Immer noch nicht schlauer

Es ist Montag, der 26.2.2024. Genau vor vier Jahren, damals war diesem Datum ein Mittwoch zugeordnet, rissen mir die Sehnen in beiden Oberschenkeln. Zwei Tage später schrieb ich über meinen UMFALL, den der Arzt im Krankenhaus noch als doppelte Zerrung der Oberschenkel klassifiziert hatte.
Die niederschmetternde (im wahrsten Sinn des Wortes😅) Diagnose kam erst gut eine Woche später, nachdem sich an den Rückseiten beider Oberschenkel großflächige Hämatome zeigten und genauere Untersuchungen veranlassten.

Pech war es, dass sich kurz nach der Diagnose Deutschland einen Lockdown verordnete, denn wer weiß, wie die Behandlung ausgesehen hätte, wenn alles wie immer gewesen wäre.
Glück hatte ich wiederum auch, dass kurz vor dem Lockdown mein Angetrauter den genialen Gedanken hatte, mir einen Rollstuhl zu mieten. Obwohl es anfangs verdammt schwer für mich war, dem zuzustimmen, erwies es sich als sehr sinnvoll.

Warum ich darüber nachdenke?
Weil exakt heute wieder so eine schwer einschätzbare Situation vorliegt.
Ich war im MRT, der Radiologe meint eine Meniskusruptur zu sehen, ist sich aber nicht ganz sicher. Auf gut Glück habe ich mich zu einem Orthopäden fahren lassen, der morgens eine offene Sprechstunde anbietet.
Mein Pech (und natürlich auch das des Arztes): ehe es zu einer Untersuchung kam, musste der Doc wegen eigener Erkrankung die Praxis schließen. Nun soll ich in zwei Wochen wiederkommen.
Ich weiß, dass Meniskus kein Notfall ist. Es wäre auch vermutlich alles besser auszuhalten, wenn ich nicht durch die Unterarmgehstützen wieder sehr verspannte Schultern hätte, was sich gerade in der rechten, die ja auch nicht mehr ganz in Ordnung ist, unangenehm bemerkbar macht. Und zweitens beanspruche ich, um das linke Bein zu entlasten, das rechte stärker, in dessen hinterem Oberschenkelmuskel ich auch nach vier Jahren oft Krämpfe und brennendes Ziehen verspüre. Und wenn ich nicht alle Nase lang beim Umdrehen nachts im Bett unbeabsichtigt irgendwas mit dem linken Knie anstellen würde, das es überschnappen lässt.
Oder eine Bewegung mache, bei der ich das Knie irgendwie verdrehe, wie vor ein paar Minuten -beim Hinsetzen! Wie schafft man denn sowas? In solchen Momenten habe ich dann außer einem ekelhaften Schmerz sinnigerweise immer Kopfkino von Hühnerknochen🙄, wie in einem Comic-Film schwebt diese Denkblase dann über meinem Haupt.
Es schwingt stets ein wenig die unterschwellige Bange mit, was auch immer dort ist, zu verschlimmern. Und im Hinterkopf das hartnäckige „Und, was kommt als nächstes?“ Eine Frage, die nicht vollkommen unberechtigt ist und die ich mir ebenfalls vor vier Jahren bereits stellte.

Überhaupt, ich fühle mich ein bisschen wie ein eingesperrter Tiger, der auf begrenztem Raum halt hin- und hertigert. Es ist ja gut und schön, viel Zeit zum Denken und zum Schreiben zu haben, aber mehr körperliche Bewegung wäre für das mentale Wohlbefinden auch mal wieder schön. Ja, ich weiß, das alles ist Jammern auf hohem Niveau. Es ist trotzdem doof, spannt meine Nerven ziemlich an und ich kann es nicht mal mit Schokolade oder Gummibärchen kompensieren😢, ohne mein Fasten zu brechen.

Aber irgendwie ist es fast schon witzig: Da ich die Entwicklungen im Frühjahr 2020 so minutiös vom Bett aus verfolgte (was anderes konnte ich ja kaum), machte ich mir damals auch sehr gründliche Gedanken um die Dinge, die in den Köpfen vieler Mitmenschen so vorgingen…


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Autor: Annuschka

Ostwestfälisch beharrlich, meistens gut gelaunt, Buchhändlerin, Ehefrau, Mutter von drei tollen Töchtern, Hundemama, Jugendarbeiterin (in zeitlicher Reihenfolge des Auftretens). Mit vielen Interessen gesegnet oder geschlagen, je nach Sichtweise ;-)

28 Kommentare zu „Immer noch nicht schlauer“

  1. Die Idee deines Angetrauten finde ich sehr gut! Ihr könntet euch ja auch einen Rollator für dich mieten. Damit könntest du auf schonende Weise ein wenig unterwegs sein. Und schonender für Schultern, Arme und Nacken als Unterarmgehstützen ist so ein Teil in jedem Fall.
    Gute Besserung!

