Danke, Herr Nagelsmann

Und natürlich vielen Dank, Herr Awounou, für die schmerzhafte, aber ungemein wichtige Sendung.

https://www.ardmediathek.de/video/sportschau/einigkeit-und-recht-und-vielfalt-die-nationalmannschaft-zwischen-rassismus-und-identifikation/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3Nwb3J0c2NoYXUvMjAyNC0wNi0wNV8yMS0zMC1NRVNa

Wenn sich Julian Nagelsmann nicht so fürchterlich über eine Umfrage zur Nationalmannschaft aufgeregt hätte, wäre ich auf diese Doku-Sendung nicht aufmerksam geworden. Nach wie vor kann ich die Kritik an der Umfrage teilweise nachvollziehen, aber das Hauptproblem scheint mir nicht die Umfrage zu sein, sondern die Einstellung, die dadurch bestätigt wurde. Und daher hat die repräsentative Umfrage einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, aus einem Gefühl und ein paar Äußerungen von Einzelpersonen eine valide Feststellung zu machen.

Ich habe ein Wechselbad der Gefühle mitgemacht, mich fremdgeschämt und am Ende gefragt, warum es selbst in einem Trump-geprägten Amerika immer noch möglich ist, dass sich die Nachfahren von Einwanderern gleichermaßen als patriotische US-Amerikaner fühlen können wie sie Traditionen aus den Herkunftsländern ihrer Großeltern am Leben erhalten, aber hier erklärt jemand „weiße Menschen können doch auch Fußball spielen, Sie können mit Ihrer Hautfarbe doch nicht deutsch sein.“ Oder die bittere Erkenntnis des Moderators: „Wenn ein Deutscher ohne Migrationshintergrund nicht leistet, dann ist er immer noch deutsch, aber Menschen mit Migrationshintergrund sind dann oft nicht mehr deutsch.“
(Abseits vom eigentlichen Thema: Profi-Fußballerinnen haben kein besonders großes Problem, sich zu ihrer sexuellen Orientierung zu bekennen, aber bei Männern, die anders als heteronormativ sind, wird es ebenfalls nicht ohne weiteres hingenommen. Haben wir vielleicht ein größeres Problem mit toxischer Männlichkeit, als wir es uns eingestehen? Und gibt es da Schnittmengen zur politischen Einstellung? Ich fürchte, ja.)

Bitte, schaut euch die Doku an, redet darüber, teilt sie. Und geht am Sonntag wählen. Ich erwähnte es bereits und werde nicht müde, es weiter zu tun: Überlasst Europa nicht den Nationalisten, Rassisten und geistigen Brandstiftern.

Stoßseufzer

Die FDP und die Kinder. Irgendwie inkompatibel. Obwohl zu vermuten ist, dass auch FDP-Politiker als solche auf die Welt gekommen sind und nicht wenige von ihnen nach Erreichen des entsprechenden Alters sogar selbst Kinder in diese von Geld regierte Welt gesetzt haben.

«Hilft man ihnen am besten dadurch, dass man den Eltern mehr Geld aufs Konto überweist?», fragte er. «Oder ist nicht vielleicht mindestens diskussionswürdig, in die Sprachförderung, Integration, Beschäftigungsfähigkeit der Eltern zu investieren und die Kitas und Schulen für die Kinder so auszustatten, dass sie vielleicht das aufholen können, was die Eltern nicht leisten können?»

Mindener Tageblatt online, 22.8.2023

Hm. Mal nachdenken. Diskussionswürdig – auf jeden Fall!

1. Sprachförderung der Eltern: es gibt – das wird immer wieder thematisiert – zu wenige Kurse – und die Hürden, einen solchen Kurs besuchen zu dürfen, sind ziemlich hoch.
2. Integration ist super. Doch wo geschieht sie denn? Zum Beispiel an Arbeitsplätzen. Oder im Gespräch mit anderen Eltern beim Elternabend. In Sprachcafés. Im Sportverein. Aber es ist nicht einfach für migrantische Familien, in diese Strukturen hineinzukommen. Da gibt es sicher nicht nur eine Verantwortung der Migranten, sich hierum zu kümmern, sondern auch eine Verantwortung der deutschen Institutionen, Angebote bereitzustellen. Und es gibt auch verdammt viele Ehrenamtliche, die sich in solchen Initiativen oder auch in den Vereinen, Kirchengemeinden etc. darum bemühen. Die gehen allerdings aus unterschiedlichen Gründen auch schon lange auf dem Zahnfleisch. Da hört bloß keiner drauf, wenn die wagen, etwas zu sagen.
3. Beschäftigungsfähigkeit. Da war doch was.
Erstes Hindernis: Man braucht einen Status, um überhaupt arbeiten zu dürfen. Solange man „in Bearbeitung“ ist, dreht man wohl oder übel Däumchen. Obwohl es die Menschenwürde, das Selbstwertgefühl und die psychische Verfassung stärken und die Verlockung krummer Wege ganz sicher verringern würde, wenn man die Möglichkeit hätte, für seinen Lebensunterhalt etwas zu beizusteuern.
Zweitens: man braucht eine Anerkennung seines Berufsabschlusses. Und das dauert nicht nur lange in Deutschland, es wird sogar noch bekloppter: Selbst wenn eine ausgebildete Fachärztin hier von einer Arbeitsstelle (wo sie als Ärztin beschäftigt war) zu einer anderen wechseln will, einen Arbeitsvertrag vorweisen kann und von den neuen Kollegen sehnlichst erwartet wird, darf sie beim neuen Arbeitgeber nur als Pflegerin arbeiten, solange ihre Anerkennung nicht von einem Landkreis zum anderen herübergereicht wurde. Das Verfahren in diesem konkreten Fall zieht sich jetzt schon über mehrere Monate.
Und drittens braucht man zumindest rudimentäre Sprachkenntnisse. Und da sind wir dann wieder beim Ausgangspunkt, dass es zu wenige Kurse und zu wenige „Berechtigte“ gibt.

