Am Mittwochabend schrieb ich in eines meiner vielen Notizbücher:
Frühlingsanfang. Sonne, Wärme, alles, was dazugehört. Schon früh am Morgen zwitscherten die Vögel, die auch bereits mit dem Nestbau beschäftigt sind. Und mit anderen Aktivitäten…
Insgesamt herrschte den ganzen Tag über eine fröhliche und verheißungsvolle Atmosphäre. Die ersten Sonnenstrahlen durften die bloßen Arme warmkitzeln, das gesamte Dasein richtete sich optimistisch auf.
Aber so richtig überwältigt war ich, als ich abends in der Dämmerung noch einmal vor die Haustür trat. Die Sicht war bereits sehr eingeschränkt und automatisch die anderen Sinne geschärft.
Der unvergleichliche Duft des Frühlings, leicht feucht, erdig, schwer und voller Aromen, flutete meine Nase regelrecht. Und so stand ich eine Weile ruhig unter dem samtig blauen Abendhimmel und genoss einfach nur diesen ersten Frühlingsabend.
Am Donnerstag startete ich immer noch optimistisch in den Tag. Die Frühnotizen lauten:
Die Vögel stimmen unbeschwert ihr morgendliches, gestaffeltes Konzert an. Das erdige Aroma liegt immer noch in der Luft wie am Abend zuvor.
Zarte, luftige Nebelschleier steigen aus der kühlen Nachtluft empor. Ich atme durch, blicke Richtung Osten, wo die Sonne erwacht.
Erst langsam, dann unaufhaltsam schneller, reckt und streckt sie sich, dehnt ihre Präsenz aus und steigt dann plötzlich wie ein Flummi über den Horizont.
Farben, die kein noch so begabter Maler anmischen kann, wie sorgfältig und phantasievoll er seine Pigmente auch einsetzt.
In meinem Kopf addieren sich die unterschiedlichen Sinneseindrücke zu einer Melodie:
So schön dieser Tag beginnt, ich vergesse nicht, dass es auch andere Tage gibt.
Tage, an denen ich Schwierigkeiten habe, die Schönheit des Lebens um mich herum zu sehen. Tage, die regenschwer herabtropfen und gefühlt schwammig bis unterkühlt vor mir liegen. Die aber auch zum Leben dazugehören, ihre Berechtigung haben und ihren Platz einfordern.
Während ich diese Zeilen am Samstag schreibe, kommt Wind von Westen auf, dunkle Wolken schieben sich über den Himmel, es beginnt zu regnen und es donnert sogar. Aber weil die Sonne und die Wärme bereits viele Pflanzen bezaubert haben, bildet die leicht bedrohliche Stimmung des Wetters einen reizvollen Kontrast zu den erwachenden Farben der Natur.
Bedrohliche Veränderung durch aufziehende Stürme, besonders nach herrlichen Tagen oft in vergibtes Gelb gehüllt, liebe ich sehr. Als Kind schon musste man mich festbinden, weil ich immer nach draußen rannte. Und später – wie oft bin ich gegen den Sturm angerannt, um schmerzhafte Gedanken loszuwerden. Es half immer, vielleicht mag ich es daher so sehr.
Bei uns am Berg schneit es seit heut Nachmittag wieder nach föhnwarmen Tagen. Hat auch was.
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Das kommt mir bekannt vor, was du über die Stürme schreibst.
Witzig: Bei euch meldet sich der Winter zurück, wir hatten heute Aprilvorschau. Nach dem Motto: Wenn dir das Wetter nicht gefällt, warte 10 Minuten, dann kommt ein anderes😀
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