Aus dem relativ entspannten Modus: Ich habe Urlaub und bewegen kann ich mich auch noch nicht wieder richtig unbeschwert (ganz simples Hinknien zum Beispiel muss ich planen wie eine komplizierte Choreographie und selbst das heißt nicht, dass es gut klappt) bin ich seit gestern in den Strategiefindungsmodus gewechselt.
Der enthält bei mir erfahrungsgemäß folgende Zutaten: jede Menge Listen, wildes Herumsuchen, den Versuch, daraus eine einigermaßen logische Abfolge von Tätigkeiten zu erstellen und viel Kuddelmuddel im Kopf.
Schon den Sonntag hatte ich (da ich ja bereits ahnte, was auf mich zukommen wird, immerhin lebe ich schon mein ganzes Leben mit mir zusammen) mit meditativem Brötchenbacken begonnen.
Nachdem ich also (um Bewegungsenergie in produktive Bahnen zu lenken) gestern erstens im Nähzimmer mit dem frühjährlichen Entsorgen alter Materialien (was ich 12 Jahre nicht benutzt habe, werde ich wohl im 13. auch nicht beachten) und Wiedererkennen unverwirklichter Ideen (ach ja, daraus wollte ich doch … machen) begonnen hatte, war irgendwann wieder Schluss mit herumlaufen.
Am Schreibtisch ging es ebenso rastlos weiter. Wie schreibe ich ein gutes Exposé? Da muss ich doch schon etwas haben, ach, das ist eher für Romane geeignet, hm …
Also das weltweite Gedächtnis anzapfen. Erstaunlich, wie viele Anbieter:Innen von Schreibworkshops, Autorenschulungen, Marketingstrategien etc. es so gibt. Bei Zweien davon, deren Referenzen mir seriös erschienen, habe ich Newsletter abonniert.
Was mich prompt zu der Frage führte: Was erwarten Menschen eigentlich von Newslettern? Wenn ich zu den Angeboten, vor allem bei Instagram oder auf Threads (ja, da habe ich mich angemeldet, um mit Luther dem Volk aufs Maul zu schauen: teilweise gruselig, aber durchaus manchmal inspirierend), Kommentare lese, dann wundere ich mich immer wieder.
Es scheint nicht wenige Leute zu geben, die einen Newsletter mit passgenauer Anleitung für das eigene Leben lesen möchten, mitsamt Blaupause, wie man alle seine Probleme in Nullkommanix lösen kann. Oder diejenigen, die diesen Anspruch haben, nutzen einfach nur überproportional die Kommentarfunktion, um ihren Frust rauszulassen, dass sie selbst aktiv werden müssen, um ihr Leben auf die Reihe zu kriegen.
Ich sehe Newsletter eher als Flohmärkte des Wissens, als Ideenbörsen, als Märkte der Möglichkeiten. Ich picke mir nach einem uralten Tipp von Paulus (ja, der aus der Bibel, der das Christentum nach Europa gebracht hat, übrigens Zeit seines Lebens schwer fußkrank und trotzdem immer unterwegs) meine persönlichen Rosinen heraus:
Prüfet alles, das Gute aber behaltet.
Ich schaue mir generalstabsmäßig alle Video-Tutorials zu Papyrus Autor an, das ich seit zwei Jahren eher rudimentär nutze. Das Ding ist eine eierlegende Wollmilchsau, ich bin schwer begeistert. Aber alles davon werde ich gar nicht nutzen können. Na ja, besser haben und nicht brauchen als umgekehrt.
Heute brauchte ich allerdings schon am Morgen eine meditative Pause von der gedanklichen Schwerarbeit. Nicht, indem ich einen Newsletter verbal in der Luft zerriss, eine Meinungsäußerung über die Schlechtigkeit der Welt hinausrotzte (obwohl es dazu einiges zu Schreiben gäbe), sondern indem ich Dinkelvollkornseelen backte.
Ich weiß zwar nicht, warum im Schwäbischen diese länglichen, rustikalen Brötchen Seelen heißen, aber ich stelle fest, dass diese Bezeichnung durchaus ihre Berechtigung hat. Das Teigkneten, die Einhaltung der Ruhephasen jenseits jeder Eile, das Zuschauen beim Backen und der Duft, wenn man den Ofen öffnet, das alles rückt die eigene Seele (wieder) zurecht.
Das Rezept ist ganz einfach: aus 500 g Dinkelvollkornmehl der lokalen Mühle, 20 g Frischhefe (ganz profan aus dem Supermarkt oder vom Bäcker um die Ecke, den es bei uns nicht so ganz um die Ecke gibt), 10 g Salz (woher auch immer), 8 g Honig vom Imker des Vertrauens und 350 ml lauwarmem Wasser aus der Leitung knetet man einen lockeren Teig (per Hand oder Maschine ist egal, wie es sich gut anfühlt). Den lässt man zugedeckt an einem warmen Ort (unter der Bettdecke zum Beispiel) eine Dreiviertelstunde gehen.
Den Teig auf ein bemehltes Backbrett (Küchentisch tut’s auch) geben, rundum jeweils einmal zur Mitte falten, dazwischen immer wieder ein wenig dehnen. Acht längliche Brötchen formen und auf ein Backblech legen (mit Backpapier oder gefettet). Noch einmal eine Viertelstunde abgedeckt gehen lassen. Meine Version heute: mit Dinkelmehl bestäuben (oder nach dem Formen direkt in Mehl wälzen), schräg einschneiden und ab in den auf 220 Grad Umluft VORGEHEIZTEN (ist bei Brötchen wichtig!) Backofen. Ich heize auf der untersten Schiene die Fettpfanne mit auf und gieße 250 ml Wasser hinein, nachdem die Brötchen im Ofen sind. Nach 10 Minuten wird die Temperatur auf 200 Grad reduziert und dann noch 20 Minuten gebacken. Bei den fertigen Brötchen klopfe ich einmal höflich an. Wenn sie sich hohl anhören, sind sie gar.
Die Rohlinge kann man aber auch mit Wasser bestreichen und dann mit Salz, Saaten nach Wahl (Sesam, Mohn, Kümmel oder Kürbiskerne) oder Reibekäse bestreuen.
Natürlich kann man sie aber auch backen, wenn es nichts zurechtzurücken gibt. Hat bestimmt auch präventive Wirkung😉.
Lecker … die Basisvariante ohne Gestreu oben drauf.
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Stimmt. Reicht mir auch.
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