Erinnert ihr euch an den Film BIG mit Tom Hanks in der Hauptrolle? Vordergründig geht es darum, dass ein 12jähriger sich an einem Wunschautomaten auf dem Jahrmarkt wünscht, endlich erwachsen zu sein und am nächsten Tag im Körper eines 30jährigen aufwacht. Es geht um die Frage: Was wäre, wenn man morgens aufwacht und in einem ziemlich konträren Körper steckt.
Ich weiß nicht, was heute früh in meinem Kaffee oder dem anschließenden Pflaumen-Zimt-Tee war, aber plötzlich hatte ich beim Zeitunglesen (der Politikteil hat Schuld😜) eine Idee:
Was wäre, wenn der Olaf, unser aller Kanzler, auf einmal eloquent, scharfzüngig und pointiert die Politik seiner Ampel erklären würde, während der Oppositionsfritz stickum in seinem Büro hockt und alles weglächelt – mit Wumms natürlich.
Wenn der Christian im Finanzministerium den Bürgern erklären würde, warum in der augenblicklichen Situation Schulden für zukunftsweisende Investitionen gar nicht mal so übel wären, während im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung der Marcel händeringend versucht, das Geld zusammenzuhalten.
Wenn der Joachim versuchte, den Landwirten ein nachhaltigeres, auf weniger Massentierhaltung bedachtes Landwirtschaften schmackhaft zu machen, während der Cem sich zum Anwalt der Schnitzel-und-Nackensteak-für-alle-Fraktion aufschwingt.
Spätestens bei der Überlegung, wie die Annalena und die Alice einen Rollenwechsel inszenieren könnten, bin ich dann aber gedanklich aufgewacht und ausgestiegen. Dafür reicht meine Phantasie denn doch nicht.
Dafür übernahm eine gewisse Vernunft wieder die Oberhand, denn auch im Film wird natürlich auf einen Konflikt hingewiesen, den ein solcher Rollentausch mit sich bringen könnte:
Es gefällt dem einen oder anderen Protagonisten in der neuen Rolle und er weigert sich, in den eigenen Körper zurückzukehren. Das muss nicht immer von Nachteil sein, aber die Gefahr der fremden Verlockungen sollte auch nicht unterschätzt werden. Schon so mancher Mensch ist mit den besten Vorsätzen gestartet und hat sich sozusagen vom Paulus zum Saulus zurückentwickelt.
Trotzdem gibt es gute Gründe, sich einen solchen Rollentausch öfter mal aktiv vorzustellen, gedanklich in die Gedankenwelt des Gegenübers einzutauchen. Sich einfach mal vorzustellen, warum der andere so handelt, wie er es tut. Was die Motivation ausmacht, wie jemand zu bestimmten Ansichten kommt. Ja, dabei kann sich ein Blick in grauenvolle Abgründe ergeben, bei manchen Leuten möchte man das nicht unbedingt mitbekommen, aber auf der anderen Seite könnte es mehr Verständnis füreinander und für unterschiedliche Denkmodelle erzeugen. Und ich gehe (bis mir jemand das Gegenteil beweist) immer noch davon aus, dass die Chance, den Horizont zu erweitern, größer ist als die, einen Horrortraum zu erleben.
Ende Tagtraum. Zeitung beenden und Frühstück zubereiten ist jetzt angesagt…
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