Zwei Geschichten

Heute habe ich zwei Geschichten für euch, die ich nicht selbst geschrieben habe, nur selbst aufgestöbert.
Wiedergefunden habe ich sie, als ich damit beschäftigt war, meine Recherchedateien, die ich seit einigen Jahren schon sammele, in eine sinnvolle Struktur zu bringen.

Quelle: Pixabay

Es handelt sich um Parabeln, die uns zum Nachdenken anregen. Aber lest selbst:

ARBEITSLOS
Ein Arbeitsloser bewirbt sich um die Stelle eines Klo-Reinigers bei Microsoft. Der Personalchef lädt ihn zu einem Gespräch ein und lässt ihn einen Test machen.
Anschließend sagt er ihm:
Du bist eingestellt, gib mir deine eMail-Adresse und ich werde dir deinen Vertrag schicken sowie den Tag und die Uhrzeit nennen, wann du anfangen kannst.
Der verzweifelte Mann antwortet, dass er keinen Computer habe und somit auch keine eMail.
Der Personalchef sagt ihm, aber wenn er keine eMail-Adresse hätte, würde er virtuell nicht existieren, und weil er nicht existieren würde – keinen Job.
Der Mann geht, verzweifelt, ohne zu wissen, was er mit den letzten 10$ in seiner Tasche tun solle.
Schließlich entscheidet er sich, in den Supermarkt zu gehen, und eine Kiste mit 10kg Erdbeeren zu kaufen.

Er beginnt mit «Klinken-Putzen», um die Erdbeeren kiloweise zu verkaufen.
Er schafft es, in 2 Stunden sein Kapital zu verdoppeln.
Er wiederholt die Sache 3mal und kommt mit 60$ nach Hause.
Er begreift, dass er auf diese Weise überleben könnte.
Er beginnt jeden Tag früher und kommt später nach Hause, und so verdreifacht und vervierfacht sich sein Geld jeden Tag.

Kurze Zeit später kauft er eine Schubkarre, dann tauscht er sie gegen einen Lastwagen ein, und später ist er Besitzer einer kleinen Flotte von Lieferwagen.
5 Jahre vergehen…
Der Mann ist jetzt Besitzer eines der größten Lebensmittel-Handelsketten der USA. Nun denkt er an die Zukunft seiner Familie und entscheidet sich für eine Lebensversicherung.
Er bestellt einen Makler und wählt einen guten Vertrag. Am Ende des Gesprächs bittet der Makler um seine eMail-Adresse für die Bestätigung der Vereinbarungen.
Der Mann sagt ihm, dass er keine eMail habe! Seltsam sagt der Makler, Sie haben keine eMail und trotzdem dieses riesige Imperium aufgebaut. Stellen Sie sich vor, wo Sie wären, wenn sie eine eMail besitzen würden!
Der Mann überlegt und antwortet: ICH WÄRE SCHEISSHAUSREINIGER BEI MICROSOFT!

Quelle unbekannt

Quelle: Pixabay

Die zweite Geschichte beginnt ähnlich, findet aber eine ganz andere Auflösung:

Die Geschichte vom Fischer und dem Geschäftsmann

In einem sonnigen Fischerdorf legt ein Fischer mit seinem kleinen Boot am Pier an. Er hat einen großen Thunfisch gefangen. Ein Berater, der gerade Urlaub macht, beobachtet den Fischer bereits seit einigen Tagen. Er gratuliert ihm zum heutigen Fang und fragt: „Wie lange warst Du auf See, um diesen Fisch zu fangen?“

Der Fischer antwortet: „Nur ein paar Stündchen.“

Daraufhin fragt der Berater: „Warum bleibst Du nicht länger auf See, um mehr Fische zu fangen?“

Der Fischer erwidert: „Dieser Fang reicht mir, um meine Familie für ein paar Tage zu versorgen.“

Der Berater ist verwundert: „Was tust Du denn mit dem Rest des Tages?“

Der Fischer erklärt: „Ich fahre nach Hause. Nach dem Mittagessen gehe ich mit meiner Frau spazieren und mache eine Siesta. Dann spiele ich mit meinen Kindern. Abends kommen Freunde, wir genießen den Fisch, trinken Wein und philosophieren über Gott und die Welt. Wie Du siehst, habe ich einen gut ausgefüllten Tag.“

Der Berater antwortet: „Ich habe studiert und kann Dir helfen. Wenn Du den ganzen Tag fischen gehst, fängst Du mehr Fische. Dann kannst Du die übrigen Fische verkaufen. Von dem Erlös kannst Du bald ein größeres Boot kaufen. Für dieses Boot heuerst Du zwei, drei Fischer an. Ihr werdet so viel fischen, dass Du schon bald mehrere Boote kaufen und eine eigene Flotte aufbauen kannst. Statt an einen Händler verkaufst Du die Fische direkt an eine Fischfabrik. Bald wirst Du soviel verdienen, dass Du eine eigene Fischverarbeitungsfabrik eröffnen kannst. So sparst Du Geld und kannst die Produktion und den Vertrieb selbst kontrollieren.“ Der Berater wurde ganz euphorisch bei diesen Gedanken.

Der Fischer erwidert unbeeindruckt: „Und wie lange wird das dauern?“

„So etwa 15 bis 20 Jahre“, erklärt der Berater.

„Und was ist dann?“, fragt der Fischer.

