum Beispiel Architekten und Bauingenieuren wären, aber niemand könnte die Brücken bauen, die Straßen teeren oder Toiletten und Heizungen in die wunderbar designten Häuser einbauen?

Bist du Arzt und hast die überbordenden Bereitschaftsdienste satt?
Und wenn nicht du, wer operiert dann nachts um drei Uhr den Unfallverletzten oder nimmt den durchgebrochenen Blinddarm am Sonntag raus?

Sortierst du im Einzelhandel für Mindestlohn Waren in die Regale oder sitzt an der Kasse und weißt im letzten Monatsdrittel nicht mehr, wovon du deine Familie durchbringen sollst? Ich kann das aus eigener Erfahrung nachvollziehen. Wirklich.
Aber wenn alle Einzelhändler die Arbeit verweigern würden, wie käme dann die gesamte Gesellschaft an Lebensmittel oder Kleidung?

Und was ist denn im Endeffekt die Alternative dazu, dass alle daran mitarbeiten, das Land am Laufen zu halten? Jede Arbeit hat Schattenseiten, kann herausfordern und mitunter auch überfordern. Selbst in Berufen, die wir lieben. Irgendwo gibt es immer etwas, das uns ärgert, nervt, anekelt, das wir unerträglich finden.
Würden alle in diesen Bereichen und Momenten die Arbeit verweigern, dann herrschte hier Chaos.
Wenn alle der Meinung wären, deswegen als Aussteiger, Lebenskünstler oder Auswanderer ihr Glück ohne bezahlte Arbeit zu suchen, wer würde dann dafür sorgen, dass wir alle etwas zu essen und anzuziehen haben, ein Dach über dem Kopf, Gesundheitsfürsorge und Bildung. Dass wir mehr oder weniger komfortabel von einem Ort zum anderen gelangen können, Hobbys nachgehen, miteinander auch über Entfernung kommunizieren und alles andere, was uns wichtig ist und unverzichtbar vorkommt…Ja, ja, du weißt das alles und natürlich willst du das auch nicht. Aber ganz im Ernst, das kann doch nicht der Grund dafür sein, kriminell zu werden und eine Firma mit Bombendrohungen zu erpressen!

Die Gedanken erstmal ganz frei fließen zu lassen, heißt zunächst, dass sie nicht linear in immer dieselbe Richtung fließen. Sie mäandern, sie widersprechen sich auch mal, sie machen also nicht immer das, was wir normalerweise von ihnen verlangen. Aber es ist spannend zu beobachten. Weil mancher Schreibimpuls auch sofort in mir drin Widerworte hervorruft und ich dann den Drang unterdrücken muss, mich selbst direkt zu korrigieren. Es sitzt doch manchmal so ein kleiner Zensor im Kopf und bewertet sofort, was ich da von mir gebe.
Augenblicklich bin ich ziemlich gespannt, was in den nächsten Wochen alles innerlich mit mir passiert, was da ins Rollen kommt und wohin mich das Ganze führt.

Bis dahin ein schönes Wochenende euch allen.

Vor allem möchte ich „Dichter“ werden

Dieser Satz stammt nicht von mir, sondern von Heinz Erhardt. Heute leihe ich mir den Satz und entreiße ihn auch komplett seinem natürlichen Zusammenhang. Aber er passt zur Geschichte, die ich als ABC-Etüde in der aktuellen Runde platziere. Zur Schreibeinladung von Christiane geht es hier. Das Bild ist wie gemacht für meine Gedanken. Vielen Dank an dieser Stelle auch an Werner, der die Wortspende zur Verfügung gestellt hat. Lieber Werner, es passt wie Faust aufs Auge!
Außerdem erkläre ich mit der Etüde auch gleich, warum es in den letzten Etüdenrunden so still bei mir war, ich hatte bereits mit dem Ausbrüten meiner neuen Idee begonnen und wenig Hirnkapazität übrig😊. So, genug gebrabbelt, los geht es:

Genügsam war ich lange genug.

Ein guter erster Satz oder eher so mittelmäßig? Macht dieser Satz neugierig? Welche Botschaft transportiert er? Was genügt mir denn nicht mehr? Fragen über Fragen. Ich übe den Beruf aus, den ich immer als einen der schönsten Berufe der Welt gesehen habe. Und das tue ich immer noch. Ich liebe es, Menschen Bücher nahe zu bringen. Nicht irgendwelche Bücher, sondern die richtigen, die Bücher, die den konkreten Menschen vor mir weiterbringen. Meisten jedenfalls. Denn es gibt auch die Kunden, die sich oder andere mit Büchern schmücken möchten, die „man haben muss“.

