Ich mache einfach mal weiter mit meiner Analyse der Parteienlandschaft. Vielleicht ahnt ihr es schon, es gibt für (fast) alle von mir Sympathiepunkte an der einen oder anderen Stelle, aber sie haben auch alle Schwachstellen.
Es gibt hier bei uns eine Partei, die zu einer Zeit gegründet wurde, die ich schon sehr bewusst miterlebt habe. Eine Partei, die anders war als die Etablierten, deren Mitglieder gegen den Strom schwammen. Zunächst aus Protest, weil man sich mit Missständen nicht mehr zufriedengeben wollte. Eine Partei, die in der relativ kurzen Zeit ihres Bestehens viel bewegt hat, witzigerweise obwohl sie lange als Nischenpartei galt. Waren es anfangs die vielbelächelten strickenden Männer, Frauen, die ihre Babies in Plenumssitzungen stillten, Leute, die sich anders ernährten, anders kleideten, einen anderen Lebensstil pflegten als die Mehrheit des Bürgertums. Sie wurden die ersten Jahre relativ wenig ernstgenommen, sondern galten als eine Art Fortsetzung des Hippietums mit anderen Mitteln.
Ich bin mir relativ sicher, dass ihr Vorbild langsam wie ein fruchtbarer, sanfter Landregen in die Gesellschaft einsickerte. Männer, die bei den Kindern zu Hause bleiben, der Vormarsch der vegetarischen Ernährung, bessere Tierhaltungskonzepte, Naturschutzprojekte… Klar kann man sagen, es dauert alles zu lange, aber ich schätze, ohne die Sonnenblumenpartei wären wir immer noch nicht soweit wie wir sind.
Nach der Wende kam dann die ostdeutsche Schwesterbewegung dazu, die sich erwartungsgemäß und nach der Priorität der dort anstehenden Themen eher um Bürgerrechte und die Einbindung klein gehaltener Gruppen kümmerte.
Es wuchs zusammen, was zusammenpasste.
Langsam, aber unaufhaltsam begann der Aufstieg zu einer festen und notwendigen gesellschaftlichen Größe. Was meiner Meinung nach vor allem denen zu verdanken ist, die innerhalb der Partei erkannten, dass man die Welt nur verändern kann, wenn man sie zunächst so annimmt, wie sie ist.
„Realos“ wurden sie genannt. Der Ansatz ist gleichermaßen pragmatisch wie praktikabel: Wenn ich etwas ändern möchte, muss ich mich beteiligen.
Nur aus dem „Dagegensein“ kann höchstens Verweigerung folgen, aber keine Entwicklung. Oder, mit einem Bild ausgedrückt: Nur weil ich will, dass das Klavier auf der anderen Seite des Raumes steht, bekomme ich es nicht dorthin. Ich muss schon tätig werden und anschieben. Am besten mit anderen gemeinsam.
Nun haben wir heute insgesamt einen höheren Zeitdruck, weil viel zu lange viel zu wenig getan wurde, aber trotzdem halte ich es immer noch für den besseren Weg, durch ein „vorbildliches“ Verhalten vorneweg zu gehen als durch, wenn auch nur gefühlte, Denkverbote.
Da sehe ich tatsächlich noch viel Potenzial, sich weiterzuentwickeln. Gefühlt oberlehrerhaft und mit dem moralischen Zeigefinger wird zu häufig versucht, Menschen zu ihrem Glück zu zwingen. Auch wenn ich mir denken kann, wie es gemeint ist, es kommt einfach nicht gut an. Ob berechtigt oder nicht, wenn man merkt, dass man mit seinem noch so guten Angebot nicht durchdringen kann, dann hilft oft ein Perspektivwechsel oder eine Taktikänderung.
Ich bin keine Marketing- oder Rhetorikexpertin, aber ich kann mir gut vorstellen, wenn es eine konsequente Ermöglichungsstrategie gibt statt der Wahrnehmung als „Verbotspartei“, dann ist auch wieder ein größerer Erfolg und eine Mut machende Perspektive drin. Das ist natürlich (wie alles, was ich über die Parteien geschrieben habe und noch schreiben werde) meine ganz persönliche Sicht.
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Die Politik:
umfasst einen engen Politikbegriff und bezieht sich auf die Politik als soziales Funktionssystem (z. B. Staat, Regierung, Parteien). Dieser enge Begriff beschäftigt sich mit der Frage, wie die Politik zu organisieren ist und wie sich diese Organisation rechtfertigen lässt.
Alle Maßnahmen, die sich auf die Führung einer Gemeinschaft, eines Staates beziehen
„die auswärtige Politik“
Methode, Art und Weise, bestimmte eigene Vorstellungen gegen andere Interessen durchzusetzen „es ist seine Politik, nach allen Seiten gute Beziehungen zu unterhalten“
Kurz & knapp
In einer Partei schließen sich Menschen zusammen, die ähnliche politische Meinungen und Ziele haben. Ihre Vorstellungen schreiben sie in ein Parteiprogramm. Bei Wahlen werben Parteien um die Stimmen der Wählerinnen und Wähler. Je mehr Stimmen eine Partei erhält, desto größer sind ihre Chancen, dass sie im Parlament vertreten ist und hier ihre Ziele durchsetzen kann.
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Schon richtig. Aber Politik im weiteren Sinn ist auch das komplette menschliche Zusammenleben. Daher mag ich Forderungen nach Entpolitisierung von vielen Themen auch nicht so wirklich.
