Und sehr nachdenkenswerte Impulse:
Die Sendung dauert (leider oder zum Glück, je nachdem*) über drei Stunden.
Kleiner Tipp: Das Video kann in der Abspielgeschwindigkeit individuell eingestellt werden (über das Zahnrad unten rechts im Video, wenn man mit der Maus draufgeht).
Ich habe auf 1,5fach beschleunigt, aber in den Momenten, wo ich genauer zuhören (oder mir sogar Notizen machen) wollte, habe ich dann auf 0,75 gedrosselt.
Über einzelne Thesen kann man sicher unterschiedlicher Meinung sein, man soll und muss es sogar. Aber es werden ungemein viele Fragen gestellt, die dringend ausgehandelt und durchdekliniert werden müssen. Und zwar auf allen Ebenen. Im Europaparlament, in der Kommission, in den Mitgliedsstaaten und denen, die es werden möchten, in Bundesländern, Kommunen und bei den Bürgerinnen und Bürgern.
Denn wir brauchen unbedingt Hintergrundwissen, das uns mündige Entscheidungen ermöglicht, wenn wir etwas ändern wollen. Wenn wir eine Entwicklung anstreben, in der die Menschen in all ihrer Unterschiedlichkeit im Mittelpunkt stehen. Wir werden zwar den ganzen Tag und auch noch die Nacht berieselt mit Information und Desinformation; mit Polemik und Demagogie in vermeintlich seriösem Gewand, die wir von Tatsachen kaum unterscheiden können, aber wir haben immer mehr Meinung und immer weniger Wissen.
Da fällt mir eine kleine Seitenfrage ein, die damit aber zu tun hat:
Warum erzählt man immer noch und immer wieder der BILD-Zeitung als Leitmedium, wie in Berlin oder anderswo Entscheidungen gefällt werden? Man könnte ebenso die FAZ und die SZ als Beispiel für konservative oder progressive Presseerzeugnisse auswählen und beiden dieselben Infos zukommen lassen. Ich gehe davon aus, dass der Informationsgehalt bei beiden deutlich seriöser und sinnvoller wäre.
Mich hat ein Statement von Frau Zadoff (NS-Dokumentationszentrum München) stutzig gemacht, die sinngemäß sagte (am besten selbst anhören, es lohnt sich wirklich, auch in normalem Tempo), der Populismus sei inzwischen so normal geworden, dass er zunehmend nicht nur politische, sondern alle Diskussionen durchdringe. Und dass es doch viel besser sei, statt alles schlechtzureden, gemeinsam zu überlegen, was und wie man besser machen könne mit einer inklusiven, wertebasierten Leitkultur (!JA! Sie hat Leitkultur gesagt. Und damit etwas ganz anderes gemeint als Friedreich Merz.) anstelle eines Kulturkampfes über Nebenschauplätze wie das Gendern.
Weniger Meinung, mehr Haltung. Das unterschreibe ich gern.
Wobei: Meinung darf sein. Aber immer gepaart mit der Bereitschaft, sich andere Meinungen anzuhören und sie zu prüfen. Daraus entsteht dann die Haltung. Und die kann auch mal lauten „Ich wünsche mir Frieden. Aber ich bin in der verzwickten Situation alles andere als sicher, wie wir ihn am Besten erreichen.“
*Leider, weil es anstrengend ist, zum Glück, weil richtig gut diskutiert wird, statt kurze Statements übereinander her in die Luft zu brüllen. Aber man kann das Ganze ja auch in Portionen gucken.