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    1. In den ersten Tagen haben wir uns seinen Rollator geteilt😊. Im Augenblick komme ich aber mit den Unterarmgehstützen besser vorwärts. Vor allem außer Haus.
      Danke, es wird schon irgendwie werden.

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    1. Ganz so schlimm wie der Panther ist es noch nicht. Und doch, ich denke, mir geht es noch gut. Wenn nur die Unsicherheit nicht wäre, was auf meine Bänder, Sehnen und Knorpel noch so alles zukommt…

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    2. Liebe Anja, ich habe ja eine ähnliche Erkrankung, wie du, daher interessiert es mich: Nimmst bzw. spritzt du ein „Biological“? Hast du den Eindruck, dass es dir damit irgendwie besser geht?
      Liebe Grüße
      Maren

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    3. Liebe Maren, nein, ich spritze überhaupt nicht mehr und mit Biologicals oder Biosimilars ist mein Rheumadoc bisher nicht einverstanden.
      Erst habe ich MTX gespritzt, bis mir davon so übel wurde, dass ich aufhören musste. Jahrelang habe ich Leflunomid genommen, das habe ich gut vertragen, aber vermutlich hat es unbeabsichtigt zur verstärkten Anfälligkeit der Sehnen beigetragen. Seit zwei Jahren habe ich als Basismedikation Sulfasalazin. Und manchmal das Gefühl, ob ich das nehme oder in China fällt ein Sack Reis um, macht nicht viel Unterschied.
      Demnächst habe ich den nächsten Termin, da muss ich das mal ansprechen.
      Und bei dir? Kommen da Biologicals zum Einsatz? Und mit welchen Erfahrungen?
      Viele Grüße zurück
      Anja

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    4. Ich habe das Rheuma ja schon sehr lange. Das heißt die ersten Jahre Cortison oder Diclofenac jeweils in den akuten Schüben. Das erste „Basismittel“, das ich genommen habe, war Ciclosporin (Immunsuppressivum, das z.B. nach Nierentransplantationen eingesetzt wurde). Da war ich noch jung. Habe keine sonderlichen Nebenwirkungen verspürt, aber auch keine sonderlichen Wirkungen.
      Dann, wie du, viele Jahre MTX, mit entsprechender Übelkeit, bis diese so stark wurde, dass es nicht mehr ging. Dann wieder einige Zeit Cortison / Diclofenac. Und dann habe ich mich, eigentlich gegen meinen Willen, zu einem TNFalpha-Blogger, also einem Biological, überreden lassen. Habe das rund 8 Jahre gespritzt. Wie auch bei MTX war es die ersten Jahre eine deutliche Unterdrückung der Entzündungen, – mit nachlassender Wirkung. Ich habe zudem eine Allergie darauf entwickelt, die aber lange nicht erkannt wurde. Sprich, es ging mir die letzten Jahre mit diesem Zeug immer beschissener (sorry…). Ich bin jetzt rund 7 Jahre „ohne“. Und so lange hat es auch gedauert, bis ich die Nachwirkungen des TNFalpha-Bloggers endlich komplett aus dem Körper ausgeleitet bekommen habe (mein Schweiß jetzt z.B. endlich wieder ganz normal riecht und nicht mehr ekelhaft süßlich faulig, wie seit diesem Medikament). Mein Absetzen von dem Zeug war ein „kalter Entzug“, was ich nicht empfehlen würde. Ich habe es ohne ärztliche Begleitung, also ohne Abfederung mit Cortison o.ä. gemacht. Weil ich irgendwie zu dem Zeitpunkt keinen Arzt gefunden habe, der mich dabei begleiten wollte, sie wollten alle immer nur auf ein anderes Biological wechseln. Aber ich hatte nach dieser Allergie auf das Zeug absolut die Nase voll von diesen Versuchen.
      Jetzt therapiere ich nur noch „alternativ“. Die Wirkungen sind ebenfalls bisher nicht überragend. Aber wenigstens habe ich keinerlei Nebenwirkungen mehr … .
      Liebe Grüße
      Maren