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Guten Tag,
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Zusammenleben Bedeutungen: intransitiv: gemeinsam mit einem Partner leben.
intransitiv: gemeinsam mit anderen wohnen, auf engem Raum, in einem begrenzten Gebiet mit anderen leben. reflexiv: im Laufe einer gewissen Zeit des gemeinsamen Lebens sich aufeinander einstellen, gut miteinander zurechtkommen.
Politik als allumfassend: Der Begriff „Politik“ ist ebenso selbstverständlich wie unklar. Einerseits Bestandteil der Alltagssprache, erweist er sich zur Klärung des Begriffs als äusserst kompliziert.
Entpolitisierung: ist ein Begriff der Politikwissenschaft. Er bezeichnet ein abnehmendes oder abgenommenes Interesse an Politik, darüber hinaus sowohl Sprechakte, die einen politisch gestaltbaren Sachverhalt als unveränderbar und unbeeinflussbar beschreiben, als auch die von solchen Sprechakten hervorgerufene Akzeptanz.
Durch Entpolitisierung werden Sachverhalte, etwa Entscheidungen von Herrschaftsträgern, als alternativlos dargestellt und hingenommen. Durch Entpolitisierung kann in einer Demokratie eine politische Materie der politischen Diskussion und Gestaltung entzogen werden.
Mit freundlichen Grüßen
Hans Gamma
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Die Grünen haben hervorragende Arbeit geleistet, als Kind der 60er kann ich das sagen. Es hat heute vergleichsweise saubere Gewässer und in der meisten Menschen Bewusstsein ist die Notwendigkeit des Umweltschutzes angekommen.
Heute . möchten die Grünen dagegen am liebsten mit dem Knüppel regieren. So gewinne ich niemandes Herz, wenn ich den Menschen die Existenzgrundlagen zu entziehen drohe, Stichworte Mobilität und heizen, während der Rest der Welt einfach weiter macht und wir jede internationale Konkurrenzfähigkeit verlieren.
Oder die derzeitige grüne Außenministerin, die gerade in Israel weilt und Beistand schwört, während das dortige Regime weißen Phosphor auf Gaza abwirft. Bei allen Verständnis für den Schmerz, für die Opfer des Hamas-Terrors – mir kommt derzeit das kotzen an.
Die Tage der Grünen sind gezählt, leider. Im Kern stehen sie für eine gute Sache, aber das tat die SPD auch mal …
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Naja, nach wie vor denke ich, ist das größte Problem die Kommunikation. Nicht alles, was zum Beispiel in puncto Heizungen kolportiert wurde, war auch so gedacht, aber als die Gerüchte in der Welt waren, konnte man sie nicht mehr einfangen.
Ich hoffe mal, dass weder die Grünen noch die SPD in den letzten Zügen liegen, aber da muss eindeutig mehr Pfeffer rein.
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Hmm…
Ich bin da je etwas anderer Meinung, nicht nur, was Deinen letzten Satz angeht, sondern auch zum Konflikt im nahen Osten, obschon ich es genauso verwerflich finde wie Du, was das Gebaren der Israelis angeht.
Denn dessen Ursache liegt ja doch auch in dem, was de Hamas vorher in Israel angerichtet hat – und noch viel weiter zurück liegend bei den Dingen, die gegen den arabischen Widerstand zur Gründung des Staates Israel führten. Also auch im Holocaust und dem verständlichen Wunsch der Juden, einen sichern Ort in dieser Welt zu finden…. Was 1947 zu einer Entscheidung der Uno am grünen Tisch und zur Teilung Palästinas führte.
Insofern finde ich auch durchaus gerechtfertigt, wie die deutsche Politik sich zu diesem Konflikt stellt und wie Frau Baerbock sich dazu äussert.
Auch wenn ich selbst nicht ganz ihrer Meinung bin
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Ich glaube nicht, dass die Tage der Grünen gezählt sind. Sie regieren nach meiner Meinung auch nicht mit dem Knüppel, wir haben aber gerade in Punkto Klimawandel auch schlicht keine Zeit mehr. Vieles wird auch schlicht u.a. von der Blödzeitung, der CDU und anderen bewußt kolportiert. Es gibt wohl kaum soviele Falschmeldungen über irgendwas wie über das Heizungsenergiegesetz.
Frau Baerbock hat in Israel explizit das Leid auf beiden Seiten erwähnt. Ich finde, die Frau macht einen verdammt guten Job, was auch ich nicht zugetraut habe.
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Es würde meiner Ansicht nach bereits zu einer größeren Akzeptanz der Politik der Grünen, eigentlich aber auch jeder anderen demokratischen Partei, beitragen, wenn sie nach einem Wahlabend mit Verlusten nicht immer dahingehend argumentieren würden, dass es offenbar nicht gelungen sei, den Wählern die eigenen Inhalte ausreichend zu vermitteln, sondern schlicht eingestehen würden, dass die Wählerinnen und Wähler diese Inhalte nicht unterstützen! Mit „Es ist uns nicht gelungen … usw.“ erklärt man die Wählerschaft für deutlich blöder als sie ist, indem man ihr implizit unterstellt, zu doof für das Begreifen politischer Inhalte gewesen zu sein.
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Volle Zustimmung. Das ewige Schönreden geht mir auch auf den Keks.
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