Nationalpark nein danke!

Der Teufel steckt auch hier vermutlich im Detail:
Im Konjunktiv😉
Aus der Möglichkeitsform machen wir eine Unmöglichkeit

Die Bedenkenträger haben sich durchgesetzt. Allen positiven Beispielen zum Trotz: Bayerischer Wald, Wattenmeer, Müritz, Eifel …
Nach dem Aus der Nationalparkplanungen an der Ostsee in Ostholstein hat es nun auch Ostwestfalen erwischt.
Ob es an der geographischen Ausrichtung liegt? Wohl eher nicht, obwohl vieles, das mit „Ost-„ beginnt, zurzeit als problematisch wahrgenommen wird.

Das eigentliche Problem ist meiner Meinung nach darin zu suchen, dass es zu wenig Ermöglichungspolitik gibt. In Krisenzeiten, die so vielschichtig sind wie augenblicklich, neigen wir Menschen dazu, uns auf Konzepte zurückzuziehen, die wir kennen, die uns bewährt erscheinen (ob sie es tatsächlich sind, darf gern zwiespältig gesehen werden).
In der gemeindepädagogischen Ausbildung haben wir ein Modell, das bei der Besiedelung neuer Lebensräume gilt, auf die Kirche übertragen. Für die aktuelle gesellschaftliche Lage passt es aber ebenfalls.

Leider finde ich die Unterlagen gerade nicht wieder (es ist einfach zu viel Material, das ich durchsehen müsste), aber im Großen und Ganzen geht es darum, dass zunächst unerschrockene Entdecker vorangehen, die neues Terrain erkunden, denen folgen dann Pioniere, die beginnen, das Terrain siedlungsfähig zu machen und mit der aktiven Arbeit der Urbarmachung starten. Denen wiederum folgt eine Gruppe, die nicht ganz so abenteuerlustig sind, die aber, wenn der Anfang gemacht ist, den Plan unterstützen und mitmachen. Die letzte Gruppe wiederum setzt sich ins gemachte Nest und beginnt irgendwann, die erreichten Ziele der vorherigen Gruppen in Zweifel zu ziehen (oder sogar zu sabotieren).

In der Praxis laufen hier und heute alle diese Stadien mehr oder weniger gleichzeitig ab, anders als bei der Besiedelung des Wilden Westens beispielsweise. Natürlich gibt es Entdecker und Erfinder, die (im wahrsten Sinn des Wortes) hohe Ziele haben: den Mond und den Mars als potenziellen Lebensraum erschließen, neue Technologien für die Energiewirtschaft erforschen, unkonventionelle Konzepte für die Zukunft erdenken.
Daneben gibt es allerdings auch einen besonders großen Zulauf zu den Gruppen der Bewahrer und Skeptiker, die sich auf keinen Fall auf etwas Neues und Unbekanntes einlassen wollen. Und erst recht nicht auf langwierige Diskussionsmarathons.

Schade eigentlich.

Ich muss dazu sagen: Ob ein Nationalpark an einer bestimmten Stelle sinnvoll ist oder nicht, kann und mag ich nicht ad hoc beurteilen. Darum geht es mir auch gar nicht.
Allerdings muss es doch (nicht nur in der Nationalparkdiskussion) möglich sein, Argumente auszutauschen, ohne dabei nur mit den Ängsten der betroffenen Menschen zu spielen. (Vielleicht mal die Marketingfachleute der Automobilindustrie fragen, die können positives Storytelling geradezu vorbildlich😉)
Würde in der freien Wirtschaft (oder auch in der Forschung) so gezaudert wie zurzeit in der Politik, dann säßen wir heute nicht in der vergleichsweise komfortablen Situation, in der wir uns immer noch befinden.
Beherzt etwas beginnen, einen festen Zeitrahmen für Evaluationsstufen setzen, immer wieder möglichst konkrete Erfahrungswerte abfragen – und im schlimmsten Fall zum Ergebnis kommen: Nice try, hat aber leider nicht funktioniert. Das wünsche ich mir.
In sehr vielen Fällen dürften wir aber eher positiv davon überrascht werden, was wir alles hinbekommen, wenn wir es anpacken, statt davor zu sitzen wie das Kaninchen vor der Schlange.