Mein Großvater und mein Vater waren Buchbinder, und auch mein Bruder hat diesen Beruf erlernt. Der Duft von Papier und Buchbinderleim hat uns alle begeistert. Auch ich genieße es, ein Buchpaket zu öffnen und den Geruch einzuatmen. Aber ich ging einen Schritt weiter. Nicht nur das schöne Aussehen von Büchern liebte ich von dem Augenblick an, in dem ich lesen lernte. Auch die vielfältigen Inhalte, die faszinierenden Geschichten aus anderen Zeiten und fernen Ländern konnte ich regelrecht inhalieren. Und diese ganzen Informationen, die zwischen zwei Buchdeckeln Platz finden, seien es Naturwissenschaften, humanistische Bildung oder auch nur schnöde Rechtschreib- oder Grammatikregeln, ganze Welten tun sich auf: mikroskopisch klein oder in den unendlichen Weltraum blickend.

Deswegen ist für mich jetzt eine neue Zeit angebrochen, ein nächster, vielleicht zwingender Schritt auf meinem Weg: Ich werde zumindest versuchen, das Leben einer Buchhändlerin mit dem Dasein einer Autorin zu verkuppeln. Wer weiß, was sich da entwickeln wird? Ich packe meinen Koffer mit den bereits gemachten Erfahrungen eines halben Lebens und füge hier und da großzügig die Zutaten meiner Phantasie hinzu. Es wird ein längerer Weg, er wird steinig sein und bergauf gehen. Ich werde mir Blasen schreiben und wer weiß, am Ende lade ich euch vielleicht zur Dichterlesung ein?

300 Wörter. Punktlandung.
Ja, nun. Dichterlesung wird es eher nicht, denn mit „Dichter“ bringe ich Goethe, Schiller, Brentano und andere in Verbindung. Aber ich freue mich jedenfalls auf die Zeit, die vor mir liegt. Augenblicklich ist Biographiearbeit angesagt, was man an der Etüde natürlich nur ganz am Rande bemerkt😂.

Fünfte Fastenwoche

Über dieser Woche steht das Motto

Wir gehen gemeinsam

Der Bibeltext, der von der Redaktion des Fastenkalenders dafür ausgesucht wurde, ist ungewöhnlich. Denn er handelt nicht von der gemeinsamen Zeit Jesu und seiner Jünger während der Wanderpredigerzeit. Er ist viel älter, vielleicht auch etwas erklärungsbedürftig und ich habe deswegen eine moderne Bibelübersetzung gewählt:

Aber Ruth erwiderte: »Besteh nicht darauf, dass ich dich verlasse! Ich will mich nicht von dir trennen. Wo du hingehst, da will auch ich hingehen. Wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott.
Wo du stirbst, will ich auch sterben und begraben werden. Nur der Tod kann mich von dir trennen; wenn ich dieses Versprechen nicht halte, soll der HERR mich hart bestrafen!«

Ruth 1,16-17, HfA

Ruth, die diese bedeutungsschweren Worte spricht, sagt das nicht etwa zu ihrem zukünftigen Ehemann. Sondern zu ihrer Schwiegermutter. Und ehe jetzt hier alle möglichen Witze und Vorurteile gegenüber Schwiegermüttern aufkommen, hole ich ein bisschen aus und erzähle euch, in welcher Situation Ruth und Noomi (die SchwieMu) sich befinden:

Noomi war als junge Frau mit ihrem Mann und den beiden jungen Söhnen aus Juda ausgewandert, da es aufgrund einer mehrjährigen Dürre schwierig geworden war, in der Heimat seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Im Land Moab wuchsen die Kinder heran, wurden zu jungen Männern, heirateten Moabiterinnen. Noomis Mann starb, die Witwe wurde von den Familien der Söhne durchgebracht, wie es Sitte war. Nun starben aber auch die jüngeren Männer nacheinander, übrig blieben die drei Frauen, alle ohne weitere Kinder. Verwitwete Frauen ohne Familie waren ausnahmslos bitterer Armut ausgesetzt, weil sie keinen Versorger mehr hatten. In dieser prekären Situation entschied sich Noomi, wieder nach Juda zurückzukehren, wo sie zumindest noch ein paar weitläufige Angehörige hatte. Ihre Schwiegertöchter gab sie frei, wollte sie zu ihren Herkunftsfamilien zurückschicken. Dort hätten sie die Möglichkeit gehabt, neue Ehemänner zu finden und eigene Kinder zu bekommen. Eine Schwiegertochter nimmt den Vorschlag an, aber Ruth bekennt sich zu ihrer Schwiegermutter mit den oben genannten Sätzen.

