24. Dezember – Buch-Adventskalender

So, liebe Leute. Ehe es nun Weihnachten wird und wir alle zur Ruhe kommen, möchte ich euch etwas erzählen. Nicht über ein einzelnes Buch, sondern über den Ort, der eine große Vielfalt an Büchern beherbergt, bis sie ihr endgültiges Zuhause finden: Die Buchhandlung. Es gibt viele ganz unterschiedliche Buchhandlungen, kleine und große, helle und solche mit eher funzeligem Licht, moderne und altmodische, es gibt Reisebuchhandlungen, die von der großen weiten Welt erzählen oder literarische Salons, in denen jeder intellektuelle Wunsch erfüllt werden kann. Wenn es hilft, denkt an den Film „eMail für dich“, besser kann der Kontrast zwischen ganz verschiedenen Bücherwelten kaum gezeigt werden.

Ich kenne Buchhandlungen, die einen ganz eigenen Geruch von Papier ausströmen und das neugierige Publikum in fremde Welten hineinziehen, wenn man sie betritt und andere, die so durchorganisiert sind, dass sie der Phantasie keinen Spielraum lassen. Es gibt Buchhandlungen, die wie Kaufhäuser mit Wühltischen wirken und es gibt Buchhandlungen, die so individuell sind wie die Menschen, die in ihnen arbeiten. Die Spezies „Buchhändler“, gern in der weiblichen Form. Obwohl es durchaus auch männliche Buchhändler gibt, ist der Buchhandel doch häufig sehr weiblich geprägt.

In die Buchhandlung kommen Menschen, die Schullektüren brauchen, gern mal nach dem „zerbrochenen Kleist“ fragen – und auch ganz ohne Google weiß das Buchhändlerwesen, was gemeint ist. Es kommen Leute zu uns, wenn sie vom Arzt eine unschöne Diagnose erhalten haben und fragen nach Ratgebern zur Gesundheit, körperlich oder seelisch. Wir hören uns ihre Geschichten an und versuchen nach bestem Wissen und Gewissen passende Lektüre zu finden. Wir hören und sehen Trauer und führen mitunter fast seelsorgerliche Gespräche mit Menschen, die Angehörige oder Freunde verloren haben und eine Trauerbegleitung in Form von Büchern suchen. Wir sitzen (leider) manchmal sogar bei Ehekrisen in der ersten Reihe, wenn beide Partner Kunden bei uns sind und ihren Ehefrust mit Beziehungsratgebern oder rechtlichen Ratgebern zur Trennung in den Griff bekommen wollen.

Aber zum Glück dürfen wir auch auf den Sonnenseiten des Lebens unsere Kundschaft begleiten, wenn es um das passende Buchpräsent zur Hochzeit, Geburt oder Taufe geht. Natürlich haben deswegen Klassiker wie „Ein Kind entsteht“ oder „Kinder fordern uns heraus“ Platz in der Buchhandlung. Wenn eine Reise verschenkt wird, auf der ein Heiratsantrag gestellt werden soll, finden wir das richtige Buch zur Stadt der Liebe; wenn Liebe eher durch den Magen geht, dann nicht selten mit Kochbüchern aus unserem Laden.

Anscheinend hängen wir auch ständig vor dem Fernseher und zappen durch alle Kanäle, denn wenn irgendwo jemand in einer Talkshow oder Kochsendung mit seinem neuen Werk in die Kamera winkt, dann wissen wir das erstaunlich oft schon am nächsten Tag und haben das Buch parat (wenn es nicht schon wieder ausverkauft ist).

Wir geben Buchtipps zur Geldanlage, bieten Orientierung für den Umgang mit der Klimakrise, erklären mit Peter Wohlleben das geheime Leben der Bäume und werden zum Ersatzlehrer für Geschichte von der Antike bis zum WW2. Wir kennen so ziemlich jeden Sport und jedes Hobby zumindest auf dem Papier zwischen zwei Buchdeckeln. Und manchmal helfen wir auch mit einem Taschentuch, einem Pflaster oder einer Trostschokolade.

Meistens machen wir alles das auch ausgesprochen gern. Außer, wenn da jemand kommt, der uns unseren Beruf erklären will oder meint, der große amerikanische Gemischtwarenkrämer wäre eine qualifizierte Vollbuchhandlung. Das mögen wir dann gar nicht so sehr und dann kann es auch schon mal vorkommen, dass wir das auch durchscheinen lassen. Denn um auf die Schullektüre zurückzukommen: Wenn es einzelne Exemplare beim „a“ für geringe Preise gibt, dann sind das gebrauchte Bücher oder Altauflagen. Davon bekommt man keinen Klassensatz, der identische Ausgaben beinhaltet, noch dazu ohne Unterstreichungen, Anmerkungen der Vorbesitzer oder im schlimmsten Fall ohne Salamischeibe als Lesezeichen zwischen den Seiten…

Aber dafür kennen wir auch den letzten lokal erscheinenden Regionaltitel und wissen oft auch, was Tante Erna oder Opa Heinz denn am liebsten lesen.
Es gibt viele Gründe, uns zu besuchen, mit uns über Bücher ins Gespräch zu kommen und dann auch die gewünschten Titel gleich bei uns zu kaufen oder zu bestellen. Wir freuen uns! Bis bald in eurer Lieblingsbuchhandlung.

(Übrigens: will sich jemand mit einer Buchhandlung selbständig machen, bringt er oder sie am besten eine Schubkarre voll Geld mit zum Bankgespräch. Für solche aussterbenden Berufszweige haben die nämlich sehr oft nichts übrig…)

Und nun bleibt mir, euch frohe und gesegnete Weihnachten zu wünschen. Gönnt euch Ruhe, lest ein schönes Buch, genießt die Zeit mit einem kleinen Familienkreis, aber vor allem: Bitte bleibt (oder werdet) gesund.

Autor: Annuschka

Ostwestfälisch beharrlich, meistens gut gelaunt, Buchhändlerin, Ehefrau, Mutter von drei tollen Töchtern, Hundemama, Jugendarbeiterin (in zeitlicher Reihenfolge des Auftretens). Mit vielen Interessen gesegnet oder geschlagen, je nach Sichtweise ;-)

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