Dazu kommt: Einwanderung hin oder Asyl her, auch für die von Herrn Lindner favorisierten Maßnahmen im Bildungsbereich ist doch schon seit Jahrzehnten zu wenig investiert worden. (Jetzt könnte ich bitterböse anfügen: selbst für die „biodeutschen“ Kinder nicht. Selbst die sind nicht wertvoll genug dafür. Sollen erstmal was leisten für die Gesellschaft, dann kann man darüber nochmal reden…?)
Es wäre doch ein Träumchen für alle Familien, ob mit oder ohne Migrationshintergrund, wenn Kitas, Schulen, Horte, Jugendzentren … auskömmlich und nachhaltig finanziert würden.

Ein weiterer häufiger Grund, armutsgefährdet zu sein, liegt übrigens in mangelnden Bildungs- und Aufstiegschancen für körperlich, seelisch oder geistig behinderte Menschen. Selbst dann, wenn sie schulisch nach bester Möglichkeit gefördert wurden und in geschützten Ausbildungsbetrieben (die im Übrigen meist von kirchlichen oder weltlichen Wohlfahrtsverbänden geführt werden) lernen durften, werden sie danach oft in ein Haifischbecken namens
„1. Arbeitsmarkt“ geworfen (oder arbeiten unterhalb des Mindestlohnes in „Behindertenwerkstätten“). Denn die Integrationsstellen, die junge Leute im Übergang begleiten sollen und auch Schlichtungsstelle zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern sind, sind chronisch unterfinanziert. Ein berufliches und damit auch wirtschaftliches Scheitern ist oftmals vorprogrammiert.

Und zuletzt: wer selbst arm oder armutsgefährdet geboren wurde, „vererbt“ das oft auch an seine Kinder. Armut erzeugt neue Armut. Traurig, aber wahr, „vom Tellerwäscher zum Millionär“ ist vielleicht ein schöner Traum , aber meist nicht mehr.

Quo vadis, FDP? Quo vadis, Christian Lindner?
Um es mal mit der Werbung für die „Gelben Seiten“ zu formulieren: Vielleicht hätte er jemanden fragen sollen, der sich damit auskennt!
Er hat ja nicht vollkommen unrecht, wenn er sagt, dass nicht alles über Geld machbar ist. Aber eine auskömmlich finanzierte Ausstattung der Angebote muss in jedem Fall vorhanden sein und die Basis für alle anderen Maßnahmen bilden, die darauf aufbauen.

Und auch für die Zukunft hat sich der Finanzminister verkalkuliert. Denn aus armen Kindern werden überdurchschnittlich oft arme Erwachsene. Auch volkswirtschaftlich gesehen und für die Sicherung des Rentensystems ist das eine tickende Zeitbombe. Armut ist außerdem eine Abwärtsspirale: Wer arm ist, hat ein höheres Risiko für alle möglichen Krankheiten. Wer häufig krank ist, hat oft keine erfolgreiche und Selbstvertrauen schenkende Erwerbsbiografie. Wer beruflich nicht geschätzt wird, sich überflüssig fühlt oder immer wieder gekündigt wird, wird noch häufiger krank, körperlich und seelisch. Und noch ärmer!
Oder man wird kriminell, denn im Knast gibt es wenigstens ein Dach überm Kopf, regelmäßige Mahlzeiten und es ist ärztliche Versorgung vorhanden…

Der Unterschied ist: Wenn alle diese verlassenen Menschen dann später auf Unterstützung angewiesen sind, ist der heutige Minister mit recht großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr für den Geldspeicher zuständig und ein anderer kann die Brühe ausbaden…

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