160 Jahre hat sie auf dem Buckel. Da sehen alle anderen ganz schön jung aus. Lange Zeit war die alte Tante meine Wahl. Ich war familiär vorbelastet, denn mein Opa war langjähriges Mitglied, in der Lokalpolitik hier vor Ort tätig, Gewerkschafter mit Herz und Seele. Auch in der Zeit des NS-Regimes hielt er durch und ließ sich nicht beeinflussen. Das brachte ihm unter anderem Erfahrungen mit der Gestapo, auf die er sicher lieber verzichtet hätte.
Inzwischen ist es eher eine Art sehr offene Beziehung, die mich mit der Tante verbindet. In manchen Fällen ist sie mir zu langsam, zu altbacken, zu schluffig. Ob es am Führungspersonal liegt? Wie der Herr, so’s Gescherr, wie der Ostwestfale sagt? Naja, einige Leute sind da schon, wo ich das Gefühl habe, ich kann nicht so langsam denken, wie die gucken. Andererseits soll man ja nicht auf Äußerlichkeiten achten.
Früher, also vor längerer Zeit, als ich noch jung war, habe ich mich selbst übrigens manchmal als wandelnde GroKo gesehen. Weil ich es immer fassungslos beobachtet habe, wie sich Demokraten gegenseitig kleinreden, obwohl alle für sich reklamieren, das Beste zu wollen. Ich habe mich ernsthaft gefragt, warum man im Deutschunterricht diskutieren und debattieren lernt, mit Argumenten, Gegenargumenten, Abwägung und am Ende mit einer logischen Schlussfolgerung. Und alle, die im Land was zu sagen haben, halten sich nicht dran. Kannten die das alle nicht? Wie haben die ihre Schule geschafft? Gott, war ich naiv!
Wenn ich damals schon das Wissen von heute gehabt hätte, nämlich dass es zu dieser Zeit nur ein wenig seichtes Geplänkel war, verglichen mit den Ungehörigkeiten, die sich die Politiker heutzutage an die Köpfe werfen, hätte ich vermutlich frustriert in den Tisch gebissen.
Ich hoffe nur, der Deutschlandpakt oder wie auch immer man es nennen will, wenn sich alle zusammenraufen, denen die Demokratie in unserem Land wirklich am Herzen liegt, kommt zustande. Und bringt dann auch Ergebnisse. Vielleicht bin ich sogar immer noch naiv.
Und damit bin ich einigermaßen ernüchtert am Ende meiner kleinen Reise durch die Parteienlandschaft angekommen. Denn die, die jetzt noch bleiben, sind entweder ausdrücklich keine Alternative, stehen kurz vor der Spaltung in zwei unberechenbare Stücke oder ich weiß einfach viel zu wenig darüber.
Aber wer sich wirklich damit auseinandersetzen möchte, was man alles wählen kann, wenn man dem Wahlsystem nicht den Rücken kehrt, kann das hier nachlesen.
Als Schlussbemerkung bleibt mir noch: Ich wünschte, man würde die Wahlen besser takten. In irgendeiner Region herrscht fast immer Wahlkampf. Und das scheint mir eines der größeren Hindernisse zu sein, um einfach mal nur ruhig und unaufgeregt die Sachen abzuarbeiten…
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In einer Diktatur ist es die Pflicht zu schweigen.
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Guten Tag Frau Annuschka.
Vielen Dank für Ihr Fragezeichen.
Die Demokratie ist die beste, der nachfolgenden Regierungsformen.
Diktatur:
unumschränkte, andere gesellschaftliche Kräfte mit Gewalt unterdrückende Ausübung der Herrschaft durch eine bestimmte Person, gesellschaftliche Gruppierung, Partei o. Ä. in einem Staat.
Demokratie:
politisches Prinzip, nach dem das Volk durch freie Wahlen an der Machtausübung im Staat teilhat
zu den Prinzipien der Demokratie gehört die freie Meinungsäußerung
– Regierungssystem, in dem die vom Volk gewählten Vertreter die Herrschaft ausüben
– eine parlamentarische Demokratie
Es gibt keine Alternative zur Demokratie.
Mit freundlichen Grüßen
Hans Gamma
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