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    5. Liebe Anja, ich habe – angeregt von unserem Austausch hier – meine persönlichen Erfahrungen nochmal in einem eigenen Beitrag beschrieben, den ich noch fortsetzen werde; auch, weil ich hoffe, damit zu insgesamt mehr Verständnis für unterschiedliche Sichtweisen beitragen zu können. Vielleicht interessiert es dich. http://ichlachemichgesund.blog/2024/03/01/medikamente/ . In den nächsten Tagen werden dazu noch Folgebeiträge von mir erscheinen.
      Liebe Grüße und schönes hoffentlich einigermaßen schmerzfreies Wochenende
      Maren

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  2. Ich kann das so gut nachvollziehen, denn mir geht es anders, aber auch ähnlich. Gehen und Radfahren ist schmerzhaft. Das ist schlimm und ab und zu „zum Heulen“, weil ich weiß, das wird so bleiben oder schlimmer werden. Das wird bei Dir hoffentlich nicht der Fall sein, aber die Unsicherheit im Moment zehrt natürlich auch.
    Eigentlich bist Du ja Tag und Nacht mit den Schmerzen beschäftigt und eins kommt zum nächsten. Was Du hier schreibst, ist kein Jammern auf hohem Niveau (auch wenn es anderen schlechter gehen mag), sondern ein vernünftiges „Dampf ablassen“. Das ist auch wichtig ab und zu.
    Ich wünsche Dir viel Geduld, Zuversicht und natürlich eine gute Besserung! Regine

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    1. Danke, liebe Regine. Da auch bei mir eine rheumatische Erkrankung zugrunde liegt, muss ich mich vermutlich damit anfreunden, dass es langsam, aber sicher mehr Baustellen werden.
      Meine Mama sagte immer: „Die beste Krankheit taugt nix.“ So ist es wohl.
      Vielen Dank für deine guten Wünsche, die ich gern zurückgebe.
      Liebe Grüße
      Anja

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  3. Moin Anja. Au ha. Ich könnte nun die Phrase dreschen: „Wir sind in einem knackigen Alter“, oder, weil ich auch den verlinkten Seiten gefolgt bin, klookschietern: „Komme erstmal in mein Alter …“ 😉 aber nee, das lasse ich wohl lieber. Mit meinen Baustellen Rücken/ISG, Herz/Brust und jetzt auch noch Schulter freue ich mich über jeden Tag, wo’s halbwegs geht, im wahrsten Sinne des Wortes. Das wünsche ich dir auch, werde fit & bleibe munter!

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    1. Moin Sven, alles gut. Klookschietern kann ich ja selbst auch ganz gut😂. Meist komme ich recht gut mit den Baustellen klar, nur im Februar, wenn sich meine Gärtnerseele die Aktionen für den Frühling in den schönsten Farben ausmalt und mir dann mal wieder eine Sehne oder ähnliches den dicken Strich durch die Rechnung macht, dann überkommt mich kurzfristiges Frustjammern.
      Erfahrungsgemäß überwiegt bald wieder der Optimismus.
      Dir auch alles Gute, gesundheitlich und sonst,
      Anja

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    2. Ich weiß ja nicht, ob du das weißt, ich wusste es jedenfalls nicht, bis mir ein einheimischer „Klookschieter“ den Unterschied zum „Klugscheißer“ erklärt hat: Das „Klugscheißen“ sei negativ konnotiert, im Gegensatz zum „Klookschietern“, das grundsätzlich positiv und mit einem Augenzwinkern zu verstehen sei. Na denn, ich nehm’s mal so hin 😉

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    3. Aha, das wusste ich noch nicht. Aber es wundert mich nicht, dass eingefleischte Platt-Sprecher (ich wüsste jetzt nicht, wie ich den plattdeutschen Ausdruck in Schriftsprache bringen soll, jedenfalls nicht den, der bei uns benutzt wird, das sähe dann wie „Kü-er“ oder so aus ) da einen Unterschied machen.
      Ich muss gestehen: ich kann beides🙈

      Gefällt 1 Person

  4. Hallo Anja, das hört sich ja alles sehr unerfreulich und nervig an. Wirklich mitreden kann ich allerdings (glücklicherweise) nicht. Aber einen guten Verlauf, gute Besserung und viel Geduld und Zuversicht kann ich dir ja trotzdem wünschen 😉

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    1. Danke, Matthias. Ach weißt du, inzwischen kenne ich das ja irgendwie mit den Sehnen, Bändern etc. , aber manchmal nervt es halt einfach und das muss dann raus. Danke für deine guten Wünsche.

      Gefällt 1 Person

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