„Dann kommt das Allerbeste“, antwortet der Berater: „Wenn die Zeit reif ist, verkaufst Du Dein Unternehmen und kannst aufhören zu arbeiten. Du kannst morgens ausschlafen, zum Spaß noch ein wenig fischen gehen und den restlichen Tag mit Deiner Familie und Deinen Freunden genießen.“

„Aber genau das tue ich doch jetzt schon“, sagt der Fischer, „nur dass meine Kinder dann aus dem Haus sind.“

Quelle: https://einfachachtsam.de/die-geschichte-vom-fischer-und-geschaeftsmann/

Was für den Erdbeerverkäufer die Rettung war, aus seiner Misere herauszukommen, wäre für den Fischer eine Horrorvorstellung.
Wachse oder weiche? Oder gibt es einen Mittelweg?
Ist der eine Weg besser als der andere? Oder ist er einfach nur anders?

Wir Menschen sind unterschiedlich. Nicht nur äußerlich, sondern von unseren Begabungen her, von dem, was uns wichtig ist im Leben, von dem, worin wir unsere Energie und unser Herzblut investieren.

Ja, es lohnt sich, GROß zu denken. Aber denkt der Fischer in der zweiten Geschichte weniger groß? Oder hat er einen anderen Zugang zu den großen Themen des Lebens als der Erdbeerverkäufer? Setzt andere Prioritäten?

Als Eltern machen wir uns stets Gedanken über die Zukunft unserer Kinder.
Mein Mann und ich beispielsweise haben unserer ältesten Tochter vor 12 Jahren abgeraten, eine künstlerische Laufbahn direkt nach dem Abi einzuschlagen.
Ich kann bis heute nicht abschließend beantworten, ob das eine richtige oder falsche, eine gute oder schlechte Beratung war. Ich vermute, so einfach ist die Antwort nicht.
Wir taten es nicht, weil wir ihr die künstlerische Begabung absprachen, ganz bestimmt nicht, denn sie ist in verschiedenen Bereichen eine sehr kreative Persönlichkeit.
Aber zu der Zeit gab es eine Menge Bewegung in der Künstlersozialkasse, nicht immer zum Vorteil der dort Versicherten. Wir wünschten ihr von Herzen ein auskömmliches Leben, keine Durststrecken, bei denen sie sich von Nudeln mit Ketchup ernährt und auf das nächste Engagement hoffen muss.

Zugegeben: In vielerlei Hinsicht waren wir als Eltern zu der Zeit noch stärker in Konventionen verhaftet. Ganz werden wir da vermutlich auch nicht herauswachsen, schon wegen unserer eigenen Biographien nicht. Und sie war die Erste von Dreien, die wir in die ungnädige Welt entließen. Aber auch Eltern entwickeln sich weiter.

Heute würde ich persönlich möglicherweise (ganz sicher bin ich mir nicht) eher sagen:
Tu, was sich für dich richtig anfühlt.
Ob du als Schauspielerin oder Malerin den Menschen Freude schenken willst, ob du Gäste bewirten und ihnen in einer liebevoll geführten Frühstückspension den Urlaub versüßen möchtest, ob es dich in die Wissenschaft zieht oder ob du Kindern Wärme, eine fundierte Elementarbildung und einen guten Start ins Leben ermöglichen willst.
Und trotzdem würde ich es ganz sicher mit den Bauchschmerzen einer Mutter tun, die sieht, wie schwierig es für die unterschiedlichsten Lebensmodelle ist, ihr Auskommen zu haben.

Wir sehen die Stars der Schauspielerei, der Musikbranche, der Wissenschaft, der Medizin, Literatur, Wirtschaft, selbst der Politik. Wir eifern ihnen nach, was auch gut und ein Ansporn ist.
Aber verdrängen wir dabei nicht diejenigen ihrer jeweiligen Zunft, die sich von Engagement zu Engagement hangeln, von einer befristeten Stelle zur nächsten, die Klinken putzen, auf den Durchbruch ihrer Idee warten, Firmen in den Sand setzen, scheitern?

Wichtig ist bei alledem vor allem, dass „Erfolgreiche“ nicht mehr wert sind als „Erfolglose“, die wir oft als „Looser“ brandmarken.
Und dass „Erfolg“ für jeden von uns anders aussieht, anders definiert wird und auch unterschiedlichen Stellenwert hat.
Ob man nun mit Erdbeeren als Ausgangsware ein Lebensmittelimperium gründet oder mit der Gewissheit, dass ein Thunfisch ein paar Tage den Lebensunterhalt sichert, mit seinen Kindern den Sonnenuntergang genießt.

Ich wüsste da ein paar bundesweit bekannte Adressaten, denen ich diesen Beitrag gern mal zur Kenntnis schicken würde…

Autor: Annuschka

Ostwestfälisch beharrlich, meistens gut gelaunt, Buchhändlerin, Ehefrau, Mutter von drei tollen Töchtern, Hundemama, Jugendarbeiterin (in zeitlicher Reihenfolge des Auftretens). Mit vielen Interessen gesegnet oder geschlagen, je nach Sichtweise ;-)

2 Kommentare zu „Zwei Geschichten“

  1. Ein sehr schöner Kontrast, diese beiden Geschichten. Aber es ist wirklich so. Mein ältester Sohn spielte ganz gut Schlagzeug und ich hätte schön gefunden, wenn er Musiker geworden wäre und nicht urgendwas braves. Jetzt ist er Programmierer und verdient das Doppelte von mir.

    Ich wollte Kunst studieren und bin dann Lehrer geworden und am Ende passt immer alles gut zusammen.

    Gefällt 1 Person

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