im kleinen Friesencafé
Langsam ist der Punkt erreicht, an dem ich zu (fast) keinem Buch mehr „nein“ sagen kann, das Wasser, Strand, Friesenkaten, Muscheln oder ähnliches auf dem Cover hat. Gut konditioniert, oder🤔? Es funktioniert fast schon wie ein Pawlow’scher Reflex.
Während also mein Mann Anfang April mit zwei Freunden über die Ostsee zu den dänischen Inseln schipperte, ging ich lesend fremd und besuchte Föhr auf der westlichen Seite Schleswig-Holsteins. Auch gut.
Bisher hatte ich die Bücher von Janne Mommsen nur so halb auf dem Schirm, weil ich mit einem seiner ersten Titel nicht so gut klarkam. Aber als ich auf Netgalley stöberte und das Titelbild sah, fingen meine Meerliebe-Nerven an zu sabbern. Ich kann nichts dazu, es passiert einfach so.
Ich will auch nicht verhehlen, dass ich eine Zeit brauchte, um in das Geschehen hinein zu tauchen, aber es hat sich gelohnt, dranzubleiben.
Erstens geschieht es nicht allzu häufig, dass ein leichter Wohlfühl-Roman mit dem Motiv Friends to Lovers aus männlicher Perspektive geschrieben werden. (Ich glaube, damit spoilere ich nicht zu sehr, das war von Anfang an absehbar. Amüsant sind die teils urkomischen Umwege zum Ergebnis.)
Zweitens hat mich die Situationskomik mitunter laut lachen lassen, zum Beispiel wenn mit allen Nordseewassern gewaschene und sturmerprobte Fischer sich wegen Rücken klammheimlich zum Yoga treffen, damit sie ihr Image nicht gefährden…😂.
Zur Geschichte: Gonzo (ich hatte aus unerfindlichen Gründen immer den gleichnamigen Muppet als Kopfkino) ist Krabbenfischer und einsam. Gesine möchte ihm gern helfen, eine Herzdame zu finden, aber ihre Nachhilfe in Sachen Online-Dating erweist sich als Flop. Dabei ist es ja nicht so, dass auf Föhr keine Singles unterwegs wären. Allein, die Auswahl überzeugt weder Gonzo noch Gesine. Und dann passiert auch noch eine Beinahe-Katastrophe, die verschiedenen Leuten den Boden unter den Füßen wegreißt.
Mein Fazit: Ein schöner Schmöker, um die Zeit bei Sonnenschein im Strandkorb mit einem Cocktail oder bei Schietwetter im Schaukelstuhl bei Tee und Keksen zu verbringen. Harmlos genug, um die reale Welt eine Weile komplett auszublenden und lustig genug, um sie auch noch ein bisschen zu vergessen. Für alle, die sich ein bisschen mehr Meer in ihrem Alltag wünschen.
Bibliographische Angaben: Janne Mommsen, Frühlingsgefühle im kleinen Friesencafé, Rowohlt Verlag, ISBN 978-3-499-00961-7, 17,- €
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Ich habe viele Bücher, zu viele und weiß
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… zu schnell!
… nicht wohin damit und jetzt kommst du mit sowas! Kommt halt noch eins dazu!
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Sorry, gehört zu meiner Jobbeschreibung😄.
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Ich habe als Zugezogene zehn Jahre auf Föhr gelebt und vielleicht besorge ich mir dieses Buch, obwohl ich damals froh war, dem Touristenwahnsinn dort entkommen zu sein. „Zur See“ von Dörte Hansen konnte ich nachempfinden, bei diesem Roman wird es wohl eher um eine schöne Fiktion gehen. Ist ja auch schön.
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Ja, stimmt, das sind zwei grundverschiedene Themen.
Bei uns in der Gegend hält es sich mit dem Tourismus eher in Grenzen, obwohl wir am Weserradweg sind, aber die Leute fahren ja weiter.
Aus Heiligenhafen kann ich mir lebhaft vorstellen, wie es sich als Einheimische in den Hochburgen mitunter anfühlt, nicht immer schön.
Man kann nicht mit den Touristen, aber auch nicht ohne sie leben.
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Es fehlt häufig das richtige Maß. Hier im Wendland ist es mir nur während der Kulturellen Landpartie zu voll, aber es gibt auch dann immer noch Ecken, wo es so angenehm wie immer ist. Und ansonsten freue ich mich im Sommer am Gartower See die Leute zu sehen, die hier Urlaub machen. Sie bringen Farbe ins ländliche Leben. Es sind eben nicht so furchtbar viele wie auf Föhr, wo sich alles um den Tourismus dreht und immer mehr große Hotels gebaut werden.
In Dänemark gibt es ja auch viele Urlauber*Innen und Feriengebiete, aber dort verläuft es sich so angenehm. Und die Dänen schützen ihre Landschaft mehr als wir, scheint mir.
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Und gerade wegen dieses Pawlowschen Reflexes sind Bücher so gestaltet, wie sie eben sind – aber wenn letzten Endes eine unterhaltsame Lektüre dabei rauskommt, ist dagegen ja erst mal nichts einzuwenden. 😉
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Besser als so manches „Storytelling“ in der Werbung ist es allemal.
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Guter Tipp!
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Gerne.
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