Eine ziemlich moderne Geschichte, wenn ich es so richtig betrachte: Prekäre Verhältnisse, Migration als Überlebensstrategie, aus dem Nichts neu anfangen müssen…

Und Ruth, die sicher noch jung genug wäre für einen Neuanfang, entscheidet sich, ihrer älteren Schwiegermutter loyal zu folgen. In die Fremde, in eine ungewisse Zukunft. Weil sie Noomi vertraut, sie nicht allein ihrem Schicksal überlassen will und hofft, dass die beiden gemeinsam einen Weg finden werden.

Kleiner Spoiler: Es ist eine Geschichte mit Happy End. Wenn auch ganz zum Schluss mit einer Wendung, die wir so nicht erwartet hätten, die uns fremd erscheint. Es waren eben ganz andere Zeiten damals und es ist eine Gegend der Welt, in der nach mitteleuropäischen Maßstäben auch heute noch andere und teilweise uns unverständliche Regeln gelten.
Aber lest gern selbst nach, das Buch Ruth ist kurz und innerhalb einer Viertelstunde durchzulesen.

Mich fasziniert an der Geschichte einiges: Das uneingeschränkte Vertrauen der jungen Frau, ihrer älteren Verwandten zu folgen, wohin sie auch geht. Damit aber auch ihre Bereitschaft, dieser Frau zur Seite zu stehen, wenn es schwierig wird. Was zu erwarten war.

Heute neigen wir eher dazu, nach dem Motto zu handeln: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Oder wir legen Wert darauf, unsere eigenen Erfahrungen zu machen, nicht alles zu übernehmen, was überkommen ist. Beides ist wichtig für unser Leben, wenn es gelingen soll: Das Vertrauen in andere, dass sie uns nicht in die Irre führen, aber auch der kritische Blick, das Überdenken und Neubewerten von Sachverhalten, Situationen und Traditionen.
Aus den Erfahrungen der letzten 8-10 Jahre stelle ich fest, dass bei vielen Menschen eine der beiden Seiten überwiegt. Wie bei einer klassischen Waage oder bei einer Wippe liegt häufig ein wenig bis viel mehr Gewicht auf nur einer der beiden verfügbaren Flächen.

Foto: Pixabay

Wir sind uns mitunter nicht sicher, wann mehr Vertrauen angebracht ist und wann eher ein kritisches Nachrechnen. Und das hat ja durchaus Gründe, nachvollziehbare Gründe sogar. Wir kommen aus unterschiedlichen Settings, bringen diverse Erfahrungen mit, jeder ist schon mal über den Tisch gezogen worden oder hat Vertrauen in Personen oder Institutionen gehabt, das missbraucht wurde, ob nun wissentlich oder durch widrige Umstände.

Wir neigen dazu, solche Vertrauensbrüche mehr in Erinnerung zu behalten als gelungene Situationen, denn wir werden vorsichtig. Wir hüten uns und wir suchen Sicherheit. Das ist menschlich. Wer möchte schon immer wieder das Gefühl haben, am Ende der Dumme zu sein?

Trotzdem, auch wenn ich mich nach Sicherheit sehne, wenn ich ein gutes Leben haben möchte, wenn ich nicht in die Irre gehen möchte, so ist es für mich am Ende erfüllender und auch erfolgversprechender, mich mit einer Gruppe von Leuten, denen ich grundsätzlich vertraue, gemeinsam auf den Weg zu machen. Selbst wenn wir vielleicht nicht ganz die richtige Richtung einschlagen: allein unterwegs zu sein, auch wenn ich noch so sicher bin, dass mein Weg zielführend ist, klingt für mich bedrückend. Das schließt Phasen, in denen ich mich am Rand der Gemeinschaft aufhalte, um mich selbst zu sortieren, nicht aus. Aber die Gemeinschaft braucht mich und noch wichtiger: ich brauche die Gemeinschaft.
Denn der Verzicht auf Gemeinschaft und sogar das Fehlen von Reibungspunkten führt dazu, dass ich mich selbst nicht mehr hinterfrage und damit auch nicht wirklich weiterkomme.
Das sind die essenziellen Erfahrungen, die ich in vielen Jahren durch das Abwechseln von Nähe und Distanz immer wieder gemacht habe.

