Tag 2 des Unvorstellbaren. Ja, ich weiß, dass unsere Illusion von Frieden schon immer eine solche war. Aber wie fragil diese Illusion ist, das hat mich irgendwie umgehauen. Denn obwohl ich selbst in einer relativ friedlichen Epoche aufgewachsen bin, so fallen mir doch heute wieder längst in Vergessenheit geratene vergangene Gespräche ein, die ich als Kind/Jugendliche mit meinem Vater führte, der als sehr junger Mann in die Wehrmacht eingezogen wurde und als Fernmelder an dem unseligen Russlandfeldzug teilnehmen musste. Verweigern konnte er übrigens nicht, das hätte höchstwahrscheinlich standrechtliche Erschießung bedeutet.
Niemals ließ er bei seinen Erzählungen Zweifel daran, dass Krieg das größte Verbrechen der Menschheit ist. Von Gegenden wie dem Donbass und der Krim erzählte er auch, dass es wunderbare Landschaften hätten sein können (und dass es unglaublich viele Mücken gab), wenn sie nicht so vom Krieg gezeichnet wären und vor allem, dass die Menschen dort ihm so sehr leid getan hätten für das, was sie erleiden mussten. Er hat in dem Zusammenhang auch nie von „Feinden“ gesprochen. Sein wichtigstes Anliegen war nach dem Krieg die Überzeugung, dass so etwas nie wieder passieren darf. Denn, so sagte er einmal: „Am Ende sind alle Verlierer, auch die, die anscheinend gewonnen haben.“
„Im Krieg töten sich Menschen, die sich nicht kennen, auf Befehl von Menschen, die sich kennen, aber nicht töten.“ Menschen, die Gemeinsamkeiten haben wie Familien, Freunde, Hobbys; Menschen, die in einer besseren Welt als Nachbarn hätten leben können, samstags gemeinsam ihre Kinder auf dem Sportplatz anfeuern und danach im Garten einer Datsche grillen. Menschen, die sich gegenseitig unterstützen könnten und sich von ihrem Leben erzählen, die zusammen lachen, Musik machen, von Kunst, Kultur und Gastfreundlichkeit profitieren und sich wertschätzen sollten.
Ein Krieg zeigt stets am Deutlichsten, dass wir Menschlein bei weitem nicht die intelligenteste Spezies auf Erden sind.
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Ich fürchte auch…
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