Fünfte Fastenwoche

Mit der weiten Welt

Quelle: Pixabay

Nur eines von 195 anerkannten Ländern als Beispiel:
Peru, in den letzten Monaten durch die Medien gewabert als angebliches Zeichen verfehlter Entwicklungspolitik bzw. Geldverschwendung der deutschen Regierung.

Unser Kopfkino, wenn es um Peru (oder auch die angrenzenden Länder Chile, Ecuador oder Bolivien beispielsweise) geht, ist in weiten Teilen immer noch: Exotik, Panflöten, farbenfrohe Ponchos, Machu Picchu, Nasca, Titicacasee, Lamas und Alpakas. Mit dem Soundtrack von Simon & Garfunkel El Condor pasa.

Quelle: Pixabay


Aber Peru ist so viel mehr. Ein Land mit grandioser Natur in drei unterschiedlichen Zonen: die unwirtliche Küste, die meist ebenso unwirtlichen Anden und eine große Regenwaldregion, die wiederum selbst aus unterschiedlichen Subzonen besteht. Eine große Vielfalt an Pflanzen, Tieren und hier vor allem Vögeln gehört zu diesem Staat, der diese auch als schützenswertes Naturerbe in die Landesverfassung aufgenommen hat!

Umso bemerkenswerter, weil es ein starkes soziales Gefälle gibt, gerade indigene Bewohner des Landes leben überdurchschnittlich häufig unterhalb der Armutsgrenze. Trotzdem ist den meisten Menschen bewusst, dass ihre Natur, ihre Biodiversität und die Ökosystemleistungen unverzichtbar sind für die Kultur, die Zukunftsfähigkeit, aber natürlich auch die wirtschaftliche Entwicklung ihrer Heimat. Und wiederum im krassen Gegensatz zu dieser Erkenntnis, die wir uns hierzulande oft viel stärker berücksichtigt wünschen, steht der hohe Korruptions- und Misswirtschaftsgrad.
Kurz gesagt: alle Länder dieser Erde haben ihre Baustellen, mehr oder weniger ausgeprägt.

Peru erlangte im Januar hierzulande traurige Berühmtheit, als von verschiedenen Seiten kolportiert wurde, Deutschland habe kein Geld für „unsere Landwirte“, weil „die Ampel“ unter anderem 315 Millionen Euro in Radwegeinfrastruktur in Peru investiere. Diese Zahl ist nicht nur blanker Unsinn, wie man hier nachlesen kann, es handelt sich außerdem auch nicht um Geld, das von der aktuellen Regierung eben mal so rausgehauen wurde, sondern um eine langfristige Zusammenarbeit. Die fragliche Maßnahme wurde übrigens während der letzten Groko 2020 beschlossen.
Darüber hinaus gibt es valide Gründe dafür, dem Land für die Entwicklung einer Fahrradinfrastruktur unter die Arme zu greifen.
Ich greife mal ganz gezielt einen Punkt heraus:

Die Industriestaaten des hochentwickelten Westens haben lange Zeit hervorragend von der Ausbeutung ihrer (ehemaligen) Kolonien gelebt – und tun es noch. Auch wir hier in Deutschland und sogar „unsere Landwirte“ (Stichwort Dünger).
Bodenschätze wie fossile Energien, Edelmetalle, seltene Erden und Minerale, aber auch landwirtschaftliche Produkte wie Fisch, Avocados, Weintrauben oder Mais (gern als Kraftfutter für europäisches Mastvieh). Nicht zu vergessen, dass des Deutschen liebste Feldfrucht und (nicht nur nett gemeinter) Spitzname, die Kartoffel, aus Peru stammt. Oder dass wir sehr viel peruanischen Kaffee trinken. Seit etwa 40 Jahren haben peruanische Landwirte außerdem Spargel im Anbau, weil die Europäer zu ungeduldig sind, auf die recht kurze Spargelsaison in ihren eigenen Ländern zu warten.
Schaut einmal im Januar in die Prospekte eures Lebensmittelhändlers, wie viele Produkte aus Peru in unsere Supermärkte kommen, obwohl wir selbst sie auch anbauen, nur halt nicht im Winter.

Ich halte es für gerecht(fertigt), wenn wir unsererseits dort mithelfen, dass die Verkehrsinfrastruktur in den Ländern, von denen wir wirtschaftlich profitieren, mit der Entwicklung der Länder mithalten kann. Und das auf eine nachhaltige, umweltschonende und inklusive Weise. Inklusiv deswegen, weil sich auch wirtschaftlich schlechter gestellte Menschen, oft Indigene und/oder Frauen, ein Fahrrad (im Gegensatz zum Auto) leisten können und damit unabhängiger werden. Teilhabe darf kein hohles Schlagwort ohne Füllung bleiben.