Europaweite Ausschreibung

Aus Gründen ein Montagsmotz 2.0 für heute! Ich bin sowas von auf 180!

Eben las ich den verlinkten Artikel in der Branchenpresse und war entsetzt.

https://www.boersenblatt.net/news/buchhandel-news/drohende-ausschreibung-des-buechereinkaufs-muss-verhindert-werden-278781

Städte, besonders Großstädte und Landeshauptstädte, schmücken sich gern mit ihrer Kulturliebe: Mit Theatern, Museen, und auch mit ihrer lebendigen Buchhandelslandschaft.

Schulen fragen in örtlichen Buchhandlungen an, wenn sie eine Jury für Lesewettbewerbe brauchen und außerdem, wenn man sowieso schon dabei ist, kann man ja auch gleich ein paar Bücher als Preise für den Lesenachwuchs mitbringen. Klar, tut man. Meist sogar sehr gern.
Es wird oft stillschweigend davon ausgegangen, dass die örtlichen Buchhandlungen auch ohne vorherige Ankündigung immer die Lektüren vorrätig haben, die in den Schulen gelesen werden.
Spenden für Schulbibliotheken machen die allermeisten Buchhandlungen gern möglich, nicht nur aus Altruismus, sondern nebenher auch, um im Gespräch zu bleiben und die Kundschaft von Morgen aufmerksam zu machen.
Und Bücher sind preisgebunden. Mit festen Regeln, wann es Ausnahmen von der Preisbindung geben darf. Unter anderem für öffentliche Bibliotheken. Der Rabatt ist vorgeschrieben, der hier gewährt werden darf. Dieses System dient vor allem dazu, dass Bücher in kleinen, inhabergeführten Buchhandlungen in der hintersten Provinz (wo sie einzeln im Regal stehen oder besorgt werden) zu denselben Konditionen erworben werden können wie in Großstädten, wo sie in den Buchhandelsketten über einen Zentraleinkauf in großen Mengen eingekauft werden und auf Stapeln ausliegen.

Es bringt also keinerlei Vorteile, wenn Buchbeschaffungsaufträge europaweit ausgeschrieben werden. Im Gegenteil. Was soll es für irgendeinen Beteiligten an Vorteilen bringen, wenn deutsche Bücher sagen wir mal aus Erfurt (ein großer Handelsplatz für Buchlogistik) nach Barcelona geliefert und dann wieder nach Deutschland zurückgeschickt werden? Und selbst, wenn der spanische Buchhändler die Bücher direkt an die Bibliothek liefert, was passiert bei Reklamationen? Der örtliche Buchhändler kann das Reklamationsmanagement ohne Sprachbarriere auf „kurzem Dienstweg“ erledigen, international ist das logistisch eher kompliziert.

Ganz davon abgesehen zahlt die deutsche Buchhändlerin in „ihrer“ Stadt Gewerbesteuer. Die dann dem Stadtsäckel zur Verfügung steht und vor Ort reinvestiert werden kann, in die Bibliothek zum Beispiel. Sie bietet Arbeitsplätze in der Region, okay, meist zwar nicht sehr viele, aber immerhin. Sie ist Ansprechpartnerin für alle, die in der Stadt mit Bildung, Literatur und ähnlichem zu tun haben. Der Buchhändler und die Buchhändlerin vor Ort organisieren Lesungen, Büchertische, machen sich in der Leseförderung stark, denn wer nicht gut lesen kann, wird es immer schwerer haben, an gute Informationen zu kommen.

Ich kenne in vielen Städten unglaublich engagierte BuchhändlerInnen, die viel Herzblut in Leseförderungsprojekte stecken. Die nach dem Motto „Unmögliches erledigen wir sofort, Wunder dauern etwas länger“ Einsatz für die Kulturlandschaft ihrer Orte bringen. Die Zeit und knappes Geld investieren, weil sie es gern tun, weil es ihr Leben ist. Diese Menschen werden vor den Kopf gestoßen, abgewatscht und im Regen stehen gelassen!

