Bei einer Auktion in England ist eine Uhr des reichsten Passagiers der „Titanic“ für umgerechnet 1,4 Millionen Euro unter den Hammer gekommen […]
Die goldene Uhr gehörte dem US-Geschäftsmann John Jacob Astor. Zum Zeitpunkt des „Titanic“-Unglücks 1912 galt er als einer der reichsten Männer der Welt.Quelle: https://www1.wdr.de/nachrichten/titanic-uhr-versteigerung-fundstuecke-100.html
Mit dieser Meldung in den Nachrichten um 05:30 Uhr wachte ich heute früh auf. Irgendwie merkwürdig, wofür manche Menschen bereit sind, sehr viel Geld auszugeben. Auch wenn ich bedenke, dass die Titanic einen Mythos darstellt und Astor zu seiner Zeit das war, was heute Elon Musk ist. Und mir zudem bewusst ist, dass Kunstgegenstände noch zu wesentlich höheren Preisen über die Auktionstische gehen.
Es gibt also Menschen, denen sind symbolische Gegenstände ohne einen praktischen Nutzen sehr viel wert. Ich möchte das nicht bewerten, weder in die eine noch in die andere Richtung. Obwohl, so ein kleines bisschen dekadent finde ich es schon, denn mit diesen Summen, die teilweise ohne mit der Wimper zu zucken den Besitzer wechseln, könnte einer Menge Menschen in prekären Verhältnissen ganz pragmatisch geholfen werden.
Sei’s drum. Nur weil mir das spezielle Gen oder was auch immer fehlt, das für Spaß an solcherlei Auktionen und der Jagd nach verlorenen Schätzen oder auch dem goldenen Schnatz verantwortlich ist, mag ich es anderen nicht absprechen.
Aber zur selben Zeit, bei einem bekannten Online-Kleinanzeigenportal, finden bei absolut brauchbaren, gesuchten und benötigten Dingen aller Art Feilschereien statt, bei denen jeder Basarhändler im Orient blass wird.
Die berühmt berüchtigte Frage „Was letzte Preis?“ treibt vor allem die Anbieter mit Festpreisen auf die Palme, „Geht auch (hier Preis einsetzen, der höchstens die Hälfte des gewünschten Erlöses ausmacht)?“ oder gern auch „Kannst du bringen?“, wenn dort explizit Abholung vermerkt ist. Die unvollständige Nutzung von Sprache lässt mir die Fußnägel hochklappen, aber vor allem nervt mich etwas anderes.
Hier kommt ein gegensätzliches Interesse zum Schatzjäger zum Vorschein: Der Schnäppchensammler. Ich freue mich auch, wenn ich ganz unverhofft mal eines ergattere, aber grundsätzlich gehe ich meist davon aus, dass Leute ihre Gründe haben, wenn sie für ihre gut erhaltenen Dinge auch angemessenen Erlös erzielen möchten. Zum Schnäppchenangebot bedrängt zu werden, hat für mich in dieser Form etwas von Nötigung.
Denn auch Online-Marktplätze haben etwas mit Wertschätzung zu tun:
Ein über 100 Euro teures Kleid, das zu einem Anlass getragen wurde, ist auch nach diesem Tag mehr wert als 10 Euro, sonst ist es nicht mehr als Fast Fashion.
Aber das ist nur meine bescheidene Meinung, es kann und darf gern anders gesehen werden.
Zum Glück gibt es aber auch hier nette Zeitgenossen, mit denen man nicht nur Ware gegen Geld tauscht, sondern auch noch nette Mailwechsel führt, und das entschädigt mich jedenfalls für manchen Ärger.
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Wer weiß wieviele Uhren da unten liegen von Schiffspersonal. Interessiert nur keinen.
Obwohl, vielleicht könnte man die vielleicht bei eBay … als Schnäppchen…
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Oder von den unglücklichen Tauchbootinsassen letztes Jahr…
Nee, lass mal. Was da unten ist, soll auch dort bleiben.
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Denke ich auch, gilt auch für die Tauchbootinsassen
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Oh, die Uhr ist echt mega! Geht auch 140 Euro und kannst du bringen? 😉
Dein Artikel spricht mir aus der Seele – in Bezug auf die zunehmende Angewohnheit, unvollständige Sätze zu verwenden, dreiste Fragen zu stellen und die Lebenseinstellung „billig ist geil“. Und natürlich das Thema, wohin Geld fließt oder vor allem wohin nicht.
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Danke, dass du es ähnlich siehst. Ich komme mir manchmal wie ein Dinosaurier vor, wenn ich mir über solche Dinge Gedanken mache.
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1,4 Millionen Euro für eine Uhr? Und trotzdem kann man von dem Geld nicht die fünf Minuten kaufen, die die Titanic gebracht hätte um dem Eisberg erfolgreich auszuweichen…
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Tja, alles kann Geld halt doch nicht lösen🤷♀️. Zum Glück. Nicht für die Menschen auf der Titanic, aber grundsätzlich.
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Haha, „Was letzte Preis?“
Da kam mir doch gleich ein alter Blogbeitrag in Erinnerung:
https://tarzanunterwegs.wordpress.com/2022/11/27/wasse-lesse-preis/
Da ticken wir doch wohl ähnlich. Mir graust schon, wenn ich demnächst mein altes, aber sehr gutes Rad für 50 oder 60 Euro loswerden will …
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Viel Vergnügen 😄
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