Das berühmte Über-den-Tellerrand-schauen hat keineswegs ausgedient. Auch und vielleicht sogar erst recht nicht in einer Zeit, in der wir uns die ganze Welt aufs Smartphone holen.
Just my 2 Cents.


Entdecke mehr von Annuschkas Northern Star

Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

Autor: Annuschka

Ostwestfälisch beharrlich, meistens gut gelaunt, Buchhändlerin, Ehefrau, Mutter von drei tollen Töchtern, Hundemama, Jugendarbeiterin (in zeitlicher Reihenfolge des Auftretens). Mit vielen Interessen gesegnet oder geschlagen, je nach Sichtweise ;-)

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..

Schreibmans Kultbuch

schreibmanblog

Hausgemachtes

in den Wind geschrieben

Annuschkas Northern Star

Sein. Lesen. Schreiben. Glauben. Nähen. Kochen. Garten. Und vielleicht noch mehr.

Don Esperanza's ramblings

Hell, ruhig und klar, an wehmütige Erinnerungen rührend, zugleich aber mit einer milden Strenge in die Tiefe gehend. Schön wie ein Traum und greifbar wie die Wirklichkeit. (Tamiki Hara)

Sophie bloggt

Anmerkungen zum Leben

Alltagsgeschichten

Wie ich die Dinge sehe!

...mal nachgedacht

Des Wilhelms andere Seite:

Ach der nun wieder ...

Nebensächliches ohne "roten Faden", teilweise mit Fotos bestückt

Der Wilhelm

- - tageweise unsortiertes - -

Catrins Hobbys & anderes Allerlei

Hier geht es um Hobbys & Alltag, Küche, Garten, Familie, Gedanken - eben auch um "anderes Allerlei" ;-)

Brotbackliebe ... und mehr

Meine kreative Küche

Kaffeehaussitzer

Bücher. Photos. Texte.

Lass mal lesen!

Books für Kids & Teens

Linsenfutter

Tier-, Naturbeobachtungen und mehr. Als Hobbyfotograf berichte ich. Stets suche ich Futter für die Linse meines Fotoapparates.

Regenbogen und Freudentränen

Von innen nach außen und von außen nach innen. Texte und Fotos

ROYUSCH-UNTERWEGS

Reiseberichte, Radtouren, Wanderungen, Bilder und mehr ....

Kommunikatives Lesen

Rezensionen zu aktuellen Büchern aus den Beststeller-Listen

Gnubbels kleine Gedankenwelt

Wenn man niemanden zum Reden hat aber die Gedanken und Erlebnisse einfach raus müssen...

Unterwegs ist das Ziel

manchmal ist das unterwegs wichtiger als das Ziel

Allerlei Gedanken

von Monika Huber

Sterntaler

Die Ostsee unter Segeln entdecken

Ich lese

Bücher sind die Freiheit des Geistes

Schnippelboy

Ein Tagebuch unserer Alltagsküche-Leicht zum Nachkochen

Birthes bunter Blog-Garten

Grüner Garten-Frische Küche-Bunte Alltagswelt

Stachelbeermond

Wie das Leben - schön und stachelig

Wortman

Willkommen in den WortWelteN

CoffeeNewstom

Toms Welt des Kaffees

Marthas Momente-Sammlung

Bilder, Gedanken, und Geschichten.

The Organized Coziness

Interiorblog | Wohnen • Lifestyle • Kreatives

mutter-und-sohn.blog

Kluge Gedanken. Aus dem echten Leben

wortverdreher

Texte und Gedichte zu den Themen Tanzen und Leben

Kulturbowle

KulturGenuss, Bücherlust und Lebensfreude

reisswolfblog

"Bücher bieten keine wirkliche Rettung an, aber sie können den Geist davon abhalten, sich wund zu kratzen." - David Mitchell

wortwabe

Lies mich! Read me!

Naturgeflüster

Impulse für ein natürliches Leben

Taufrisch war gestern

Birgit Jaklitsch: Journalistin, Bloggerin, Autorin

romanticker-carolinecaspar-autorenblog.com

Vorstellung meiner Bücher - Blog: Romanti(c)ker

Künstlerhof Lavesum

Einblicke, Geschichten und mehr

Natis Gartentraum

Alles rund um den Garten, Ausflüge und mehr

Meine literarische Visitenkarte

Aus der Feder geflossen und vor die Linse gesprungen

Steinegarten

Pflanzen, Steine und mehr