Es war eine anstrengende Woche, in vielerlei Hinsicht. Zwölfmal habe ich diese Woche Ärzte, Therapeuten, Apotheken, Institutionen angesteuert.
Nicht in eigener Sache, das muss warten, bis alles wieder in geordneten Bahnen läuft im Hause Annuschka. Und es ist vollkommen in Ordnung so.
Immerhin konnte ich mir kurzfristig zwei Wochen Urlaub nehmen, damit unsere Familie gesundheitstechnisch wieder in die Spur kommt. Eigentlich wäre das alles auch gar nicht weiter bedenkenswert, wenn nicht direkt die erste Fahrt am Montag schon durch die notwendigen Vorplanungen anstrengend gewesen wäre: drei Stunden vorher den Liveticker von Lokalradio und Lokalpresse sowie die Verkehrslage auf Google Maps beobachten, damit wir nicht zwischen den Traktoren auf der Strecke blieben. Und wenn ich mich auf die Gesundheitsthemen hätte konzentrieren können, ohne mir auch noch anderweitig einen Kopf zu machen.
Aber ich weiß nicht, wie es euch geht, ich kann bei der aktuellen gesellschaftlichen und politischen Gemengelage nicht einfach gedanklich abschalten und in den Privatmodus gehen, auch wenn es mir einiges erleichtern würde. Dazu halte ich vieles für zu ernst, zu sehr vermischt miteinander, als dass ich mich ausklinken könnte. Ich möchte ganz unbedingt nicht eines Tages in einem autoritär umgebauten Deutschland aufwachen.
Und ich kann nur an alle appellieren: Wenn ihr das auch nicht wollt, dann wird es allerhöchste Zeit, laut zu werden, NEIN zu sagen und entsprechend zu handeln. Die Demokratie wehrhaft zu machen gegen Umsturz- und Allmachtsphantasien. Allen Gehör schenken, die um ein gutes Miteinander ringen wollen, aber denen die Stirn bieten, die auf das angebliche Recht von Blutlinien, starken „Rassen“ und ähnlichem Zinnober pochen.
Unterschreibt entsprechende Petitionen, schreibt Mails an eure Abgeordneten, dringt auf Antworten, schreibt Blogbeiträge.
Die Demokratie stirbt langsam und leise, wenn die Demokraten (egal ob konservativ, liberal oder links) nicht laut und selbstbewusst gegen menschenverachtende Ideologien vorgehen.
Ich habe fertig (für heute).
Entdecke mehr von Annuschkas Northern Star
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.
Demokratie verteidigen gegen menschenverachtende Ideologien, finde ich auch sehr wichtig. Verteidigung von Werten sollte allerdings nicht in Angriffe gegen andere Menschen münden; leider gibt es bei gar nicht so wenigen diese Tendenz, nicht (nur) Meinungen zu hinterfragen und ggfs. zu kritisieren; sondern die Menschen anzugreifen, die von einem selbst für falsch gehaltene Meinungen vertreten. Aber Demokratie und Frieden verteidigen, heißt ja immer: Auch selber Demokratie und Frieden leben.
Herzliche Grüße und – etwas verspätet – ein schönes neues Jahr (mit hoffentlich weniger gesundheitlichen und sonstigen Problemen!)
Maren
LikeGefällt 2 Personen
Hallo Maren und auch dir ein gutes neues Jahr.
Du schreibst „leider gibt es bei gar nicht so wenigen diese Tendenz, nicht (nur) Meinungen zu hinterfragen und ggfs. zu kritisieren; sondern die Menschen anzugreifen, die von einem selbst für falsch gehaltene Meinungen vertreten.“
Das kann ich inhaltlich vollkommen nachvollziehen, denn dieses große Problem sehe ich auch. Und es bezieht sich auch keinesfalls auf eine bestimmte politische Richtung oder Bevölkerungsschicht oder so.
Mindestens genauso schädlich ist es im Augenblick, zwar mehr oder weniger klar vor Augen zu haben, dass Ressourcen (egal ob Geld oder Rohstoffe) endlich sind und irgendwie gehaushaltet werden muss, aber jede einzelne Gruppe schreit lauthals: Aber nicht bei uns, sonst streiken wir.
Heute früh habe ich einen sehr bedenkenswerten Satz gehört: Wir müssen nicht immer einer Meinung sein und wir müssen auch nicht alles gemeinschaftlich machen, aber wir brauchen Solidarität untereinander.
Solidarität setzt Empathie voraus, und mit zunehmenden wirtschaftlichen Problemen sinkt die Fähigkeit oder Bereitschaft zu empathischem Denken. Das ist es, was mich vor allem umtreibt. Und dich sicher auch.
