Verkauft hatte ich das Buch schon, ehe ich am letzten Samstag beschloss, mir das Hörbuch bei Netgalley als Rezensionsexemplar herunterzuladen.
Wie auch das Buch hat das Hörbuch einen überschaubaren Umfang und ich hatte kurzfristig wegen Schmerzen und Bewegungsproblemen von Garten- zu Hausarbeit auf der To-Do-Liste umdisponiert. Und damit bin ich auch schon beim Stichwort. Ich zitiere ausnahmsweise einmal den Verlags-Werbetext:
Am Küchentisch eines alten Bauernhauses treffen zwei Menschen aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der Erzähler dieser Geschichte führt ein gehetztes Leben, das er als endlose To-do-Liste empfindet; Karl hingegen sortiert Tag für Tag Kartoffeln – und denkt nach. Als Karl seinen Gast mit der Tatsache konfrontiert, dass ihm noch ungefähr 25 Sommer bleiben, beginnen beide ein Gespräch über die großen Fragen des Lebens: Warum verbringen wir so viel Zeit mit unserer Arbeit anstatt mit den Menschen und Dingen, die uns wirklich wichtig sind? Woher nehmen wir den Mut, unsere eigenen Träume zu verwirklichen? Und warum beginnt das richtige Leben oft erst, wenn wir erkennen, dass wir nur eines haben?
Stephan Schäfer bringt uns dazu, Antworten auf diese Fragen in uns selbst zu suchen. 25 letzte Sommer ist eine warme, tiefe Erzählung, die uns in unserer Sehnsucht nach einem Leben in Gleichgewicht abholt, uns mitnimmt zu Karl und seinem Hof, zum See und auf den Kartoffelacker – zu einer Geschichte über Freundschaft, über das Zu-viel und Zu-wenig im Leben. Und über die Fragen, auf die wir alle so gerne Antworten finden wollen.
Ich dachte mir also: Hm, das kannst du beim Wäsche zusammenlegen, Staubwischen und Co. ganz gut anhören. Und dann vergehen drei Stunden bei den langweiligen Routinearbeiten wie im Handumdrehen.
Ich muss dazusagen, ich höre mir die Rezensionshörbücher meist auf 1,25-facher Geschwindigkeit an, manchmal sogar auf 1,5. Um einen Überblick zu bekommen, reicht mir das vollkommen aus.
Aber bei diesem Hörbuch schaltete ich nach der ersten Viertelstunde auf die normale Geschwindigkeit um, weil ich merkte: Oh, wow, das ist ein Buch, das ich genießen möchte. Bei dem ich in Gedanken mitjoggen möchte bis zu dem verwunschenen Waldsee; die Überwindung, nackt in einen See zu springen und ganz weit weg von jeglicher Routine und jeglichem Zeitplan das kühle Wasser nachspüren möchte, mich von einem mir völlig fremden Menschen einladen lassen. Einladen zu einem Perspektivwechsel, zu anscheinend unproduktivem Laissez-faire, zu existenziellen Diskussionen über das, was unser Leben ausmacht.
Während ich also Wäsche zusammenlegte und Geschirrtücher bügelte, in der Küche den Abwasch erledigte und schließlich mit viel Ruhe eineinhalb Kilogramm Aprikosen in kleine Würfel schnitt und daraus Marmelade (mit dezenten winzigen Stückchen) kochte, hörte ich zu, dachte über das Gehörte nach, nickte ab und zu zustimmend, fühlte mich geborgen. Und musste bei manchen Passagen auch schon mal feste schlucken, um die Fassung zu bewahren. Die angenehme Stimme des Sprechers trug sicher auch dazu bei.
Langer Rede kurzer Sinn: Für mich eindeutig eines der Bücher des Jahres. Ganz festlegen mag ich mich noch nicht, denn ein halbes Jahr und viele Lese- und Hörexemplare warten entweder schon in der Pipeline oder werden noch folgen, aber es spielt in der Liga ganz oben mit.
Für alle Leser*innen von Paulo Coelho oder John Strelecky, aber auch ein schönes Geschenk für liebe Menschen, denen man dringend einen Ausweg aus irgendwelchen Tretmühlen des Alltages ans Herz legen möchte.
Bibliographische Angaben: Stephan Schäfer, 25 letzte Sommer
Buch: Park x Ullstein Verlag, ISBN 978-3-9881600-9-6, 22,- €
Hörbuch: Verlag Hörbuch Hamburg, ISBN 978-3-8449-3787-9, 14,95 €
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Regenkaffeegrüße ☁️🌧️🎶🌳☕🍪
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Bitte, gern. Ich bin mal gespannt, ob hier auch noch Regen ankommt oder ob es beim Wind bleibt. Ich werde auf dem Weg zur Arbeit gleich mein persönliches „Gegen den Wind“ erleben. Viel Wind…
Kaffeegrüße zurück😄
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