Und natürlich gilt: Wenn man möchte, dass es den Händler in der Stadt auch in 10 Jahren noch gibt, dann muss man verdammt nochmal auch dort einkaufen! Leider kenne ich einige ganz besonders „pfiffige“ Lokalpolitiker in verschiedenen Orten, die diese ganz simple Tatsache entweder hartnäckig nicht begreifen oder denen sie schnurzegal ist.

Übrigens verweist der Artikel im Börsenblatt auf eine Petition. Auf der Petitionsseite stehen noch mehr wichtige Argumente für die lokale Beschaffung. Es lohnt sich, hier nachzulesen und auch die Petition zu unterstützen. Danke.

Ich habe fertig!

„Die ziehen kleine Verbrecher groß“

Hast du den Spruch schon mal gehört? Vor längerer Zeit, also ungefähr vor 30 Jahren, wurde dieser blöde Satz des Öfteren benutzt, wenn man der Meinung war, Eltern würden ihre Kinder nicht gut und angemessen erziehen. Es bleibt festzustellen: Kein Mensch wird als Verbrecher geboren und auch die beste Erziehung schützt später nicht zuverlässig davor, als solcher zu enden.

Wenn ich also im Jahr 2023 mit Entsetzen in der Zeitung lesen muss, dass in einer benachbarten Stadt eine Bande ihr Unwesen treibt, deren Mitglieder zwischen 12 und 17 Jahren jung sind (und die Jüngsten ganz bewusst vorgeschickt werden bei Straftaten), wenn ich daran denke, dass schon in den letzten zwei Jahren in einem angrenzenden Landkreis zwei jugendliche Brüder in Schulen und Jugendhilfeeinrichtungen so etwas wie Terror verbreitet haben, wenn ich dann auch noch erschüttert zur Kenntnis nehmen muss, dass zwei strafunmündige Mädchen eine Gleichaltrige mit zahlreichen Messerstichen getötet haben, dann bleibt mir das Motzen gewissermaßen im Hals stecken.
Deswegen heute ein ungewöhnlicher Montagsmotz der etwas anderen Art.

Wenn ich darüber nachdenke, dass vor einigen Jahren bereits in Großbritannien ein ähnlicher Fall mit ein paar kleinen Jungs als Tätern große Wellen schlug, wenn die Schlagzeile auf Seite 1 der Tageszeitung lautet „Mehr kriminelle Kinder im Kreis“ mit dem Untertitel, dass Ostwestfalen stärker von Kinderkriminalität betroffen sei als Nordrhein-Westfalen im Durchschnitt, dann läuft es mir kalt den Rücken runter. OWL als Heimat derer, die zum Lachen in den Keller gehen, die so dröge sind, dass sie jeden Sturzregen trocken überstehen, das ist der Ruf, der uns hier im äußersten Nordosten NRWs vorauseilt. Aber Hochburg der Kinderkriminalität? No way.

Und während manch ein vorschnelles Urteil gefällt wird, je nach politischem Blickwinkel die „Masseneinwanderung“ oder die „Pandemie mit ihren unausgegorenen Einschränkungen“ als Grund und Schuldiger an diesem Problem ausgemacht wird (beides spielt bestimmt eine Rolle – unter vielen anderen Aspekten), frage ich mich, ob die eigentlichen Gründe nicht eher gesamtgesellschaftlicher Art sein könnten. Ob der Krimi nicht eher ein Trauerspiel ist. Denn ein einzelner offensichtlicher Grund für eine gesellschaftlich bedenkliche Entwicklung hat noch immer zu kurz gegriffen.
So gibt es trotz Egoshootern und anderen menschenverachtenden Videogames zu Beginn der 2000er Jahre doch deutlich mehr Menschen, die zu ganz normalen und anständigen Erwachsenen geworden sind als potenzielle Amokläufer. Auch damals war den Jugendlichen, die solche Spiele cool fanden, eine fast schon zwingende Karriere als Berufskriminelle prophezeit worden. Selbst das Aufwachsen in sogenannten „Ghettos“ lässt sich nicht zuverlässig als Vorhersage eines Erwachsenenlebens heranziehen.