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Autor: Annuschka

Ostwestfälisch beharrlich, meistens gut gelaunt, Buchhändlerin, Ehefrau, Mutter von drei tollen Töchtern, Hundemama, Jugendarbeiterin (in zeitlicher Reihenfolge des Auftretens). Mit vielen Interessen gesegnet oder geschlagen, je nach Sichtweise ;-)

13 Kommentare zu „Nationalpark nein danke!“

  1. Moin Anja. Yes Mam, keine Widerworte. Dabei ist alles bekannt, Fakten gibt es zuhauf, wir könnten in vielerlei Hinsicht, würden wir denn nur – mehrheitlich – wollen. Sven Plöger hat das so beschrieben, das passt m. E.: „… Doch was tun die meisten Regierungen und viele von uns privat? Wenig bis nichts, lieber erstmal abwarten! Statt Probleme anzupacken und die noch verbleibende Zeit zu nutzen, reden wir uns lieber die Welt schön. Helfen wird das niemandem, denn die Natur ist für unsere Wünsche taub, in ihr finden schlicht physikalische Prozesse statt.“ Was willst’e machen, wen Partikularinteressen wichtiger erscheinen als einfach mal die Natur machen zu lassen. Im Nationalpark Harz funktioniert das und das ist schön mit anzusehen!

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    1. Es funktioniert, ja. Zum Leidwesen aller deutschen Perfektionisten aber an manchen Stellen mit Sand im Getriebe und manchmal nicht ganz rund. Bloß soll ja hierzulande immer alles 150%ig sein. Und für jedes Problem, das irgendwann einmal auftauchen könnte, muss im Vorfeld bereits eine Lösung definiert sein.

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  2. Anstatt über die Besiedlung ferner Planeten sollte mehr darüber nachgedacht werden, den eigenen Planeten zu schützen und siedlungsfähig zu erhalten…
    Aber solche Sachen können nur von linksgrünversifften Spinnern kommen…..

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  3. „Unerschrockene Entdecker“ — heutzutage nennt man das RISIKOKULTUR, und davon hat Otto Normalbürger derzeit viel zu wenig. Ich wünschte, es gäbe mehr unerschrockene Macher, die wie damals Josua und Kaleb ins gelobte Land aufgebrochen waren und mit leuchtenden Augen von den Wundern berichteten, die sie gesehen haben in der versprochenen Fremde.
    Aber solange wir uns nur nach den Berichten der Kundschafter richten, die die Befestigungsanlagen der Städte und Probleme und Hindernisse im neuen Land sehen — weitere 40 Jahre Sand zwischen den Zähnen, wir kennen das Ergebnis.

    Es ist ein Jammer, wie viel Zeit mit Nichtstun vergeudet wird.
    Und Jammer Nr 2: dass ich die Welt nicht im Alleingang retten kann. Na ja, vielleicht ist das auch ganz gut so, wenn ich mal den ehrlichen Blick auf meine Ressourcen zulasse … … …

    Gefällt 1 Person

  4. Ach, die Veränderung kommt schon! Freilich eher in betongrau denn in grün. Etwa ein paar Autobahnen oder Atomkraftwerke, die die Landschaft besser zieren als so unreguliertes Zeug. Deregulation ist nur für die Wirtschaft gut! Weg mit der Polizeistunde, freie Schnapswahl für jedes Alter!

    Aber ja, dasselbe Problem hat der Schwarzwald. Oder hier gleich nebenan, württembergisches Allgäu: (Prüfprozeß Biosphärengebiet Allgäu – Oberschwaben). Die Landbesitzer sind dagegen. Immerhin kann man dann keine positive Veränderung mehr einleiten, siehe oben.

    Und das Wahlvolk wählt und es fällt einem dazu immer jenes Kälbchen ein. Das seinen Metzger bekanntlich selbst wählte. Es kommt mir so vertraut vor.

    Gefällt 1 Person

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