Heimatkunde

Ausflug mit Tochter zwecks besserem Kennenlernen der näheren Umgebung. Ich fürchte, sie kennt Neustrelitz, Waren und Heiligenhafen besser als Minden. Denn in der Heimatstadt schlendert sie nicht einfach so herum, sondern geht zielgerichtet ins Wollgeschäft, den Klamottenladen oder auf den BÜZ-Flohmarkt. Während also unser Mann und Vater auf der Ostsee in Richtung Bagenkop unterwegs ist, machen wir einen ausführlichen Spaziergang durch das Mindener Glacis.

Übrigens ohne auch nur ein einziges Foto zu machen. Dafür erzähle ich ihr viel über die ganzen Sportstätten an der Weserpromenade, wo man von Boule über Drachenboot und Minigolf bis zum Schwimmen alles mögliche machen kann. Und über die Pflanzen im Glacis. Sehr viel Aronstab übrigens. Und leider viele abgestorbene Bäume, was man in dieser Jahreszeit gut beobachten kann.
Dann kommen wir nacheinander an altehrwürdigen Gymnasien und der nicht so alten Gesamtschule vorbei, die alle am Glacis liegen. Und biegen schließlich in die Innenstadt ab, um als Mittagsmahlzeit die ersten Eisbecher des Jahres zu verdrücken. Und genau dort, im Außensitzbereich des Eiscafés, entsteht das einzige Foto des Ausfluges:

Unten ist noch eine Ladentür und ein Schaufenster,
beides verrammelt und mit Maklerwerbung nicht sehr ansehnlich…

Denn wir beide schauen beim Eisessen genau auf dieses schmale Haus, gerade mal ein Zimmer breit.
Bei uns beiden rattert unabhängig voneinander das Kopfkino los, was man aus diesem Haus wohl alles machen könnte: Oben drin eine klitzekleine Wohnung, darunter ein Lese- und Handarbeitscafé, eine Stoffgalerie oder ein Atelier, also ein Ort, an dem man sich treffen und gemeinsam kreativ sein kann…

Wieder zuhause angekommen, schaue ich aus reiner Neugier beim Makler, dessen QR-Code auf der Ladentür prangte, auf der Homepage, aber das Gebäude kann ich nicht finden. Vielleicht hat sich ja schon ein Liebhaber gefunden. In den nächsten Monaten sehen wir sicher beide genauer hin, ob sich dort etwas tut, wenn wir durch die Fußgängerzone in Minden gehen😉.

Mit einem Gang durch die Fischerstadt mit ihren verwinkelten Kopfsteinpflastergassen und windschiefen Häuschen, an der alten Stadtmauer und der Weserpromenade entlang beenden wir den Weg rund um die Mindener Innenstadt.

Es geht bergauf

… und weil bergauf noch nicht so schnell funktioniert wie mit zwei gesunden Beinen, hatte ich die Gelegenheit, für ein Viertelstündchen Touristin vor der eigenen Haustür zu spielen.

Infotafel an der Fußgängerbrücke, Weserglacis Minden

Aber der Reihe nach.

Montag Vormittag: Fast zwei Stunden Wartezimmer (gut genutzt mit Lektüre), dann hörte ich die erlösenden Worte: „Keine Indikation für eine OP. Ihr Körper hat schon den Selbstheilungsmodus aktiviert.“ (Letzteres ist ja auch kein Wunder, nach vier Wochen…). Meine Therapie soll aus Spaziergängen bestehen. Radfahren darf ich auch, eBike sei dank, in niedrigen Gängen und mit etwas mehr Motorunterstützung als sonst.

Montag Nachmittag: Kind samt Saxophon von der Schule abgeholt, nach Minden gefahren, weil es ihr an Wolle fehlte. Geparkt auf Kanzlers Weide, ich soll ja spazieren gehen.
Aber mit ihrem Tempo (das normalerweise auch meins ist) komme ich nicht mit, vor allem nicht die Fußgängerbrücke hoch. Also schlage ich ihr vor, dass sie vorgeht, ich weiß ja, wohin. Und wenn sie mit ihrem Wollkauf schneller ist als ich ankomme, treffen wir uns auf ihrem Rückweg.
Also konnte ich bummeln und alle paar Schritte ein Foto machen, das bewahrte mich vor zu viel Belastung.

Wettertechnisch war es eher gedämpft, aber der nahende Frühling ist allerorten zu sehen, wo Schneeglöckchen, Krokusse und auch Narzissen leuchten. Und vor allem ist die Freude über die beginnende Jahreszeit bei den zahlreichen Singvögeln im Glacis deutlich hörbar.