Was aber mit ziemlicher Sicherheit Spuren hinterlässt, das ist ein ganz allgemeiner schleichender Trend: Während Eltern zunehmend gezwungen sind, beide arbeiten zu gehen, um ein Familienleben überhaupt finanzieren zu können, brechen familienfördernde Strukturen weg. Wer keine Familie in der Nähe wohnen hat (oder wo die Großeltern selbst keine Zeit / kein Interesse haben), ist auf Fremdbetreuung angewiesen. Und der Rest der Gesellschaft und auch die Politik haben lange Zeit was gemacht?
Richtig: Eltern und vor allem Müttern ein Gefühl der Minderwertigkeit vermittelt, wenn sie ihre Kinder „weggaben“. (Ganz davon abgesehen, dass man in der alten Bundesrepublik dazu neigte, damit der kompletten ehemaligen DDR-Bevölkerung eine ordentliche Erziehung ihrer Kinder in der Fremdbetreuung abzusprechen.) Das Bild der idyllischen Familie als Ideal hochgehalten. Und im Gegenzug Kindertagesstätten nicht angemessen mit Personal und Mitteln ausgestattet, schulische Infrastruktur kaputtgespart (in meinem ehemaligen Gymnasium, das ich vor über 35 Jahren verlassen habe, sehen die Toilettenanlagen immer noch genauso aus wie Ende der 1980er Jahre, nur älter, kaputter und abgewrackter, wobei sie noch im oberen Level angesiedelt sind), Jugendsozialarbeit und -einrichtungen mit immer weniger Geld versorgt (ohne viele Ehrenamtliche ginge da meist gar nichts, und das liegt nicht daran, dass deren Leitungen nicht mit den knapper werdenden Gelder umgehen können).

Spielplätze wurden geschlossen statt renoviert, wenn die Geräte nicht mehr standsicher waren, weil es ja angeblich immer weniger Kinder in den Siedlungen gab. (Also: Für 15 Kinder „lohnt sich“ ein Spielplatz vielleicht noch, aber für fünf ist er rausgeschmissenes Geld?) Lange Zeit war es kaum sanktioniert, wenn Hundebesitzer ihren Hunden gestatteten, die Sandkästen als Hundeklo zu missbrauchen, stattdessen ärgerte man sich öffentlichkeitswirksam, wenn Jugendliche abends die Spielplätze als Ersatztreffpunkte nutzten (siehe oben) und dort Kippen und Scherben hinterließen.
Später dann wurde es gehypt, wenn Eltern ihre Kinder von vorn bis hinten pamperten, denn die „Zukunft der Gesellschaft“ war Mangelware, man hatte Angst, dass die zukünftigen Rentenzahler ausgehen könnten.
Aber eine vernünftige Infrastruktur und Strategie, wie man gesellschaftlich den Familien ein Leben mit Perspektive bieten kann, egal aus welchem „Milieu“ sie stammen, eine kontinuierliche, zukunftssichernde und wertschätzende Investition in Kitas und Schulen, Jugendzentren, Spiel- und Sportplätze, in die zeitgemäße Ausbildung von Erziehern und Lehrern, das wurde viel zu lange verpennt, auf allen möglichen Ebenen.

Es ist eben nicht genug, ab und zu mit der Gießkanne und im Hauruckverfahren irgendwas anzustoßen. Es ist und bleibt mühsam und kleinteilig, mit „hier eine Sanktion und dort ein Fördertopf“ ist es nicht getan.
Der Spruch „Es braucht ein Dorf, um ein Kind großzuziehen“ kann heute durchaus auf ein Land erweitert werden. Es braucht unter anderem:
– Die Bereitschaft unterschiedlicher Akteure, über den eigenen Tellerrand und das eigene Portemonnaie hinwegzusehen.
– Die Erkenntnis mancher Eltern, dass nicht jeder Tadel eines familienfremden (und öfter mal älteren) Menschen in der Öffentlichkeit übergriffig und gegen ihre kostbaren Kinder gewandt ist (es gibt beides, Wohlwollen und Übergriffigkeit). Sondern dass diese den Kindern vermitteln, dass Freiheiten auch begrenzt sind. Was in manchen Familien leider nicht genügend passiert.
– Senioren, die Familien als Paten unterstützen und ihre Lebenserfahrung empathisch und ohne erhobenen Zeigefinger weitergeben.
– Politik und Institutionen, die nicht nur kurz vor Wahlen auf die Wähler von Morgen schielen. Und damit verbunden kontinuierliche Evaluation der Familienpolitik auf Zeitgemäßheit und Wirksamkeit.
– Mehr „wir“ und weniger „ich“. – Aber trotzdem die Bereitschaft, individuelle Familienentwürfe als gleichwertig zu den gesellschaftlich anerkannten Modellen anzuerkennen.
– Und noch viel mehr, auch Voraussetzungen, die auf den ersten Blick vielleicht widersprüchlich sind. Ausgewogen statt die üblichen Pendelbewegungen. Vor allem brauchen wir alle einen langen Geduldsfaden: Mit uns selbst, miteinander, mit Menschen, die alles ganz anders sehen als wir.

