Ein Roman aus der Reihe Highland Happiness
Was macht frau, wenn ihr wichtigstes Körperteil auf einmal ihre „vier Buchstaben“ sind und sie auf das mehr oder weniger stille Herumsitzen zurückgeworfen wird? Richtig, sie freut sich einen Wolf, dass eines ihrer liebsten literarischen Ausflugsziele einen neuen Titel bei Netgalley zur Verfügung stellt.
Zumindest das passte wie Faust aufs Auge und so konnte ich die ersten Tage der erzwungenen Ruhepause wenigstens im Kopf eine kleine Reise in mein schottisches Herzensdorf Kirkby unternehmen. Ich glaube, ich erwähnte bereits, dass ich dorthin sofort eine Auswanderung in Erwägung ziehen würde, oder?
Was soll ich sagen, mit jedem Buch fühlt es sich ein bisschen mehr nach einem zweiten (oder eher dritten, da ist schließlich auch noch Heiligenhafen) Zuhause an. Zusehends füllt sich das Dorf mit den Geschichten der Bewohner. Mit jedem Buch kommt mal jemand dazu oder ist auf der Durchreise, eine Person (oder auch zwei) aus vorhergehenden Bänden rückt in den Mittelpunkt, während die Protagonisten der älteren Bände eine immer lebendigere und buntere Kulisse bilden. Dabei bleibt der dörfliche Charakter trotz der vielen Innovationen und Projekte, für deren Verwirklichung Bürgermeister Collum ungeahnte Energien aufbringt, immer gewahrt.
Ja, es ist definitiv Eskapismus, der mich so gern in Kirkby verweilen lässt. Es ist auch die tiefe Sehnsucht nach Problemen, die (durch das Zusammenwirken von verschiedenen Personen, die zwar sehr unterschiedlich ticken, aber das beste für ihr Dorf wollen,) gelöst werden. Stichwort Selbstwirksamkeit. Mal kreativ, mal pragmatisch, aber eben gelöst:
Es gibt Drama, es gibt Streit, es gibt Missverständnisse, aber am Ende entscheiden sich die Leute aktiv für das konstruktive Miteinander. Und allein für das Gefühl, das sich beim Lesen einstellt: Siehst du, geht doch! lohnt sich jede Reise nach Schottland. Finde ich zumindest.
Im vorliegenden Buch geht es um Susan, die eine gefeierte Profi-Fußballerin war, aber durch einen Unfall (?) ihre Karriere an den Nagel hängen musste. Sie lebt in Kirkby und ist befreundet mit Davie, der als begnadeter Schreiner alles baut, was sich irgendjemand im Dorf nur wünschen kann. Und wer weiß, vielleicht steckt ja noch mehr in ihm?
Beide haben ihre Päckchen aus der Vergangenheit zu tragen, Päckchen, die beim Lesen einen Schauder über den Rücken rieseln lassen, und zwar keinen angenehmen. Aber auf ihre Freundschaft können sie sich verlassen.
Oder etwa doch nicht?
Und dann sind da natürlich noch die heimlichen Hauptfiguren: 29 süße Welpen, drei liebevolle Hundemamas, ein stolzer Hundepapa – und ein adoptiertes Schweinchen🥰.
Mehr möchte ich nicht verraten. Nur so viel: wenn ihr euch auf das Abenteuer Kirkby einlasst, dann erwartet euch eine warmherzige Dorfbevölkerung, die den Spagat zwischen Tradition und Aufbruch wagt, die zwischen Klatsch, Tratsch und gegenseitiger Unterstützung vieles auf die Beine stellt und die sich sicher manche von uns ganz dringend so oder ähnlich in der Realität des Jahres 2024 wünschen. Geschrieben von einer sehr humorvollen Autorin, es lohnt sich auch, ihre Internetpräsenz, die Autorinnen-WG, zu besuchen.
Liebe Carin, falls du dieses hier liest: Pass bitte gut auf Collum auf. Ich fürchte, der Gute wird irgendwann in einen Burnout steuern, wenn er in dem Tempo das Dorf weiterentwickelt😉.
Bibliographische Angaben: Charlotte McGregor, Highland Happiness – Die Schreinerei von Kirkby, Talos Verlag, ISBN 978-3-910843-01-1, € 14,99
Erscheinungsdatum: Montag, 18. März 2024
Wenn du heute Vormittag deinen bevorzugten Buchdealer (vor Ort natürlich) anrufst, kannst du es druckfrisch abholen.
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