Ich habe heute absolut keine Lust zum Motzen, denn eigentlich bin ich ja viel lieber fröhlich. Außerdem strengt Motzen mehr an, also lasse ich das.
Stattdessen erzähle ich vom letzten Samstag. Normalerweise hätten wir uns an diesem Tag mit einer kleinen Frauentruppe auf den Weg nach Krelingen gemacht, um mit ganz vielen anderen Frauen den traditionellen Frauentag dort zu zelebrieren. Aus irgendeinem Grund, den wir nicht kennen, ist der aber dieses Jahr ausgefallen. Wunderbarerweise ist eine Frau aus unserem Kreis auf die Idee gekommen, diesen Tag trotzdem für uns zu gestalten. Wir sind also in kleiner Besetzung zum Spazierengehen (Wandern wäre übertrieben, bei der Wärme haben wir nur den kleinen Rundweg gewählt) und Picknicken ins Hiller Moor (offiziell: Großes Torfmoor) gefahren, das immer wieder für erholsame Stunden und „Seelebaumeln“ gut ist.
Wie es sich für ein Moor gehört, gibt es Tümpel oder kleinere Seen, die von einer ständig wachsenden Schar von Gänsen gern besucht werden. Das Geschnatter hört man schon von weitem.
Die Lichtverhältnisse im September, wenn die Sonne schon niedriger am Himmel steht, finde ich immer wieder grandios. In der Nähe absolut klare Luft, in der Ferne ein ganz leichter Dunstschleier, das mag ich einfach. Und das Zusammenspiel von kräftigen und gedämpften Farbtönen ebenfalls.
Die Moorlaufanlage (eine Art mooriges Pendant zu einem Kneippbecken) war schon wieder trockengefallen. Auch die Schwengelpumpe daneben, die für einigermaßen saubere Füße nach dem Moorstapfen sorgen soll, förderte kein Wasser zutage. Und das, obwohl es diesen Sommer wirklich viel Regen gab. Aber auf einer Bank am Rande der Anlage konnten wir gut im Schatten sitzen und uns über Gott und die Welt unterhalten.
Dieses Gebilde brachte uns zum Staunen, aber zum Glück gibt es clevere Apps, die das Rätsel aufklärten: Es handelt sich um eine Rosengalle, die von winzigen Rosengallwespen verursacht wird. Auch bei mir im Garten wächst eine verwilderte Rose, die solche Gallen trägt. Ein bisschen alienartig, aber faszinierend. Und die „befallenen“ Rosen leben weiter.
Ein fast verlandeter Tümpel voller Sternmoos und eine Heidefläche mit noch einigen blühenden Pflanzen gehört auch zum Rundgang.
Worüber ich allerdings noch nachgrübele: Ob der Birkenaufwuchs gewünscht ist. Auch Sträucher wie Hartriegel breiten sich aus. Andererseits gibt es die Moorschnuckenherde der Moorschäferei, die den Bewuchs im Zaum hält.
In den Randgebieten des Moores gibt es markante Bäume und Gebüsche, die einen verwunschenen Eindruck hinterlassen.
Hinter dem Dickicht liegt bereits der Mittellandkanal. Auf der Wiese am Rand des Moores, von einigen mächtigen Eichen beschattet (die mit Eicheln nur so um sich warfen) picknickten wir ausführlich und führten Gespräche, die oft „zwischen Tür und Angel“ bei Veranstaltungen oder beim Kirchenkaffee keinen Platz finden. Gespräche, für die man Ruhe, Zeit und manchmal auch einen geschützten Rahmen braucht. Es hat uns allen dreien gutgetan, einmal ruhig, ausführlich und offen auch Themen anzusprechen, die nicht für eine größere Öffentlichkeit bestimmt sind, uns aber helfen, und sei es durch andere Sichtweisen auf manche Situationen.
Ein Hofladenbesuch auf der Rückfahrt hat unseren ganz persönlichen Frauentag abgerundet. Eine gelungene kleine Auszeit.
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Die Gegend wäre vermutlich auch ganz nach meinem Geschmack. Gänse habe ich gestern auch ohne Ende gesehen. Klingt bei Dir nach einem rundum gelungenen Tag. So kann man doch in die neue Woche starten, oder? Motzen könnte ich gerade ohne Ende, aber ausser Blutdruck bringt das ja leider auch nicht viel.
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Genau, deswegen lasse ich es diese Woche und nehme lieber die guten Vibes vom Samstag mit.
Und ja, es war ein gelungener Tag. So etwas wollen wir uns demnächst öfter gönnen.
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