Was wir dagegen eindeutig nicht brauchen, ist eine hetzerische Meute, die in sozialen Medien in solchen Fällen fast schon geifernd nach Details zu Taten lechzt, um einen kranken Voyeurismus zu befriedigen. (Edit im Lauf des Montags: und drakonische Strafforderungen und/oder Selbstjustizdrohungen für die Täterinnen auch nicht! Dass weder Details noch Konsequenzen öffentlich kommuniziert werden, hat auch wichtige Gründe.)

Zum Schluss: Es gibt sicher noch viele weitere Facetten und Puzzleteile, die eine Rolle spielen. Was ich oben geschrieben habe, entspricht meiner persönlichen Wahrnehmung, es muss nicht alles richtig und vollständig sein. Aber was wir wirklich immer und zu jeder Zeit brauchen, ist ein Reflektieren unseres Lebensstiles und der Ziele, die wir persönlich und gesellschaftlich verfolgen. Ehrlich, empathisch und mit der Bereitschaft, Fehlentwicklungen anzugehen. Und das ist eben mühsam und die Erkenntnisse sind nicht immer schmeichelhaft.

Eine gute Sache, die bei uns hier von den Jugendämtern angeleiert wurde, sind da übrigens die „Frühen Hilfen“. Aus dem Budget der Jugendhilfe werden schon frischgebackenen Familien unterschiedliche Maßnahmen finanziert, das kann je nach Einzelfall Hebammenbetreuung oder eine Kinderkrankenschwester sein, die Familien mit kranken Kindern regelmäßig betreut, oder auch vorausschauende sozialpädagogische und sozialpädiatrische Begleitung von Familien, bei denen ein klassisches Familienleben schwierig sein könnte.

Passend zum Thema ist auch der letzte Woche stattgefundene Bildungsgipfel. Es gab mal einen Film mit dem Titel Der Engländer, der auf einen Hügel stieg und von einem Berg herunterkam.
Analog dazu könnte man die Veranstaltung nennen:
Die Bildungsministerin, die auf einen Bildungsgipfel stieg und von einem Hügel herunterkam.

Vierte Fastenwoche

Wie die Zeit vergeht. Und wieder ein Schritt weiter. Habe ich mich in der vergangenen Woche damit beschäftigt, was mich trägt, vor allem in unruhigen Zeiten, so wird es diese Woche richtig hell. Denn das Motto der Woche lautet:

Und wie ich strahle!

 Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein.  Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind.  So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Matthäus 5,14-16 (Luther 2017)

Klingt ja nicht gerade bescheiden. Eher nach „Tue Gutes und rede darüber“ als nach der altbekannten Forderung, das Gute still und selbstverständlich zu tun, ohne große Worte darüber zu verlieren. Und trotzdem geht es nicht um Selbstbeweihräucherung oder ein großkotziges Herzeigen der eigenen Fähigkeiten und Leistungen. Sondern eher um ein souveränes, sicheres Auftreten, einhergehend mit der Aufgabe, ein unaufdringliches Vorbild abzugeben.

Und ist es nicht vor allem eine sehr liebevolle Zusage?
Ihr seid das Licht der Welt! Wir sind es, die unsere Welt zum Guten wenden können. Wir müssen dafür nicht auf einen Impuls von außen oder den großen Zampano warten. Es liegt in unserer Hand. Niemand ist zu klein oder unbedeutend.
Fordernd ist es allerdings auch: Ihr seid das Licht der Welt. Also kommt in die Hufe, macht was draus. Seht zu, die Zukunft auf die Reihe zu bekommen.

Wie auch an vielen anderen Stellen in der Bibel wird deutlich: jeder kann etwas beitragen, aber jeder soll auch etwas beitragen. Beides gehört zu unserer Verantwortung. Oder wie es bei der Vorstellung der Agenda 2010 hieß:
Fördern und Fordern. Das Eine geht nicht ohne das Andere.

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