Innenansichten im Weserglacis. Die Hochwasserschäden sind fast komplett beseitigt, denn um den Jahreswechsel stand hier alles unter Wasser. Einige Bäume haben es leider auch nicht überlebt, ihre Wurzeln wurden aus dem Boden ausgespült und sie kippten. Platz für Neues.
Ich glaube, ich muss nicht erwähnen, dass ich nicht mehr bis in die Innenstadt gehen musste. Aber wer weiß, wofür es gut ist…

Das Glacis in Minden

Der Gatte war mit Segelkamerad auf dem Weg an die Ostsee, die jüngste und älteste Tochter saßen glitzerbunt im Zug nach Bielefeld, Sommertemperaturen ließen grüßen. Ich packte die Kamera, was zu trinken und die Sonnenbrille ein, trug reichlich Sonnencreme auf und schwang mich aufs Fahrrad. Keine lange Tour bei diesem Wetter, aber einmal in Minden rund ums Glacis wäre fein.
Sechs Kilometer sind es, bis ich an der Fußgängerbrücke ankomme, welche mich über die Weser direkt ins Weserglacis, die flusszugewandte Seite des Stadtwaldes führt. Hier führt zwischen Fluss und Glacis die Weserpromenade entlang. Die hat sich in den letzten Jahren zur (Wasser-)Sportmeile* gemausert. Die Kanusportgemeinschaft der Gesamtschule ist hier ebenso zu finden wie die DLRG, ein Bouleplatz, der Sportverein von 1860, der Faltboot- und Skiclub, der Mindener Ruderverein, ein Minigolfplatz, Tennisplätze, das Weserstadion, Heimspielstadion der aufstrebenden Minden Wolves (American Football), das Sommerbad, eine Skateranlage… Nur der Kanuklub hat sein Domizil auf der anderen Weserseite. Dort ist auch der Festplatz Kanzlers Weide, der ein begehrter Wohnmobilisten-Stellplatz ist, ein Badestrand inklusive Strandbar und Beachvolleyballfeldern sowie eine DiscGolf-Anlage. An der Promenade gibt es auch noch Kinderspielplätze. Man kann sich dort bei geeignetem Wetter ganztägig mit der kompletten Familie aufhalten.

Normalerweise liegt hier auch Deutschlands einzige funktionstüchtige Schiffmühle, aber die alte Dame bekommt zurzeit ein paar dringend notwendige Restaurationsarbeiten und liegt in der Werft auf dem Trockendock.
Aber einen feschen Biergarten gibt es in direkter Nähe ihres Liegeplatzes. Und ein paar hundert Meter flussabwärts ist eine Anlegestelle der Mindener weißen Flotte.

Genug der Tourismuswerbung (übrigens finden viele Touristen Minden viel schöner als die Einheimischen, die sind zum Teil offensichtlich betriebsblind…)
Ich zeige heute als erstes den Teil des Weserglacis, an dem das kleine Flüsschen Bastau in die Weser mündet. Als ich Kind war (so ungefähr vor einem halben Jahrhundert also), sah die Bastau gruselig aus. Von einer Großwäscherei einen knappen Kilometer flussaufwärts wurden die Abwässer hineingeleitet, es war eine stinkende, algige und mitunter stark schäumende Brühe. Und heute:

In der Zeit, in der ich dort fotografierte, hatten zwei Familien mit kleinen Kindern dort sehr viel Spaß, sie kletterten über die dicken Steine im Flussbett hin und her, das wäre früher nicht möglich gewesen…

Mein Weg führte mich nun weiter um Mindens Innenstadt herum, durch die verschiedenen Abschnitte des Glacis, die vom Wasser wegführend noch die hügelige Struktur der ehemaligen Festungswälle aufweisen. Da gibt es auch einen Abschnitt, in dem bei genügend Schnee im Winter gerodelt werden kann:

Überall gibt es mehrere Wege, die sich teilweise kreuzen, alle zweihundert Meter ungefähr stehen Bänke und Mülleimer, ein paar Kinderspielplätze sind ebenfalls im Wald verteilt. Das sind schon mal gute Voraussetzungen für kommende heiße Sommer. Und um den ganzen Grüngürtel (der unter Denkmalschutz steht) zukunftsfest zu machen, wird abschnittsweise seit ein paar Jahren daran gearbeitet, diesen ungewöhnlichen Park für viele Spaziergänger, Läufer, Radfahrer, Hunderundengeher, Familienausflüge etc. zu erhalten und auch resilient gegenüber den klimatischen Bedingungen zu gestalten. Ganz einfach ist es nicht, den teilweise widersprüchlichen Ansprüchen der Nutzer sowie dem Spannungsfeld zwischen Denkmalschutz und Verkehrssicherungspflichten, zwischen Park und ungezügelter Natur gerecht zu werden, aber ich finde, da sind die Stadtgärtner auf einem guten Weg.

Und weil mir die Strecke dann doch ein wenig kurz vorkam, bin ich einfach noch weitergeradelt, ohne Plan, morgen zeige ich euch, wohin mich das geführt hat…
Eines verrate ich jetzt schon: Trotz Trinkflasche mit Zitronenwasser unterwegs habe ich eben nach der Ankunft zu Hause einen halben Liter Wasser und ein alkoholfreies Weizen mit Zitrone regelrecht eingeatmet😂

*In Minden ist der Endpunkt der Weserberglandrallye der Kanusportvereine, es ist der Austragungsort des „Blauen Bandes der Weser“, der Bessel-Ruderclub ist ab und zu für Besatzungsmitglieder des Deutschland-Achters gut und Ruder-Bundesligarennen finden auf der Alten Fahrt des Mittellandkanals statt. Außerdem wird Kanupolo gespielt und Drachenboot gefahren, was die Pauken hergeben.
Ich muss damit mal ein bisschen angeben, denn beim traditionellen Handball flutscht es ja gerade nicht so…

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