Aber egal wie, es wird weitergehen…
Viele Grüße
Anja
LikeGefällt 1 Person
Ich komme gerade von einer Demo vor der Hamburger AfD Zentrale. Bei mir auf der Seite gibt es einen Link zu einem vorformulierten Brief an Wahlkreisabgeordnete. Mich treibt das auch alles mächtig um. Allerdings kann ich sehr wohl auch auf privat schalten, wenn es notwendig ist und das ist es hier häufiger mal, weil ich ja einen alles andere als gesunden Gatten habe. Da aber auch diese Situation meine Kraft braucht, muss ich haushalten. Und ich kann auch völlig abschalten, wenn ich in der Natur bin und fotografieren gehe. Ich brauche das auch, sonst wäre meine Resilienz schnell am Ende. Es hilft ja niemanden und auch keiner noch so guten Sache, wenn wir alle irgendwann am Stock gehen.
LikeGefällt 3 Personen
Hallo Birte, den Link zu dem Brief hatte ich gestern schon kopiert. Irgendwo muss ich auch noch eine Mailingliste unserer regionalen Abgeordneten haben, die wird zum Einsatz kommen. Dieses Wochenende allerdings noch nicht, da ich am Montag meinen Mann ins Krankenhaus bringen muss, er hat einen Bandscheibenvorfall, der operiert werden muss, weil er die MS indirekt befeuert.
Und das war in der Woche mein Problem: irgendwen musste ich ständig irgendwo hinfahren, alle Termine im Kopf koordinieren (trotz Handykalender verlasse ich mich zuletzt immer lieber auf meine Birne), das hat einfach Zeit und Kraft gebunden. Gestern war der Akku dann einfach alle, auch weil die kreative Zeit dadurch zu kurz kam und ich langsam immer mehr merke, dass ich diese kleinen Zeitinseln brauche.
Aber es wird sich alles wieder zurechtruckeln und ich finde meine Resilienz bisher immer noch wieder, auch wenn ich sie zeitweise verlege😊
LikeLike
Ich kenne das nur zu gut, diese Zeitinseln zu brauchen. Ich bin damals auch irgendwann leidlich am Stock gegangen, als der Gatte im Krankenhaus lag und ich nur noch zur Arbeit, dann ins Krankenhaus und dann nach Hause gefahren bin. Ich finde es völlig okay, wenn man in solchen Situationen die Weltlage auch mal Weltlage sein lässt.
LikeLike
Diejenigen, die AfD wählen wollen, werden das in jedem Fall tun und sich bestimmt nicht durch Demonstrationen davon abhalten lassen. Ich bemühe mich um Respekt auch vor diesen Menschen, selbst wenn ich deren völkische Ideologie verabscheue.
Für mich ist es Zeit, auf die Straße zu gehen, wenn unsere Gewaltenteilung in Gefahr gerät, siehe Polen, Ungarn, Israel. In solch einem Staat möchte ich nicht leben. Der Weg dorthin ist unauffällig, nach und nach werden Juristen mit willfährigen Köpfen getauscht und irgendwann das Vetorecht der Justiz gegen politische Willkür per Gesetz eingeschränkt. Wir brauchen ein funktionierendes Verfassungsgericht als Kontrollorgan der Politik, unbedingt.
Alles Gute für deine Familie!
Gruß Reiner
LikeGefällt 2 Personen
Hallo Reiner, ja, Respekt ist wichtig, ich bringe allerdings oft nur noch denen Respekt entgegen, die sich auch selbst anderen (nicht unbedingt mir) gegenüber respektvoll zeigen. Ist auch eine Form von Selbstschutz. Und natürlich sind auch die AfD-Wähler keine homogene Masse von Dumpfbacken, genauso wenig wie die Wähler anderer Parteien alle gleich gestrickt sind. Ich habe einige davon in der Kundschaft, mit denen man ganz ordentlich reden kann, und andererseits kenne ich auch in der Gemeinde jemanden, da flüchte ich unauffällig, wenn der auf mich zukommt, weil er für mich schier unerträglich ist.
Die Gewaltenteilung ist das A und O, da stimme ich unbedingt zu. Wenn die einmal am Boden liegt, ist sie schwer zurückzuerlangen, wie man am polnischen Beispiel sehr gut merkt. Der Drops dort ist noch nicht gelutscht.
Danke für deinen guten Wünsche, ein schönes Wochenende für dich
wünscht Anja
LikeGefällt 1 Person